Digitalminister reformiert den Cookie-Button

Katholiken kennen die Tätige Reue. Mit ihr versucht es jetzt die FDP. Durch den Abbau unsinniger Bürokratie versucht sie, den Wähler zurückzugewinnen. Dafür hat sie sich jetzt die unsinnigste aller Vorschriften gewählt.

picture alliance / NurPhoto | Emmanuele Contini

Wer auf deutschen Internetseiten surft, der kennt die einzige Sportart, in der die Deutschen noch Gold holen würden – wenn sie denn olympisch wäre: Cookie-Button-Wegdrücken. Jede neue Seite, die der deutsche Nutzer besucht, fragt ihn, ob sie Cookies verwenden dürfe. Jedes Mal muss er von Neuem auf „Auswahl bestätigen“ klicken.

In der digitalen Welt zeigen die Nationen, was sie können: Die Amerikaner, Taiwanesen und Israelis sind die besten Entwickler, die Chinesen die geschicktesten Kopierer und die EU-Länder nennen das größte Bürokratie-Monster der Welt ihr Eigen: die Brüsseler Verwaltung. Dank ihr gilt: Wenn Sie den Vorgang Internetseite-laden starten, füllen Sie bitte das Antragsformular Cookie-Bestätigung aus. Bitte. Danke für gar nichts.

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Cookies sind Programme, die Daten der Nutzer auswerten. Im Extremfall kann das bedeuten, dass die Seitenbetreiber diese Daten verkaufen und Unternehmen sie nutzen, um personalisierte Werbung anzubieten. Aber schon wenn ein Betreiber nur zählen lässt, wie viele Nutzer seine Inhalte angeschaut haben, sind Cookies im Einsatz – und greift die Brüsseler Cookie-Button-Pflicht.

Das von FDP-Mann Volker Wissing geführte Digitalministerium will diesen unsinnigen Vorgang nun ändern. Am einfachsten – und am sinnvollsten – wäre es, ihn einfach abzuschaffen. Doch das ist in Deutschland nicht möglich. Tausende Existenzen in Brüssel gibt es nur, um sich täglich neue Vorschriften auszudenken – etwa den nicht abtrennbaren Flaschenverschluss. Tausende Bürokraten würden in Deutschland in Sinnkrisen stürzen, wenn es für sie nicht mehr gelten würde, noch so unsinnige Vorschriften fanatisch genau zu befolgen. Wer den Cookie-Button abschafft, könnte für die Deutsch-Brüsseler Bürokratie auch gleich das Raum-Zeit-Kontinuum stören.

Deswegen reformiert Wissing den Button nur. Einfach ausgedrückt: Wer ihn einmal angeklickt hat, muss es auf der gleichen Seite nie wieder tun. Weil Absätze in Texten aber eine gewisse Länge haben müssen, lassen wir Wissing das noch einmal in Umständlich ausdrücken: „Effektiver Datenschutz braucht klare, verständliche Regeln. Mit unserer Reform der Cookie-Banner-Einwilligung setzen wir genau hier an: Wir wollen die Cookie-Flut reduzieren und ein angenehmeres Surferlebnis für die Nutzer ermöglichen … So stärken wir den Datenschutz und die digitale Selbstbestimmung.“ Gar nicht mal so tief steckt auch in Wissing ein Brüsseler Bürokrat – aber immerhin zeigt er Tätige Reue.

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Kommentare ( 32 )

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32 Comments
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teanopos
2 Monate her

Wissings „Lösung“ ist nur eine weitere Verschlimmbesserung, bzw. wiegt den Nutzer in vermeintlicher (Daten-)Sicherheit. – Technisch, Datenschutzrechtlich und auch aus Comfort-Gründen einzig richtig wäre folgendes: Defaultmäßig und bei jedem weiteren Besuch einer Webseite JEDEN „Cookie“ auf der Seite(und seine Verknüpften) zwingend zu unterbinden – es sei denn, der User (und nur der User) stimmt ausdrücklich dem Speichern von Cookies durch ein Opt-In, das ausschließlich nur durch ihn über einen (unaufdringlichen)Button auf der Seite oder seine Browserkonfiguration(oder entsprechende Plugins) selbst initiiert werden kann, zu. Das heißt, defaultmäßig gibt es keinen Dialog mit dem Nutzer über die Cookies der Seite(und ihrer Verknüpften).… Mehr

Last edited 2 Monate her by teanopos
WALTER77
2 Monate her

Add On: „I still dont care about cookies“; Wichtig ist das STILL!
Klappt hervorragend.

