Tichys Ausblick: „Russland, Inflation, Bauernsterben: Wie gefährdet ist unsere Versorgungssicherheit?“

Bei Tichys Ausblick diskutieren Roland Tichy und Co-Moderator Frank Henkel heute mit Bauernsprecher Anthony Lee, Startup-Gründerin Maren Rabe und Spanien-Korrespondentin Stefanie Claudia Müller.

Dieser Tage hört man fast täglich von neuen Krisen. Vieles gerät dabei in Vergessenheit und vieles wird sehr abstrakt – gerade für die Presse aus der Großstadt. Bei einigen Politikern bildet sich mit jeder neuen Krise ein stärkerer Machbarkeitswahn – weil wir die letzte Krise überstanden haben, schaffen wir auch die nächste, glauben manche. Doch die Krisen dieser Zeit schlagen – bei manchen früher, bei manchen später – irgendwann voll bei der Bevölkerung durch. Inflation, übertriebene Umweltregelungen, die Folgen des Lockdowns und natürlich die Krise in Russland.

Diese Probleme werden besonders spürbar bei Deutschlands Bauern und in der Landwirtschaft. Viele Landwirte sind in der Zange: die Preise für Futtermittel explodieren, überzogene Umweltstandards verhindern die Konkurrenzfähigkeit und das Ausland kann mit billigen Preisen immer größere Marktanteile übernehmen. Und jetzt natürlich die Russland-Krise: Doch davon ist nicht nur das Gas betroffen – auch die Landwirtschaft und die Versorgung mit Lebensmitteln kann davon weiteren Schaden nehmen.

In der heutigen Ausgabe von Tichys Ausblick steht das im Mittelpunkt: Die Konsequenzen der großen Politik für die Realität der Menschen.

Im Studio ist Anthony Lee, Sprecher der Bauernprotestbewegung „Land schafft Verbindung“. Er sagt, die Politik habe die Interessen der Bauern völlig ignoriert. Betriebe, die mehreren Generationen in Familienbesitz seien, müssten schließen – obwohl sie nichts unternehmerisch falsch gemacht haben. Weltfremde Umweltregelungen würden am Ende nur dafür sorgen, dass Betriebe ins Ausland abwandern – wo wiederum niedrigere Umweltstandards gelten. „Spätestens jetzt müsste man doch aufwachen und endlich umdenken“ findet Lee. Verbraucher lassen sich täuschen und werden getäuscht – und kaufen etwa Bio-Produkte, obwohl diese Teils von anderen Kontinenten importiert werden, statt der heimischen Produkte. Das habe laut Lee weder etwas mit Umwelt- noch mit Klimaschutz zu tun. In diesem Beispiel führt er die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit der grünen Politik zusammen.

Von den Preissteigerungen bei Lebensmitteln kann Maren Rabe ein Lied singen. Sie ist Gründerin des Startups „Pott Cuisine“, das das Ziel hat gesundes und qualitatives Fast Food zu verkaufen. Ins Studio mitgebracht hat sie zwei Warenkörbe – sie zeigen, was man im Vergleich zu heute für das gleiche Geld vor zwei Jahren an Lebensmitteln hätte kaufen können. Die Ergebnisse sind frappierend. Gerade für das Unternehmen sind diese Preissteigerungen natürlich ein großer Einschnitt.

Stefanie Claudia Müller ist freie Korrespondentin, u.a. für TE, in Spanien. Immer mehr unserer Lebensmittel werden aus Spanien importiert –  früher Obst und Gemüse, mittlerweile vor allem aber auch Schweinefleisch. Spanien habe davon profitiert, dass „in Deutschland Landwirtschaft intensiv abgebaut wurde“.

Wie soll das alles weiter gehen? Macht Deutschland sich unter der Fahne des Klimaschutzes bald in sämtlichen Fragen der Grundversorgung vom Ausland abhängig? Wie lange können wir uns das alles noch leisten? Darüber diskutieren Roland Tichy und Frank Henkel mit den Gästen heute Abend bei Tichys Ausblick. Schalten Sie ein, auf der Webseite, bei YouTube oder tv.berlin!


