Vermutlich hätten nicht so viele Menschen in der Flut sterben müssen, wenn die Regierung auf die Warnungen des Europäischen Systems EFAS reagiert und Gefahrenbereiche evakuiert hätte. Erste Warnungen kamen schon mehrere Tage vor der Katastrophe.
Deutsche Politiker reagierten unmittelbar nach der Flutkatastrophe mit Verweisen auf den Klimawandel. Das große Weltübel hat den Vorteil für Politiker, dass es unermesslich, also abstrakt, nicht lokalisierbar und vor allem niemandem persönlich anzukreiden ist. Aber die vielen Toten, das Leid ihrer Hinterbliebenen und der vielen Tausend Menschen, deren Hab und Gut von den Wassermassen zerstört wurde, sind konkret in Zeit und Raum. Und die politischen Fehler und Versäumnisse werden immer deutlicher, die es vergrößert oder zumindest nicht so gemildert haben, wie es möglich gewesen wäre.
Ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit kommt jetzt, dass es Warnungen gab, die aber keine oder zumindest keine annähernd ausreichenden Reaktionen von Verantwortlichen hervorriefen.
- Am 10. Juli bereits, also vier Tage vor der Katastrophe, gibt das European Flood Awareness System (EFAS) die ersten Warnungen an die deutschen und belgischen Behörden heraus. In den nächsten Tagen, so heißt es in der Sunday Times, lieferte EFAS minütlich detaillierte Schaubilder, die voraussagten, welche Areale die schlimmsten Schäden zu erwarten hätten.
- Am 11. Juli, also drei Tage vor der Katastrophe, warnte auch der private Wetterdienst Kachelmannwetter vor Starkregen, Hochwasser und Überflutungen in Westdeutschland.
- Am 13. Juli, also am Tag davor, veröffentlichte der Deutsche Wetterdienst eine „Amtliche Gefahrenmeldung“.
- Das European Flood Awareness System (EFAS) warnte am selben Tag vor „extremen“ Überflutungen.
— Philip Plickert (@PhilipPlickert) July 18, 2021
Es gab also sowohl privatunternehmerische, nationale als auch europäische Warnungen. Doch die meisten Menschen in den betroffenen Gebieten wurden überrascht, weil aus diesen Warnungen keine wirkungsvollen politischen und medialen Aktivitäten folgten. Es gab keine Evakuierungen oder andere Vorsichtsmaßnahmen. Vorwarnungen durch Sirenen oder Lautsprecherdurchsagen gab es nur teilweise oder zu spät. Nur ein Teil der Bevölkerung sei mit Sirenengeheul gewarnt worden, gab auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zu.
Versagt haben aber auch die öffentlich-rechtlichen Sender mit ihren Wetterberichten: Die Tagesschau der ARD meldete am Tag vor der Katastrophe, also am 13. Juli nur: „Es bestehen Unwetterwarnungen“, ohne genauer auf mögliche Gefahren einzugehen, die wie gesagt von EFAS längst vorlagen. Das Heute Journal prophezeite zwar „kräftigen Dauerregen“ mit „80 Liter pro Quadratmeter“, aber der Deutsche Wetterdienst hatte korrekterweise örtlich mehr als das Doppelte in Aussicht gestellt. Am Abend des 14. Juli, als die Katastrophe schon im Gange war, kam das Wort „Unwetter“ im Wetterbericht des Heute-Journal nicht vor. Umso eifriger sprach Claus Kleber am nächsten Tag über die globale Erwärmung als Hintergrund des Ereignisses.
Ausgerechnet in Deutschland, dessen Regierungspolitiker auf fast alle großen politischen Fragen mit dem Ruf nach einer „europäischen Lösung“ reagieren, blieben die Warnungen eines funktionierenden europäischen Systems, nämlich jenes EFAS, folgenlos. Aus Großbritannien, gänzlich anbetroffen von der kKatastrophe, kam die scharfe Kritik, die nun das ganze Ausmaß des deutschen Versagens deutlich macht. Die EFAS-Hydrologin Hannah Cloke sprach gegenüber Politico von einem „monumentalen Versagen“. Sie hätte erwartet, dass man die Menschen evakuiert: „Man erwartet nicht, dass so viele Menschen in einer Flut sterben im Jahr 2021“
Auch die Welt stellt fest: „Das Risiko war bekannt: Regenmengen wie diese Woche hat es in Deutschland immer wieder gegeben, historische Chroniken lesen sich wie Blaupausen für die aktuelle Hochwasser-Katastrophe, und Gefahrenkarten zeigen das Flutrisiko. Doch Politiker, Behörden und Medien verweisen auf den Klimawandel als Ursache.“
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Es gibt allerdings auch noch einen anderen Aspekt. Komplette Übertreibungen bei normalen Wetterereignissen. So warnte „Nina“ und der DWD bei +2 Grad im Winter vor extremer Kälte in Berlin. Mit solchen Warnungen wird erreicht, das niemand mehr Warnungen ernst nimmt.
