Ex-Marine-Chef Schönbach: Wenn man China nicht eingrenzt, ist es bald zu spät

Der frühere Chef der deutschen Marine-Streitkräfte, Vize-Admiral Kay-Achim Schönbach, hält es für dringend notwendig, dass Japan, Südkorea und Australien sowie NATO-Staaten militärisch enger zusammenarbeiten, um den Einfluss Chinas im Indopazifik zu begrenzen.

picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Bernd Wüstneck

Frankfurt. Der frühere Chef der deutschen Marine-Streitkräfte, Vize-Admiral Kay-Achim Schönbach, hält es für dringend notwendig, dass Japan, Südkorea und Australien sowie NATO-Staaten militärisch enger zusammenarbeiten, um den Einfluss Chinas im Indopazifik zu begrenzen. „China hat in einem Zeitraum von vier Jahren den Tonnageraum der gesamten französischen Marine gebaut und in Dienst gestellt. Und es geht trotz der wirtschaftlich schwieriger werdenden Umstände nahezu ungebremst weiter“, schildert der Anfang 2022 unter öffentlichem und politischem Druck zurückgetretene Marine-Inspekteur im Gespräch mit der Mai-Ausgabe des Monatsmagazins Tichys Einblick. „Von besonderer Bedeutung sind seine Pläne zum Bau von Flugzeugträgern.“

Anrainer des Indopazifiks wie Australien, Südkorea, Vietnam und Japan könnten „allein gar nichts bewirken, es geht nur im Verbund und im Schulterschluss mit den USA“, so Admiral Schönbach. „Wenn man jetzt nicht beginnt, einen aufstrebenden Hegemon einzugrenzen, kann es bald zu spät sein.“ Deshalb bedauert es Schönbach, dass die Fregatte „Baden-Württemberg“ und der Versorger „Frankfurt/Main“, die am 7. Mai zu einer sieben Monate dauernden Indopazifikmission aufbrechen, voraussichtlich nicht durch die Taiwanstraße zwischen China und Taiwan fahren werden. „Es ist dies ein internationales Durchfahrtsgewässer, eine solche Route hätte höchste Symbolkraft.“

Nicht ausreichend ist nach Einschätzung des Militärs, der bis Anfang 2024 Mitglied der CDU war und seit Februar stellvertretender Vorsitzender der Werteunion ist, das 100-Milliarden-Sondervermögen für die Bundeswehr. „100 Milliarden Euro Sondervermögen sind kein Pappenstiel. Aber schon die deutlich geringeren Zahlen des aktuellen Jahres zeigen, dass es mit der Zeitenwende langsam zu Ende geht.“ Dank der jährlichen Anrechnung des Sondervermögens auf den Wehrhaushalt könne die Bundesregierung zwar anzeigen, dass sie zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ausgibt. „Aber es bräuchte Nachhaltigkeit“, so Schönbach. „Und dafür ist das aktuelle finanzielle und strukturelle Engagement zu wenig. Insofern gibt es hier und da Verbesserungen, aber insgesamt liegt noch ein langer Weg vor uns. Hoffen wir, dass unsere Gegner uns diese Zeit geben.“


Das ganze Interview in Tichys Einblick 05-2024 >>>

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Kommentare ( 108 )

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Horst Johnson
6 Monate her

Diese Transatlantiker Schönbachs sind mit dafür verantwortlich, das wir international in den auftstrebenden Staaten nicht mehr ernstgenommen werden.
Sie haben uns in die Isolation geführt.
Von solchen Schönbachs geht keine polit.Erneuerung unseres Landes mehr hervor.

Fred Katz
6 Monate her

Er wäre in Moskau bestimmt glücklicher, da könnte er Putin Respekt erweisen…

Fred Katz
6 Monate her

Zitat von Vize-Admiral:

„Ist Russland wirklich daran interessiert, einen kleinen Streifen ukrainischen Bodens zu haben, den es in sein Land integriert hat? Nein, das ist Unsinn. Ich denke, Putin übt wahrscheinlich Druck darauf aus, weil er es tun kann. Und er weiß, dass er die Europäische Union spaltet. Doch was er wirklich will, ist Respekt. Er will auf Augenhöhe, er will Respekt. Und – mein Gott – jemandem Respekt entgegenzubringen, kostet wenig, kostet nichts. Also, wenn man mich fragen würde: Es ist leicht, ihm sogar den Respekt zu geben, den er wirklich fordert – und vermutlich auch verdient.“

WGreuer
6 Monate her

Flugzeugträger werden absolut überschätzt, wie die neuen weitreichendenHyperschallraketen (Kinshal) der Russen zeigen.
Diese Dinger sind zu schnell und zu wendig, um abgefangen werden zu können. Ein einziger Treffer und der Träger liegt alleine schob aufgrund der kinetischen Energie dieser Waffen am Meeresgrund oder ist schwer beschädigt. Diese Hyperschallwaffen dürften übrigens auch der Grund sein, warum die Amerikaner keinen Träger im schwarzen Meer haben.
Diese vielle Milliarden $$ schweren Träger sind daher ein Relikt. Man sollte daher auf diese Träger nicht allzuviel Wert legen.

Deutscher
6 Monate her

Nicht vergessen, dass es eine feministische Eingrenzung sein muß! Die deutsche Marine schickt zur ideologischen Unterstützung ein rosa Tretboot, das unter Regenbogenflagge fährt, hin!

Spaß beiseite: Man schlachtet das falsche Schwein. Lieber lasse ich mich von China als vom Islam erobern.

