Viernheim: „Mann“ entreißt Polizisten Schlagstock und randaliert

Im südhessischen Viernheim entriss ein aggressiver Zuwanderer zwei Beamten den Schlagstock, schlug auf sie ein und sorgte für ein minutenlanges Schauspiel auf dem Supermarktparkplatz. Sicher kein Hotspot der Kriminalität, aber an diesem Abend reicht die Zweierstreife nicht mehr aus.

imago Images/Alexander Pohl
Symbolbild

Ein junger Mann steht auf dem Parkplatz eines Supermarktes, direkt neben einem Streifenwagen mit Blaulicht. Mit einem länglichen Gegenstand schlägt er wie manisch auf das Pflaster ein, wie wenn er ein Loch schlagen oder Pflastersteine herauslösen wollte. Zwischendurch richtet er sich auf und präsentiert die geschwellte Brust, brüllt etwas. Seine Haare sind schwarz und zerzaust, der Hautton dunkelbraun. Es gibt keinen Dialog zwischen ihm und den Umstehenden, nur ein verrücktes, erkennbar aggressives Handeln seinerseits und das ängstliche oder auch wütende Beäugen von der anderen Seite. Der Mann schlägt auf den Streifenwagen ein, trifft die Scheiben und den Rückspiegel, versucht, die Wagentür zu öffnen, doch die ist verschlossen. Er zuckt mit den Schultern: Warum sollte ich das nicht auch noch dürfen?

Ein Polizist (52) mit Platzwunde am Kopf läuft unentschlossen zwischen der Glasfront und den Autos hin und her, die ihn vom engeren Tatort abschirmen. Erstaunlich auch: Eine weibliche Beamtin (31) steht zusammen mit einem Zivilisten gut einen Meter von dem Mann entfernt. Aber auch sie scheint hilflos. An Schaulustigen mangelt es nicht. Mindestens zwei Umstehende filmen das Geschehen. Nur die Autofahrer, die eigentlich nach Hause wollten, weichen vor der Ausfahrt zurück, in der der Polizeiwagen steht, vermutlich weil sie Stockschläge auf ihre Karosserie befürchten. Passiert ist es am Donnerstagabend, gegen 18.45 Uhr, im südhessischen Viernheim, nordöstlich von Mannheim. Im Süden liegt Heidelberg, im Nordwesten Worms, und an der Heidelberger Straße liegt auch der Supermarkt der Günstigkette Aldi, auf dessen Parkplatz sich das Geschehen abspielt.

Das Publikum wird ungeduldig

Logisch und plausibel erscheint, dass die Beamten einen gewissen „Respekt“ vor dem Mann haben, der sich zuvor in die Fahrzeuge von Kunden gesetzt hatte und nicht mehr aussteigen wollte. Mehrere Kunden haben dann die Polizei gerufen. Der 21-jährige offenkundige Zuwanderer, der laut Polizeimeldung „in Heidelberg wohnhaft“ ist, habe sich direkt aggressiv gezeigt. Ein Gespräch war nicht möglich. Es gelang ihm, dem Beamten seinen Schlagstock zu entreißen, mit dem er dann auf beide Polizisten eingeschlagen habe.

Eine Frau filmt das Ganze aus sicherem Abstand, aber ohne rhetorischen Sicherheitsabstand: „Warum knallen Sie den net ab?“, ruft sie den Beamten in hessischer Sprachfärbung zu, gerade so wie es ungefiltert aus ihr heraus denkt. Das verstehe sie nicht. Die Einwände der Beamten seien ihr „scheißegal, der soll sich hier benehmen“. Die anderen Frauen wissen auch schon, wie es weitergeht: „Der kommt dann in die Psychiatrie – den zahlen wir weiter.“ – „Aber das ist doch schon seit Jahren so in Deutschland.“ „Jetzt erlebe ich das zum ersten Mal live“, meint die Filmerin.

Als auch das Einschlagen des Mannes auf den Streifenwagen zu keiner veränderten Reaktion führt, wird das Publikum ungeduldig. Der Polizist ist nun damit beschäftigt, die aufgebrachten Supermarktkunden zu beruhigen. Vermutlich erklärt er ihnen, warum er nichts weiter tun kann. Laut Auskunft eines Landesinnenministeriums darf die Schusswaffe nur zum Einsatz kommen, wenn keine andere Maßnahme Erfolg verspricht.

Situation, in der die Zweierstreife nicht mehr ausreicht

Der Viernheimer Polizist hatte offenbar den Entschluss gefasst, zu deeskalieren. Laut dem Twitter-Account der Polizei Südhessen wartete er auf zusätzliche Streifen. Die Ungeduld der Umstehenden wächst. Genau in diesem Moment läuft der Täter weg, Polizist und Polizistin hinterher. Hier war offenbar die Situation erreicht, in der eine Zweierstreife nicht mehr ausreicht. Zugleich kann man nicht sagen, dass der Viernheimer Aldi-Parkplatz klassischerweise eine besondere Gefahrenzone darstellt.

Erst nach Eintreffen weiterer Kräfte kann der Mann überwältigt und festgenommen werden. Das geschah offenbar abseits des Parkplatzes. Vorher hatten die beiden Beamten offenbar auf die Verstärkung gewartet. Denn wenn in dieser Situation kein Notwehr- oder Verteidigungsschuss erlaubt war, dann war sie nicht ohne Verstärkung zu meistern.

Laut Polizeimeldung mussten die verletzten Polizisten den Dienst danach aufgrund von Platzwunden und Prellungen einstellen. Der Täter wurde nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen in eine psychiatrische Klinik eingeliefert. Ihn erwartet ein Verfahren wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte. Wegen Anzeichen auf Drogenkonsum war außerdem eine Blutentnahme angeordnet worden.

Der Fall zeigt erneut das Versagen einer Bundesregierung, die pausenlos neue Fälle auch dieser Art ungeprüft ins Land lässt und mutwillig hereinholt, die aber nicht bereit ist, für die Folgen und Konsequenzen zu haften. Hilfreich wäre ohnehin nur die Unterlassung, das Ende der stetigen Lage-Erschwerung für Kommunen, für Polizisten und (vermutlich involvierte) Sozialarbeiter, für die Menschen, die versucht haben, diesem Mann Deutsch beizubringen und die ihm einfachste Regeln der hiesigen Gesellschaft vermitteln wollten. Vor allem aber sind die einfachen Bürger zu bemitleiden, die nicht mehr ihrem alltäglichen Leben nachgehen können, ohne die Befürchtung, solche Szenen zu erleben. Irgendwann ist es auch für den letzten „das erste Mal live“.

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