Einen Monat lang wurde Kamala Harris medial zur neuen Hoffnungsträgerin emporgeschrieben. Doch die Flitterwochen sind vorbei. Knapp vor dem ersten TV-Duell führt wieder Donald Trump in den Umfragen, denn Harris gilt als gleichzeitig zu unbestimmt und zu liberal.
Wahlkämpfe ähneln in ihren Narrativen dem Sport. Da wie dort gibt es Läufe, Stagnationen, Kehrtwenden und Stimmungsumschwünge. Und da wie dort gibt es oft ungleiche Duelle, bei denen ein klarer Favorit gegen einen deutlich unterlegenen Gegner antritt. Meist gewinnt der Favorit am Ende, doch manchmal gelingt es einem Außenseiter, sich doch durchzusetzen. Dazu braucht es eine ausgeklügelte Strategie und natürlich auch ein wenig Glück. Manchmal aber zieht der Außenseiter seine Trumpfkarte zu früh und verschießt sein Pulver. Genau dieser Moment könnte bei Kamala Harris eingetreten sein.
Denn spätestens nach dem misslungenen Attentat auf Donald Trump und dessen ikonenhafter Widerstandsgeste vor wehender US-Fahne schien Trump der Sieg bei der Wahl nicht mehr zu nehmen. Das Momentum war vollständig auf Seiten Trumps und die Demokraten fühlten sich genötigt, dies mit ihrem einzigen Trumpf – dem Rückzug Bidens – zu kontern. Mit der Nominierung von Kamala Harris generierten sie tatsächlich eine mediale Begeisterungswelle, die selbstverständlich von den demokratenfreundlichen Medien gestützt wurde, die kurzfristig Trump den Wind aus den Segeln zu nehmen schien.
Der Grund dafür war kein inhaltlicher, es waren einzig und allein die Gesetzmäßigkeiten der Öffentlichkeitsarbeit, die dafür sorgten, dass Kamala Harris als liberal-progressiver Hoffnungsschimmer präsentiert werden konnte, auch wenn sie de facto seit vier Jahren die Mitverantwortung für eine Reihe von Problemen, die die USA quälen, trägt.
Einen Monat lang geht so etwas gut. Einen Monat lang kann man davon schwärmen, dass sie eine Frau sei, eine schwarze Frau, eine schwarze Frau, deren Lachen angeblich herzerfrischend sei und die vor allem nicht Trump ist. Nach einem Monat aber nutzt sich auch dieser Effekt ab und selbst jene Teile der Wählerschaft, die für solche Kampagnen empfänglich sind, stellen sich die Frage, wofür Harris denn eigentlich steht.
Das eigene Lager vertraut Harris nicht
Obwohl die demokratische Kampagne Harris gern in die Rolle der Herausforderin dichten möchte, bleibt die Bilanz der letzten vier Jahre natürlich auch an ihr hängen. Das allein wäre schon wenig schmeichelhaft, wenn sich aber bei genauerem Hinsehen herausstellt, dass Harris einen Großteil ihrer linksextremen Tendenzen – die sie in der Vergangenheit wiederholt zum Ausdruck brachte – unter Joe Biden nur bedingt ausleben konnte, erweckt dies bei der gemäßigten demokratischen Basis nur wenig Vertrauen.
Spätestens bei ihrem ersten stark gekürzten Interview bei CNN, in dem Harris auf insgesamt kaum über 18 Minuten Redezeit kam, wurde deutlich, dass Harris ideologisch nicht mit offenen Karten spielt und inhaltlich ansonsten sehr wenig zu bieten hat. Ein hemmungsloses Lachen einer farbigen Frau in allen Ehren, doch die Lage der USA wird von den allermeisten Amerikanern als zu ernst angesehen, als dass man Harris allein dafür für vier Jahre die Verantwortung über das Land überlassen könnte.
