Wehrpflicht? Nein, danke!

Deutsche Politiker machen Politik auf dem Rücken der jungen Generation. Steuerlast, Rente und Wehrpflicht sollen allein von den Jüngeren getragen werden – die Alten bedienen sich an den Ruinen des Staates, den sie selbst kaputt regiert haben. Von Fabian Kramer

IMAGO / Steinsiek.ch

In der Politik gilt eigentlich der Grundsatz, dass für ein vernünftiges gesellschaftliches Miteinander ein Interessenausgleich zwischen den Generationen vonnöten ist. Diesen Grundsatz wollen die derzeitigen Politiker aufkündigen. Die jüngere Generation in der Bundesrepublik soll durch eine Wehrpflicht wieder zur Bundeswehr gezwungen werden. Weil ein möglicher Fronteinsatz nicht Belastung genug ist, will die Politik der jungen Generation auch noch die Kosten der Wiederherstellung der Wehrhaftigkeit aufbürden – eine Wehrhaftigkeit, deren Mittel die ältere Generation für Sozialgeschenke verbrannt hat. „Whatever it takes“, sagt dazu der künftige Bundeskanzler Friedrich Merz. Dieser Satz gilt uneingeschränkt – aber nur für die junge Generation.

Die Generation von Friedrich Merz, die die politische und gesellschaftliche Macht im Lande innehat, soll von weitreichenden Einschnitten verschont bleiben. Überspitzt formuliert: Eine Koalition aus älteren Politikern und älteren Wählern lässt die Jungen für ihre Privilegien buchstäblich über die Klinge springen.

Nur ein Tropfen auf dem heißen Stein
Die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr ist ohne viele weitere Milliarden illusionär
Vor vielen Jahren hatte die FDP ein Wahlplakat, auf dem stand: „Auf Schuldenbergen können unsere Kinder nicht spielen.“ Heute müsste es anders lauten: „Auf Schuldenbergen wollen die Rentner ihre letzten Jahre verbringen.“

Die Unverfrorenheit, mit der die heutige Politik mit der jungen Generation umgeht, ist mehr als kurzsichtig. Denn eigentlich müsste die Politik das Gegenteil tun. Oberstes Ziel der Politik müsste es sein, junge Fachkräfte im Land zu halten. Schließlich wird die immense Steuer- und Abgabenlast für Rente und Sozialstaat zu einem großen Teil von der jungen Generation getragen. Durch die ungünstige demografische Entwicklung wird die Belastung der Jüngeren weiter zunehmen. Die Rahmenbedingungen für die jüngeren Generationen werden sich in Zukunft weiter verschlechtern.

Zu allem Überfluss will die Politik auch noch eine Wehrpflicht einführen. „Wir rüsten mächtig auf“, sagt dazu CSU-Chef Markus Söder. Ausgerechnet die Partei, deren Verteidigungsminister zu Guttenberg die Wehrpflicht ausgesetzt hat, trommelt am lautesten für eine schnelle Rückkehr zur Wehrpflicht.

Dabei wurde die Wehrpflicht aus guten Gründen ausgesetzt. Eine Wehrpflicht entzieht dem Arbeitsmarkt viele junge Menschen, die dort dringend gebraucht werden. Sie kostet den Staat viel Geld, weil er für Unterkunft, Ausrüstung, Verpflegung und Sold sorgen muss – und zusätzlich entgehen dem Staat Steuern, weil junge Männer unproduktiv in Kasernen sitzen, statt zu arbeiten oder eine Ausbildung zu machen. Eine effiziente Verwendung der vielen Milliarden für die Verteidigung sollte in erster Linie in die Stärkung der Berufsarmee fließen.

Es würde der Politik gut anstehen, sich an ihre eigenen Worte zu erinnern. Nach der repressiven Corona-Politik, die vor allem die junge Generation hart getroffen hat, haben Politiker aller Parteien versprochen, die Interessen dieser Generation stärker zu berücksichtigen. Zum Schutz der schutzbedürftigen älteren Generation mussten die Jüngeren massive Verzichte und Einschränkungen hinnehmen. Jetzt wäre es an der Zeit, dass sich die Politik an diese Jahre erinnert.

Es überrascht kaum, dass die potenziell von der Wehrpflicht Betroffenen, die unter 30-Jährigen, mit großer Mehrheit dagegen sind – die größte Zustimmung findet sich bei den über 70-Jährigen.

