Viele gute Entscheidungen, nicht ein paar Home Runs führen zum Erfolg

Gerade in der aktuellen Zeit ist es wichtiger denn je, seine Finanzen selbst in die Hand zu nehmen, fundiertes Wissen aufzubauen und die aktuelle Marktlage als einmalige Chance für den eigenen Vermögensaufbau zu nutzen. Zusätzlich sollte man sich durch gezielte Maßnahmen vor schleichender oder direkter Enteignung schützen.

Genauso, wie gute Gewohnheiten oder gute Investitionen zusammenwirken, verbessern sich auch unsere Entscheidungen. Je früher Sie lernen, Ihre Entscheidungen zu verbessern, desto besser sind die Ergebnisse. Die kumulativen Auswirkungen einer etwas besseren Entscheidungsfindung, wie der Zinseszins, können auf lange Sicht enorme Auswirkungen auf alles haben, was wir tun. Egal wie gut Ihre Entscheidungen sind, Sie können keine guten Ergebnisse garantieren. Sie können nur die Chancen verbessern, dass Sie ein besseres Ergebnis erzielen werden.

Wenn Anleger einem guten Anlageprozess folgen, werden sie langfristig sicher erfolgreich sein, auch wenn die Auswirkungen möglicherweise nicht sofort sichtbar sind. Ein guter Anlageprozess zeigt sich nicht in einem Vierteljahr oder halben Jahr, sondern über die Zeit. Ein guter Investor zu sein, erfordert zwei gegensätzliche Fähigkeiten. Sie müssen selbstbewusst und unabhängig sein; aber gleichzeitig müssen Sie bescheiden und dazu bereit sein, Ihre Annahmen infrage zu stellen.

Für Aktionismus gibt es an den Börsen keinen Preis, nicht einmal Fleiß wird belohnt. Investieren ist nicht wie olympisches Tauchen, bei dem die Richter zusätzliche Punkte für den Schwierigkeitsgrad vergeben. Vielmehr geht es beim Investieren hauptsächlich darum, auf die seltenen Momente zu warten, in denen die Chancen, Geld zu verdienen, die Chancen, es zu verlieren, bei Weitem überwiegen. Mit Geduld und Zeit im Markt werden Sie gewinnen. Haben Sie keine Angst. Andere Anleger sind nicht intelligenter als Sie. Selbst wenn Sie nur ein leicht überdurchschnittlicher Investor sind, der weniger ausgibt, als er verdient, können Sie im Laufe des Lebens nicht anders, als finanziell frei zu werden. Wichtig ist allerdings die Vermeidung von Verlusten oder, wie Warren Buffett sagt:

»Rule number one: Never lose money. Rule number two: Don’t forget rule number one.« (»Regel Nummer eins: Verlieren Sie niemals Geld. Regel Nummer zwei: Vergessen Sie Regel Nummer eins nicht.«) Denn um einen Verlust auszugleichen, wird folgende Rendite benötigt:

Irving Kahn, ein Investor, der bis zu seinem 110. Lebensjahr aktiv investierte (Sie lesen richtig, der gute Mann ist 1905 geboren und managte bis zu seinem Tod im Jahr 2015 mit seinen ebenfalls über 100-jährigen Brüdern gemeinsam einen Fonds), definiert die Verlusttoleranz wie folgt: Beim Investieren geht es vor allem um den Erhalt. Das muss Ihr erster Gedanke auf der Suche nach großen Gewinnen sein. Wenn Sie nur vernünftige Renditen erzielen und minimale Verluste erleiden, werden Sie ein wohlhabender Mann und übertreffen alle Spielerfreunde, die Sie haben, auch wenn es manchmal sehr schwerfällt. (Heute wird der Fonds übrigens von Kahns mittlerweile 80-jährigem Sohn geführt.)

Das optimale Portfolio ist eines, mit dem Sie nachts ruhig schlafen können. Es ermöglicht Ihnen, angemessene Renditen zu erzielen und gleichzeitig Ihre Lebensqualität und Kontrolle über Ihr Leben zu maximieren. Es wird den Test harter Rezessionen und anderer Aussetzer an der Wall Street bestehen. Die meisten akademischen Verständnisse des idealen Portfolios ignorieren die sehr realen menschlichen Faktoren, die eine Rolle spielen und die dazu führen können, dass Sie von der Strategie abweichen. Wenn wir uns eingestehen, dass wir uns bei etwas nicht sicher sind, sind wir offener dafür, unsere Überzeugungen zu überdenken. Wenn wir offener dafür sind, unsere Überzeugungen zu überdenken, entwickeln wir mit der Zeit eine genauere Sicht auf die Welt. Dadurch können wir die Qualität unserer Entscheidungen und langfristig die Ergebnisse, die wir erzielen, verbessern.

