Die Natur und unsere unmittelbare Umgebung bieten eine breite Palette an kostenlosen Vitaminspendern, Heilmitteln und Glücksquellen an. Sieben wirksame Verhaltensweisen, die uns gesünder, glücklicher und gelassener machen – unkompliziert und gratis.
Ein perfekter Tag in diesen Zeiten könnte folgendermaßen aussehen: Früh morgens lasse ich mich von der Sonne wecken, trinke ein Glas Wasser (gerne mit Zimmertemperatur) und setze mich dann ans offene Fenster, um Sonne zu tanken. Es tut gut, sich die Sonne auf Arme und Körper scheinen zu lassen, in den Himmel zu schauen und dabei tief durchzuatmen. Wenn ich vom Sonnenbaden genug habe, hole ich schönes Papier und meinen Füllfederhalter und mache nun endlich eines der Dinge, die ich mir schon lange vorgenommen habe: Ich schreibe einer alten Freundin einen Brief.
Mittags schnipple ich ohne Stress Gemüse und bereite ein leckeres Gericht vor, dessen Rezept ich von einer Freundin bekommen habe. Ich freue mich an den Formen und Farben von Roter Beete, Karotten, Paprika oder Kartoffeln und weil ich gerade so im Schwung bin, entscheide ich mich kurzerhand dazu, als Nachtisch auch noch Obstsalat vorzubereiten. Der Kommentar unseres Sohnes, nun gäbe es endlich mehr Gemüse als früher, motiviert mich und ich freue mich auf das gemeinsame Mittagessen. Zusammen zu essen und dabei zu reden gehört zu den Höhepunkten des Tages.
Gäbe es eine wissenschaftliche Methode, um die physiologischen und psychologischen Werte dieses Tages zu messen – die erzielten Messergebnisse würden vermutlich die Skala des Messgeräts sprengen. Denn all die Tätigkeiten, die ich in der Beschreibung des perfekten Tags aufgezählt habe, bringen einen von Wissenschaftlern ermittelten Nutzen fürs Wohlbefinden. Unzählige Beobachtungen, Studien und Untersuchungen belegen dies eindrucksvoll. Und das Beste daran: All diese Tätigkeiten dieses perfekten Tages kosten nichts oder nur wenig.
Es lassen sich nur schwer Gründe finden, in diesen Zeiten keinen solchen perfekten Tag verbringen zu können. Corona – diese Angst auslösende Bedrohung – hat auch unerwartete Seiten. Früher – und das ist gerade mal einen Monat her – war es alles andere als sexy, einen derartigen Tag zu verbringen. Da war „immer mehr, immer schneller, immer weiter“ angesagt. Ein perfekter Tag musste mindestens auf der Skipiste oder im Café in Venedig stattfinden. In Hochglanz-Anzeigen wurde uns gezeigt, wie wir zu leben hatten, damit wir uns gut fühlen. Die Kehrseite der Medaille: eine steigende Anzahl von Menschen, die dieses Tempo nicht aushalten konnten, Burnout ließ grüßen.
Schon in der Antike setzten sich die Philosophen mit dem richtigen Lebensstil auseinander. In seiner „Philosophie der Freude“ fasst Epikur eine seiner Erkenntnisse folgendermaßen zusammen: „Dank sei der gepriesenen Walterin Natur, dass sie das Notwendige leicht erreichbar schuf, das Schwererreichbare aber als nicht notwendig!“ Eine Einsicht, die auch in der heutigen Zeit immer noch Gültigkeit hat. Aber jede Generation muss ihre eigenen Erfahrungen machen. In unserer wissenschaftsgläubigen Welt haben Dinge, die man nicht beweisen kann, wenig Wert. Nun aber ist die Zeit da, wo wir nachweislich belegen können: Die besten Dinge kosten nichts. Man muss sie nur nutzen.
