Jeder Satz von Uwe Tellkamp wird abgeklopft, jeder Kontakt beäugt, jeder Text auf Skandaltauglichkeit überprüft. Wie er damit umgeht? Das Interview zum Erscheinen seines neuen Romans.
Dresden. Der Schriftsteller Uwe Tellkamp will auch das Nachfolgewerk seiner Bücher „Turm“ und „Der Schlaf in den Uhren“ im Suhrkamp Verlag veröffentlichen. Im Gespräch mit dem Monatsmagazin Tichys Einblick sagt Tellkamp auf die Frage, ob es ein Nachfolgebuch geben wird: „Ich hatte den Verlag gefragt, ob er bereit ist, das ganze Projekt zu machen. Das war er. Ja, von mir aus geht es weiter.“
In einem Interview voller Sarkasmus und Ironie reagiert Tellkamp in Tichys Einblick auf die Rezensionen seines neuen Romans „Der Schlaf in den Uhren“. Der Schriftsteller, der inzwischen als „rechts“ diffamiert wird und dessen Worte jederzeit auf Skandaltauglichkeit überprüft werden, zieht im Gespräch ein erstes Fazit der Rezensionen in den deutschen Feuilletons. Es ist kein schönes Fazit. „Auf vieles kann man nur mit kabarettistischen Mitteln reagieren“, konstatiert Tellkamp.
Besprechungen seines neuen Buches gebe es kaum. „Sie rezensieren ja vor allem den Autor und kaum das Buch.“ Die Beschreibungen seiner Person hätten mit der Realität längst nichts mehr zu tun. „Ich frage mich tatsächlich ab und zu: Was treibt diese Leute? In den Medien werden offenbar Figuren gebraucht, die zwar Namen und Gesicht real existierender Personen haben, ansonsten aber völlige Erfindungen sind.“ Auf seine Verortung als rechts antwortet er mit beißender Ironie. „Zur nächsten Lesung wollen wir am Buchhaus ein Schild mit der Aufschrift »Die Kaderschmiede« aufstellen. Die Erzählung einer Buchhändlerin, die nur zur Tarnung Bücher verkauft und in ihrem Häuschen in Wirklichkeit rechte Kader schmiedet – das ist durchaus eine Art Literatur. Auch die mediale Figur ,Uwe Tellkamp‘ ist eine Fiktion.“
Auf die Frage einer Nachrichtenagentur, warum er 14 Jahre für sein neues Buch benötigt habe, entgegnet Tellkamp nur noch mit Ironie: „Meine Musen waren Klimaleugner*innen und mussten durch die Schwurbelwüste nach Canossa ziehen, um erleuchtet zu werden. Dabei sind sie leider megaloman geworden und lagen ungeimpft auf Intensivstationen rum, waren also unsolidarisch. Aber jetzt, mit dem Segen der Kirchentage, ist ja wieder genug Toilettenpapier da.“
Was er von den ersten Rezensionen seines Buches hält? „Wenig. Die Zeitungen sagen, dem Pressesprecher des Tellkamp fehle es an Humor, und was in den Zeitungen steht, erst recht was das 1. und 2. Trevische Fernsehen sagt, ist schließlich faktengecheckt und gegengelesen; es besitzt diverse Qualitätsstempel. Auch muss man aufpassen, mit wem gelacht werden würde, wenn man lachen würde. Es könnte zu Kontaktgelächter kommen. Wie heißt es bei Günter Grass? »Wer hier lacht, macht Verdacht / dass er aus Gründen lacht«.“
Auf die Beschreibung der Nebensächlichkeit seiner „cognacfarbenen Lederschuhe“ bei einer Lesung in Dresden durch einen Feuilleton-Redakteur antwortet Tellkamp in Tichys Einblick mit purem Sarkasmus. „Die von mir an diesem Abend getragenen Lederschuhe sind rot, an einigen Stellen altersgerecht und belastungsbedingt nachgedunkelt, ein changierendes Rot also. Der Tomatenfrosch hat in grafischen Abbildungen dieses Rot, auch einige Kröten, als Warnfarbe; man muss ja bei sich bleiben. Zu diesen Schuhen hatte ich in Dresden übrigens rote Socken mit kleinen Vampirabbildungen getragen. Die sah der Feuilletonmitarbeiter nur nicht so gut.“
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ANBEI
Wen es interesdiert:
Heute von Sonntag auf Montag um 0:35h sendet der ZDF Staatfunk einen Film über Tellkamp mit den „aufregenden“ Titel:
„Der Fall Tellkamp – Streit um die Meinungsfreiheit“.
