Migration und Globalisierung sind Prozesse, die Europa tiefgreifend verändern - und insbesondere Deutschland, das seine Grenzen so entschlossen geöffnet hat. Voraussetzung dafür ist das Wachstum der Bevölkerung in Afrika und die Vorstellung dass Gleichheit keine Grenzen kennen darf.
In Deutschland hat sich der Wertekanon stark in Richtung normativer Ethik verschoben. Das bedeutet konkret, dass jede Form des Nationalismus abgelehnt wird oder der Schutz des Generationenvertrags, der die Sozialversicherungs-Gemeinschaft begründet. Dieser Ideologie folgend ist niemand illegal und ein Migrant ohne Pass hat dadurch, dass er seinen großen Zeh über die deutsche Grenze streckt, einen lebenslangen Anspruch auf sämtliche Sozialleistungen, die ein Bewohner dieses Landes auch hat.
Die Gleichheitsreligion
Sieferle weist darauf hin, dass die Gleichstellung aller Menschen im Wertekanon an Bedeutung gewonnen hat. Dieser Anspruch wird immer mehr ausgeweitet. Während wir bis 2015 noch illegale Migranten an der Grenze abgewiesen haben, passiert dies nun nicht mehr. So sinnvoll und gerecht „Gleichheit“ auch sein mag, so gefährlich ist sie auch, da eben andere Länder dieses radikale Prinzip nicht mitmachen. Ich selber kann als Deutscher nicht einfach sagen, dass ich beanspruche, in Australien oder Kanada zu leben, da dort noch die empirische Moral gilt und die Länder selber aussuchen, wer einwandern darf.
Radikal weitergedacht ist auch jede Form des Eigentums ungerecht, weil der Eigentümer selber entscheiden kann, was er mit seinen Ressourcen macht. So hat Frankreich 2012 eine Reichensteuer unter Hollande von 75% eingeführt (und 2015 wieder aufgegeben). Natürlich war eine Mehrheit dafür, da nur wenige Franzosen davon betroffen waren. Allerdings haben so viele Millionäre Frankreich verlassen wie in keinem anderen Land der Welt. Grund ist, dass diese Leute Gegenmaßnahmen ergriffen, die der Ideologie des Staates entgegenstehen und die der Staat zunächst nicht einplant.
Sieferle sieht die Vision von der Gleichheit als radikalstmögliche Utopie, die westliche Gesellschaften vor einen massiven Umbruch stellt. Er spricht von „Gleichheitsreligion“. Diese hat allerdings gravierende Konsequenzen, die den Bürgern dieser Gesellschaften nicht vor Augen geführt werden.
Die Politik des Verschwindens
Sieferle schreibt direkt, dass er die derzeitige deutsche Politik der Massenmigration als krankhaft ansieht. Er begründet die Politik mit einem Schuldkomplex aus der Zeit von 1933-45. Dieser führe dazu, dass viele Deutsche sich am liebsten in Europa auflösen würden und den deutschen Nationalstaat abschaffen möchten. Die Auflösung des Nationalstaates wird als Fortschritt gesehen, jeder Versuch, diesen zu erhalten, als ewiggestrig und sogar gefährlich. Der Holocaust steht als größtes und unvergleichliches Verbrechen im Raum und die einzige Möglichkeit mit dieser Schuld umzugehen, sei die Auflösung des deutschen Nationalstaates.
In Deutschland geht diese Politik des Verschwindens einher mit Missachtung der eigenen Kultur und ihrer Errungenschaften. In den Medien reduziert sich der Diskurs auf die Zeit 1933-45 und sämtliche anderen historischen Ereignisse werden kaum noch beachtet. In anderen Kulturen ist diese Politik unbekannt. Die Chinesen ehren und bewahren ihre mehr als 4.000 Jahre alte Kultur und selbst die Amerikaner erinnern sich mit Stolz an die Errungenschaften ihrer noch so jungen Geschichte.
Demokratie oder Technokratie
In diesem eher theoretischen Teil analysiert Sieferle die möglichen Staatsformen und vergleicht diese mit den existierenden Demokratien. Es gibt demnach die Monarchie, Aristokratie und Demokratie. Allerdings haben alle drei Formen auch die negative Ausprägung, so kann die Monarchie in eine Tyrannei umschlagen, die Aristokratie in eine Oligarchie und die Demokratie in eine Ochlokratie.