Haba Orwell
6 Monate her
Antworten an  Deutscher

> Lieber lasse ich mich von China als vom Islam erobern.

Näher gibt es eine europäische vorwiegend christliche Supermacht (20% Muslime, die jedoch von einer Scharia Lichtjahre entfernt sind). Fast +4% BIP letztes Jahr, leider will diese Macht nichts im heruntergekommenen Westen erobern. Vielleicht kann man sich aber wieder irgendwie mit ihr arrangieren.

DerVoluntaer
6 Monate her
Antworten an  Deutscher

Allen Unkenrufen zum Trotz leben Sie derzeit quasi unter „amerikanischer Besatzung“, sorry „amerikanischen Schutz“. Das wird eindeutig klar, wenn Sie sich die inländischen amerikanischen Stützpunkte und deren Funktion vor Auge führen. Deutschland übernimmt da sozusagen eine strategische Funktion als atomarer Blitzableiter. Das ist sozusagen amerikanischer Heimatschutz, da ist an eine Wachablösung nicht zu denken.

GermanMichel
6 Monate her

In den 70ern war China ein Agrarstaat mit Milliarden Fahrradfahrern im Mao Look. Wer hat China groß gemacht, wer westliches know how und westliche Technologie exportiert? . Die USA (und ihr Vasallen „Westen“). Und 50 Jahre später wird ein Weltkrieg unvermeidlich, weil China technologisch aufgeholt hat? Völlig überraschend und unvorhersehbar? Wer macht erst seinen Lichtjahre unterlegenen Gegner groß, bringt ihn auf Augenhöhe, und erklärt dann dass ein Kampf auf Leben und Tod unvermeidlich ist, da ein gleich starker oder gar überlegener Konkurrent nicht geduldet werden kann? Das riecht doch wieder nach Eliten am Fäden ziehen, die absolut böse sind, am… Mehr

Haba Orwell
6 Monate her
Antworten an  GermanMichel

In den letzten 2000 Jahren schufen China und Indien zusammen 90% dieser Zeit über die Hälfte des weltweiten BIP – die Wikipedia hat eine schöne Grafik dazu. Die mittlerweile beendete Ausnahme in den 200 Jahren ab der Industriellen Revolution sollte nicht zum Kopf steigen.

In den 2030er Jahren soll übrigens nationalistisch gewordenes Indien die USA beim BIP überholen. Wollen die USA dann auch Indien „eindämmen“?

GermanMichel
6 Monate her
Antworten an  Haba Orwell

Die letzten 2000 Jahre sind irrelevant, da sich Europa in den letzten 200 Jahren um Lichtjahre vom Rest der Welt abgesetzt hatte.

Es galt mal als Hochverrat, den Feind aufzurüsten. Ohne diesen Hochverrat wäre Europa immer noch unumschrankter Herrscher der Welt.

Soistes
6 Monate her
Antworten an  Haba Orwell

Auf BIP Schätzungen aus der Altsteinzeit würde ich wenig geben. Da wird aus den Relikten eines ausgegrabenen Friedhofs auf ein im Vergleich dazu riesiges Ganzes geschlossen. Ich weiß nämlich, wie derlei Schätzungen zustandekommen.

Wilhelm Roepke
6 Monate her

Schönbach sollte sich einfach aus der Politik raushalten, er kann es nicht. Ähnlich wie sei Vorsitzender Hans-Georg „Premiumpartner CDU“ Maassen. Man kann China nicht aufhalten, wenn sie sich nicht selbst zerlegen. Man kann nur ein atomares Patt wie mit den Russen erreichen, das wäre schon viel. Sie haben die Wirtschaftskraft, die innere Festigkeit, die Technologie, den Nachholbedarf, die Bevölkerungszahl, die Geschichte und die strategische Planung auf ihrer Seite. Wenn da jemand gegenhält, dann nicht wir Europäer; wir wären mit der Abwehr von Afrikanern, Russen und Westasiaten weiß Gott genügend beschäftigt, wenn wir nur endlich damit anfangen würden. Und ob die… Mehr

Ralf Poehling
6 Monate her

Die Chinesen sind eigentlich vom selben Schlag wie die Russen.
Wenn man die nicht permanent aufweckt, schlagen die auch nicht los.
Irgendwie scheint das in NATO Kreisen keiner verstehen zu wollen.
Ohne das Engagement des Westens in China, wären die heute gar nicht so groß. Und ohne das Engagement des Westens in der Ukraine würden die Russen jetzt nicht wie bekloppt mobilisieren.

Roland Kasper
6 Monate her

Ein ausgezeichneter Beitrag, der die globale Sicherheitslage schonungslos darstellt und die notwendigen Schritte ableitet, die ein künftiges Leben in Frieden und Freiheit ermöglichen. Die Kritik der AFD und Putin Trolle gereicht ihm zur Ehre.

DerVoluntaer
6 Monate her

Die USA verfügen weltweit über ca. 761 aktive militärische Stützpunkte, die den Globus umspannen. China verfügt über genau einen militärischen Stützpunkt.
Wer bedroht hier also wen ? 🙂
In dem Kontext ist auch die Aussage „…Hoffen wir, dass unsere Gegner uns diese Zeit geben.“ zu sehen, wenn man dann bescheiden nachfragen würde, wer den unsere Gegner sind.
Die die uns mit Kitsch, Haushaltswaren und Elektrozigaretten versorgen oder Die, die unsere Pipelines gesprengt haben ?