Juncker und der Luxemburger Franken

Während der Krise des einstigen Europäischen Währungssystems (EWS) ließ die Luxemburger Regierung im Geheimen 50 Milliarden in einer neuen, eigenen Währung drucken, dem Luxemburger Franken.

© Dan Kitwood/Getty Images

Berühmt berüchtigt haben zwei Aussprüche von Jean-Claude Juncker gute Chancen, in die Geschichtsbücher einzugehen, als so etwas wie die Selbstbeschreibung der Mandarine der EU:

„Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.”

„Wenn es ernst wird, muss man lügen.”

Nicht in die Geschichtsbücher wird es der neueste Eintrag von Juncker schaffen, der in die Tage des Feilschens um die Besetzung der obersten Posten der Mandarine der EU besonders passt – und angesichts der Überlegungen zu irgendwelchen Formen von Parallelwährung in Italien reif fürs Kabarett ist. Die NZZ schreibt:

„Er habe vor einem Saal voller Notenbanker ein feierliches Geständnis abzulegen, sagte EU-Kommissions-Präsident Jean-Claude Juncker am Mittwoch am Zentralbanken-Forum der Europäischen Zentralbank im portugiesischen Sintra mitten in seiner Rede über die Währungsunion. Und dann kam es: Während der Krise des einstigen Europäischen Währungssystems (EWS) habe die Luxemburger Regierung im Geheimen 50 Milliarden in einer neuen, eigenen Währung drucken lassen, dem Luxemburger Franken.”

Anmerkung: Luxemburg hatte damals den belgischen Francs als Währung.

Dass Juncker am Ende sagt, heute verurteile er sein damaliges Verhalten entschieden und in der Währungsunion wäre eine solche Massnahme „völlig undenkbar, unverantwortlich, rücksichtslos”, darf jeder schon deshalb außer Betracht lassen, da im Zweifel der Juncker-Satz gilt: „Wenn es ernst wird, muss man lügen.”

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 32 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

32 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Perlentaucher10
5 Jahre her

Man denke nur an die Blümsche Lüge, die Rente sei sicher.

Perlentaucher10
5 Jahre her

Mein Gott, muss der wieder Schmerzen haben.

Mein Onkel
5 Jahre her

Es gilt das alte Sprichwort: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.“

schwarzseher
5 Jahre her

Inzwischen lügen die vom Brüsseler EU-Moloch bis zum Hamburger EulenSPIEGEL doch täglich.

Babylon
5 Jahre her

„Wenn es ernst wird muß man lügen“ Natürlich, selbstverständlich, wie sollte es auch anders gehen. Als Merkel und Steinbrück deutsche Sapareinlagen „garantierten“, haben sie auch gelogen, allerdings so offenkundig, weil diese Garantie einfach nicht einlösbar gewesen wäre. Die Masse der Angesprochenen hat es trotzdem geglaubt und das Mittel seinen Zweck erfüllt.
Italien macht jetzt eine Nebenwährung zum Euro und modifiziert „Wenn es ernst wird muß man lügen“ zu „Wenn es ernst wird muß man handeln.“ Die EU-Oberen kochen, können aber nichts tun als rumzuschreien.

bkkopp
5 Jahre her
Antworten an  Babylon

Am 5. Oktober 2008 war für mich der ohnedies schon kleine Rest an Vertrauen in Merkel/Steinbrück verbraucht. Der Fernsehauftritt hat mich buchstäblich aus dem Sessel gehoben. Ich habe ihn damals wie heute als verfassungsrechtlich und finanzwirtschaftlich als grössenwahnsinnge Anmassung gehalten. Heute würde man das vielleicht “ trumpisch “ nennen. Schade, dass niemand in Karlsruhe geklagt hat.

Wibke Nolte
5 Jahre her
Antworten an  Babylon

Als Merkel und Steinbrück diese „Garantie“ abgaben, wurde mir so richtig klar, wie ernst die Lage ist. Es war das Gegenteil von Beruhigung.

Aufgewachter
5 Jahre her

Der Satz „Wenn es ernst wird, muss man lügen” gilt für das gesamte Europäische Parlament und dessen Gremien. Junker war lediglich der erste der es Aussprach, ob er zu diesem Zeitpunkt einen „krankheitsbedingten“ Ausfall hatte bleibt offen.

Wilhelm Cuno
5 Jahre her

Ich finde es gut, dass er es offen zugegeben hat. Ein historisches Faktum mehr, eine Verschwörungstheorie weniger. Jedes Geständnis hilft, selbst ein spätes, ja manchmal sogar ein zu spätes.

Alf
5 Jahre her

is doch pillepalle

manfred_h
5 Jahre her

Mhh, ich überlege gerade, WAS Juncker -nach so langer Zeit- dazu veranlaßt haben könnte gerade jetzt o. aber warum überhaupt sein Geheimnis zu lüften??
Zufall? Ein Ischias-Anfall? Oder….?

Babylon
5 Jahre her
Antworten an  manfred_h

Warum gibt er das jetzt zu mit dem „Luxemburger Franken“? Hat zu tun mit der italienischen neuen Parallelwährung.

manfred_h
5 Jahre her

Zitat: „Dass Juncker am Ende sagt, heute verurteile er sein damaliges Verhalten entschieden und…“

> Abgesehen davon, dass ich schon unseren berlinern Politikern nicht glaube u. traue und erst Recht nicht jenen Politikern der brüsseler Zentralregierung, so glaube ich dann auch gerade erst Recht bei den Politikern an das Sprichwort „wer einmal lügt der lügt immer“!