Sieferle fragt nach einem Konkurrenzmodell der offenbar zunehmend dysfunktionalen westlichen Demokratien und kommt zum Modell der Technokratie. Das ist eine Expertenherrschaft, bei der Fachleute das Geschehen bestimmen und die Macht ausüben ohne Rücksicht auf Wähler. Sieferle sieht China als Vertreter der Technokratie an, wo offiziell die kommunistische Partei regiert, doch diese ihre ideologischen Wurzeln mit Mao-Nachfolger Deng und dem Bruch mit dem Kommunismus abgelegt und ein pragmatisches technokratisches System aufgebaut hat. Sieferle sieht dieses System als Alternative zu unseren Demokratien an, wertet aber nicht weiter, sondern lässt das im Raum stehen.
Rechtsstaat gegen Tribalstaat
Der Rechtsstaat ist eine moderne Errungenschaft und wurde in Europa erst im Spätmittelalter verwirklicht. Die Bürger Deutschlands haben sich dem Rechtsstaat weitestgehend gefügt und geben freiwillig Aufgaben wie soziale Fürsorge oder das Gewaltmonopol an den Staat ab, der diese Aufgaben dann im Gegenzug zu erfüllen hat.
Die derzeitige Massenmigration bringt aber Personen zu uns, die in tribalen Gesellschaften sozilaisiert wurden. Sie richten sich nicht nach dem Staat aus, sondern lokal nach dem Familienoberhaupt, dem Imam oder einer anderen Autorität. So kommt es derzeit in Deutschland vielfach zu Konflikten, da manche Migranten Polizei grundsätzlich ablehnen und selbst eine Verwarnung wegen Falschparkens zu wütenden Protesten ganzer Großfamilien führt, da diese schlichtweg den Staat nicht anerkennen. Das Grundproblem liegt darin, dass sie gedanklich in tribalen Strukturen verharren, die aber in Deutschland nicht offiziell existieren. Dieser Konflikt wird derzeit zu einem großen Problem durch die Schwäche des Staates, konsequent dagegen anzugehen.
Wichtig für den Rechtsstaat ist, dass er für jeden gilt. Ein Kanzler, der Recht bricht, ist nicht anders zu bewerten als ein Normalbürger, der gleiches tut. Hier hat nun Deutschland mit seiner normativen Ethik dieses Prinzip schlicht durchbrochen. Aus Sicht von Sieferle hat der Staat durch die Grenzöffnung und Rechtsbeugungen seine Auflösung eingeleitet. Einzige Gegenmaßnahme wäre Restaurierung des Systems und Sanktion der politischen Führung.
Ein weiteres großes Problem der deutschen Gesellschaft ist die Atomisierung. Wir haben viele Aufgaben wie das Durchsetzen der inneren Sicherheit an den Staat abgegeben und damit individuelle Freiheit erlangt, aber eine deutsche Frau kann sich bei der Existenz tribaler Strukturen nicht mehr sicher im öffentlichen Raum bewegen, wenn der Staat das Recht nicht konsequent durchsetzt. Das ist in Deutschland dadurch erkennbar, dass sich die individualisierten Bürger vielerorts aus den Innenstädten und den Bahnhofsgebieten zurückziehen und auch öffentliche Parks dem Drogenhandel preisgegeben werden.
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Die Krise wird gar nicht so erlösend werden. Wenn wir die Leistungen im sozialen Bereich zurückfahren, dann werden die Migranten mobil und in Gruppen recht hemmungslos zu Werke gehen. Wir stecken in einer Falle, da wir nicht bereit und wohl auch kaum fähig sind zur Verteidigung.
Naja, Merkel war auf die osteuropäischen Nachbarstaaten eigentlich garnicht wütend. Sie musste allerdings so reden wie sie es tat, weil sie bei einem Lob von Orban und Co. in der Öffentlichkeit einen vorherigen politischen Fehler(Grenzöffnung im Sep. 2015) ihrerseits eingestanden hätte. Merkel hat sich den Nymbus einer weisen Staatsmännin, die souverän über den Dingen schwebt, durch kluge Taktiererei hart erarbeitet und will ihre quasi „Gottgleichheit“ nicht durch eingestandene allzu menschliche Schwächen selbst zerstören.
Die Intelligenz ist zu 80% erblich und zu 20% von der unterstützenden oder auch vernachlässigenden Umwelt abhängig, obwohl diese Definition eigentlich auch irreführend ist, da die intellektuelle „Höchstgeschwindigkeit“, also die absolute Grenze, die ein Mensch mit noch soviel „Gaspedaltreten“, also mit schulischer Förderung und sonstigen Maßnahmen nicht überwinden kann, praktisch zu 100% erblich ist.