Auch wenn im Rahmen des großen Harris-Hypes ein Großteil der US-Medien (und ihrer europäischen Gefolgschaft) Trump sogar „Angst“ vor Harris andichten wollten, zeigt die Zurückhaltung der Demokraten bei der Verfügbarkeit von Harris für Interviews, dass man dem anstehenden TV-Duell wohl mit Zurückhaltung entgegenblickt. Auch wenn Trump nicht immer brilliert, so befindet er sich doch bereits in seinem dritten Wahlkampf als Spitzenkandidat und strahlt mittlerweile eine Souveränität aus, die Harris sich trotz medialer Unterstützung erst erarbeiten muss.
Trump wieder in Führung
Kurz vor dem TV-Duell nun auch noch die Hiobsbotschaft aus einem der treuesten Parteiorgane der Demokraten, der New York Times. Die führte nämlich gemeinsam mit dem Siena College eine der zuverlässigsten landesweiten Umfragen durch, die erstmals seit über einem Monat Trump wieder knapp in Führung vor Harris sah.
Das führte zwar dazu, dass selbst der Chefanalyst der New York Times die Zuverlässigkeit der Umfrage in Frage stellte, aber selbst er konnte seine Zweifel nicht verbergen, dass die Begeisterung für Harris wohl ihren Zenit überschritten hat. Denn es waren ganz konkrete und vor allem nachvollziehbare Zweifel an Harris, die in der Umfrage zur Geltung kamen.
Ein Großteil der Befragten (61 Prozent) konstatierte nämlich, dass die US-Politik nach Joe Biden einen deutlichen Richtungswechsel bräuchte. Diesen sehen die Meisten aber eher durch Trump, als durch Harris verwirklicht. Dazu greift das Schreckgespenst Trump im dritten Anlauf immer weniger. Immerhin 46 Prozent betrachten Trump in einem positiven Licht, ein Wert der nicht nur höher liegt als jener von Harris, sondern auch über Trumps eigenen Werten im Vergleichszeitraum 2016 und 2020.
Das dürfte nicht zuletzt an der zunehmenden Wahrnehmung Trumps als Kandidat der Mitte liegen. 2020 gelang es noch Joe Biden, diese Rolle einzunehmen, doch im Vergleich mit Kamala Harris sprachen die Befragten ihr Vertrauen, in keines der extremen politischen Lager zu verfallen, Trump aus, während fast die Hälfte der Befragten Bedenken äußerten, Harris wäre zu liberal.
Abseits von Haltung und Ideologie hat Trump aber auch einen deutlichen Vorsprung in sachbezogenen Fragen. Der Umfrage zufolge ist der Zustand der Ökonomie die größte Sorge der Wählerschaft, gefolgt von der Abtreibungsfrage und Immigration. Wenig überraschend wird eher von Trump erwartet, das wirtschaftliche Ruder herumzureißen, denn von Harris, die bis zuletzt die sogenannten „Bidenomics“, also die Biden-Ökonomie, lobte. In Sachen Abtreibung sind die Lager vor allem ideologisch geteilt, während Harris gerade bei der Frage der Immigration auf eine desaströse Bilanz in ihrer Amtszeit als Vizepräsidentin zurückblicken kann, sodass selbst unter den Anhängern der Demokraten keine uneingeschränkte Unterstützung dieser Politik der offenen Türen vorherrscht.
Hat die Harris-Kampagne noch einen Trumpf im Ärmel?
Ein letzter Faktor, der gegen Harris spricht, ist die Tatsache, dass die Kampagne von Harris sich bislang vor allem bemühte, die Kandidatin so generisch wie möglich erscheinen zu lassen, wohl wissend, dass Harris, wenn sie wirklich sagte, woran sie glaubte, viele Wähler vergraulen würde. Das ging einen Monat lang gut, doch noch sind es zwei Monate bis zur Wahl und so wünscht sich fast ein Drittel der Befragten ein deutlicheres Profil von Kamala Harris, während im Vergleich 87 Prozent der Wählerschaft angaben, ziemlich genau zu wissen, wofür Donald Trump steht.
