Friedrich Merz fällt nach rot-grünem Shitstorm um

Friedrich Merz hat in Bild TV von "Sozialtourismus" in Zusammenhang mit ukrainischen Flüchtlingen gesprochen. Wer jetzt wetten will, wann der CDU-Chef zurückrudert, kommt aber zu spät.

IMAGOO/Christian Spicker

CDU-Chef Friedrich Merz ist mit der Bild eingeschlafen. Ihrem TV-Angebot im Netz hatte er gestern ein Interview gegeben. Darin hatte er von „Sozialtourismus“ gesprochen. Es geht um Flüchtlinge aus der Ukraine, die nach Deutschland kommen, sich für Sozialtransfers registrieren lassen und dann weiterfahren. So der Vorwurf. Diesen Morgen ist Merz dann mit der Bild wachgeworden. Für die Bild-Äußerungen solle er sich entschuldigen, forderte Bild-Vize-Chefredakteur Paul Ronzheimer auf Twitter.

Friedrich Merz tat wie geheißen. Gegen 10 Uhr twitterte der CDU-Chef: „Zu meinen Äußerungen von gestern über die Flüchtlinge aus der Ukraine gibt es viel Kritik. Ich bedaure die Verwendung des Wortes ,Sozialtourismus`.“ Er bedauert etwas, weil es daran Kritik gegeben hat – ein echter Merz. Die Strategie des Mannes, der 20 Jahre Angela Merkel ausgesessen hat, ist es, Problemen aus dem Weg zu gehen. So ist der CDU-Chef auch gesprungen, als Grüne einen gemeinsamen Auftritt mit dem Autor Henryk M. Broder kritisierten. Merz sagte ab und versetzte den Büroleiter, der ihm den Termin eingebrockt hatte.

Auch in Sachen „Sozialtourismus“ gab es den erwartbaren Shitstorm. Angeführt von Grünen und den Sozialdemokraten, die lieber Grüne wären, es aber seinerzeit wegen den damals besseren Karrierechancen bei der SPD versucht haben. Um die grün-rote Argumentation zusammenzufassen: Alles Nazis außer uns.

Doch auch in der CDU findet sich längst genügend Personal, das nach 16 Jahren Merkel für eine Koalition mit den Grünen anschlussfähig bleiben will: „Die Formulierung ist stark zugespitzt, so dass man sie auch falsch verstehen kann.“ Mit diesen Worten kritisiert CDU-Fraktionsgeschäftsführer Thorsten Frei seinen Chef laut dem scheidenden Bild-Redakteur Ralf Schuler.

Merz versucht seine Argumentation noch zu retten: „Mein Hinweis galt ausschließlich der mangelnden Registrierung der Flüchtlinge.“ Aber seinen Rückzug markiert der CDU-Chef sprachlich mit weißen Fahnen: „Das war eine unzutreffende Beschreibung eines in Einzelfällen zu beobachtenden Problems… Wenn meine Wortwahl als verletzend empfunden wird, dann bitte ich dafür in aller Form um Entschuldigung.“

Durch seine Weichheit in Debatten ist der Merkel-Aussitzer längst zur Witzfigur verkommen. Etwa so: Merz ist die Einheit fürs Umfallen. Aber Brücken können so nicht gemessen werden – die stehen zu lange. Ein Merz entspricht der Zeit, in der ein volles Tablett auf einem senkrecht aufgestellten Zahnstocher stehenbleibt. Deutscher Meister im Zurückrudern.

In die Debatte mischte sich auch Nancy Faeser (SPD). Die Innenministerin bediente sich aus dem üblichen Handwerkskasten der moralischen Entrüstung: „Stimmungmache… schäbig… jedes Demokraten unwürdig…“ Allerdings wäre es an Faeser, die Diskussion zu versachlichen. Mit Zahlen. Wie viele Flüchtlinge aus der Ukraine reisen in Deutschland ein? Wie viel Geld zahlt der deutsche Staat aus? Wie viele der registrierten Flüchtlinge sind in Deutschland untergebracht. Doch sie wird diese Zahlen nicht liefern.

Denn darum geht es bei grün-roten Shitstorms nicht. Entgegen ihren Behauptungen wollen sie keine Sachlichkeit einfordern oder Verletzungen von Befindlichkeiten vermeiden – sie wollen eine ihnen unliebsame Debatte abwürgen.

TE hat zum Beispiel bei Faesers Innenministerium angefragt, wie viele Gelder aus muslimischen Ländern nach Deutschland fließen. Das lässt das Haus unbeantwortet. Bei Themen, die nicht in ihr Weltbild passen, schaut Faeser weg. In einer Standhaftigkeit, die in Merz nicht mehr zu messen ist.

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