SPD: Halleluja, der Kassensturz ward uns geboren!

Die Sozialdemokraten feiern den doch noch geretteten Haushalt für 2024 mit einem „Habemus Haushalt“ und setzen Kevin Kühnert für einen „Sozi-Toaster“ in Szene. Ein dickes Lob an die SPD-Führung: Mit ihrem Marketing nimmt sie dem Glossisten die Arbeit ab.

Screenprints: via X - Collage: TE

Dass die politische Sprache religiös geworden und die religiöse Sprache politisch geworden ist, bleibt Zeichen der Zeit. Die Politik will die Menschheit erlösen und so mancher Bischof will politischen Einfluss nehmen. Da ist es nur recht und billig, dass die Kanzlerpartei an erster Stelle steht.

Früher war „Haushalt“ mal das langweiligste politische Thema. Journalisten haben sich regelrecht darum gedrückt. Die Haushaltswoche war nur deswegen wichtig, weil der Kanzler bei der Generaldebatte auftrat. Aber die restlichen Sitzungstage: selbst für Abgeordnete und Mitarbeiter eine quälende Angelegenheit. Königsprivileg des Parlaments? Pah! Gratis-Valium für Hinterbänkler!

Aber alles neu macht die Ampel-Koalition. Jetzt ist Haushalt nicht mehr langweilig. Langweilig war er, weil er von selbst kam. Haushalt hat man eben. Ausgerechnet unter Olaf Scholz, treffenderweise früher selbst Finanzminister und der perfekte Werbeträger für Einschlafmittel, ist Haushalt ein Vabanque-Spiel, Russisches Roulette, ja: politischer Nervenkitzel geworden. Unter dem drögesten Kanzler wird der drögeste Teil der drögesten Politik plötzlich ein Action-Thriller.

Die SPD kann also nicht tiefstapeln. Nicht weniger als ein „Habemus Haushalt“ verkündete sie feierlich auf ihrem X-Account. Man hätte auch sagen können: Habemus Steuererklärung. Habemus Müllabholung. Habemus Schneeräumung. Auch alles routinierte Abläufe, bei denen früher kein Hahn, auch nicht der von Petrus, gekräht hätte. Aber wer mal einige Zeit in Berlin oder München gelebt hat, weiß nunmehr, dass mit genügend linker Politikbeteiligung auch diese langweiligsten organisatorischen Vorgänge zum Abenteuer geraten sind. Und war es nicht der Katholik Franz Müntefering, der ja einmal verkündet hat, dass der SPD-Parteivorsitz das schönste Amt neben dem Papst sei?

Dass der Botschaft anhaftet, dass eine Haushaltsverabschiedung, die eine Unzahl von Bundes- und Reichsregierungen zuvor unproblematisch Jahr für Jahr über die Bühne gebracht haben, für die Sozialdemokratie nunmehr mindestens einen Akt wie eine Papstwahl darstellt, ist zwar überraschend; aber im Wirtschaftsministerium beklagen sich ja Robert Habecks Mannen bekanntlich auch darüber, dass sie unter dem Druck des Amtes zusammenbrechen. Der letzte Papst ist bekanntlich aufgrund der Last zurückgetreten, vielleicht ein Vorbild, dass sich so mancher nehmen sollte – doch, Obacht, wir wissen alle, was danach gekommen ist!

Dass die Sozialdemokratie sich zwar am katholischen Wording bedient, aber vor allem den katholischen Kitsch abgreift, zeigt sich im zweiten Stunt der medialen Avantgarde von Kühnert und Co. Der Generalsekretär erscheint als Werbeträger für einen „Sozi-Toaster“, allerdings mit dem Charme des katholischen Miefs der 1950er Jahre. „Uns Sozis kann niemand so schnell die Butter vom Brot nehmen“, meint der Sprecher im Off, während Genosse Kühnert in den Toast beißt. Da bleibt auch dem Autor dieser Zeilen nur zu sagen: Die beste Satire schreiben die Sozis ungewollt über sich selbst.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 12 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

12 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
P. Pauquet
11 Monate her

