Klimakleber und ein Staat, der mitspielt

Sie kleben wieder, und das Ritual ermüdet: Warum eigentlich nicht allen Menschen ihren Willen lassen – und sie halt kleben lassen? Wie der Staat mitspielt und sich mitschuldig macht bei der Infantilisierung.

Screenprint via Twitter

Verzweifelt reißt sich der Anfangs-Vierziger die Schiebermütze vom Kopf, versucht ein schmerzverzerrtes Gesicht zu ziehen. Setzt die Mütze wieder auf. Er hat ja seine Lauterbach-Lektion gelernt: Hitze lässt Gehirne schrumpfen. Aber keine Sorge, aus dem Spiel wird schon nicht ernst.

Er hat sich auf den Asphalt geklebt und oh Schreck oder Gott sei Dank: Es findet sich jemand, der ihn geduldig wieder vom Boden löst. Nebenan sitzt einer, der von etwas bedrückt guckenden Feuerwehrmännern freigeklopft wird. Es sind ikonische Bilder – Bilder einer infantilen Gesellschaft.

Wiederholte Manipulation beim MDR
Schmerzensschreie für das Klima
Da sind die Kimakleber, die sich selbst Leid zufügen wie Kinder, die vor Zorn etwas zu heftig mit dem Fuß aufstampfen oder ihre Barbie-Puppe an die Wand donnern. Einerseits kleben sie sich dahin und wollen möglichst bleiben, bis der Klimawandel aufhört. Bekanntlich kann das noch etwas dauern, vielleicht 200 Jahre oder so. Dann sind sie wiederum froh, dass sie vom Asphalt oder vom Boden einer Fahrzeughalle gelöst werden – irgendwann fordert die Natur ihr Recht – von freundlichen Helfern der Feuerwehr, die sie unter deren Arbeit natürlich beschimpfen und beschuldigen.

Was das Ganze mit Klimawandel zu tun hat? Es ist ein Happening gelangweilter Mittelstandskinder, die gerne mal Drama erleben würden. Drama gibt es ja sonst nur auf Netflix – brutales, fürchterlich reales jeden Tag in der Ukraine, aber da ist es auf dem Bildschirm und kann weggezappt werden.

Drama – aber nur, wenn es dann doch gut endet, wozu haben wir Polizei und Feuerwehr? Und so kommen Hammer, Meißel und Olivenöl zum Einsatz, um die Klimaklebekinder von sich selbst zu befreien. Davor aber bitte noch etwas Show, die Schiebermütze vom Kopf gerissen und ein leidverzerrtes Gesicht. Zur Not von TV-Sendern vervielfachte oder verstärkte Schmerzenschreie.

Wie bei Kindern spielen die Eltern keine Rolle. Egal ob Vati und Mutti hart arbeiten müssen, die paar Euros zählen, die nach Abzug der Steuern und Abgaben noch übrig bleiben, und vielleicht noch andere Sorgen haben: Im Zentrum steht der Sohnemann in seinem Zorn.

Und bei Kimaklebekindern spielen diejenigen keine Rolle, die zur Arbeit müssen, zum Arzt, zur Familie, der kranken Oma. Klimaklebekinder in schicker Schiebermütze sehen nur sich und den Asphalt und alles Leid der Welt, so lange es nur weit genug weg ist.

Und wie gute Kinder vertrauen sie natürlich darauf, dass der Nanny-Staat sie befreit, dass Mutter Feuerwehr sie tröstet und der Vati von der Polizei ihnen verzeiht und das Taschengeld umgehend erhöht. Eisern schweigen die Polizisten und Feuerwehrmänner, hin und wieder lässt sich an der Mimik ablesen, dass die mit dem Asphalt verschmolzene Hand lieber mal in einem schnellen Ruck abgerissen werden würde, anstatt das Pfötchen sorgsam mit Speiseöl auszulösen.

Aber das hat man ihnen in Kursen zur Gewaltfreiheit eingetrichtert: Klimakleber sind sorgsam zu behandeln, Grobheiten nur an diejenigen, die von den Klimaklebern grob behandelt werden.

Schließlich kleben die einen für die Rettung des Planeten, dafür müssen alle anderen mit ihren simpel irdischen Bedürfnissen zurücktreten.

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Langsam allerdings scheint sich der Wind zu drehen. Die Polizei schleppt Klimakleber davon. Die spielen dabei „nasser Sack“, das haben sie in ihren Kursen mühsam erlernt. Es heißt „passiver Widerstand“ und bedeutet: Lass nicht mit dir reden, sei uneinsichtig, stelle dich stur und mache dich so schwer, wie du nur kannst.

Bemerkenswert, dass man das noch in Kursen lernen muss.

Merke: Klimakleber sind kein Drama, sondern Teil eines Spiels. Dazu gehören die Sich-auf-den-Asphalt-Kleber. Aber alleine macht kleben keinen Spaß. Sie brauchen die Feuerwehr, die sie löst, und die Polizei, die sie beschützt. Denn sonst könnten genervte Autofahrer das im Do-it-Yourself-Verfahren lösen, und zwar schnell und unkompliziert. Auch wenn sie vermeintlich weggetragen, oder „eingeknastet“ werden, wie sie es nennen. Klimakleber brauchen den Staat als Nanny, und der macht bereitwillig mit.