Die nächsten zwei Monate werden wohl lange Monate für Harris werden, denn die Flitterwochen der medialen Wohlfühlkampagne sind vorbei. Nun gilt es, Inhalte zu präsentieren, die man allerdings auf demokratischer Seite so gern versteckt gehalten hätte. Das erste TV-Duell wird diesbezüglich wohl einen Vorgeschmack liefern und es sind nur wenige Szenarien denkbar, in denen Harris mit Sachpolitik jemals wieder so weite Teile der Mitte erreichen konnte, wie während des Schwungs des Vormonats.
Hat die Harris-Kampagne ihr Pulver also zu früh verschossen? Oder liegt noch eine weitere Kampagne in der Schublade? Wie es auch kommen mag, es darf als unwahrscheinlich gelten, dass die Demokraten und ihr polit-mediales Vorfeld sich einfach mit einer drohenden Niederlage abfinden würden. Mit einer Kandidatin wie Kamala Harris bedeutet dies, dass auf Kampagnenebene noch einiges zu erwarten sein dürfte. Das erste TV-Duell könnte bereits Aufschluss geben, in welche Richtung die Reise von nun an gehen wird.
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Gestern erst konnte man ein paar Highlights von Trump lesen, wobei man aus dem Kopfschütteln nicht mehr herauskommt. Zum ersten wenden sich ganz offiziell Republikanerinnen gegen Trump, zum zweiten redet Trump davon, dass Joe Biden wohl ein Comeback feiern würde und im November doch als Präsidentschaftskandidat antreten würde. In den eigenen Reihen ist man sich nicht mehr ganz sicher, ob der geistige Gesundheitszustand Trumps noch ganz in Ordnung ist. Was Trump in der letzten Zeit von sich gibt, würde jeden andern in fachärztliche Aufsicht bringen. Joe Biden ist krank, das ist ganz offensichtlich und er hat es gut gemacht sich… Mehr
Man kann sich sehr gut vorstellen, dass noch eine Kampagne in der Schublade liegt. Die Demokraten werden weiter mogeln und das sicher bis zum Ende des Wahlganges. Wir haben es in Thüringen und Sachsen gesehen. In Sachsen lag lange Zeit die AfD vorn und plötzlich kurz vor den Wahlen dreht sich das. Da gab es schon etliche Briefwähler. In Thüringen ist zwar die AfD stärkste Kraft, aber so wie es aussieht, zieht die AfD trotzdem den Kürzeren. Die Amis sind ja die Größten im Manipulieren, insofern ist Vorsicht angezeigt. Man muss sich ja schon fragen, warum überhaupt noch Wahlen, wenn… Mehr
Leider sind beide nicht satisfaktionsfähig, porca miseria. Scheint ein Trick zu sein: Niemand weiß, wer dahinter steckt, hintern den Hintern der beiden. Tarnen und täuschen, eine Art Taqiyya? Aushebelung der Demokratie à la américaine? Camouflage?
Ein wunderschöner Kommentar des frankokanadischen Soziologen Matthieu Bock-Coté: der Vorwurf der Fake-News: galt dies auch, als die Linke und ihre Massenmedien in den USA Biden als quicklebendig und helle verkaufte?
PS: I love Venn-Diagrams und doesn t love yellow school busses?
Douglas Murray hat in einem Interview darauf hingewiesen, daß unter den kürzlich ermordeten 6 Hamas-Geisel auch eine US-Bürgerin war. Andere Administration hätten eine solche Tat nicht unbeantwortet gelassen – doch Biden weilte anscheinend wochenlang am Strand und Harris ist mit ihrem Wahlkampf beschäftigt. Der Harris-Hype ist wohl nur mit der Erleichterung zu erklären, daß der völlig in den Hintergrund getretene Biden auf eine weitere Kandidatur verzichtete. Der Wahlkampf ist kein Duell zwischen Pro Trump vs. Pro Harris, sondern lediglich Pro Trump vs. Gegen Trump.
Natürlich werden sie auch im TV-Duell mit allen Mitteln versuchen, dem Orange Man eins auszuwischen, das ist schon klar. Trotzdem bin ich der festen Überzeugung, daß die Reise in Richtung POTUS Donald Trump geht – wenn sie nicht noch zum Schluß zu kriminellen Mitteln greifen, um das zu verhindern.