Steve Sailer – er rangiert weltweit unter den besten fünf Fachjournalisten über IQ und verwandte Themen, vermutet, dass es eine realistische Annahme ist, dass man schwache Schüler bei gutem bis sehr gutem Unterricht eine halbe Standardabweichung anheben kann; dass sie also die Schule ca. 6-8 IQ-Punkte besser verlassen können, als sie in sie eingetreten sind – bei optimaler Förderung. Ich habe hie und da auch unterrichtet – alle Leute, von superschlau bis einfältig, und mein Gefühl sagt: Das könnte stimmen; wie gesagt, Sailer kennt sicher hunderte einschlägiger Studien und er kommt aufgrund dieser Kenntnis zu seiner Einschätzung. Ich denke, das… Mehr
Ohne die Fachkompetenz der rund 5 Millionen „Weissen“ würde in SA die Wirtschaft kollabieren. Das weiß auch die Regierungspartei ANC, denn ansonsten hätte man sich wohl so wie die Hardcore-Sozialisten unter Mugabe in Simbabwe verhalten.
Zur Frage der Asugrenzung Sieferles ein paar Bemerkungen: Ich stimme zu, Herr Heisterman, die Ausgrenzung Sieferles ist ein überaus interessantes Thema. Immerhin war Sieferle Professor in der Elite-Uni Sankt Gallen. Auf dem Groh-Ticket über Konstanz (Dieter Groh) und – Peter Glotz! – bekam Sieferle in Sankt Gallen einen Lehrstuhl. Glotz dürfte Sieferle auch deswegen nach Sankt Gallen geholt haben, weil er interessiert war an vernünftigen (=klugen/belesenen/argumentationsstarken) intellektuellen Gegnern. Glotz wollte Dinge wissen – und sich nicht in erster Linie mit Seinesgleichen „wohlfühlen“ / gegenseitig beweihräuchern). Nun ist es leider so, dass die Groh/ Glotz / Sieferle -Spur in unserer Öffentlichkeit… Mehr
Thailand? Namibia? Paraguay? Südafrika???? Ungarn???????????
Es ist nicht so einfach. Die AFD kann ehrlich gesagt nicht wirklich überzeugen, die FDP drückt sich um die kritischen Fragen herum und sosnt gibt es keine echte Kraft gegen die Politik, die im Grunde das umsetzt, was Sieferle so dystopisch beschreibt. Die Medien lassen kaum Diskurs zu (abgesehen von Achse oder Tichy oder einigen Blogs). Die Situation ist ähnlich wie in Schweden, wo es auch so ein Meinungskartell gibt.
Dieses Volksversagen ist aber in erster Linie der einseitigen linkslastigen Medienberichterstattung geschuldet. Nach wie vor bezieht Lieschen Müller ihre politische Weltsicht vom ZDF, ARD oder den traditionellen Printmedien und ist von deren Glaubwürdigkeit überzeugt. Eine wesentliche Änderung ist mittelfristig nicht zu erwarten. Die Missstände müssen erst noch deutlicher werden, um eigenständiges Denken zu bewirken.
Prinzipiell zwar richtig: aber noch nie war es so einfach wie heute „Feindsender“ zu hören.
Und positiv: diejenigen, für die alternative Informationskanäle Neuland sind, sterben langsam weg.
Australien und Kanada können keine Megaplayer der Weltwirtschaft sein, richtig. Aber es sind sehr angenehme Plätze für zB deutsche Mediziner, die sich hier nicht von Clans im OP-Saal terrorisieren lassen wollen (das ist ein reales Beispiel). Aufgrund der Einwanderungshürden in Australien gelangt keine Völkerwanderung von unterstem Niveau dorthin. Der Unterschied ist ersichtlich, wenn man im nachts Nahverkehr einer australischen Großstadt fährt im Vergleich mit Berlin oä. Nach einer Weile hört man dort auf über die Schulter zu schauen, ob irgendeiner auffällig oder unangenehm wird. Das passiert nicht.
Ganz Europa wird nicht den Bach runtergehen, richtig. Eher ein Flickenteppich von Go- und No-Go-Zonen. Das Ruhrgebiet wird eine No-Go-Zone, polnische Gebiete werden weiteren Aufschwung erleben.