Der gelbe Wissing begründet sein Plädoyer für Kernkraftwerke grün

Der Vorstoß von Verkehrsminister Volker Wissing, Kernkraft weiter zu nutzen, kommt mit grüner Tarnung und der Forderung nach einer Expertenkommission daher. Die Rufer nach sofortigem Debattenende machen sich solche Mühen nicht.

dts Nachrichtenagentur
Bundesverkehrsminister Volker Wissing

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) möchte eine unabhängige Expertenkommission über eine weitere Laufzeitverlängerung der drei Kernkraftwerke entscheiden lassen und widersprach damit Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD), die ein Ende der Debatte gefordert hatte: „Wir brauchen jetzt keinen politischen Streit und keine Rechthaberei, sondern wir brauchen eine fachliche Antwort auf die Frage, wie wir stabile und bezahlbare Energieversorgung sicherstellen können und gleichzeitig unsere Klimaschutzziele erreichen“, sagte Wissing der FAZ (Dienstagausgabe).

Bärbel Bas über Kernkraft
Ausgerechnet die Bundestagspräsidentin will eine zentrale politische Debatte abwürgen
„Wenn wir es politisch nicht diskutieren wollen, dann müssen wir es wissenschaftlich klären.“ Damit möchte Wissing die Debatte innerhalb der Koalition wiederbeleben, die der Bundeskanzler im vergangenen Herbst per Machtwort beendet hatte. Danach gingen die drei verbliebenen Kernkraftwerke Mitte April vom Netz. Wissing begründet seine Sorge also sozusagen grünologisch, weil es seinem Ressort nur mit viel mehr Elektroautos gelänge, die gesetzlich festgelegten Klimaschutzziele einzuhalten. Nach Berechnungen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) verschlechtere sich die CO2-Bilanz von Elektroautos überdies deutlich, wenn die Kernkraftwerke abgeschaltet werden und neben Strom aus Windkraft- und Solaranlagen vor allem Kohlestrom zum Laden eingesetzt wird. „Wir können im Verkehrsbereich mit der Elektromobilität nichts für den Klimaschutz tun, wenn wir Kohlestrom zum Laden nutzen“, so Wissing:

„Wir organisieren gerade den Hochlauf der Elektromobilität. Wenn die Menschen erleben, dass die E-Autos nicht nur teuer sind, sondern schlecht für das Klima, wird die Transformation zum Fiasko.“

Christian Lindner in der Krise
In der FDP meutern die Ersten gegen die Koalition mit SPD und Grünen
Die SPD-Politikerin Bas hatte unter Verweis auf Frankreich „hohe Risiken“ der Atomkraft angeführt und der Neuen Osnabrücker Zeitung gesagt: „Machen wir uns nichts vor: Wenn wir jetzt neue Brennstäbe kaufen würden, laufen die alten Kernkraftwerke womöglich noch 20 Jahre.“

Die Energiewende sei viel zu lange blockiert gewesen, „weil wir uns auf Putins billiges Gas und Öl verlassen haben“. Eine neuerliche Laufzeitverlängerung „würde die notwendige Transformation erneut ausbremsen“.

Der Unterschied zwischen Bas und Wissing: Bas sagt offen, dass das Atom-Aus um jeden Preis sein muss, Wissing tarnt seine Absicht, Kernkaft weiter zu nutzen, grünologisch.

(Mit Material von dts)

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Kommentare ( 23 )

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Siggi
1 Jahr her

Hätte die FDP auch nur noch einen Funken Anstand, würde sie diese Regierungsfarce beenden. Damit könnte sie nicht nur Deutschland, sondern vielleicht auch sich selbst retten. Scholz zeigt immer mehr, dass er alles ist, nur kein Kanzler. Ein schwacher kleiner Ganosse, der in Hamburg durch die Seilschaft ein wenig Anerkennung hatte, von Merkel in die Regierung geholt und anschließend zum Nachfolger gemacht, glänzt er durch Fehltritte und Rückgratlosigkeit. Diese Regierung ist nach einem Jahr fertig. Keiner will sie mehr. Es ist an der Zeit, dass einiges rückgängig gemacht wird.

Biskaborn
1 Jahr her

Der Grüne Liberale Wissing ist ein Witzbold. Kaum erklären neben Bas auch Habeck, Lang und Baerbock das Ende der Debatte, so wird es definitiv kommen, fällt er um wie ein Strohhalm im Wind. Diese FDPler wagen sich immer mal kleinlaut zu Wort, um am Ende den Grünen nach dem Mund zu reden und umzufallen! Peinlich!

Gerhard Sauer
1 Jahr her

Als Mitglied der Expertenkommission schlage ich Kardinal Marx vor, der bereits 2011 als Experte im sog. Ethikrat zur Entscheidung über den Weiterbetrieb der KKW ein merkelgefälliges Urteil abgegeben hat. Wenn schon die KKW nicht mehr reaktiviert werden können, dann doch wenigstens die einschlägigen Experten.

Alexis de Tocqueville
1 Jahr her

Damit das klar ist, niemand darf vier sagen, denn wir brauchen jetzt keine Rechthaberei, sondern eine fachliche Antwort auf die Frage, was zwei plus zwei ist.