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Kommentare ( 6 )

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mlw_reloaded
2 Jahre her

Schöner Talk. Gestört hat mich nur der Hieb in die alte Kerbe „wir Deutschen zahlen zu wenig für Lebensmittel“. Wenn die Branche den Erzeugern die Preise diktiert, würden Konsumenten-Mehrausgaben garnicht dort ankommen. Wenn die Lebensmittel spottbillig im Laden liegen, und qualitativ überzeugen, dann werden sie gekauft. Direkt zum Bauernladen oder Markt fahren ist einfach nicht praktikabel für einen großen Teil der Bevölkerung.

hannelore thomas
2 Jahre her
Antworten an  mlw_reloaded

es ist richtig, dass es nicht für die Mehrheit praktikabel ist, zum Bauernladen zu fahren. Und Lebensmittel sollten preiswert sein, so dass sich jeder auch qualitativ hochwertige Lebensmittel kaufen kann. Aber wenn Sie sich die Podiumsdiskussion, Link ist in meinem Kommentar zu finden, anhören, dass erfahren sie, dass der Landwirt eben sehr schlecht für die Produkte, die er herstellt, bezahlt wird, dann kommt hinzu, dass viele Landwirte nicht wie ein Unternehmer denken und handeln. Was mich stört, ist die Aussage, gesund essen, gesund ernähren, nachhaltig essen, nachhaltig leben. Wer bestimmt, was gesundes Essen ist? das sollte jeder für sich selbst… Mehr

hannelore thomas
2 Jahre her

Ich fand besonders gut Anthony Lee. Zu den gleichen Thema gibt es eine Moderation mit Holger Douglas: https://youtu.be/aou21mo2QUM?t=1

Auswanderer
2 Jahre her

Sehr gute Diskussion (eigentlich immer gut!). Die Salatgurken kaufe ich im Supermarkt auch immer aus Holland! Die Grenze ist 20 Minuten mit dem PKW weit weg. Südspanien sind schon 20 Stunden. Bio hat seine Grenzen und da sagte die Dame Müller es schon richtig, man muss das ganze System hinter dem Produkt sehen. Ich bin mal fast zusammengebrochen als ich einen Bio-Apfel aus China im Supermarkt gesehen habe und 6 km vom Supermarkt entfernt gibt es jede Menge Apfelplantagen! Da wird von NGOs und den Grünen so viel Schindluder getrieben, der auch nur dazu dient Deutschland den wahren Sozialismus zu… Mehr

November Man
2 Jahre her

Unsere Versorgungssicherheit ist von den Roten und vor allem wegen den Grünen Öko-Idioten hochgradig gefährdet und nicht von Herrn Putin.
Russland war mit Herrn Putin, und auch früher, selbst sogar während des Kalten Krieges ohne Herrn Putin, schon immer ein absolut ehrlicher, treuer und zuverlässiger Energielieferant.
Man kann nur hoffen, dass das jetzt so bleibt, sonst Gute Nacht Deutschland.
Mit den paar Windräder kann man auf Dauer nicht mal ein Hamsterrädchen antreiben, aber Stromknappheit und hohe Preise erzielen. Das wissen die Grüne, das ist ihre Plan, Energie für die Bürger so teuer machen wie es nur geht.

thinkSelf
2 Jahre her

Erst mal wurde überhaupt keine Krise in den letzten Jahrzehnten „überstanden“, sondern irgendwann schlicht ignoriert. „Spätestens jetzt müsste man doch aufwachen und endlich umdenken“ Warum? Sofern erst mal nur die unteren 30% verelenden ist das eh egal. Lumpenproletariat hat sich noch nie gewehrt. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Und der Rest ist eh völlig dekadent und zunehmend bereits strukturell degeneriert. Dazu haben sich neue säkulare Primitivreligionen mit Millionen von fanatischen Gläubigen breit gemacht (Gender, Identität, Öko, Klima, Corona). Und sollten sie doch was „merken“ (wovon ich übrigens nicht ausgehe, der Wahn schützt vor jeder Realität) sind sie… Mehr