Eines unserer Vorbilder, wenn es um laterales Denken an der Börse geht, ist der Investor Charlie Munger. Er ist seit mehr als vier Jahrzehnten der Mann hinter und neben dem Investmentgenie Warren Buffett. Warum der fast 100-Jährige für den Erfolg von Berkshire Hathaway von so entscheidender Bedeutung ist, wird unter anderem durch seine Investmenttipps klar. Munger ist ein unersättlicher Leser.

Tichys Lieblingsbuch der Woche
Hans-Werner Sinn fürchtet ungebremste Geldentwertung
Er verbringt den größten Teil des Tages mit Lesen und Denken und stärkt und erweitert gleichzeitig seine mentalen Modelle in einer Vielzahl von akademischen Disziplinen. Durch den stetigen Ausbau seines Wissens über Jahre und Jahrzehnte hat Munger eine unglaubliche Grundlage geschaffen, auf die er bei der Bewertung von Investitionsmöglichkeiten zurückgreifen kann. Legendär ist seine Rede über 25 menschliche Fehleinschätzungen, die er erstmals im Jahr 1995 gehalten hat und die im Internet zu finden ist. Das Fundament dieses Denkansatzes ist für einen Investor unerlässlich. Daher haben wir die wesentlichen Punkte, gepaart mit unseren eigenen Beobachtungen der letzten Jahre, festgehalten [hier folgen zehn dieser Punkte in gekürzter Fassung – Anm. d. Red.]:

Die Macht von Anreizen verstehen
Wir neigen dazu, auf Belohnungen hinzuarbeiten und Bestrafungen zu vermeiden: Erkennen Sie die Macht von Anreizen. Anreize und Fehlanreize ändern unser Denken und Verhalten. »Omas Rule« lautet daher: Iss deine Karotten vor dem Dessert. Benutze diese Regel, um dich täglich dazu zu zwingen, zuerst deine unangenehmen und notwendigen Aufgaben zu erledigen, bevor du dich belohnst.

Die Neigung, etwas oder jemanden zu mögen/zu lieben
Wir neigen dazu, Fehler bei Menschen zu ignorieren, die wir mögen und die uns mögen. Man nennt das psychologische Verleugnung. Wir brauchen es, gemocht und geliebt zu werden. Bewunderung verursacht oder verstärkt auch Zuneigung oder Liebe. Die kann negative (Selbstzerstörung) oder positive (Selbstverbesserung) Rückkopplungsschleifen erzeugen.

Die Abneigungs-/Hass-Tendenz
Wir neigen dazu, die Tugenden von Menschen zu ignorieren, die wir nicht mögen und die uns nicht mögen. Dies kann zu irrationalen Verzerrungen führen.

Die Inkonsistenz-Vermeidungstendenz
Wir neigen dazu, Inkonsistenzen zu vermeiden, indem wir uns automatisch Veränderungen widersetzen. Diese Tendenz macht es viel einfacher, eine Gewohnheit zu verhindern, als sie zu ändern. Die meisten von uns haben viele schlechte Gewohnheiten, die wir beibehalten, obwohl sie als schlecht bekannt sind. Die Ketten der Gewohnheiten sind anfangs zu leicht, um sie wahrzunehmen, bevor sie dann so stark werden, dass sie kaum mehr durchbrochen werden können.

Die Neid/Eifersucht-Tendenz
»Nicht Gier treibt die Welt an, sondern Neid.« Warren Buffett
Wir neigen dazu, das zu begehren, was jemand anderes hat und was wir nicht haben. Das gilt für alles, was wir wertschätzen.

Die übermäßige Selbstachtungstendenz
Wir neigen dazu, uns selbst, unsere Entscheidungen, unsere Mitarbeiter und unseren Besitz zu überschätzen. Nach dieser Tendenz streben wir danach, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die so sind wie wir. Das heißt, wir denken, Menschen wie wir seien wertvoller, was wiederum zu schlechten Einstellungspraktiken führen kann und in der Regel zu massiv dysfunktionalen Gruppen führt.

