Das Leben ist nie alternativlos. „Alternativlosigkeit“ bedeutet Stillstand, Fortschrittsfeindlichkeit, das Ende der Freiheit im Denken und Urteilen. Esfeld ruft auf zur Zivilcourage. Durch die Rückkehr zur Vernunft können wir den Angriff der Kollektivisten auf die offene Gesellschaft und den Rechtsstaat abwehren.
Angesichts eines um sich greifenden, regierungsamtlich dekretierten Totalitarismus, der das Land mit Klima, Corona, Krieg und „Wokeness“ erfasst hat, brauchen wir wieder den Mut, um so manche als alternative Notwendigkeit, ja als „Wissenschaft“ getarnte Ideologie und als mühsam kaschierten Aberglauben zu entlarven.
Und zwar im Interesse der vielfach berufenen Freiheitlich-demokratischen Grundordnung (FDO). Diese Grundordnung erfuhr in den letzten Jahren immer mehr Einschränkungen. Eben wegen angeblicher „Alternativlosigkeit“, wie sie von einer Ex- und Vormals-Ewig-Kanzlerin Merkel regelmäßig autokratisch, quasi „ex Cathedra“ verkündet wurde und von ihren gleichgesinnten Nachfolgern fortgesetzt wird.
Das Leben ist nie alternativlos. Alternativlos ist nur das Ende – der Tod. „Alternativlosigkeit“ indes bedeutet Stillstand, also Tod, bedeutet Fortschrittsfeindlichkeit, bedeutet das Ende der Freiheit im Denken und Urteilen. Solches erleben wir immer häufiger. Nein, der 2011 beschlossene und 2023 endgültig exekutierte Atomausstieg war und ist nicht alternativlos, die Grenzöffnung 2015 war und ist nicht alternativlos, die Klima-Politik ist nicht alternativlos. Die Corona-Politik, namentlich das Maskentragen, die Impfungen, die Lockdowns, die Schulschließungen, waren nicht alternativlos. Alternativen fielen über drei Jahre hinweg einer stromlinienförmigen „Wissenschaft“, einem dürftigen Szientismus und einer schier gleichgeschalteten (Alt-)Medienlandschaft zum Opfer.
Der Wissenschaftsphilosoph Michael Esfeld (*1966) ist jedenfalls Querdenker im besten Sinn des Wortes. Er hat sich nicht beeindrucken lassen, dass ihn selbst die Zeitung, hinter der angeblich ein kluger Kopf steckt (FAZ), am 11. Mai 2021 als „Nestbeschmutzer“ der Nationalakademie „Leopoldina“ diskreditierte. Was hatte Esfeld als Mitglied dieser Akademie an Sakrileg begangen?
Er hatte im Februar 2021 über eine Stellungnahme der Leopoldina zur Corona-Politik inkl. Lockdowns geschrieben. (Es ist mit den Daten nachfolgend der Dezember 2020 gemeint): „Am 8. Dezember kommt die Stellungnahme der Leopoldina raus. Am 9. Dezember beruft sich die Kanzlerin auf Naturgesetze und Kräfte der Aufklärung, um den Lockdown durchzukriegen. Also so kann es irgendwie nicht gehen. Das kann nicht sein, dass die eine wissenschaftliche Akademie oder eine Organisation eine Handlungsempfehlung quasi auf Bestellung zu bestimmten Zeitpunkten für bestimmte politische Zwecke liefert … In einer Situation wissenschaftlicher Kontroverse wie der Corona-Pandemie sollte die Leopoldina ihre Autorität nicht dazu verwenden, einseitige Stellungnahmen zu verfassen.“
Spätestens ab 2021 also hat Esfeld davor gewarnt, zur Rechtfertigung rigider Corona-Politik die „Wissenschaft“ zu instrumentalisieren. Und gewarnt, dass sich die Wissenschaft doch dafür bitte nicht instrumentalisieren lassen möge. Als in Lausanne tätiger Professor für Wissenschaftsphilosophie und selbst Mitglied der „Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften“ bürstet er gegen den Strich. Er beruft sich dabei auf die Säulen, die die Moderne tragen: auf Platon, Sokrates, Aristoteles, Descartes, Kant, Hobbes u.v.m.
Michael Esfeld ist da aus anderem Holz als die politisch und „wissenschaftlich“ Agierenden geschnitzt. Er sieht mit der Corona- und übrigens auch mit der Klima-Politik einen neuen Kollektivismus, ja Totalitarismus heraufziehen. Mit Esfelds Worten: Corona und Klima werden instrumentalisiert, um eine Art „soziales Kreditsystem“ nach chinesischem Vorbild, ja eine Art soziales Triage-System zu errichten.
Das heißt: Der Staat garantiert Freiheiten nicht mehr, wie es seine Aufgabe wäre, sondern er gewährt sie nur dann, wenn sich die Bürger zertifizieren lassen und regierungskonform verhalten. Bezogen auf Corona: Wenn der Bürger Maske trägt, sich (Eugenik lässt grüßen) impfen lässt, zu Hause keinen Besuch empfängt usw. Bezogen auf „Klima“: Wenn der Bürger möglichst vegan lebt, wegen CO2-Ausstoß kein Auto mehr, sondern Lastenfahrrad fährt, in keinen Flieger steigt, Wärmepumpen einrichten lässt, keine Kinder mehr in die Welt setzt usw. Für Esfeld ist all dies eine Enteignung des eigenen Denkens, ja – siehe Impfungen – des eigenen Körpers.
Stromlinienförmigkeit ist angesagt. Auch wenn tagtäglich die Sprechblasen und Plattitüden (etymologisch eins zu eins übersetzt: „Wortfladen“) von „Vielfalt“ und „Diversität“ über uns herunterprasseln. Regierungsamtliche Schizophrenie könnte man es nennen. Esfeld nennt es ein „Wokeness-Regime“, das es aufzubrechen gilt.
Mehr sei aus dem Esfeld-Buch nicht verraten. Nur noch so viel: Es ist ein gleichermaßen sachliches, mit zwölf Seiten Quellenangaben bestens belegtes, höchst anspruchsvolles, auch leidenschaftliches Buch. Das Buch macht Mut, weil es – unausgesprochen – Perikles († 429 vor Christus) repetiert: „Zum Glück brauchst du Freiheit. Und zur Freiheit brauchst du Mut!“
Michael Esfeld, Land ohne Mut. Eine Anleitung für die Rückkehr zu Wissenschaft und Rechtsordnung. Mit einem Vorwort von Vera Lengsfeld. AchGut Edition, 198 Seiten, 24,00 €
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