Andrea Tichy hat im Rahmen ihrer journalistischen Recherchen immer wieder Überraschendes entdeckt: Oft sind gerade die Dinge, die nichts kosten, besonders wirkungsvoll. Ob es ums Fasten geht, mit dem sich Krankheiten kurieren lassen. Ums Sonnenbaden, mit dem sich die lebenswichtige Vitamin D-Produktion ankurbeln lässt. Oder ums Zufußgehen, das Herz-Kreislauf-Krankheiten vorbeugen hilft und Wohlbefinden sowie Fitness erhöht.
Andrea Tichy, Die besten Dinge kosten nichts. Sieben wirksame Verhaltensweisen, die uns gesünder, glücklicher und gelassener machen. Quell-Edition, 184 Seiten, 17,90 €.
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„Können wir denn nichts für dich tun?“
„Doch, geht mir aus der Sonne“.
Guten Abend Frau Tichy!
? – unsubstantiell, nicht allgemeingültig und „netter Versuch“ von don´t worry, be happy – diese Denkweise ist in Deutschland schon sehr weit verbreitet, mittlerweile zu weit?
Nein, das war ein wunderbarer Artikel der mir prima Anregungen gegeben hat. Schublade hab ich schon aufgeräumt und Kühlschrank abgetaut. Mal sehen was ich mir als nächstes vornehme. Aber ganz im Ernst, ich fand den Artikel mal eine schöne Abwechslung, für Aufregung ist ja wirklich genug gesorgt.
Oder – Glück kann man nicht kaufen! Gerade in Krisenzeiten wird einem mehr denn je bewusst, was essenziell wirklich wichtig ist. Ein Glückspilz ist, der solchen ernsten Situationen auch noch etwas positives abgewinnen kann und diese Zeit für‘s Innehalten und Änderungen im Lebenswandel nutzt. Oder, einfach Dinge tut, für die sonst nie genug Zeit vorhanden ist: Familienleben. Wir sehen doch, dass der Staat uns im Notfall niemals! die eigene Familie oder wirklich gute Freunde ersetzen kann. Alltag in der Familie ist wirklich nicht immer ein Zuckerschlecken. „NUR“Hausfrauen und Männern muss man hohen Respekt zollen, wenn neben der Kinderbetreuung, Altenpflege, Einkauf,… Mehr
Alle Dinge passieren schon vorher. Auch die besten. Um einen solchen Tag erleben zu dürfen wie unsere Autorin, dafür muß man schon eine Menge investiert haben. Das haben nicht alle. Wer im Seitenflügel eines Hinterhauses im Wedding zuhause ist, der freut sich schon über den kleinen Zipfel an Sonne, die morgens kurz hereinzirkelt. Wer da jetzt noch wohnt, der bleibt da und kommt nie wieder raus.
Stimmt, die Sache mit dem kleinen Aufräumprojekt, wie z.B. einer Schublade, ist eine wunderbar meditative Angelegenheit, und gilt eigentlich für‘s Aufräumen allgemein, nur darf das Projekt wie gesagt nicht zu groß sein. Also auf keinen Fall dabei an Deutschland denken. Sollte es aber umgekehrt sein, und man denkt zuerst an Deutschland, was ja im allgemeinen nicht der Einstieg für einen perfekten Tag ist, empfiehlt sich als therapeutische Maßnahme durchaus das Aufräumen einer Schublade. Man hat eine Aufgabe die erfüllt, ganz in Anspruch nimmt und deren Sinnhaftigkeit niemand wagt in Zweifel zu ziehen, allenfalls den Zeitpunkt oder den gewählten Platz, aber… Mehr
Auch sehr zu empfehlen: Gefrierschrank abtauen. Kostet nichts und (!) spart auch noch Stromkosten. Also, auf geht’s, das klappt auch im Home Office.
Ja, am besten mit nem Schraubenzieher, da spratzelt das nur so, und man bekommt so ein Archäologengefühl wenn man mit der richtigen Hebeltechnik ganze Eisschollen losbrechen kann. Leider hat meine Karriere als Spezialist des Hochgeschwindigkeitsabtauens nach beherztem Schraubenziehereinsatz ein jähes Ende als Kühlschrankterminator gefunden, nachdem das Kühlmittel unter zischendem Geräusch entwichen ist. Und das auch noch während der seinerzeit voll entbrannten Ozonloch-Krise. Strom hatten wir dann zwar kurzfristig gespart, aber schließlich hat es doch einiges gekostet. Seitdem also doch wieder diese langweilige Abtauerei, aber die is nix für den perfekten Tag.