Wer immer beschwört, die Gesellschaft zusammenhalten zu wollen, darf nicht nur Politik für ältere Wähler machen. Am Ende sägt die ältere Generation an dem Ast, auf dem sie sitzt.


Fabian Kramer ist als Jungjournalist für Tichys Einblick tätig und arbeitet als Koch im Schwarzwald. Kürzlich schloss er seine Ausbildung ab. Von einer Wehrpflicht wäre er betroffen.

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Kommentare ( 224 )

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R.Baehr
1 Monat her

Bravo, sie sagen es, danke.

alter weisser Mann
1 Monat her

„Steuerlast, Rente und Wehrpflicht sollen allein von den Jüngeren getragen werden – die Alten bedienen sich an den Ruinen des Staates, den sie selbst kaputt regiert haben.“

Junger Mann, Sie erzählen da einfach dummes Zeug! Zumindes sollte man kapieren, dass die „Alten“ zu ihrer Zeit das Ihrige getragen haben, im Zweifel mehr als die „Jungen“ heute.

TschuessDeutschland
1 Monat her

Ich kannte aufgrund von privaten Aktivitäten im Tech-Bereich mehrere hoch-qualifizierte junge Männer (Ingenieurs- bzw. Informatik-Studium). Diese haben sich zum Ende ihres Studiums angeguckt was Deutschland ihnen bieten kann und was sie in anderen Ländern für Perspektiven haben. Da fällt die Entscheidung in einem offenen europäischen Arbeitsmarkt leicht. Bzw. ist keine Entscheidung, wenn man nicht auf Burn-Out und Untertanen-Mentalität steht.
Und das war noch vor dieser Schwachsinns-Debatte.
Deutschland braucht keine Regierung, Deutschland braucht einen Insolvenz-Verwalter.

Britsch
1 Monat her
Antworten an  TschuessDeutschland

Ja klar.
Auch diese jungen Männer haben in Deutschland kostenlos studiert und vermutlich sich auch sonst vom Staat verhalten lassen.
Bekommen auf Grund dieser Ausbildung nun eine gut bezahlte Stelle.
Wie wäre es z.B. wenn diese Kosten der Allgemeinheit zurück gezahlt werden müßten?

Britsch
1 Monat her

Entschuldigung als die heutigen „Alten“ jung waren mußten die Meisten davon Wehrdienst leisten, oder Zivildienst. Für etliche war das für die „Perönlichkeitsbildung“ nicht schlecht und würde heutigen Jungen und damit der Gesellschaft auch gut tun. Außerdem, im Ernstfall (wenn der Russe angreift, was ich nicht glaube, es sei denn Deutschland schürt noch weiter und noch mehr den Krieg) wären das bereits ausgebildete Reservisten. Im Ernstfall gibt es ja immer noch die Wehrpflicht, wobei man derzeit nur Männer und keine Frauen einziehen will, Obwohl es zwischenzeitlich im angeblichen Interesse der Gleichberechtigung und Quote auch Soldatinnen gibt. Es gibt heutzutage auch immer… Mehr

Last edited 1 Monat her by Britsch
TschuessDeutschland
1 Monat her
Antworten an  Britsch

Was hat Frust-Saufen „beim Bund“ mit „Persönlichkeitsbildung“ zu tun ?

Britsch
1 Monat her
Antworten an  TschuessDeutschland

Und Sie meinen „Frust Saufen“ beim „Bund“ wäre Pflicht und selbstverständlich? Hätten Alle gemacht und würden Alle machen?
Wie Viele betrifft das machen da tatsächlich mit und wie Viele machen da nicht mit?

Privat
1 Monat her
Antworten an  Britsch

Wehrdienst? Ich bin sicher, es lohnt nicht, dieses verkommene Land zu verteidigen.
Ich wüsste keinen einzigen Grund, was es da zu verteidigen gäbe.
Denn alles Gute wurde von der Politik zerstört.

Privat
1 Monat her

Es gab einmal einen Gefreiten, der uns Deutsche ruiniert hat.
Jedenfalls ist der aktuelle Kriegsminister ein ehemaliger Obergefreiter.