Und so infantilisiert sich eine Gesellschaft mit seltsamen Spielen. Altersgerechter wäre es, wenn die Polizei um die Kleber ein paar Warnschilder aufstellen, die Fahrbahn auf Grünstreifen erweitern und Umleitungen organisieren würde. Einfach so, und sich dann wieder ernsthaften Aufgaben widmen. Dann wäre alles schnell vorbei. Aber so werden Polizei und Feuerwehr in ein Spiel einbezogen, dessen Kosten die Bevölkerung trägt, die sie eigentlich schützen sollte.

Bis in die USA amüsiert man sich über die theatralischen Klimakleber:

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Kommentare ( 92 )

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Gerhard Lieb
11 Monate her

Sie hatten im Kontrafunk völlig recht, dass das Terroristen sind, weil sie setzen Menschenleben aufs Spiel.
Ein Flugzeug mit einem medizinischen Notfall an Bord, wo alles Notwendige am Flughafen schon in die Wege geleitet wurde, kann dort nicht landen wenn diese Terroisten die Landebahn blockieren.
Wertvolle Zeit verstreicht, bei internistischen Notfällen kann dies tödlich enden.
Im Straßenverkehr ist es ja schon passiert

Leroy
11 Monate her

Verkehr umleiten, kleben lassen, warten bis sie sich eingenässt haben und dann ordentlich Fotos machen.

Leroy
11 Monate her

Wenn ich mich gegen die zunehmende Migration festklebe bekomme ich dann die gleiche Behandlung der Ordnungsmacht?

Riffelblech
11 Monate her

Die Herangehehsweise des Staates an die Aktionen der Klimakleberei zeigt die totale geistig— moralische Hilflosigkeit dieser Institution.
In dieser Richtung — dem Mantra des Klimahysterischen Geschreies .
In der viel wichtigeren ,weil produktiven Richtung ,nämlich der Infragestellung der Handlungsweisen genau dieses Staates ist er knallhart.
Siehe Corona, siehe Kritik an dem Klimahype,siehe politische wirkliche Opposition.
Dieser Staat ist wie ein totes Wildschwein im Walde . Er wird von denen konsumiert die sich ein aktives ,agiles und widerstandsfähiges Wildschwein/ Staatsgebilde niemals leisten könnten weil sie einfach zu schwach und zu dumm sind mit diesem umzugehen.

Gabriele Kremmel
11 Monate her

Warum weigern sich die Feuerwehrleute, Polizisten und sonstige Infragekommende nicht einfach, diese ethisch verwerfliche Arbeit zu machen.

Wer will schon jemanden gegen seinen Willen von der Straße lösen, der sich dort extra angeklebt hat jeden der Aggression gegen sich beschuldigt, der ihn auch nur anfasst.

Sollen sie doch kleben bleiben…

Last edited 11 Monate her by Gabriele Kremmel
IJ
11 Monate her

Es handelt sich um Arbeitsteilung: Die Grüne Partei ist der politische Arm und „Fridays-for-Future“ und „Die-letzte-Generation“ der militärische Arm der ökofaschistischen Bewegung in Deutschland.

Last edited 11 Monate her by IJ
step
11 Monate her

Lieber StefanB, das würden Sie aber ganz bestimmt nicht machen, wenn sie Polizist wären. Der Marsch der Linken durch die Institutionen und das dauerhafte Festsetzen in diesen hat dazu geführt, dass alle linksgrünen oder sonstige bunte *Aktivisten* und Straftäter mit Samthandschuhen angefasst werden müssen. Als Polizist riskieren Sie ansonsten schon wegen einer klaren Ansage ihre Beförderung, möglicherweise auch Arbeitsplatz, Dienstgrad und Pension und können sich in jahrelangen Ermittlungen sowie Dienstaufsichts- und Gerichtsverfahren wiederfinden.

P. Pauquet
11 Monate her

An alle Kleber*innen/42!

Ich empfehle ganz ehrlich Red-Fix Kleber aus innerster Überzeugung. Vorher Handfläche kurz abwischen mit Primer BFX-11004. Dann unabbar!

P.S. Wenn ihr weg müsst wegen Polizei und so oder sonst flitzen müsst, einfach und easy Fell dalassen. Wo drauf und dran auch immer.

Bekannter Single aus der Werbung: „Hast Du Red-Fix an der Hand, kommst Du nicht mehr durch das Land!“

Querdenker_Techn
11 Monate her

Wenn Frau Faeser meint, die Flughafenbetreiber müssten ihre Zäune besser sichern, dann sollten die sich ein Beispiel an der früheren innerdeutschen Grenze nehmen. Die war in schlecht einsehbaren Bereichen auch ohne Wachpersonal durch doppelte Zäune und Selbstschussanlagen weitestgehend sicher.

JamesBond
11 Monate her

Es gibt halt keinen Klimawandel, vor allem nicht durch CO2 verursacht, sondern nur grenzenlose Dummheit.
Heute HSK auf 400m Seehöhe max. 23 Grad, meist 21 und Regenschauer – wer mit Beton die Städte zubaut und alte Bäume wegen einem Bahnhof oder wegen Tesla abholt, der muß halt schwitzen ?.