Ich finde den Artikel wenig hilfreich. Ein guter Tag beginnt morgens um 5 mit ehrenamtlicher Tätigkeit im Flüchtlingsheim. Außenbereich von Müll befreien (den Rechte da aus Bosheit hingeworfen haben), Sanitärbereiche reinigen, dann Frühstück bereiten und auf die Zimmer tragen. Wieder daheim dann Lektüre seriöser Qualitätsmedien: MoMa im Fernsehen, die gedruckte Heimatzeitung aus bekanntem Verlagshaus, online Qualitätsjournalismus von SpOn, Zeit, taz, FR, Welt. Allmählich wird es Zeit für das Mittagessen: Eine Scheibe trockenes Graubrot, dazu ein Glas Regenwasser, genügt, es ist vegan und klimaschonend. Was so erspart wurde geht als Spende an die Seenotrettung im Mittelmeer. Danach dann einen kleinen Spaziergang.… Mehr
Wunderbar, das volle Sozen-Wohlfühlprogramm.
Ja, sehr schön. Aber die Allermeisten sitzen zu Hause ja nicht zum Entspannen und Ausruhen, sondern im Homeoffice. Und die meisten derer werden bestätigen, der alltägliche Wahnsinn geht dabei weiter. Meist noch schlimmer, weil man eben nicht mehr auf die Assistentin oder im Büro vorhandene Dinge/Technik usw. zurückgreifen
Ich sehe den Artikel eher als Vorschlag, der ganzen Misere wenigstens ein wenig Lichtblick abgewinnen zu können. Daß das in allermeisten Fällen völlig unrealistisch sein dürfte, ist doch klar.
Ich fand die Zeilen jedenfalls angenehm wohltuend.
Fand ich auch, aber wieso unrealistisch, das ist doch durchaus machbar. ein bisschen Planung vorausgesetzt.
Sehr geehrte Frau Tichy,
Ich kann Ihnen sogar drei Gründe nennen, die mir den von Ihnen beschriebenen perfekten Tag verhageln würden:
Sie heißen S, V und K, sind alle unter 4 Jahre alt und würden mir was husten, wenn ich mich mal für eine Stunde in die Sonne oder für gar 2 oder mehr Stunden ins Bettchen legen würde.
Für berufstätige Eltern (mit teilweiser Systemrelevanz) mit kleinen Kindern unterhalb der Pubertät ist die derzeitige Situatuon alles andere als entschleunigt.
Würden Ihre Kinder, wenn Corona nicht da wäre, anders reagieren?
Nein.
Nur würden wir am Nachmittag Ausflüge unternehmen, Freunde besuchen, die Großeltern belagern, anstatt die immer gleichen Spiele im immer gleichen Garten zu spielen.
Frau Tichys Essay bezieht sich ja darauf, die entschleunigende Wirkung der derzeitigen Krise als vom „normalen“ Leben entkoppelte Chance zu sehen.
Schöner Versuch, etwas Ruhe in diese hysteriegesteuerte Zeit zu bringen. Die Frage ist nur, ob die Menschen noch wissen, was ihnen Ruhe gibt, was für sie ganz individuell wirklich wichtig ist. Und die Frage ist auch, ob die Öffentlichkeit in Gestalt der Politiker und Medien wirklich zulassen will, dass die Menschen sich auf das für sie Wesentliche besinnen. Wer sich besinnt, der entzieht sich diesem hysterischen System. Ich persönlich habe einfach keine Lust mehr, mich von den täglichen Nachrichten über Corona verrückt machen zu lassen, auch nicht von TE . Ich lege mir lieber ein gutes Stück Vinyl auf, sehe… Mehr