Hoffentlich legt mir niemand die Frage als Hetze aus oder so, aber ich würde gerne wissen, ob man eine spezielle Art der Lobotomie braucht, um eine rotgrüne Politikerin zu werden?

November Man
1 Jahr her

Deutschland verschenkt anscheinend deutschen Strom ins Ausland anstatt den Strom den deutschen Verbrauchern zu schenken. Das nur um den deutschen Strom so teuer wie möglich zu machen und den deutschen Strompreis so weit wie möglich hoch zu halten. Ein altbekanntes schmutziges Spiel. Fast ein Viertel des verschenkten Stroms ging zum neuen Jahr ins Ausland. Belgien, Dänemark und Österreich sind einige der Abnehmer von deutschem Strom, berichtete die „Bild“. Steigende Preise Deutscher Strom geht offenbar gratis an NachbarländerSeit Wochen sinken an den großen Handelsplätzen die Preise für Strom und Gas. Das heißt, das Versorger wieder deutlich günstiger einkaufen können. Doch beim… Mehr

Last edited 1 Jahr her by November Man
Diogenes
1 Jahr her

Es nützt alles nicht, durch diese pseudoreligiösen Haßtiraden auf die modernsten AKWs der Welt mit prakisch NULL Ausstoß an dem „Klimagas“, mit der Gebetsmühle wegzaubern zu wollen. Ich begreife nicht, daß Deutschland als EINZIGES Land der Erde, von denen, die die Kernkraft beherrschen, diesen zwangsneurotischen Kampf gegen die Reste der Billionen gekosteten Anlagen unserer Eltern und Großeltern. die sich die vom Munde abgespart haben, fortsetzt. Was für ein unlösbarer Widerspruch, z.B. die Autos zu zwangs-elektrifizieren und sie dann mit z.B. Braunkohlestrom betreiben zu wollen; alternativ aus den AKWs aller europäischen Länder. Das stinkt doch nach Willkür und Widerspruch im Handeln.… Mehr

Tesla
1 Jahr her

Immer diese „Expertenräte“, über die anderswo mit den Worten gelästert wird: „Und wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründ‘ ich einen Arbeitskreis“. Und in den sog. „Expertenräten“ sitzen dann auch wieder nur handverlesene Günstlinge der Parteien, die genau das sagen sollen, was die Schranzen hören wollen.

Wolfbert
1 Jahr her

An allem Unfug, der geschieht, sind nicht nur die schuld, die ihn begehen, sondern auch die, die ihn nicht verhindern (Erich Käster).

Der Schwachsinn wurde in den Adelsstand erhoben, als der „Klimaschutz“ zum politischen Ziel erklärt und mit Hilfe von Schwarz und Gelb in den Verfassungsrang gehievt wurde.

Axel Fachtan
1 Jahr her

Energiepolitik hat 3 Ziele 1) Versorgungssicherheit 2) Bezahlbarkeit 3) Eingrenzung der Umweltschäden Wer nur noch 3 macht und 1 und 2 ignoriert, der zerstört dieses Land. Drum darf ich den Fachbegriff „green deal“ auch gerne noch mal ins Hochdeutsche übersetzen, damit es auch deutschlandweit verstanden wird. Ricarda Lang und Co denken 1) Wir wollen dieses Land zerstören. 2) Wir wollen die Industrie zerstören. 3) Wir wollen Mittelschicht und Mittelstand zerstören. 4) Wir wollen die Versorgungssicherheit abschaffen. 5) Wir wollen, dass Energie so teuer wird, dass sie sich keiner mehr leisten kann. 6) Wir wollen die Landwirtschaft so reduzieren, dass die… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Axel Fachtan
Aegnor
1 Jahr her
Antworten an  Axel Fachtan

Was mich daran verwundert ist das Motiv. Ist es wirklich nur der alte Sozialimusansatz bzw. Wunschtraum, dass in einer (im Sozialismus zwangsläufigen) Mangel-/Planwirtschaft, derjenige der die wenigen Ressourcen verteilt absolute Macht innehat? Glauben die Linksgrünen wirklich dass das funktioniert? Vor allem wenn man bedenkt, dass die grüne Nomenklatura, die ja nur aus Schwätzern und Studienabbrechern besteht, selbst für eine Planwirtschaft zu blöd ist? Glauben die etwa wirklich, dass sie weiter ungefährdet im Luxus leben können, während der Rest der Bevölkerung hungert? Und diese sich das widerspruchslos gefallen lässt? Vor allem die Millionen Jungmänner-Muslime die man zwecks erhofften Neuwählern ins Land… Mehr

fatherted
1 Jahr her

Heute kann doch keiner aus einer „etablierten“ Partei es wagen in Energiepolitischer Sicht seine Meinung nicht mehr als „grün“ zu begründen…täte er es nicht wäre er ein Schlachtfest für die MSM und natürlich für die Grünen. Da keiner in der Politik mehr über Rückgrat verfügt…ist solche Argumentation nicht verwunderlich…überhaupt sind alle FDP Minister mehr grün als gelb…was glücklicherweise von der Wählerschaft erkannt und hoffentlich bei den nächsten Landtagswahlen auch abgestraft wird. Vielleicht wird die FDP endlich wieder das für dass die drei Buchstaben FDP stehen…die „fast drei Prozent“ Partei.