Der Ex-Generalsekretär erklärt die Mitglieder der WerteUnion zu Aussätzigen, für die "kein Platz in der CDU" sei. Sein Argument ist so absurd wie perfide. Peter Tauber ist eben ganz Vertreter des spätmerkelistischen Machtsystems.
Peter Tauber wird wohl in die Geschichte der Bundesrepublik und der Ära Merkel im besonderen eingehen als Mann, der diesen Satz sagte: „Wer nicht für Angela Merkel ist, ist ein Arschloch und kann gehen“. Damals war er Generalsekretär der CDU, fiel dann aus unerfindlichen Gründen (mangelnde Unterwürfigkeit gegenüber seiner Parteichefin und Kanzlerin kann es kaum gewesen sein) etwas in Merkels Ungnade und darf jetzt die überhöhten Bezüge eines „Parlamentarischen Staatssekretärs bei der Bundesministerin der Verteidigung“ genießen. Dieser Posten verschafft allerdings weder im Ministerium, noch in der Öffentlichkeit allzu viel Aufmerksamkeit.
Zunächst macht Tauber in seinem Gastbeitrag in der Welt mal klar, was Meinungsvielfalt in der CDU zu bedeuten habe: »Ausdruck findet diese Meinungsvielfalt in mancher skurrilen öffentlichen Forderung, wie der Einführung von Parkgebühren für Fahrräder oder auch dem Leugnen des von Menschen gemachten Klimawandels. Vor allem im berühmten Sommerloch finden solche Meinungen dann den Weg in die Medien und werden durch die Journalisten schnell zu einer „Forderung der CDU“ umgedeutet. Das ist verschmerzbar, auch wenn es den jeweils amtierenden Generalsekretär einige Nerven kostet, um das wieder einzusammeln. Ich weiß, wovon ich rede.«
Nein, weiß er offenbar nicht. Wer Meinungsvielfalt mit skurrilen Detailforderungen verwechselt, weiß ganz offensichtlich überhaupt nicht, was Politik ist und was eine Volkspartei sein muss.
Nun hat noch kein Vertreter der WerteUnion bislang öffentlich sich als die „richtige CDU“ dargestellt. Vielmehr versucht Tauber selbst genau das: klarzumachen, dass seine, also letztlich Merkels Linie der Aufgabe jeglicher ernsthaft konservativer und wirtschaftsliberaler Programmatik die einzig akzeptable in der CDU sei. „Für eine Gruppe aber, die schon mit ihrem Namen unterstellt, alleiniger Lordsiegelbewahrer der Werte zu sein, ist kein Platz in der CDU.“
Sicher nicht zufällig erscheint dieser Kommentar unmittelbar vor dem Parteitag. Er ist eine Drohung an die Delegierten, bloß nicht aus der Reihe zu tanzen. Sich auf dem Parteitag bloß nicht mit Mitgliedern der WerteUnion sehen zu lassen. Es ist ein Akt der Diskursverhinderung durch praktizierte Ausgrenzung Andersdenkender: Über Parkgebühren könnt ihr sprechen, aber nicht über wichtiges, das geht euch nichts an.
Tauber hat sich mit diesem Text als perfekter Vertreter des Spätmerkelismus präsentiert: Herrschaft durch Verwirrung der Öffentlichkeit und Verhinderung sachlichen Meinungsstreits durch Diffamierung Andersdenkender.
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Einer flog über das Kuckucksnest.
Danke für den Beitrag. Wirklich schön begründet, dass mit dem Tauber demokratie-technisch was nicht stimmt.
Letztlich ist das Stalinismus, was Tauber da absondert. Fragt sich nur, ob er auch gewillt ist, die Säuberungen zu organisieren.
„Wer nicht für Angela Merkel ist, ist ein Arschloch und kann gehen“..zu A..löchern hat der Herr Tauber doch ein ganz besonders Verhältnis…daher muss das nicht unbedingt negativ gemeint gewesen sein.
Danke, sehr erhellend!
„Pflegehinweise für Kaninchen“ – war doch auch so eine herausragende Fehl-Leistung von Tauber!
Gemeint war, wie man mit einer störrischen Parteifreundin umgehen soll …
Der Tauber kann es halt nicht besser, hatte aber ein hohes politisches Amt.
Ausgrenzungen sind immer gefährlich. Für beide Teile, die Auszugrenzenden und die Ausgrenzenden selber. Wie schwierig es ist, Mitglieder aus Parteien zu entfernen, hat sich gerade in letzter Zeit immer wieder gezeigt. Die eigentliche Gefahr liegt deshalb wohl eher darin, von den „Auszugrenzenden“ ernst genommen zu werden. Nähme der liberal-konservative Teil der Partei diese leichtfertig geäußerte Aufforderung zum Anlass, ihr nachzukommen und eine eigene Gruppierung zu bilden, die als „U-CDU“ jetzt nicht auf den linken, sondern auf den traditionell wertkonservativen Flügel des Bildungsbürgertums abzielte, würde die Rest- oder „Rumpf“-CDU wohl Gefahr laufen, erheblich dezimiert zu werden. Das denkbar knappe Wahlergebnis auf… Mehr
Die Werteunion mit null Medienpräsenz zu beschuldigen der Partei zu schaden (als ob sie für die schlechten Wahlergebnisse verantwortlich wäre) ist Realitätsverweigerung.
Es ist offensichtlich, dass der CDU am meisten die grottenschlechte Parteiführung schadet.
Die Werteunion als Sündenbock darzustellen wegen „Kritik an der eigenen Parteiführung“ ist schon sehr weit hergeholt.
Ein Tauber und viele Blinde, das ist die CDU (ehemalige Volkspartei) von heute. Weiter so. Vorbild ist die DC in Italien in den 90ern. Spurlos untergegangen von einem Tag auf den anderen. Weiter so!
Werteunion??? Kann man das auch „Flügel“ nennen?
Werteunion ist ein sehr gutes Branding/Framing.