Imre
1 Monat her

Die polnische Zivilbevölkerung will zu 90% keinen Waffengang mit Russland!
Nicht das einzige Beispiel, wo das einfache Volk gescheiter ist, als kriegsgeile und volksverräterische Politiker!

puke_on_IM-ERIKA
1 Monat her

Faeser ist doch dabei, allen die Waffen abzunehmen. Dann ist sie eben alleine DRAN !
Warum sollte jemand eine Antifa-Ministerin verteidigen, die sich als Ziel alle Deutschen vorgenommen hat ? EBEN !
Dann mach Deinen Sch…… alleine !

puke_on_IM-ERIKA
1 Monat her

Es sind aktuell genug Neudeutsche vorhanden, die man zur Bundeswehr einziehen könnte. Die wollten alle unbedingt Deutsche werde und sind sicher ganz versessen darauf, Deutschland etwas zurückzugeben .
Oder sollen doch nur Deutsche ohne Migrationshintergrund zur Bundeswehr, damit die „Flüchtlinge“ hier weiter ohne Pflichten aber mit umso mehr Rechten ihre Wasserpfeifen rauchen und die polizeiliche Kriminalstatistik mit Messerkunststücken und gynäkologischen Abartigkeiten bereichern können ?

Innere Unruhe
1 Monat her
Antworten an  puke_on_IM-ERIKA

Sie wollen Syrer und Afghanen an der Waffe ausbilden???
Ernsthaft? Und Doppelstaatler-Saboteure in eine Organisation aufnehmen, wo absolute Loyalität gefragt ist?
Wer einen zweiten Pass hat, ist nur zur Hälfte Deutscher und darf zwar arbeiten, aber ist nicht vertrauenswürdig, weil entweder von der zweiten Heimat erpressbar oder grundsätzlich illoyal.

Britsch
1 Monat her
Antworten an  Innere Unruhe

Auch aus dieser Feststellung etrgibt sich, doppelte Staatsbürgerschaft geht gar nicht

Innere Unruhe
1 Monat her
Antworten an  Britsch

Eben. Sollen Bürger mit deutsch-russischer Staatsangehörigkeit fern von Staatsgeheimnissen gehalten werden, während jemand mit deutsch-syrischem Pass an alle Schalthebel der Macht darf???
Was ist mit den deutsch-ukrainischen Bürgern? Ukraine steht im Verdacht Nordstream II zu beschädigen.
Was ist mit den deutsch-amerikanern und deutsch-chinesen? Wer stellt sicher, dass hier keine Industriespionage stattfindet, weil man eben auch dem zweiten Staat verpflichtet ist.
Was ist, wenn usere Armee zu 50% aus Doppelstaatlern besteht, die im Ernstfall in die zweite Heimat….?
Doppelte Staatsbürgerschaftt liefert echte Deutsche dem Willen der Doppelstaatler aus.

fischer
1 Monat her

Jede Generation hat sich den Problemen ihrer Zeit zu stellen. Ich habe als junger Mann meinen Wehrdienst geleistet, weil Pflicht eben genau das ist: Pflicht. Wir hätten mit unserer Zeit auch etwas anderes anfangen können. Und ? Ich kann das hedonistische Gejammer der xy-irgendwas Generation nicht mehr hören.

alter weisser Mann
1 Monat her

„Eine Koalition aus älteren Politikern und älteren Wählern lässt die Jungen für ihre Privilegien buchstäblich über die Klinge springen.“

In Wohlstand aufgewachsen wie keine Generation zuvor kommt bei der ersten verlangten Gegenleistung das mimimi über die Zumutungen der Welt. Melodramatisch bis zum Abwinken, larmoyant ohne Ende … das lebenslängliche Leiden vorprogrammiert. Ja, die werden sich von Corona nie erholen, weil es bequemer ist, sich ständig darauf zu berufen wie sehr man litt.
Man wundert sich, dass den Menschen ein Leben im / nach dem 3.Reich und in / nach der DDR möglich war.

Innere Unruhe
1 Monat her
Antworten an  alter weisser Mann

Wohlstand??? Unsere Jugend wird ermordet und vergewaltigt. Von den Fremden… Was tun wir mit diesen Fremden – Asylanten -, wenn Krieg ist? Sie arbeiten nicht, sprechen kein Deutsch. Sie sind für die Kriegswirtschaft nutzlos, wollen aber wohnen und essen… Will man kriegstüchtig werden, muss man allen Balast loswerden. Menschen, die in der Kriegswirtschaft nicht eingesetz werden können, aber Ressourcen verbrauchen, schwächen das Land. Will DE kriegstüchtig weden, muss nur Menschen aufnehmen, die hier arbeiten wollen, jene, die nur „Flüchtlinge“ sind, sollen über die UNO weltweit verteilt werden. – Nach Gana, Simbabwe, Südafrika, Ägypten…. Auch Geld kann die UNO verteilen. Nur… Mehr