ZDF zensiert O-Ton von US-Politiker – und findet das „legitim“

In zwei Fällen spekulierte der Sender offenbar darauf, dass seine Zuschauer das Originalzitat nicht überprüfen. Und dass es auch kein anderer tut. Das wird TE aber auch weiter.

Screenprint: Youtube/ZDFheute

In den heute-Nachrichten vom 8. Oktober um 19:00 Uhr befasste sich das ZDF mit dem angekündigten Truppenrückzug der USA aus Syrien. In dem Beitrag kommt auch Senator Lindsey Graham mit einem O-Ton zu Wort. Die ZDF-Sprecherin berichtet und übersetzt:

„Senator Graham – eigentlich enger Gefolgsmann von Trump – legt überraschend deutlich nach: Die Kurden standen an unserer Seite, als niemand anderes den IS bekämpfen wollte. Lassen wir sie in Stich, dann viel Glück bei der Suche nach neuen Partnern.“

Dabei handelt es sich um eine bemerkenswerte Nacherzählung des Graham-Zitats – denn nicht nur die entscheidende Wendung fehlt darin.

Das Original-Statement ist akustisch wegen des Voice-over der Sprecherin kaum wahrnehmbar, wird aber durch das offenbar aus einer amerikanischen Sendung übernommene Originalbild lesbar gemacht:
„If we abandon them good luck getting anybody to help america
in the future with radical islam.“

Also: „Wenn wir sie verlassen, dann viel Glück dabei, in Zukunft jemand zu finden, der Amerika beim (bzw. gegen) den radikalen Islam hilft.“

In der sinnentstellenden Umformulierung verschwindet nicht nur der Begriff „radical islam“, das man im ZDF den Zuschauern offenbar nicht zumuten will. Es geht auch der Sinn der Aussage insgesamt verloren. Wünscht Graham nun den Kurden sarkastisch „viel Glück“ bei der Suche nach neuen Partnern, jetzt, da die USA gehen? Oder meint er – wie es tatsächlich seine Intention ist – die Schwierigkeiten der USA, dann Partner zu finden? Aber Partner wobei und wofür? Wer sich als Zuschauer nur auf die ZDF-Zusammenfassung verlässt, erfährt das nicht. Folglich liegt der Nachrichtengehalt der Passage für ihn bei Null.

TE fragte beim ZDF nach, wie der Sender die sinnwidrige Umformulierung eines O-Tons begründet.

Ein ZDF-Pressesprecher antwortet, beziehungsweise, er glaubt, das Original erst einmal übersetzen und erklären zu müssen:
„Der Sinnzusammenhang der Graham-Aussage ist im voice over des Beitrags exakt getroffen. Senator Graham sorgt sich um die verbündeten Kurden, die man als USA im Stich lasse und wünscht – zynisch – ‚viel Glück’ bei dem Versuch, jemand anderen zu finden, der Amerika künftig bei dem Thema radikaler Islam hilft bzw. beisteht. Die Formulierung ‚Suche nach neuen Partnern’ ist legitim.“

Warum der Sender nicht einfach die Aussage des Senators übersetzt, inklusive „radikaler Islam“ – dazu kein Wort.

Der Versuchung, Zitate in ihrem Sinn zu verdrehen, erliegt das ZDF nicht zum ersten Mal. Erst vor kurzem hatte heute-Journal-Moderator Claus Kleber in seiner Moderation den Eindruck erweckt, der britische Premierminister Boris Johnson hätte über sich selbst gesagt:

„Man kann nicht ausschließen, sagt er, dass in meinem Fall hinter der Fassade eines durchgeknallten Idioten tatsächlich ein durchgeknallter Idiot steckt“. (Ab Minute 12:12)

Tatsächlich hatte Johnson den Satz gesagt – allerdings in einem BBC-Interview von 2010, und nicht über sich selbst („You can’t rule out the possibility that beneath the elaborately constructed veneer of a blithering idiot, there lurks an, er, blithering idiot“).
In beiden Fällen spekulierte der Sender offenbar darauf, dass seine Zuschauer das Originalzitat nicht überprüfen.