*SPD: Halleluja, der Kassensturz ward uns geboren!* Ist diese Formulierung ein original SPD Erguss, oder eine Idee von Tichy? … Wie auch immer, ich würde nur den Artikel von „der“ zu unbestimmt in „ein“ ändern. Denn das wird vorerst nicht der Letzte gewesen sein. Und wenn man pingelig ist, war das noch nicht einmal ein Kassensturz und schon gar nicht ein echter Haushalt. Der würde dem Saftladen noch nicht einmal erkennbar sein, wenn er ihnen auf die Füße fällt. – Für diese „Leistung“ gönnen sie sich auch ein paar Milliönchen als Sonderboni. Ich dachte bisher, das gibt es nur in… Mehr

Last edited 11 Monate her by P. Pauquet
Guzzi_Cali_2
11 Monate her

Ich fand den Kommentar in einer großen US-amerikanischen Zeitung sehr gut: „Es ist interessanter, Wasser beim kochen zuzuschauen, als einer Rede von Olaf Scholz zu folgen.“ Das trifft den Punkt. Wie soll ein vollkommen uninspirierter, seniler, langweiliger, in meinen Augen bösartiger, Mensch ein einstmals tolles Land wieder nach vorne bringen.

Last edited 11 Monate her by Guzzi_Cali_2
Nibelung
11 Monate her

Und was für einen Führer die Roten und Grünen haben, eine einzige gähnende Langeweile mit nichtssagenden Floskeln und gepaart mit der gleichen Hinterlist wie seine Vorgängerin und eher einem Deja-Vu gleicht und müßte er sich nicht ständig sichtbar am eigenen Rever festhalten um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, was noch kommt, wenn die Zeit reif ist. Die Schuldenorgie, die uns schon seit langem überfallen hat wurde doch gerade unter ihm maßgeblich mitgetragen und lügen tut er auch, was in der Warburg-Steueraffäre ja offensichtlich ist und heute stellen sich diese Brüder und Schwestern im sozialistischen Geiste hin und präsentieren sich als… Mehr

Judith Panther
11 Monate her

OMG!
Im ersten Moment hielt ich die beiden Plakate wirklich für Satire!!
Bei dem SPD-Toaster dachte ich, er solle aussagen,
daß aus manchem Dummschwätzermaul so viel heiße Luft kommt, daß man damit sogar ein Toastbrot bräunen kann.
Dabei könnte man das alleine schon mit dem Dünnschiß, den sie labern.

Last edited 11 Monate her by Judith Panther
Haba Orwell
11 Monate her
Antworten an  Judith Panther

Auf dem linken Bild ist der dritte Punkt merkwürdig – wissen die Genossen, in welchem Land sie leben? Als ich zuletzt mein Perso betrachtet habe, stand Bundesrepublik Buntschland mit einem Bundespleitegeier drauf. Definitiv kein Dreizack (in diesem Fall würde mir eine Reise gen Osten drohen, die durchschnittlich nach 1,5 Monaten mit dem Ableben endet).

hansgunther
11 Monate her

Habemus Pech gehabt!
Ein Volk das vergessen hat, wann es Zeit ist auf die Barrikaden zugehen, hat es wohl nicht anders verdient. Wußten schon die ollen Römer: Ceterum censeo Berlinem esse delendam!

pbmuenchen
11 Monate her

Das alles wir ein unrühmliches Ende finden, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

GWR
11 Monate her

Ich kann es nicht anders sagen, aber diesen Versagern ist nichts mehr peinlich. Jedes weitere Wort wäre überflüssig, genau wie diese Politikdarsteller.
Ist das schon die berühmtberüchtigte verfassungsschutzrelevante Delegitimierung?

flo
11 Monate her

Ist das nicht rassistisch, sich als Weißbrot zu identifizieren? Wo bleiben da die Vielfaltsbeauftragten der Partei? Obwohl, Ferda Ataman könnte‘s mögen. Aber dann doch lieber einen Lippenpflegestift aus dem Shop oder einen Kaffeebecher Olaf Scholz oder Streichhölzer mit der Aufschrift „Auch hier sind wieder nur die Roten zu gebrauchen.“ Zum Feuerlegen?

JohnDoe1988
11 Monate her

Das ist wieder einmal einer dieser „Bin ich in der Twilight Zone?“ Dinge. Diese Schei.. kann sich doch keiner mehr ausdenken. Grundgütiger unser Land ist so im Eimer, man kann es kaum fassen.

Alf
11 Monate her

Und aus den Hochöfen in Schland steigt weißer Rauch auf.

Warum verbrennt Robert Habeck das Geld nicht gleich im Hochofen?

https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus249075514/Haushalt-2024-Warum-verbrennt-Habeck-das-Geld-nicht-gleich-im-Ofen.html