Trump-bashing first

Die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende des Pokers Trump eine positive Bilanz zieht, ist größer als die Freude von SPON und Co. über sein Scheitern. Denn Trump sorgt für Bewegung, das alte Establishment auf beiden Seiten des Atlantiks für Stillstand.

© Chip Somodevilla/Getty Images

Ein Lehrstück aus der Medienwelt ist am Tage nach der Absage des Treffens Trump und Jong-un der kurze Blick zu NZZ und Spiegel. Es ist die ewige Wiederkehr der Geschichte vom halb vollen und halb leeren Glas.

Was SPON da ins Netz stellt, ist nicht falsch, aber die Betonung ist klar. Trump ist schuld. Gottseidank. Und darum geht es diesem Magazin und anderen Medien seit der Wahl des „falschen“ Kandidaten in erster Linie, Trump-bashing first, um die Sache geht es allenfalls in zweiter, dritter, vierter Linie. Kernsätze SPON:
„Für Trump ist die Absage so oder so ein herber Rückschlag. Schon lange hatten etliche Nordkorea-Experten davor gewarnt, dass Kim niemals rasch auf die US-Forderungen eingehen würde.“
„Außenpolitik ist eben komplizierter als ein Immobiliendeal in West Palm Beach.“
In der Neuen Züricher Zeitung kommt das online anders daher:
Kernsatz bei den Schweizern:
„Auffallend war, dass Trump seine Entscheidung nicht in einer gehässigen Twitter-Botschaft bekanntmachte, sondern in einem Brief an Kim, der in ausgesucht höflichem Ton verfasst war.“
Die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende des Pokers, Trump eine positive Bilanz zieht, ist größer als die Freude von SPON und Co. auf sein Scheitern. Was die  Einheitsfront gegen Trump nicht kapiert, ist eine ganz einfache Sache: Trump sorgt für Bewegung, das alte Establishment auf beiden Seiten des Atlantiks für Stillstand. Ich wiederhole meine Fußnote von gestern:
Die Türen, die Trump aufgestoßen oder zugeschlagen hat, schließt oder öffnet auch kein US-Präsident nach ihm. Clintonites auf beiden Seiten des Atlantiks, lasst eure Hoffnungen fahren.

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Kommentare ( 60 )

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Heinz Stiller
6 Jahre her

Danke, dass Sie das aufgreifen, Herr Goergen. Seit Trump regiert, bläst ihm ein Sturm der Dämlichkeit nicht nur aus den Medien, sogar aus den Universitäten ins Gesicht. Dabei vergessen die Akteure selbst einfachste Aspekte des Kleinen Einmaleins der Politik. Die FAZ haut heute in dieselbe Kerbe wie Bild. Besonders traurig finde ich, dass ‚Bild‘ zwei Nachwuchspolitologen zitieren kann, die ihr eigenes inkompetenzbedingtes Unverständnis für die politische Situation mit einer chaotischen Politik Trumps verwechseln. Einer dieser Politologen-Lehrlinge ist an der FU, der andere gar bei der Naumann-Stiftung. Ganz gewiss keine Orte, an denen man renommierte Korea-Experten suchen sollte. Die FAZ geht… Mehr

rudolf zitzmann
6 Jahre her

Gleich hinter der deutschen Grenze wird FAIR über den amerikanischen Präsidenten berichtet…Schweizer Medien, BBC usw…
Nordkorea, natürlich Taktik….Nordkoreanische Delegation zur Vorbereitung des Treffens erscheint nicht, Beleidigungen folge aus Pjöngjang. Nun, Präs. Trump hat gezeigt „wo der Hammer hängt“.. wer ist der Schwanz wer der Hund….Europa hätte allein um GUT zu sein, vorauseilenden Gehorsam gezeigt….Präs. Trum gottseidank ist aus anderem Holz.

Karl Heinz Muttersohn
6 Jahre her

Letzte Woche hat unser bester Diplomat, der kleine Heiko, es den Amis mal so richtig gezeigt. Sein Auftritt vor dem Aussenministerium war so stark, dass selbst Trump beeindruckt war und bemerkte, dass auch Amerika dringend visionäre Politiker wie Heiko braucht. So schlecht steht es also nicht bei unseren Beziehungen mit Onkel Don.

Der-Michel
6 Jahre her
F.A. Remmlov
6 Jahre her

Ich habe gerade im ZDF Frau Constanze Stelzenmüller, Fließbandarbeiterin in der Denkfabrik „Brookings Institution“ im Interview mit Claus Kleber gesehen. Beide teilen Ihre Einschätzung nicht, Herr Goergen.

Johann Thiel
6 Jahre her

Bin fest davon überzeugt, daß Trump als einer der besten amerikanischen Präsidenten in die Geschichte eingehen wird. Aus welchem Holz er geschnitzt ist, zeigte schon seinerzeit, das der einzig vernünftige Vorschlag bezüglich der zerstörten TwinTowers von ihm kam. Nämlich diese wieder genauso aufzubauen. Leider hat man sich aber selbstmitleidig dafür entschieden dem Terroanschlag ein Denkmal zu setzen, welches die Skyline von NewYork für immer zum Negativen veränderte.

Ralf Poehling
6 Jahre her

Man merkt Trump an, er will es wirklich wissen. Und nicht nur bei Nordkorea.
Welche Meldung kreist gerade durchs Netz? „Saudi Arabien verhängt Auftragsstopp für deutsche Firmen“. Ob da im Hintergrund telefoniert worden ist?
Der Druck auch auf unsere politische Führungsriege steigt gerade massiv an.
Ich bin gespannt, wie lange die alten Kader das noch durchhalten.
Auf jeden Fall keine ganze Legislaturperiode.

Johann Thiel
6 Jahre her

Bravo Herr Goergen. Vor allem der letzte Absatz – ein Kracher.

LetzterEuropaer
6 Jahre her

Das ständige hin und her von Trump zeugt doch nur davon, dass es ihm offensichtlich wichtiger ist einen Vertrag zu gestalten, bei dem die Ungereimtheiten und Konflikte wirklich von beiden Seiten bereinigt wurden. Und das ist ja das Schlimme für die Dauerempörten hierzulande: Es darf doch nicht sein, dass da ein Politiker herumläuft der keine faulen Scheinverträge mehr aushandelt, die nur dazu dienen, die eigene Publicity zu steigern.

Der-Michel
6 Jahre her

Trump ist in meinen Augen der einzige Politiker, der aus praktischer Erfahrung weiss, wie man mit Menschen wie Kim umgehen muss. Trump ist m.E. der einzige Politiker, der Kim durchschaut hat. Die sind sich in meinen Augen wesentlich näher wie man gemeinhin vermutet.