Twitter wird zu X: Internet macht, was es am besten kann – es regt sich auf

Bereits bei der Übernahme von Twitter kündigte Elon Musk an das Angebot des Kurznachrichtendienstes zu erweitern. Mit der Umbenennung zu X setzt er nun ein visuelles Zeichen und verzichtet auf den Wiedererkennungswert der Marke um den blauen Vogel.

IMAGO / ZUMA Wire

Twitter wird zukünftig unter dem neuen Namen „X“ firmieren. Diese Entscheidung wurde von Twitter-Eigentümer Elon Musk als Teil der Erweiterung von Twitters Angeboten bekannt gegeben. Musk hatte bereits in der Vergangenheit angekündigt, Twitter zur sogenannten „Everything-App“, also zur „App für alles“ zu machen, was u.a. die Entwicklung einer eigenen digitalen Bezahlplattform und sogar Dating-Möglichkeiten beinhaltet. Die Umbenennung ist, nach der Einführung von Twitter Blue, der Verifizierung von Nutzern über ein Bezahlmodell, der nächste Schritt im geplanten Umbau.

Der Name „X“ hat für Musk dabei historische Bedeutung. Bereits 1998 gründete er mit X.com ein digitales Bezahlsystem, das später zum heutigen Branchenprimus Paypal fusionierte. Nach dem Verkauf seiner Anteile an Paypal kaufte Musk allerdings 2017 die Rechte an der Domain X.com zurück, angeblich aus sentimentalen Gründen.

Die jetzige Umbenennung von Twitter zu X hat somit auch einen symbolischen Charakter, denn Musk strebte bereits seit seiner Übernahme von Twitter danach, sich von den Praktiken des alten Managements zu distanzieren. Mit dem Namenswechsel und dem einhergehenden Abschied vom Twitter-Logo des blauen Vogels, setzt Musk ein weiteres deutliches Zeichen, dass das alte Twitter in seiner jetzigen Form bald der Vergangenheit angehört.

Zu den geplanten Änderungen zählen u.a. die Einführung der Monetarisierung für Nutzer, die anteilsmäßig an den Werbeeinnahmen auf ihrer Seite beteiligt werden sollen. Weitere technische Verbesserungen sollen sowohl am Lesezeichen-System, als auch an den von Nutzern festgelegten „Highlights“ auf ihrer Seite gemacht werden. Eine der inhaltlich wohl bedeutendsten Neuerungen wird die öffentlich einsehbare Information über sogenannte „Shadowbans“, also die Drosselung der Reichweite einzelner Nutzer, sein. Zukünftig sollen die Profile der Nutzer öffentliche Information ersichtlich machen, ob der jeweilige Nutzer gedrosselt wurde und wenn ja, weshalb, sowie einen möglichen Lösungsvorschlag, um diese Drosselung wieder aufzuheben, anbieten.

Im Sinne der Portfolio-Erweiterung ist vor allem der größere Fokus auf Videoangebote hervorzuheben, mit denen Elon Musk ein Konkurrenzangebot zu Youtube entwickeln möchte. Bereits jetzt sind auf Twitter Videos mit bis zu 10 Stunden Länge möglich und die Option für Bild-in-Bild Videos wurde ebenso freigeschaltet.

Die aber wohl gravierendste Ankündigung ist der geplante Ausbau von Twitter/X zu einer Bezahlplattform, die einerseits betrugssicher ist und andererseits schnell und einfach zu bedienen ist. Genauere Details sind allerdings noch nicht bekannt, denn die diesbezüglichen Tweets der neuen Twitter/X-Chefin Linda Yaccarino strotzen zwar vor Marketingsprech aus der Managementblase, geben aber wenig wirkliche Informationen preis.

Wenig überraschend führte die Ankündigung zur Umbenennung zu einiger Aufregung, vor allem unter jenen Medien und Politikern, die Musk ohnehin kritisch gegenüberstehen. Vor allem die Zerstörung der Marke Twitter und ihres erkennbaren Logos löste vielerorts Kopfschütteln aus. Allerdings kommt diese Umbenennung nicht überraschend, da Musk bereits seit seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes danach strebte sich von der Firmenpolitik seiner Vorgänger zu distanzieren und dem Produkt seinen eigenen Stempel aufzudrücken.

Darüber hinaus sind solche Umbenennungen in der Tech-Branche nicht unüblich, denn auch Google ging bereits vor Jahren in „Alphabet“ auf, ebenso wie Facebook zu „Meta“ wurde. Der größte Unterschied bei Twitter liegt wohl darin, dass Elon Musk diese Änderung wohl nicht nur auf dem Papier anstrebte, sondern das Logo des Kurznachrichtendienstes kurzerhand mit einem temporären Entwurf des neuen X-Logos ersetzte.

