WDR: „Mao hatte echten Weitblick“

In einer Sendung über die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen zeigt der WDR einen Einspieler, der Mao Zedong als heiteren Visionär und das aktuelle Wirtschaftswachstum Chinas als Ergebnis jahrzehntelanger Planwirtschaft darstellt.

Screenshot WDR: Markt

In der WDR-Sendung „Markt“ vom 26. Mai geht es in einem Beitrag um die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen. Während der Tenor insgesamt eher kritisch gegenüber der engen wirtschaftliche Verflechtung mit China ist, dringt an einigen Ecken ein sehr verqueres Weltbild durch.

Auf einmal hält die Moderatorin die „Mao-Bibel“ in die Kamera, „Vom Staatsgründer persönlich“. Der darauf folgende Einspieler beginnt mit den Worten: „Der große Vorsitzende Mao sagte schon 1956“ und stellt Chinas Wirtschaftsaufschwung als Ergebnis „jahrzehntelanger Strategie“ dar, angefangen eben bei Mao Zedong. Man geht sogar soweit, ihm „echten Weitblick“ zu attestieren.

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— Argo Nerd (@argonerd) May 27, 2021

Mal abgesehen davon, dass der Aufschwung der chinesischen Wirtschaft im wesentlichen auf die Einführung vieler marktwirtschaftlicher Elemente nach Maos Tod zurückgeht und nun wirklich in keiner Weise auf die Pläne Maos: Dass unter dem „großen Vorsitzenden“ zig Millionen Menschen verhungerten und ermordet wurden, dass er zu den blutrünstigsten Diktatoren der Weltgeschichte gehört, hält man beim WDR für nicht weiter erwähnenswert. Mit heiterer Musik hinterlegt und farbenfrohen Bildern im chinesischen Propagandaplakat-Look wird (markt-)wirtschaftlicher Aufschwung mal soeben als das Ergebnis der glorreichen, sozialistischen Planwirtschaft der letzten Jahrzehnte dargestellt.

Man kann beim besten Willen nicht sagen, ob diese Sendung das Ergebnis völliger Ahnungslosigkeit oder unterschwelliger Bewunderung für den Maoismus ist. Der WDR hat sich in beiden Fällen abermals blamiert. Hier geht es zum gesamten Beitrag.

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