Verband beklagt „Zusammenbruch“ des Windkraft-Ausbaus

Die Planvorgaben für erneuerbare Energien erweisen sich als realitätsfern. Merkels Regierung bleibt trotzdem bei ihrer Strategie.

imago images / INSADCO

Die Zahl der erteilten Genehmigungen für den Windkraftausbau an Land sei in den ersten drei Quartalen 2019 „regelrecht zusammengebrochen“, beklagt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BEDW) in einer Mitteilung vom 8. November. Tatsächlich hat die Zahl der Ausbaugenehmigungen laut Bundesnetzagentur einen historischen Tiefpunkt erreicht. Zum Vergleich: im Jahr 2016 registrierte die Bundesagentur zwischen Januar und September noch 1.228 Genehmigungen. In den ersten drei Quartalen 2019 sackte diese Zahl auf bundesweit 351 ab.

Damit, so der BEDW, sinke die Zahl der Genehmigungen bereits im dritte Jahr in Folge, und liege weit hinter den Planvorgaben von Merkels Regierung zurück. Im Jahr 2018 wurden gerade 432 Genehmigungen für Windkraftanlagen an Land erteilt – ein Zubau von 1,5 Gigawatt. Um die CO2-Reduktionsziele der Regierung und die Energiewende-Planvorgaben zu erreichen – einen Anteil von erneuerbaren Quellen an der Stromversorgung von 65 Prozent bis 2030 und 80 Prozent bis 2050 – müssten allerdings nach Berechnungen des BDEW jährlich zwischen 2,9 und 4,3 Gigawatt Windkraft an Land zugebaut werden. Die verkündeten Regierungsziele, so der Branchenverband, könnten angesichts dieser Entwicklung unmöglich erreicht werden.

Grund für den Rückgang der Genehmigungen ist zu einen das so genannte Ausschreibungsverfahren, das seit 2017 gilt: danach kommen nur noch Anbieter Solar- und Windkraftprojekten mit dem günstigsten Angebot zum Zug. Die festen Einspeisevergütungen weit über Marktpreis für 20 Jahre wurden abgeschafft. Seitdem sank die Marge beträchtlich, die sich mit Anlagen der EE-Stromerzeugung verdienen lässt. Laut Bundesnetzagentur gab es im Oktober 2019 nur noch für rund 30 Prozent der ausgeschriebenen Zubau-Menge überhaupt Gebote.

Außerdem verhindern Bürgerinitiativen immer häufiger Windkraftprojekte, die in Wäldern beziehungsweise Vogelschutzgebieten vorgesehen waren.

Obwohl der Ausbau der Windkraft absehbar zum Erliegen kommt, hält Merkels Regierung nicht nur am Atomausstieg bis 2022 und am planwirtschaftlichen Ende der Kohleverstromung bis 2038 fest, sondern kalkuliert eine drastische Steigerung des Stromverbrauchs bis 2030 ein. Auf dem so genannten „E-Auto-Gipfel“ verkündeten Vertreter Bundesregierung und der Autoindustrie die Errichtung einer Million Elektroauto-Ladepunkte bis 2030. In ihrem Podcast bekräftigte Angela Merkel noch einmal diese Planzahl. Allerdings verpflichtete sich die Automobilindustrie bisher nur, 100.000 Ladepunkte auf ihren eigenen Werksgeländen zu schaffen. Wer die anderen 900.000 bauen soll, ist bislang völlig unklar.

Angesichts der kollabierten Ausbauzahlen der Windkraft stellt sich außerdem die Frage, woher künftig der Strom für die Elektroautos kommt, wenn grundlastfähige Kraftwerke abgeschaltet werden, aber gleichzeitig immer weniger neue EE-Stromerzeugungsanlagen entstehen, und ab 2020 die ersten EE-Anlagen aus ihrer 20jährigen Förderung fallen. Den meisten droht dann nach Ansicht der meisten Experten die Stilllegung wegen Unwirtschaftlichkeit.