Sicher, gutes Interview mit interessanten Antworten. Allerdings störe ich mich an zwei Punkten. 1. Der Begriff Rechts bedeutet nichts, genauso wie Links. Er ist auch nicht „böse“. Wenn man aber unbedingt „Rechts“ als politischen Kampfbegriff werten will, so sollten wir uns am internationalen Standard halten und die Bedeutung nicht irgendwelchen Linksextremen überlassen. Im Prinzip bedeutet Rechts lediglich, das man eine Liberalkonservative politische Meinung vertritt. Ebenso bedeutet Links, das man eine Linksliberale politische Meinung vertritt. Erst wenn es im extremen abläuft, wird es zum Problem. 2. Hier werden die „Buchkritiker“, insbesondere die Deutschen „Buchkritiker“ auf einen zu hohen Podest gestellt. Ich… Mehr
„Der Schriftsteller, der inzwischen als „rechts“ diffamiert wird .. “
Helmut Kohls CDU war, wie die CDU seiner Vorgänger, rechts. Ich finde man sollte bei diesen Begriffsverirrungen nicht mitmachen.
Eindeutig zweideutig … der NDR-Text zur Tellkamp-Lesung im Hamburger Literaturhaus: Click ► ‚Kritiklos und hanseatisch gediegen‚ Da listet ein gesichtsloser ‚Heide Soltau‘-Autor einerseits diverse gutmenschliche Kontakt-Bedenken u. a. gegen ‚Gediegenes‘ auf (der räääächts-wache Verfassungsschutz wird selbstverständlich ebenfalls erwähnt …), gesteht andererseits aber ein, dass die ‚ambitionierte‘ Tellkamp-Kost sowieso nur von Lesern mit ‚viel Bildung und Wissen‘ lecker gegessen, gekaut und verdaut werden kann ;))) Und da sich live vor Ort kein Meckerer fand, wird vom NDR-Trockendock nachgeliefert. Zur Abwechslung mal nicht gegen Tellkamp selbst, sondern diesmal gegen sein Publikum, dessen ‘Kritiklosigkeit’ be-nörgelt wird. Anscheinend darf ‚Heide Soltau‘ gar nicht erst… Mehr
Habe die Doku über ihn mit seinem Doppelgänger gesehen, wo das ZDF den doppelgänger immer schwurbeln läßt, er dürfe öffentlich nichts sagen, man verbiete ihm den Mund.
Perfider Versuch, Herrn Tellkamp lächerlich zu machen, weil dort über mehrere Teile der Doppelgänger frei reden konnte.
FAZ versucht das ja auch, mit angeblichen Leserbriefen vom Thilo S.!
Sehr durchsichtig!
Glaube auch nicht, dass der echte Suhrkampverlag seinen echten Roman veröffentlicht.
Das, was ich gelesen habe, bin fast durch, ist nie von Tellkamp!
Wenn man das Toilettenpapier-Zitat liest, kommt eine gewisse Ahnung, daß es Zeit wird für eine deutsche Version von „Moskau-Petuschki“. Vielleicht „Dresden – Erfurt“? In den 80ern waren Bulgakow-Lesungen mit Friwi Junge in Dresden ein offener Geheimtipp. Wahrscheinlich kommt alles wieder.
