Um Provokation Trumps zu vermeiden: EU setzt Strafe gegen Apple, Meta aus

Die EU hat geplante Strafmaßnahmen gegen die US-Technologiekonzerne Apple und Meta (Facebook/Instagram) kurzfristig verschoben. Die Entscheidung fiel just zu einem Zeitpunkt, an dem die EU ihre Handelsbeziehungen mit den USA neu beleben will – und erste Gespräche mit US-Präsident Donald Trump anstehen.

IMAGO / ZUMA Press Wire

Laut Insider-Infos aus Brüssel hatte die EU-Kommission ursprünglich vor, Anfang der Woche Unterlassungsverfügungen gegen die beiden Tech-Giganten zu verhängen – auch Geldstrafen standen im Raum. Mindestens eines der betroffenen Unternehmen sei laut Insidern bereits über den ursprünglichen Zeitplan informiert gewesen. Kurz vor einem wichtigen Treffen zwischen EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič und US-Vertretern in Washington wurde die Ankündigung dann jedoch auf unbestimmte Zeit verschoben, berichtet jetzt das Wall Street Journal.

Politische Rücksichtnahme auf Handelsgespräche?

Der Schritt dürfte auch mit einer entspannteren Tonlage zwischen Brüssel und Washington zusammenhängen. Trump hatte kürzlich eine 90-tägige Aussetzung bestimmter Strafzölle angekündigt – ein Signal der Entspannung, das offenbar nicht durch neue Konflikte um Tech-Regulierungen gestört werden sollte. Auch Italiens Premierministerin Giorgia Meloni traf sich bekanntlich in der vergangenen Woche mit Trump, der sich zuversichtlich über einen möglichen Handelsdeal mit der EU äußerte.

Trotz der Verzögerung seien die Entscheidungen weiterhin in Vorbereitung, betonte ein Kommissionssprecher. Die technischen Arbeiten seien abgeschlossen, die finale Umsetzung stehe „kurz bevor“. Ein konkretes Datum wurde nicht genannt. Öffentlich äußerte sich die Kommission nicht zu ihren internen Planungen.

Hintergrund: Verstöße gegen das Gesetz über Digitale Märkte

Sowohl Meta als auch Apple stehen unter Verdacht, gegen das Gesetz über digitale Märkte (Digital Markets Act, DMA) verstoßen zu haben. Dieses soll kleineren Marktteilnehmern besseren Zugang und faire Wettbewerbsbedingungen gegenüber großen Plattformbetreibern sichern.

Die Verfahren wurden im März 2024 eröffnet, erste vorläufige Feststellungen legte die Kommission im Sommer 2024 vor. Im Fall von Meta geht es um die Frage, ob Nutzer Facebook und Instagram kostenlos nutzen dürfen, ohne personalisierte Werbung akzeptieren zu müssen – eine zentrale Einnahmequelle des Konzerns. Meta hatte daraufhin eine Option eingeführt, bei der Nutzer weniger personalisierte Anzeigen sehen können – allerdings nur als Kompromiss, ohne vollständigen Verzicht auf Datenverarbeitung.

Im Fall von Apple dreht sich der Streit um die App-Store-Regeln. Die EU wirft dem iPhone-Hersteller vor, App-Entwickler zu stark einzuschränken, wenn diese Nutzer auf alternative Zahlungsmöglichkeiten außerhalb des App Stores hinweisen wollen. Apple erhebe zudem unangemessene Gebühren auf externe Transaktionen.

Meta: „US-Firmen werden benachteiligt“

Ein Sprecher von Meta kritisierte das Vorgehen der EU erneut als gezielte Benachteiligung amerikanischer Unternehmen:

„Es geht nicht nur um Geldstrafen. Es geht darum, dass erfolgreiche US-Firmen gezielt geschwächt werden, während europäische oder chinesische Wettbewerber verschont bleiben.“

Die EU-Kommission betont hingegen, sie setze ihre Gesetze unabhängig von der Herkunft der Unternehmen um.

Die Fälle könnten Geldstrafen von bis zu 10 % des weltweiten Jahresumsatzes nach sich ziehen. Allerdings gehen Experten davon aus, dass tatsächliche Strafhöhen darunter liegen. Größere Auswirkungen dürften die Unterlassungsverfügungen haben, da sie direkt auf die Geschäftsmodelle der Konzerne abzielen.

Entscheidung vorerst auf Eis

Ein Ausschuss mit Vertretern der EU-Mitgliedstaaten hatte kürzlich zugestimmt, Apple und Meta zu Maßnahmen zu verpflichten. Eine weitere Sitzung zur Festlegung möglicher Geldbußen war ursprünglich für Montag angesetzt, wurde jedoch kurzfristig abgesagt.

Die Frage, ob die EU wirtschaftspolitische Interessen bei der Anwendung ihrer Digitalgesetze zurückstellt, bleibt umstritten. EU-Abgeordnete sehen in der Verschiebung einen möglichen Beleg dafür, dass politische Erwägungen zunehmend Einfluss auf regulatorische Verfahren nehmen – speziell in Zeiten sensibler transatlantischer Verhandlungen.