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Marc Friedrich: »Steuer ist legitimierter Diebstahl. Inflation genauso.«
Die Stress-Einfluss-Tendenz
In Situationen, in denen wir unter starkem Stress stehen, neigen wir dazu, überzureagieren. Leichter Stress kann die Leistung verbessern, starker Stress kann zu Funktionsstörungen führen. Wenn Sie unter starkem Stress stehen, ist es besser, Entscheidungen zu vermeiden und sich stattdessen darauf zu konzentrieren, den Stress zu reduzieren.

Verfügbarkeit – die Tendenz zur Fehlgewichtung
Wir neigen dazu, das zu überschätzen, was uns leicht zugänglich ist, und das zu unterschätzen, was nicht verfügbar ist.

Die Twaddle-Tendenz
»Weise Männer sprechen, weil sie etwas zu sagen haben; Dummköpfe, weil sie etwas sagen müssen.« Platon
Wir neigen dazu, nur zu reden, um zu reden oder weil wir glauben, etwas zu wissen, obwohl wir es nicht wissen. Seien Sie ehrlich zu sich selbst und zu anderen, bleiben Sie in Bezug auf Ihr Wissen authentisch. Haben Sie keine Scheu zuzugeben, einmal etwas nicht zu wissen.

Die Lollapalooza-Tendenz
Wir neigen dazu, einer Kombination aus mehreren genannten Tendenzen zum Opfer zu fallen. Wenn sich Tendenzen verbinden, sind sie noch mächtiger, das heißt, sie führen eher zu Fehlentscheidungen.

Der Lollapalooza-Effekt ist ein Phänomen, bei dem technologische Durchbrüche, Effizienzgewinne und große Volumina wertschöpfend zusammenkommen. Im Bereich der Investitionen kann er Millionen von Anlegern dazu bringen, einen Sektor zu kaufen, einen anderen Sektor zu verkaufen oder auf eine andere Weise als »Herde« zu agieren. Diese Herdenmentalität ist der schlimmste Feind jedes Anlegers. Wenn Sie verkaufen, während alle anderen verkaufen, dann müssen Sie wahrscheinlich riesige Verluste hinnehmen.

Die Hypothekenkrise 2007/2008 ist ein Paradebeispiel für den Lollapalooza-Effekt. Bevor der Hypothekenmarkt implodierte, waren Makler hochmotiviert, Wohnungsbaudarlehen zu verkaufen, denn je mehr sie verkauften, desto mehr Geld verdienten sie. Plötzlich hatte jeder Marktteilnehmer eine andere Motivation. (…) Kein einzelner Akteur dachte an die langfristigen Folgen, und infolgedessen brach der Hypothekenmarkt aufgrund eines überwältigenden Zusammenspiels menschlicher Fehleinschätzungen zusammen.

Als Anleger ist es wichtig, zu erkennen, wann ein Lollapalooza-Effekt ins Spiel kommen könnte. Wenn verschiedene komplexe Szenarien und konkurrierende Motivationen aufeinandertreffen, kann dies zu einer unbeständigen Situation führen. Will man als Investor erfolgreich sein, geht es oft darum, Situationen zu vermeiden, die aufgrund der vielen beweglichen Teile äußerst schwer vorhersehbar sind. Mit anderen Worten: Wenn es keinen guten Weg gibt, um festzustellen, ob eine Investition klug ist, dann sollten Sie sich besser fernhalten.


Gekürzter Auszug aus:
Florian Homm/Moritz Hessel, Die Prinzipien des Wohlstands. Denke und investiere wie ein Milliardär. FBV, Hardcover, 464 Seiten, 25,00 €.


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Kommentare ( 2 )

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2 Comments
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Johann Thiel
2 Jahre her

Es gibt immer genauso viele „goldene Regeln“ für den Erfolg wie es „Ausreden“ für den Misserfolg gibt. Am Ende stimmt meist beides nicht, denn Erfolg hängt nur von der betreffenden Person selbst ab und ist nicht auf andere übertragbar.

Thorsten
2 Jahre her

Ich widerspreche: entscheidend sind die Richtungsentscheidungen, die alle weiteren Schritte bedingen.
Wer die versemmelt, der kann danach nur noch korrigieren. Siehe Ukraine-Krieg: die Fehleinschätzung mit „Brot und Salz begrüßt“ zu werden, ist in einem Fiasko geendet. Entweder hätte Putin den Krieg nicht begonnen, oder viel brutaler. So hätte er die nunmehr verlorene Moskwa aus allen Rohren hätte feuern lassen können.