Ich lese seit einigen Tagen dieses Buch, „Der Schlaf der Uhren“, bin noch im ersten Drittel. Eine anspruchsvolle Kost. Manche Kapitel, vor allem die im fiktiven Treva handelnden, habe ich zweimal gelesen. Viele Personen, viel Fiktives. Einige dieser Kapitel erinnern mich manchmal schon ein wenig an Kafka. Nein, nicht falsch verstehen; Tellkamp kopiert Kafka keineswegs. Aber die mitunter skurril erscheinende, aber phantasievolle, gewollt verschlüsselte, aber deutbare Handlung; Gesellschaftskritik auf hohem Niveau. Also, das ist ein Lob! Für einen Literaturliebhaber, außerdem liberalen Konservativen – ist man als solcher eigentlich schon extrem Rechts, Herr Haldewang? Nun, was sie da so konstruieren ist… Mehr
Habe mir heute aus Nachlässigkeit einen Artikel des Süddeutschen angetan.
Gelaber und Geschwurbel von altlkugen Laptoplern. Da wird man bei TE verwöhnt durch klare Sprache, Information und ideenreiche Bildern. Auf der einen Seite die Zentralorgan- Setzer und auf der anderen Seite offene Journalisten.
Das macht die Angestellten der Schablonenfabriken wahnsinnig, wenn die Pösen besser schreiben können, die schöneren Frauen kennen und echten Humor beweisen.
Noch ein bisschen mehr und sie platzen, …. hoffentlich !
Ein Blogger beschreibt heute unter „Des Hirnes zwei Betriebszustände“ was zugrunde liegen wird. Letztendlich sind es Schlafwandler, die ihr Pennerdasein aber von eben auf jetzt verändern könnten, hätten sie Rückgrat. Haben sie aber nicht.
Ihr bereits in jungen Jahren geschrumpfter Hippocampus, eigentlich bereit, sich ein Leben lang zu entwickeln, freute sich sicher, wenn ihn neue Aufgaben wieder zur Lebendigkeit erweckten.
Ich war auf der Lesung von Herrn Tellkamp im Hamburger Literaturhaus, wohin der nicht linkslastige Leiter ihn eingeladen hatte. Übrigens die einzige Lesung in Norddeutschland. Auch in Berlin konnte er nicht lesen und musste nach Potsdam ausweichen. Das Hamburger Publikum reagierte mit langem Beifall auf die Lesung, sehr zum Ärger der örtlichen Lokalpresse. Diese monierte u.a., dass die Fragen des Literaturhausleiters sich nur auf das Buch bezogen hätten, er aber eine kritische Stellungnahme „vermieden“ hätte.
„Diese monierte u.a., dass die Fragen des Literaturhausleiters sich nur auf das Buch bezogen hätten…“ Das geht natürlich nicht, in Deutschland wird ausschließlich über Personen gerichtet, Personen die sie kennen, an denen sie schon vorbei gelaufen sind oder deren Beiträge sie „gelikt“ haben. Jedes absurde Konstrukt ist ein Gutes und wird anschließend durch Faktenchecker (Thorben und Sophie und Ngawe, 21, Philo StudierendeInnen)legitimiert. Bei befreundeten Gruppen bzw. Ethnien, mit Bonusattributen und Opferstatus, werden Nebenkriegsschauplätze besprochen, um vom eigentlichen Thema wegzukommen, oder Verschwörungen angedeutet (Kampagne von Rechts, Springer Presse etc.) Lässt sich Gewalt/Hass des eigenen Lagers nicht leugnen, kann man sich dennoch… Mehr
Aber bitte nicht wieder 14 Jahre warten. Ich bin nicht vollständig sicher, ob ich das „Neue“ als ein unter Lebenden Weilender dann noch erleben und erlesen darf.
Anne ist voraussichtlich vollständig weg oder kommt sie als Untote wieder? Das würde mich schon heute lebhaft interessieren lol