Über den Begriff der Zeit hat man sich schon von alters her Gedanken gemacht. Was ist nun aber die Zeit? Sie erscheint uns als unaufhaltsame, unumkehrbare, lineare Abfolge von Ereignissen, die sich in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unterscheiden.
„Ich habe keine Zeit.“, wie oft benutzt oder hört man diesen Satz. Er bedeutet, dass im Moment nicht der richtige Zeitpunkt für ein bestimmtes Handeln gegeben ist. Aber kann man Zeit überhaupt haben, im Sinne eines Besitzes? Diese Frage muss man mit „nein“ beantworten. Für ein bestimmtes Handeln steht nur eine gewisse, messbare Zeitspanne zur Verfügung.
Wenn man einen dringenden Termin hat, kann man nicht gleichzeitig eine private Einladung annehmen, die zur Verfügung stehende Zeitspanne reicht für beides nicht aus, man hat dafür „keine Zeit“. Was ist nun aber die Zeit? Die Zeit (griechisch Xronos, lateinisch tempus) erscheint uns als unaufhaltsame, unumkehrbare, lineare Abfolge von Ereignissen, die sich in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unter- scheiden.
Über den Begriff der Zeit hat man sich schon von alters her Gedanken gemacht. Die ersten systematischen Gedanken über die Zeit sind von Platon überliefert. In seiner Ideenlehre entwickelt er den Begriff der ewigen Ideen, die das eigentlich Seiende sind und somit auch unabhängig von der Vergegenständlichung. Die Formen, die uns in Raum und Zeit begegnen, sind nur bewegte Abbilder davon.
Die Frage nach der Zeit ist also für Platon die Frage nach dem Sein. Die lineare Zeit, die Abfolge der Ereignisse ist für den Philosophen nur noch ein Ausdruck des ewigen Seins. Das ewige Sein existiert also jenseits der messbaren Zeit und es würde auch existieren, wenn es die messbare Zeit nicht mehr gäbe.
Der Mensch kann das Ewige nur in der Erscheinungsform des Nacheinanders erfassen. Für Gott ist dagegen alles Gegenwart. Es gibt weder Vergangenheit noch Zukunft, sondern es gibt eine Ge- genwart der vergangenen Dinge, ferner eine Gegenwart der gegenwärtigen Dinge, schließlich eine Gegenwart der zukünftigen Dinge. Diese Gegenwarten bezeichnet Augustin als Vergegenwärtigung.
Diese drei Zeitformen nehmen wir in unserem Geiste wahr, aber sonst nirgendwo. Augustin gibt weiterhin zu bedenken, dass man sich nicht über die Zeiten beklagen solle. Es gibt weder gute noch schlechte Zeiten, sondern diese Begriffe sind subjektiv.
Wie wir sind, so sind auch die Zeiten. Jeder schafft sich selbst seine Zeit! Lebt er gut, so ist auch die Zeit gut, die ihn umgibt. Er ruft dazu auf, mit der Zeit zu ringen und sie zu gestalten. Dadurch werden aus allen Zeiten heilige Zeiten. Zeit ist Leben und Leben ist Verantwortung, und Verantwortung möge die Zeit bestimmen.
Auszug aus: Helga Ranis, Leichter leben mit Philosophie. Quell-Verlag, Taschenbuch, 200 Seiten, 14,90 €
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