Akute Warnungen vor realem Unwetter und einer folgenden Katastrophe darf es doch nicht geben, das würde ja die Wucht der Panikmache vor abstrakt supergefährlichem Virus und megagefährlichem Klimawandel schmälern. Also lieberein paar hundert Tote und tausende zerstörte Wohnungen und Geschäfte sowie der kompletten Infrastruktur als Kollateralschaden in Kauf nehmen.
Politik ist ein dreckiges Geschäft geworden mit selbstverliebten aber in der Praxis völlig unfähigen Akteuren….
Muss dabei immer daran denken, dass die Regierung Roosevelt auf Hawaii etwa dreieinhalbtausend Landsleute – Soldaten wie Zivilisten – bewusst über die Klinge springenließ, um die überwiegend pazifistische amerikanische Bevölkerung auf Krieg einzustimmen. Wegen eines übergeordneten politischen Interesses (Japan als pazifischem Konkurrenten wirtschaftlich sozusagen die Luft abzudrücken, und sei es über einen provozierten, der japanischen Selbstachtung geschuldeten Krieg), das sich mit den Interessen der Nation keineswegs deckte, wurden nicht einmal die ranghöchsten Militärs auf Hawaii in das üble Spiel Roosevents eingeweiht. Was einmal funktionierte, um durch zahlreiche unnötigeTode einen Stimmungsumschwung zu bewirken, dürfte auch zur Steigerung der Klimahysterie seine Wirkung… Mehr
Mich würde interessieren, ob die Freitagshüpfer/innen zum Aufräumen in die betroffenen Gebiete gefahren sind. Ein Teil von ihnen hat ja jetzt Ferien.
Wenn man das Bild oben sieht dann kommen alte Erinnerungen hoch und niemals mehr im Leben wollte ich in einer Flußaue wohnen, denn das kann katastrophal zu jeder Zeit enden und wurde selbst mehrmals im großelterlichen Haus in jungen Jahren nach dem Krieg erlebt. Wenn der Wasserspiegel um 2,50 m über Normalmaß ansteigt und dann noch geborstene Eisplatten gegen die Hauswand donnern, das ist ein Erlebnis, was einen nie mehr los läßt, nur mit dem Unterschied zu heute, daß sich kein Mensch darum gekräht hat und allenfalls die direkten Nachbarn mitgeholfen haben, die Not zu lindern und von der Gemeinde… Mehr
Wir brauchen wieder Sirenen, mit Batterie, die auch funktionieren, wenn der Strom ausfällt. Und wir benötigen für die Bürger Schulungen, damit sie auch wissen, was im Katastrophenfall zu tun ist. Dies nur ein Punkt, den Experten jetzt fordern.
Hinterher läßt es ich immer leicht auf ignorierte Warnungen schimpfen, aber eine wesentliche, leider durch die Presse bislang unbeantwortete Frage ist, wie oft solche Warnungen herausgegeben werden. Wenn dies mehrmals pro Jahr passiert, darf man sich nicht wundern, daß die Verantwortlichen sie ignorieren, schließlich kann man nicht alle paar Wochen auf Verdacht zehntausende Leute evakuieren.
Die Frage ist daher eher, wie treffgenau diese Warnungen sind bzw. in der Vergangenheit waren, wie der generelle Umgang mit solchen Warnungen ist bzw ob und warum es dazu keine rechtsverbindlichen Vorschriften gibt.
Freilich tragen die dauernden Panikmeldungen beim Wettergeschehen (Warnung vor starker Hitze/Kälte …) zur Abstumpfung der Menschen bei.
Und, ehrlich, wenn „vor ergiebigen Regenmengen bis 40 l/m²“, gern auch ohne jedwedem Zeitbezug, heutzutage „gewarnt“ wird, da wundert micht nichts mehr.
Ich möchte darauf hinweisen, dass in Düsseldorf -Ortsteil Gerresheim- ein ganzes Viertel in Nähe der Düssel schon am Mittwoch -mittags!- präventiv evakuiert wurde. Ich frage mich: Warum hat das Frühwarnsystem hier funktioniert, woanders aber nicht?
Wer wohnt denn da? Danisch schrieb, dass das japanische Konsulat wohl schon recht früh in seinem e-mail-Verteiler vor Hochwasser warnte.
Das Problem ist doch vielschichtig. A) