Migration und Globalisierung sind Prozesse, die Europa tiefgreifend verändern - und insbesondere Deutschland, das seine Grenzen so entschlossen geöffnet hat. Voraussetzung dafür ist das Wachstum der Bevölkerung in Afrika und die Vorstellung dass Gleichheit keine Grenzen kennen darf.
Gegen die unbeschränkte Migration spricht aus Sieferles Sicht vor allem, dass die Migranten ihre eigene Kultur mitbringen/leben und meist in den Sozialstaat einwandern, der im Stil einer Genossenschaft organisiert ist und mit der Massenmigration erst überdehnt und am Ende zerstört wird.
Narrative zur Legitimation
Die Befürworter der Massenmigration haben natürlich Argumente, um ihr Vorhaben zu begründen. Sieferle ärgert sich dabei vor allem über die mangelnde Differenzierung der Befürworter, die Gegner einfach pauschal als „Ausländerfeinde“ abqualifizieren. Ein Ausländerfeind wäre ja nicht nur gegen Migration, sondern auch gegen Tourismus oder Gastprofessoren! Dies ist natürlich absurd und Sieferle bemängelt, dass die Befürworter in gröbster Form verallgemeinern und pauschalisieren, um damit jede Kritik abzuwehren, ohne überhaupt in eine Diskussion mit den Kritikern zu geraten, denn mit einem „Ausländerfeind“ redet man nicht.
Das Flüchtlings-Narrativ
Da Menschen vor Terror und Bomben zu uns fliehen, wäre es schlicht herzlos, sie nicht aufzunehmen. Dieser Argumentation kann sicher jeder folgen, doch sie hat auch Schwächen. Der Entwicklungshilfeminister Gerd Müller erläuterte, dass die Versorgung eines Menschen im nahen Osten den Faktor 30 billiger wäre als in Deutschland. Man könnte also mit gleichem Geld die 30fache Menge vor Ort versorgen. Ein weiteres Argument gegen die Aufnahme von Flüchtlingen ist, dass der Weg zu uns weit und beschwerlich ist, so dass meistens junge Männer ankommen, die am wenigsten hilfsbedürftig sind. Sieferle versteht auch nicht, warum Flüchtlinge integriert werden sollen. Klar ist, dass sie versorgt werden müssen, aber warum will man sie in unsere Gesellschaft integrieren? Die Antwort darauf bleibt aus, die Politik gibt sie uns nicht.
Das demographische/arbeitspolitische Narrativ
Deutschlands Bevölkerung schrumpft, da derzeit Frauen nur 1,4 Kinder im Durchschnitt bekommen und knapp über 2 notwendig wären. Also ist es logisch, eine „Bestandsmigration“ zu fordern, um Zahlen zwischen jung und alt im Gleichgewicht zu halten. Sieferle streitet diese Möglichkeit nicht ab, verweist aber darauf, dass z. B. Japan das gleiche Problem über eine Steigerung der Produktivität auffangen will anstatt einer Massenmigration.
Sieferle führt an, dass in Deutschland der Aufwand, ein Kind großzuziehen, sehr hoch ist und diese Kostspieligkeit ein Faktor ist, der gegen Kinder spricht. Wenn die Bevölkerung schrumpft, wird auch Wohnraum bezahlbarer und der Staat würde Anreize schaffen für Nachwuchs, was sicher Effekte hätte. Natürlich ist es unklar, ob diese Effekte ausreichen, um die Geburtenrate auf die erforderlichen 2,1 anzuheben, aber es wäre eine Alternative zur jetzigen Politik.
Gerne wird auch auf den Fachkräftemangel hingewiesen, wobei Daimler-Chef Zetsche geradezu euphorisch auf den Einmarsch der Flüchtlinge ab September 2015 reagierte und ein neues Wirtschaftswunder erwartete. Das Wirtschaftswunder hat es tatsächlich gegeben, aber für die Asylindustrie, während Daimler so gut wie keine Flüchtlinge eingestellt hat.
Sieferle macht dazu auch eine Kostenrechnung auf, wobei er optimistisch davon ausgeht, dass 20% der Flüchtlinge sich selbst durch Arbeit versorgen können, aber 80% eben nicht. Selbst wenn er nur mit 1.000€ Kosten pro Migrant im Monat rechnet, zahlen Bund, Länder und Gemeinden nach wenigen Jahren jährlich über 100 Milliarden Euro für die Folgekosten der Grenzöffnung, ohne dass ein messbarer Nutzen für Deutschland entsteht. Andere Länder wie Kanada oder Australien lassen auch Arbeitsmigration zu, aber sie erlauben das nur nach strengen Kriterien und nicht für Asylsuchende ohne Identifikation und nachweisbare Qualifikation. Deutschland geht hingegen den Weg des bedingungslosen Einlassens und versucht anschließend das Beste aus den Ankommenden zu machen. Sieferle fürchtet durch diese Politik nicht nur eine gesellschaftliche Spaltung innerhalb Deutschlands, sondern auch eine „Einigung Europas gegen Deutschland“, wie er sarkastisch ausführt.
Zusätzlich wird Deutschland unattraktiv für potentielle Arbeitsmigranten. Der qualifizierte Inder wird Deutschland meiden aufgrund hoher Abgaben, der natürlichen Sprachbarriere und eben auch der Migration bildungsferner Massen, die er mit durchfüttern muss, wenn er es schafft, in Deutschland Erfolg zu haben. Er wird also eher versuchen, in Länder mit geordneter Migration zu gehen, während schlecht Qualifizierte dort von vornherein keine Chance haben und darum Deutschland ansteuern.
Das Multi-Kulti-Narrativ
Befürworter einer multikulturellen Gesellschaft sehen diese als grundsätzlich vielfältiger und besser für Innovationen und Entwicklung. In der Praxis hat sich aber gezeigt, dass sich verwandte Kulturen in ihrem Gastland relativ geräuschlos integrieren, während fremde Kulturen im Gastland ihre alte Lebensweise in Parallelgesellschaften weiter pflegen. Oft ist es sogar so, dass Migranten der zweiten und dritten Generation sich noch stärker an der alten Heimat orientieren, was man insbesondere in Europa an den Muslimen sieht, die in der dritten Generation einen wesentlich fundamentaleren Islam leben als ihre Großväter.
Motive der Akteure
Sieferle geht im nächsten großen Kapitel auf die ideologischen Grundlagen der Politiker ein. Massenmigration wird oft moralisch begründet, indem „Menschen“ kämen, denen die gleichen Rechte zuständen wie den Einwohnern des Gastlandes. Damit sei es legitimiert, sich das Land auszusuchen, in dem man leben möchte. Sieferle beschreibt diese Problematik, die auf zwei unterschiedliche Wertesysteme zurückgreift.
Empirische Moral
Die empirische Moral ist gruppenbezogen und betrifft eine Teilmenge von Personen, die miteinander als Gruppe agieren. Das gilt für Bürger eines Staates oder Versicherungsnehmer einer Versicherung oder Vereinsmitglieder eines Klubs. Die Kooperation in der Gruppe nutzt allen, so zahlen viele Personen in eine Krankenversicherung ein und die Kranken beziehen Leistung und die Gesunden wissen, dass sie in jedem Fall bei Krankheit abgesichert sind.
Normative Ethik
Die normative Ethik hat einen universellen Anspruch. Sie gilt immer und überall. Die Menschenrechte fallen darunter, die für Jeden gelten. Diese beiden Prinzipien können leicht in Widerstreit geraten, wenn z.B. einer krank wird und ärztliche Hilfe braucht, aber keine Krankenversicherung hat. Nach der empirischen Moral ist einfach niemand zuständig, die normative Ethik verlangt Hilfe ohne jede Bedingung.
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Die Krise wird gar nicht so erlösend werden. Wenn wir die Leistungen im sozialen Bereich zurückfahren, dann werden die Migranten mobil und in Gruppen recht hemmungslos zu Werke gehen. Wir stecken in einer Falle, da wir nicht bereit und wohl auch kaum fähig sind zur Verteidigung.
Naja, Merkel war auf die osteuropäischen Nachbarstaaten eigentlich garnicht wütend. Sie musste allerdings so reden wie sie es tat, weil sie bei einem Lob von Orban und Co. in der Öffentlichkeit einen vorherigen politischen Fehler(Grenzöffnung im Sep. 2015) ihrerseits eingestanden hätte. Merkel hat sich den Nymbus einer weisen Staatsmännin, die souverän über den Dingen schwebt, durch kluge Taktiererei hart erarbeitet und will ihre quasi „Gottgleichheit“ nicht durch eingestandene allzu menschliche Schwächen selbst zerstören.
Die Intelligenz ist zu 80% erblich und zu 20% von der unterstützenden oder auch vernachlässigenden Umwelt abhängig, obwohl diese Definition eigentlich auch irreführend ist, da die intellektuelle „Höchstgeschwindigkeit“, also die absolute Grenze, die ein Mensch mit noch soviel „Gaspedaltreten“, also mit schulischer Förderung und sonstigen Maßnahmen nicht überwinden kann, praktisch zu 100% erblich ist.
Steve Sailer – er rangiert weltweit unter den besten fünf Fachjournalisten über IQ und verwandte Themen, vermutet, dass es eine realistische Annahme ist, dass man schwache Schüler bei gutem bis sehr gutem Unterricht eine halbe Standardabweichung anheben kann; dass sie also die Schule ca. 6-8 IQ-Punkte besser verlassen können, als sie in sie eingetreten sind – bei optimaler Förderung. Ich habe hie und da auch unterrichtet – alle Leute, von superschlau bis einfältig, und mein Gefühl sagt: Das könnte stimmen; wie gesagt, Sailer kennt sicher hunderte einschlägiger Studien und er kommt aufgrund dieser Kenntnis zu seiner Einschätzung. Ich denke, das… Mehr
Ohne die Fachkompetenz der rund 5 Millionen „Weissen“ würde in SA die Wirtschaft kollabieren. Das weiß auch die Regierungspartei ANC, denn ansonsten hätte man sich wohl so wie die Hardcore-Sozialisten unter Mugabe in Simbabwe verhalten.
Zur Frage der Asugrenzung Sieferles ein paar Bemerkungen: Ich stimme zu, Herr Heisterman, die Ausgrenzung Sieferles ist ein überaus interessantes Thema. Immerhin war Sieferle Professor in der Elite-Uni Sankt Gallen. Auf dem Groh-Ticket über Konstanz (Dieter Groh) und – Peter Glotz! – bekam Sieferle in Sankt Gallen einen Lehrstuhl. Glotz dürfte Sieferle auch deswegen nach Sankt Gallen geholt haben, weil er interessiert war an vernünftigen (=klugen/belesenen/argumentationsstarken) intellektuellen Gegnern. Glotz wollte Dinge wissen – und sich nicht in erster Linie mit Seinesgleichen „wohlfühlen“ / gegenseitig beweihräuchern). Nun ist es leider so, dass die Groh/ Glotz / Sieferle -Spur in unserer Öffentlichkeit… Mehr
Thailand? Namibia? Paraguay? Südafrika???? Ungarn???????????
Es ist nicht so einfach. Die AFD kann ehrlich gesagt nicht wirklich überzeugen, die FDP drückt sich um die kritischen Fragen herum und sosnt gibt es keine echte Kraft gegen die Politik, die im Grunde das umsetzt, was Sieferle so dystopisch beschreibt. Die Medien lassen kaum Diskurs zu (abgesehen von Achse oder Tichy oder einigen Blogs). Die Situation ist ähnlich wie in Schweden, wo es auch so ein Meinungskartell gibt.
Dieses Volksversagen ist aber in erster Linie der einseitigen linkslastigen Medienberichterstattung geschuldet. Nach wie vor bezieht Lieschen Müller ihre politische Weltsicht vom ZDF, ARD oder den traditionellen Printmedien und ist von deren Glaubwürdigkeit überzeugt. Eine wesentliche Änderung ist mittelfristig nicht zu erwarten. Die Missstände müssen erst noch deutlicher werden, um eigenständiges Denken zu bewirken.
Prinzipiell zwar richtig: aber noch nie war es so einfach wie heute „Feindsender“ zu hören.
Und positiv: diejenigen, für die alternative Informationskanäle Neuland sind, sterben langsam weg.
Australien und Kanada können keine Megaplayer der Weltwirtschaft sein, richtig. Aber es sind sehr angenehme Plätze für zB deutsche Mediziner, die sich hier nicht von Clans im OP-Saal terrorisieren lassen wollen (das ist ein reales Beispiel). Aufgrund der Einwanderungshürden in Australien gelangt keine Völkerwanderung von unterstem Niveau dorthin. Der Unterschied ist ersichtlich, wenn man im nachts Nahverkehr einer australischen Großstadt fährt im Vergleich mit Berlin oä. Nach einer Weile hört man dort auf über die Schulter zu schauen, ob irgendeiner auffällig oder unangenehm wird. Das passiert nicht.
Ganz Europa wird nicht den Bach runtergehen, richtig. Eher ein Flickenteppich von Go- und No-Go-Zonen. Das Ruhrgebiet wird eine No-Go-Zone, polnische Gebiete werden weiteren Aufschwung erleben.