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Kommentare ( 13 )

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jopa
21 Tage her

Brüssel sitzt an einem viel kürzeren Hebel. Wenn Trump will, landet Europa nackt in der Steinzeit, Softwareexportverbot und dann? Ebenfalls beim Hardwareexportverbot. Was macht Europa ohne google, windows, apple, nvidia, intel, amd usw? Ohne Sicherheitsupdates?

bkkopp
21 Tage her
Antworten an  jopa

Branchenschätzungen sagen, dass die US-Tech-Konzerne ca. 1/3 ihres Geschäfts in Europa machen. D.h. “ Umsatz “ – bei “ Gewinn“ sollen es noch etwas mehr sein, weil die Firmen in Europa sehr wenig oder fast gar keine Steuern zahlen. Die Firmen haben allergrößtes Interesse am EU-Markt von ca. 450 Millionen, und am gesamteuropäischen Markt von ca. 700 Mio.

verblichene Rose
21 Tage her

Letztendlich liegt es wohl eher am Verhalten der „User“ dieser Plattformen. Immerhin kann man es sich ja wohl noch aussuchen, wo man am wenigsten beschi…. wird, oder?
Tja und daß heute überall nur ab gezockt wird ist eine Binse, siehe auch Geldstrafen gegen das „normale“ Gebaren einiger Großkonzerne.
In diesem Sinne erinnere ich den Umgang mit dem „Brent Spar“-Skandal.
Damals knickten Esso und Shell ein, als die Kunden diese Firmen boykottierten und entsorgten dieses Monstrum dann doch an Land, anstatt es einfach im Meer zu versenken.

Tin
21 Tage her

Der Kontinent Europa, hat ja nicht einmal eigene Internetriesen wie die USA. Alles was wir hier internetmäßig machen, kriegt das Herrchen übern Teich mit. Es ist eine Schande, dass sich Europäer durch die dunkle Orga „EU“ mehr als hinter die Fichte führen lassen. Die „EU“ ist eine Zweigstelle der USA. Wer meint, dass stimmt nicht, kann ja darlegen wieso das nicht sein kann.

Jatoh
21 Tage her

Westeuropa kann sich ohne Berücksichtigung der USA Interessen keinen Zoll weit frei bewegen.
Weder ökonomisch, noch politisch, noch militärisch, noch kulturell.
Insofern sind alle EU Absonderungen nur Theaterdonner.

Martin Mueller
21 Tage her

Zur Politik des heutigen politischen Establishment gehört auch Feigheit.

Nur groß mit dem Mund und in der Handlung, wenn es keinen nennenswerten und harten Gegenwind gibt…

giesemann
21 Tage her

Eine kluge Entscheidung in Brüssel. Man muss nicht über jedes Stöckchen springen, das TT-Tariff-Trump hinhält. Man kann ihm damit auch den Hintern versohlen. Der zollfreie Import von energieintensiven Erzeugnissen wie Halbzeug (gucksu wiki) etwa schont unsere Ressourcen durch den Quasi-Import der billigen Energie der USA und der Import von Agrarerzeugnissen von dort schont unsere Anbauflächen, die man als Brachen der Natur zurück geben kann. Das billige Viehfutter macht prima chicken&beef. DAS ist wahrhaftige grüne Politik, und der Mephisto merkt es nicht einmal. Besser kann es gar nicht laufen, dafür hat er jeden Preis verdient. Wenn die deutsche Industrie in den USA… Mehr

Autour
21 Tage her

Die EU ist eine unbedeutende Agglomeration von grössenwahnsinnigen Politclowns, die in ihrem Wahn und Fanatismus dieses Konstrukt Abwracken und es noch nicht einmal merken.
Da können die USA machen was sie wollen sie werden die EU-Kasper am Nasenring durch die Manege führen!
Ein Konglomerat OHNE nennenswerte Industrie, die ja dem Klimagedöns und Ökofaschismus geopfert wird, ist so bedeutend wie Burkina Faso!

Haba Orwell
21 Tage her
Antworten an  Autour

Burkina Faso wird wenigstens in nichtwestlicher Welt respektiert – die haben mW westliche Soldateska rausgeworfen und bemühen sich um Aufstiegschancen. Genau umgekehrt als Westeuropas Dekadenz – hoffentlich hört man endlich auf Orban, dass diese bereits verloren hat. Alle 666 Geschlechter einzeln und zusammen, mit CO2 oder ohne.

WGreuer
21 Tage her

Trumps Politik des Dealmachens wirkt offensichtlich. Er geht mit übertriebenen Forderungen vor, um dann in Verhandlungen nachzugeben und trotzdem das zu erreichen, was er eigentlich will. Für Geschäftsleute wie ihn ein normaler Vorgang. Für Politdarsteller und linke Socken völlig unverständlich. Aber es scheint zu funktionieren.

Juergen P. Schneider
21 Tage her

Ein weiterer Hinweis darauf, dass die unkonventionellen und manchmal auch brutalen Methoden Trumps relativ schnell Wirkungen erzielen. Er nutzt seine machtvolle Position, um den Welthandel weiter zu liberalisieren. Die Verfahren der EU gegen die Big-Tech-Konzerne werden am Ende zu einer Verteuerung von deren Hardware-Produkten führen. Die iPhone und Mac-Nutzer werden sich sicher freuen, wenn die Dinger in Zukunft noch teuerer werden.

Paul Brusselmans
21 Tage her

Bitte nicht falsch verstehen: DMA und DSA sind Zensurinstrumente, aber sie sind geltendes Recht. Wenn nun die Internetscharia ausgesetzt wird, dann ist dies blanker Opportunismus. Aber Geschrei bei einem Weidelinterview…