JohnDoe1988
2 Monate her
Antworten an  WALTER77

AVAST hat diese Erweiterung gekauft, also ist sie jetzt komplett unbrauchbar.

weihnachtsmann_frau_lein
2 Monate her

„…Jede neue Seite, die der deutsche Nutzer besucht, fragt ihn, ob sie Cookies verwenden dürfe…“
Wie man leider (nicht nur, aber insbesondere) bei TE erleben „darf“, kommt diese blöde cookie-abfrage nicht nur bei „neuen“ seiten, sondern in (un)schöner regelmäßigkeit wieder. Dabei handelt es sich IMO um eine überängstliche, hosensch…ische überinterpretation der betreffenden gesetzlichen regelung(en).
PS: ebenso ärgerlich ist, daß man tagtäglich den „ich unterstütze bereits“-button anklicken muss. Sogar mehrmals täglich, falls man mehrmals täglich auf die seite geht. Wir unterstützen ja bereits, unsere motivation, diese unterstützung zu erhöhen, wird durch diesen penetranten wegklick-zirkus allerdings heftig eingebremst…

DrRobertFord
2 Monate her

USA, China: AI
Deutschland: Cookie-Button
Da sage noch jemand, wir wären zu IT-Innovationen unfähig!

JohnDoe1988
2 Monate her

Es gibt einen Browser der Drittanbieter Cookies komplett blockiert. Ich nutze ihn seit ungefähr einem Monat und bin total begeistert. Sogar die Anti-Gender Browserweiterung (Binnen-I be gone), der effiziente Werbeblocker Ublock Origin und andere funktionieren ohne Probleme. Im Grunde funktioniert jede Erweiterung die es auch für Google Chrome gibt. Brave Browser Website Zusammen mit der Brave Suchmaschine und einem VPN mit Schweizer IP Adresse fühlt man sich relativ sicher wenn man im Netz unterwegs ist. Für mich steht fest, ich werde nie wieder Google als Browser oder Suchmaschine nutzen, Microsoft Edge, Firefox, Safari etc. kommt auch nicht mehr in Frage… Mehr

Rob Roy
2 Monate her

Wer ihn einmal angeklickt hat, muss es auf der gleichen Seite nie wieder tun.

Wenn die Cookies gespeichert sind, trifft das auch jetzt schon zu.
Interessant wäre, welche Lösung Wissing anbieten könnte. Denn irgendwie muss der Betreiber der Webseite ja wissen, ob man schon mal auf seiner Seite war.

Last edited 2 Monate her by Rob Roy
weihnachtsmann_frau_lein
2 Monate her
Antworten an  Rob Roy

„…Wenn die Cookies gespeichert sind, trifft das auch jetzt schon zu…“
Das stimmt leider nicht bzw. nur dann, falls genau diese info NICHT in den NOTWENDIGEN cookies gespeichert wird. Denn die sog. notwendigen lassen wir notgedrungen zu. Und bei TE kommen diese wiederholten cookie-abfragen leider auch noch deutlich (!) häufiger als bei anderen webseiten…

alter weisser Mann
2 Monate her

Woher soll eine grünsozialisierte Pflaume wie Thurnes, der ja nichtmal kritische Kommentare zu seinem Müll durchlässt, sowas wissen?

joly
2 Monate her
Antworten an  Rob Roy

Wieso eigentlich?
Jeder hat das Recht im Internet seinen Scheixx anzubieten. Warum darf er meine Daten speichern, nutzen und verkaufen?
Es gibt kein Naturrecht mich auszuforschen, gläsern zu machen und diese Erkenntnisse jedem der zahlt zur Verfügung zu stellen.
Wenn ich von ihm was kaufen will: die entsprechende email und ich melde mich; wenn ich will.

Elmar
2 Monate her

Es gibt Add-ons, welche die Fragen automatisch beantworten, ohne dass sich der Nutzer darum kümmern muss. Ich gehe mal davon aus, dass diese massenhaft im Einsatz sind um nicht unnötig von der Brüsseler Bürokratie belästigt zu werden.

Matthias F.
2 Monate her

Ach ja? Und woher soll die Seite wissen, dass ich schon dort war, nachdem ich meinen Browserverlauf gelöscht habe? Wäre auch ein komischer Datenschutz, wenn sie es trotzdem weiß.

Ohanse
2 Monate her
Antworten an  Matthias F.

Internet ist für die Bundesregierung immer noch Neuland.

Baron Fred
2 Monate her

Kekse sind Programme? Aha, weiterlesen lohnt nicht wenn das Fundament nicht steht, fällt das gedankliche Kartenhaus sofort um.
Meine gewerbliche Webseite hatte keine Kekse. Aber die deutschen setzen, wie wohl alle Sklaven, jeden Dummquatsch um. Niemand in Schland hat den A….. in der Hose gegen irgendeine Vorgabe zu verstoßen. Hat schon Lenin sinngemäß gesagt.

Irdifu
2 Monate her

Ist eigentlich der allergrößte Unsinn der EU Bürokraten aufgehoben ?
Nämlich die genaue Order , wie die Pizzasoße auf dem Teig verteilt werden muss . Nämlich mit einem.Löffel
Und zwar kreisförmig und zwar ausschliesslich im Uhrzeigersinn.
Der Ex Hart aber Fair Moderator Frank Plasberg fragte damals einen EU Parlamentarier : “ Habt ihr da unten eigentlich noch alle Tassen im.Schrank „

Last edited 2 Monate her by Irdifu