Telekom-Chef droht mit Abkehr ins Ausland

Die Deutsche Telekom müsste nicht an Standorten investieren, wo die Chancen negativ seien, erklärte der Vorsitzende Tim Höttges mit Blick auf Deutschland. Die Anteilseigner würden vom Konzern erwarten, dort zu investieren, wo Chancen bestünden, auch Erträge zu erwirtschaften.

IMAGO / Panama Pictures
Telekom-Chef Timotheus Höttges auf der Hauptversammlung. Bonn, 05.04.2023

Die schlechten Wirtschaftsbedingungen in Deutschland kritisierte die Deutsche Telekom und drohte mit der Abkehr aus Deutschland. Wie der Vorstandsvorsitzende Timotheus Höttges zur Vorlage der Halbjahreszahlen der Deutschen Telekom sagte, müsse die Überregulierung aufhören. Wenn das nicht passiere, würden immer mehr Unternehmen abwandern.

Der amerikanische Markt sei viel klüger reguliert, der neue Mobilfunk-Standard 5G wachse dort schneller und ein neuer Glasfasermarkt entstünde dort gerade.

Sie müssten nicht an Standorten investieren, wo die Chancen negativ seien, erklärte Höttges mit Blick auf Deutschland. Die Anteilseigner würden vom Konzern erwarten, dort zu investieren, wo Chancen bestünden, auch Erträge zu erwirtschaften. Investitionsentscheidungen müsse man gegenüber Aktionären rechtfertigen.

Höttges kritisierte unter anderem, dass die Bundesrepublik regelmäßig Mobilfunkfrequenzen versteigere und die Netzbetreiber dafür Milliarden bezahlen müssten. Doch verschwinde dieses Geld hinterher irgendwo im Staatssäckel, komme aber nicht dem Ausbau der Mobilfunknetze zugute.

Alle Telekommunikationsunternehmen, die nur in Europa tätig seien, hätten in den vergangenen Jahren mehr als die Hälfte ihrer Marktkapitalisierung eingebüßt, so Höttges weiter und betonte, die Telekom stünde nur aufgrund ihres starken Amerika-Geschäftes vergleichsweise stark dar.

Erst vor kurzem hatte das Institut der deutschen Wirtschaft gemeldet, dass Unternehmen noch nie so viel Geld aus Deutschland abgezogen hätten wie im vergangenen Jahr. Gesprochen wurde von einem Nettoabfluss von 132 Milliarden Euro aus Deutschland – dem höchsten bisher verzeichneten Wert.

So haben deutsche Unternehmen im vergangenen Jahr Direktinvestitionen in Höhe von 143 Milliarden Euro im Ausland getätigt, ausländische Firmen dagegen nur 11 Milliarden Euro in Deutschland investiert.

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Kommentare ( 67 )

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Ralf Poehling
1 Jahr her

Es ist kein Hexenwerk, echte Fachkräfte ins Land zu holen. Da braucht es nur die richtigen Anreize, um echte Fachkräfte zu ködern. Das Geld dafür ist da, nur der Wille nicht. Man holt seit Jahren lieber Sozialhilfeempfänger und lässt das Geld im Sozialstaat versiegen, um die einwandernden Faulenzer dann zu hause auf dem Sofa zu alimentieren, anstatt das Geld von vornherein in die Senkung von Steuern und Sozialabgaben zu investieren, damit echte Fachkräfte hier mehr Netto vom Brutto verdienen. Alles kein Problem. Ließe sich alles machen. Das Angebot ist da. Aber dafür muss die Wirtschaft endlich anders wählen und andere… Mehr

Rosalinde
1 Jahr her

Na und?
Wenn die Telekom verschwindet, freut sich die Konkurrenz.
Leider wollen die nicht den Verkauf ihrer Dienste einstellen.
Aber die Deutschen könnten den Kauf dieser Dienste einstellen.

swengoessouth
1 Jahr her

Die Hauptaktionäre der Telekom sind:

  1. KfW – Kreditanstalt für Wiederaufbau 16,60%
  2. Bundesrepublik Deutschland 13,80%
  3. BlackRock, Inc. 4,70%

Da kann sich jeder seine eigene Meinung bilden.
Sicherlich Habeck und Konsorten werden froh sein, wenn ein weiterer Konzern die Segel streicht und geht. Nur so kann Klima gerettet werden.