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Kommentare ( 56 )

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RalledieQ
4 Jahre her

Das Narrenschiff rammt den Eisberg also auf ein Neues, normaler Tag in Deutschland.

Klaus Kabel
4 Jahre her

Ein Zusammenbruch dieses Irrsinns ist gut für die Vögel, die Bienen, die durch den Infraschall ihre Orientierungsfähigkeit verlieren, für Insekten, für die Wälder, für die Natur und für den Menschen, der ebenfalls unter dem Infraschall krank wird.

Frau Blume
4 Jahre her

Ich habe vor ein paar Tagen eine kurze Vorstellung über eine spanische Alternative zu den „Vogelschreddern“ gesehen, die keine Flügel haben und nach einem anderen System zur Strombeschaffung taugen sollen. Inwieweit diese Methode wirklich praktikabel ist, kann ich allerdings nichts sagen. Dazu waren die Infos zu beschränkt – aber es hörte sich nicht schlecht. Prinzipiell glaube ich, dass es noch andere Möglichkeiten gibt, die noch nicht gefunden bzw. entwickelt wurden. Was die Stromversorgung von „Millionen“ E-Autos betrifft, sollte man mal Annalenchen fragen. Sie hat doch doch scheinbar einen guten Draht zu den „speichernden Netzen“ und den vielen „Kobolden“ – da… Mehr

Bummi
4 Jahre her

Jeder Windrad was nicht mehr gebaut wird ist gut für die Landschaft, die Natur und die finazielle Belastung der Bürger.

Pitt Arm
4 Jahre her

Das ganze Öko-Gedöns mit E-Autos und CO2-Reduktion hätte ja sogar Sinn gemacht, wenn man konsequent auf Atomkraft gesetzt hätte, wie die Franzosen. Vielleicht machen Windräder an der einen oder anderen Stelle ja auch Sinn, z.b. in SWH. Aber durch Verbote verengt man in D immer weiter die potenziellen Lösungsmöglichkeiten, bis man zurück in der Steinzeit ist. Der EPR-Reaktor von Areva – ursprünglich eine Co-Entwicklung von Siemens – geht in den nächsten Jahren in Frankreich, England und allen voran in Finnland in Betrieb. In China läuft er schon. Mit dem Abschalten des letzten AKWs in Deutschland Anfang der 2020er Jahre wird… Mehr

RNixon
4 Jahre her
Antworten an  Pitt Arm

„…durch Verbote verengt man in D immer weiter die potenziellen Lösungsmöglichkeiten,“

Eben auch für die Windkraft.

Eloman
4 Jahre her
Antworten an  RNixon

Mene tekel upharsim, oder in german: Gewogen und für zu leicht empfunden. Die Windkraft hat ihre Zeit gehabt, sich als nicht tauglich erwiesen und geht ihrem verdienten Schicksal entgegen.

bfwied
4 Jahre her
Antworten an  Eloman

Ich fürchte, sie geht leider nicht ihrem Ende entgegen. Die vollkommen verfestigte Ideologie wird sie nicht aufgeben, denn dies wäre ein Eingeständnis der Dummheit und Bigotterie. Auch wenn die ganze Welt lacht und dieses Land ein verspargelter deindustrialisierter Chaos-Landstrich ist, werden die hartgesottenen Ideologen sich immer noch im Recht und als Speerspitze des Fortschritts und der höheren Einsicht wähnen.

Andreas aus E.
4 Jahre her
Antworten an  Pitt Arm

Mit SWH meinen Sie Schleswig-Holstein? Das ehedem schöne Land wurde durch Vogelschredder bereits massiv beschädigt.
Was mal den Reiz der Landschaft ausmachte, die Weite, ist fast überall durch diese Industrieanlagen zerstört.

Sinnvoll waren die Dinger hier nie. An der Unterelbe stehen zwei AKW, welche bei guter Wartung und ggf. Ausbau und Modernisierung völlig problemlos still und sauber den Elektrizitätsbedarf decken könnten.