Nun also heißt Twitter X und vorerst läuft alles so weiter wie bisher. Die größte Gefahr, die von dieser Änderung ausgeht, liegt kurzfristig wohl darin, dass unvorsichtige Nutzer bei der Eingabe der neuen Adresse womöglich auf nicht-jugendfreie Seiten gespült werden könnten. Zum Glück erreicht man aber auch noch über die alte Twitter-Adresse den Kurznachrichtendienst und kann auf Nummer sicher gehen.

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Kommentare ( 8 )

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Markus Gerle
1 Jahr her

Sendungsbewusst Haltungsjournalisten und links-grüne Politiker sind natürlich weiterhin sauer auf Musk, der ihnen ihre Blase weggenommen hat. Für die meisten Internet-Nutzer spielt Twitter aber eher eine unbedeutende Rolle. Auch ich habe dort keinen Account. Vermutlich hat Musk dies erkannt und eifert nun WeChat nach. Tja, die Strategie könnte erfolgversprechend sein. Und mit Musk wird der Konjunktiv sicherlich zum Indikativ. Denn ein westliches WeChat könnte auch für mich interessant sein. Ob es X oder irgendwie anders heißt, ist dabei eher unwichtig.

Kleinstaater
1 Jahr her

Den Namen „X“ halte ich im Suchmaschinenzeitalter für eine schlechte Idee. Das wird jetzt zwar gerade ersetzt durch das KI-Zeitalter, aber es wird noch länger dauern, bis der Prozess auch im Privatbereich umgesetzt und abgeschlossen ist. Meine nichtfachmännische Einschätzung: die Umbenennung kommt ein paar Jahre zu früh. Wenn „X“ ein Bezahldienst wird, der rechte Blogger und Journalisten nicht ausgrenzt, dann kann ich mir vorstellen, den zu nutzen. Allein schon deshalb, um Paypal nicht mehr nutzen zu müssen, für die das Usus ist (das ist bisher häufig die einzig mögliche Bezahlform für mich). Die anderen, alternativen Bezahlmöglichkeiten, die die Reptiloiden (/joke)… Mehr

Or
1 Jahr her

Ich hab für mich noch keinen Nutzen für Twitter erkannt. Für Facebook auch nicht.
Deswegen interessiert mich die Weiterentwicklung beider Dienste/Plattformen nicht wirklich.

Joe X
1 Jahr her

Das wird sicherlich einen Markenrechtsstreit auslösen. In Deutschland z.B. mit Xing; in anderen Ländern vermutlich mit anderen Marken.
Vielleicht muss Elon Musk dann feststellen, dass man mit dem Erwerb einer Internet-Domain noch nicht die Markenrechte erworben hat.
… oder er löst das mal wieder so, wie er es am besten kann – mit viel Geld.

bkkopp
1 Jahr her

Die absolute Großtat von Musk mit Twitter ist, dass er seit der Übernahme zu $ 44 Mrd. ca. $ 30 Mrd. absolut vernichtet hat. Das muß einer erst einmal machen. Als Werbeplattform soll Twitter / X immer weniger interessant werden, weil angeblich mehr als früher Pornografie, Cannabisprodukte, Wetten, Erektionshilfen und sonstiges mit grenzwertigem Charakter verbreitet werden soll. Finanziell soll es auch eher traurig aussehen, weil aus der Übernahme hohe Verbindlichkeiten und ca. $ 1 Mrd. Zinsverpflichtungen pro Jahr in die Firma geschoben wurden. Der cash-flow soll dies nicht hergeben, was die Gläuber etwas nervös macht. Ob Musk bereit sein wird… Mehr

Wilhelm Roepke
1 Jahr her

Es gab eine Welt vor Twitter, es wird eine danach geben. Niemand braucht diesen Quatsch wirklich.

Andreas aus E.
1 Jahr her

Das Schöne ist, daß Twitter oder X komplett überflüssige Medien sind. Man kann (meist) völlig problemlos Kommentare ablassen (etwa hier bei TE, daß nicht alles veröffentlicht wird, nehme ich hin), will man etwas „schärfer“ publizieren, dann besorgt man sich eben eigene Domain, und trägt darüber seinen Kram in die Öffentlichkeit. Die Faszination dieser Twitterei habe ich nie verstanden bzw. ernstlich nachvollziehen können, schon das Fratzenbuch hielt ich für überwiegend überflüssig. Anonymität klappt sowieso nicht, jeder Praktikant bei entsprechenden Diensten wird kaum länger als 2 Minuten brauchen, eine Identität herauszufinden, da nützen auch Darknets und VPN nicht viel (dann dauert es… Mehr

merlin999
1 Jahr her

ich bin neugierig, wie viele von den linken Zwitscherern vor Wut brennen, gegen Musk hetzen und ankündigen, dass sie seine Dienste nicht mehr notwendig haben. Dann aber doch weiter „XXen“ statt zwitschern. Hauptsache ihre Wut über den Kapitalismus wird in Hetze dem Volk verkündet. So wie es teilweise bei der Ampel eben auch funktioniert.