WGreuer
1 Jahr her

Was beschweren sich Höttges und Co? Jahrelang (seit Merkel) haben sie genau diese Politik begrüßt, hoffiert und den entsprechenden Parteien noch Millionenspenden gemacht. Der ganze grüne Irrsinn, die sinnlose Energiewende, die verqueren Eingriffe ins Bildungssystem, das Gendergaga, die Überregulierung, etc. pp: immer wurde mitgemacht, gejubelt und das zumeist ganz vorne. Nun liegt das Kind im Brunnen, nun sin die Gesichter lang, das Chaos groß, die Gewinne klein, die Investoren stehen (zurecht!) auf der Matte. Die Linksgrünen haben geliefert, was bestellt wurde. Was wäre die richtige Reaktion? Reagiert endlich. Schließt euch zusammen, kritisiert den grünen Irrsinn öffentlich und laut, sorgt dafür,… Mehr

elly
1 Jahr her

5G ist schnelle Datenübertragung, für private Nutzung reicht 4G und da Industrie plus Mittelstand Deutschland aufgeben, macht der 5G Ausbau für die deutschen Mobilfunkbetreiber immer weniger Sinn.

Biskaborn
1 Jahr her
Antworten an  elly

Warum habe ich dann als Telekom Kunde schon weitestgehend 5G? Sicher reicht 4G aber warum sich einer deutlich schnelleren Datenübertragung verschließen?

volker40599
1 Jahr her

Spitzenkräfte welche sich aktuell negativ über die Entwicklung in Deutschland äußern sind nicht glaubwürdig einzustufen. Sie waren oder sind ja ein Teil der Schuldigen der aktuellen Umstände. Der Verdacht mit bestimmten Formulierungen Druck für mehr Entlastungen zu erzeugen erscheint mir nicht unbegründet. Die Wirtschaft und das Geld muss für die Menschen da sein und nie umgekehrt. Damit dies so umgesetzt werden kann darf es nur Geldkreisläufe geben die an die eigene Wirtschaftsleistung angepasst sind. Selbstverständlich mit Währungen die ebenfalls an die Region angepasst sind die ähnliche Wirtschaftsleistungen erbringen wie in der Regel das eigene Land. Zudem müssen die Menschen klar… Mehr

Klaus Uhltzscht
1 Jahr her

Staatliche Aufgaben wie z.B. Eisenbahnbetrieb, Müllabfuhr, Gesundheits-, Post- und Fernmeldewesen wurden vor Jahrzehnten privatisiert. Das Ergebnis im Fernmeldewesen sehen wir nun magenta-grün vor uns.
In dem Artikel geht es nur um Strategien, „Märkte“ und Gewinne. Es kommen keine Individuen vor. Oder zählt man „Anleger“ zu den Individuen?
Menschen, mit dem einfachen Bedürfnis zu telefonieren kommen aus Konzernsicht schlicht nicht mehr vor!

1 Jahr her

Ich kann Tim Höttges keine Vorwürfe machen. Seine erste Priorität müssen das Unternehmen, seine Mitarbeiter und seine Aktionäre sein. Es darf nicht Aufgabe der Unternehmen werden die Folgen der schlechten Entscheidungen der rot-grünen Politikerklasse abzufedern.

Klaus Uhltzscht
1 Jahr her
Antworten an  [email protected]

Na ja, an seine Kunden sollte er vielleicht auch mal denken.

Irdifu
1 Jahr her

Keiner hält euch auf , es gibt genügend Anbieter die günstiger sind .
Und aus dem.Linksgrünern Mainstream wäre wieder ein Teil entfernt .Nicht reden handeln , Koffer packen .

Aliena
1 Jahr her

Der Konzern müsste sich bei Wegzug allerdings umbenennen – denn das Wort ‚Deutsche‘ in der Firmenbezeichnung wird im Ausland immer unbeliebter, sowohl in vielen Ländern der EU als auch in The UK und den USA. Könnte durchaus sein, dass sich durch den erhöhten Wettbewerb im Ausland für die Telekom – ehemals Deutsche Telekom – der Börsenkurs weiter nach unten senkt, da beispielsweise in den USA US-amerikanische Unternehmen den Vorzug hätten, festgezurrt in – BIDEN’s Inflation Reduction Act.
Auch müsste sie als Aktiengesellschaft an internationalen Börsen gelistet sein, um sich ‚Gehör‘ bei Investment-Gesellschaften zu verschaffen.