Protestwaehler
4 Jahre her

Echt, „realitätsfern“, mal was ganz neues im Bezug auf diese Regierung.
Vielleicht hätte mal erst mal prüfen sollen, welcher politischen Welle man da nachschwimmt… alles mit grünem Etikett hat bekanntlich nicht viel mit Realität zu tun.

Lizzard04
4 Jahre her

Alleine dieses Beispiel zeigt die Absurdität und den ganzen Irrsinn der Merkelschen sogenannten „Regierungspolitik“ gemeinsam mit den enteierten CDU-Lakaien. Eine unvergleichliche Schande, von was für armseligen Zwergen dieses Land kaputt verwaltet wird!

der Doc
4 Jahre her

„ … liege weit hinter den Planvorgaben von Merkels Regierung“.

Das beschreibt das Elend des Sozialismus 2.0 in diesem Land komplett, den diese Stasi-Tante… -Pardon: FDJ-Tante – und ihre Lakaien hier errichtet haben.
Das einzig gute: Er ist jetzt schon dabei zusammenzubrechen.

bfwied
4 Jahre her
Antworten an  der Doc

… Worunter wir alle, v. a. diejenigen, die durch Arbeit das Land aufgebaut haben, leiden werden. Das Üble und Erstaunliche ist, dass diese abstruse Politik von den Jungen und über 65-Jährigen, die gedankenlos eingefahren sind und/oder das Denken verlernt haben, gestützt wird. Einige Eltern haben sich wahrlich ein Kukuksei ins Nest legen lassen, das jetzt trotz aller denkbaren Zuwendungen gegen sie vorgeht.

Katha
4 Jahre her

Unter Verweis auf den Sachverständigenrat der Bundesregierung (!) warnte die Verbraucherzentrale für Kapitalanleger VzfK bereits 2014, dass das EEG-System kollabieren werde und dass mit volkswirtschaftliche Schäden in mindestens dreistelliger Milliardenhöhe zu rechnen sei.
Der Marsch in die energetische Katastrophe durch diese Regierung wird erst beendet sein, wenn es durch einen absehbaren Blackout in den Wintermonaten zu ersten Toten kommt.

Britsch
4 Jahre her
Antworten an  Katha

Es gibt ja Bereits immer mehr Empfehlungen von Staatlicher Seite sich für einen Notfall vorzubereiten, wo nicvhts mehr klappt, das öffentliche Leben/Versorgung vollkommen zusammenbricht. Vorbereitung für ca. 1o Tage wird da propagiert, allerdings wird verschwiegen, daß damit zu rechnen ist daß ein solcher Notfall / Notfälle wohl durch die Energiewende / deren Folgen verursacht werden wird / werden. Und was ist wenn Sonne und wind nehr als 10 Tage nicht vorhanden sind, oder fast nicht vorhanden sind. Wie viel strom kann man wohl im Netz „speichern“ wie es vielfach erzählt wird? Blödsinn hoch 3. Die Allgemeinheit muß es ausbaden und… Mehr

Katha
4 Jahre her
Antworten an  Britsch

So ist es. Die Bundesregierung behauptet, der zahlenmäßige Ausbau der WKA werde die Instabilitäten der Netze ausgleichen. Dies ist nicht wahr – aber das kann eine Physikerin natütlich nicht wissen. Das Gegenteil tritt ein, denn je mehr Verursacher von Leistungsschwankungen im Netz sind, desto gefährlicher für das Netz und desto wahrscheinlicher ein Blackout. Der programmierte Blackout hat den Hintergrund, dass die physikalisch begründeten Leistungsschwankungen – Wind / kein Wind – der Windkrafttechnik besonders schnelle und starke Schwankungen mit sehr hohen Leistungsspitzen in den Monaten Dezember und Januar aufweisen. Diese extremen Schwankungen treten europaweit nahezu zeitgleich auf und haben eine Instabilität… Mehr

Christa Born
4 Jahre her

Sie wollen Strom? Dann stellen Sie sich mal dort hinten an und halten Sie ihren Akku bereit. Heute gibt’s nur eine kWh für jeden, ist ne Lieferung ausgefallen. Wir arbeiten dran.