Und dass es auch kein anderer tut.

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Kommentare ( 123 )

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WU-Mitglied
5 Jahre her

Das ist Standard. Z.B. auch immer wieder beim WDR-Radio.

Der Andere
5 Jahre her

Fernsehen in Deutschland ist zur verschwendeten Lebenszeit geworden. Darum auch die Zwangsabgabe GEZ.

DELO
5 Jahre her

Grüße vom Ostzonen-TV „Deutscher Fernsehfunk“ mit seiner Schwindel-Propaganda-Abteilung. Bereits zu früherer Zeit hatte ich auf die Parallelität eines Claus Kleber und eines Eduard von Schnitzler hingewiesen. Beide Figuren sind austauschbare, ideologieverblendete Schwindelfunkexperten.
AN DIESEM PUNKT ist Deutschland im Jahr 2019 und 30 Jahre nach der Wiedervereinigung gelandet. Und nur sehr Wenige stören sich daran.

mlw_reloaded
5 Jahre her

Als Monopolist kann man seine Legitimation einfach selbst kreieren – alternativ die Meinung der Kritiker einfach ignorieren. Was sollen wir denn tun, nicht mehr zukucken? Klage einreichen?

AJMazurek
5 Jahre her

Nun, die Idee des öffentlich rechtlichen Funks ist an sich nicht schlecht, angesichts der Geld- und Interessenabhängigkeit der „freien“ Presse, siehe John Swinton oder Noam Chomsky, aber sie schaffte einen Staatsfunk, wie wir ihn vom Sozialismus her kennen, dem internationalen wie nationalen, der immer nur die „einzig wahre“ Wahrheit verbreitet und so einem Staat dient, der meint, das Volk zu sein (frei nach Nietzsche).

Sugar-Ray
5 Jahre her

Wenn das ZDF mittlerweile behauptet draußen wäre es dunkel, kann man sicher sein das die Sonne scheint!

Erasmier
5 Jahre her

Wie nennt man das denn nun politisch korrekt?
Modifikations-Medien?

Albert Pflueger
5 Jahre her

Natürlich wird weggelassen, umgedichtet- alles im Dienste des hierzulande etablierten pc- zertifizierten Narrativs der Alternativlosen. Man kann auch kaum noch eine Naturdoku schauen, ohne mit Klimawandel zugetextet zu werden, aus dem Munde von Fremdsprachlern, deren übersetzte Aussagen wir nur selten durch eigene Sprachkenntnis überprüfen können. Mitunter wundert man sich, wo man diese Leute aufgetrieben hat, die diesen deutsch-pc-paßgenauen Blick auf die Welt haben, so weit weg von zu Hause. Mitunter braucht man auch gar keine Fremdsprache. Sie macht es nur leichter. Die Aussagen von Martin Schulz, seinerzeit die große Hoffnung am Volant des Schulzzuges und professioneller Europäer, morgens vor 5,… Mehr

Lizzard04
5 Jahre her

ARD und ZDF Nachrichten übertrumpfen mittlerweile noch den Staatsdemagogen Carl Eduard von Schnitzler. Zu dieser Meisterschaft muss man es erst einmal bringen! Das sagt dann leider auch schon alles über die Qualität der sogenannten Nachrichten aus (inklusive der Auswahl der Meldungen an sich).

Di Limonati
5 Jahre her

Nur nebenbei: Was die Rolle der Kurden angeht, sehe ich das etwas anders als einige Autoren hier. „Mein“ Präsident hat völlig Recht, wenn er sich aus diesen lächerlichen Kriegen zurückzieht. Die Illusion, muslimische Länder zu befrieden, ist aussichtslos. Dies hat er von Beginn an seiner Amtszeit auch gesagt. Jede Einmischung in diesen Regionen, führt zu weiterem Hass und zu weiteren Kriegen. Die Kurden haben ihre Pflicht getan und gut is. Donald ist nicht für deren Zukunft verantwortlich. Die Kurden wurden von Trump fürstlich belohnt und nun müssen sie ihren Weg zu einem Kurdenstaat alleine gehen. Trump ist nicht der lebenslange… Mehr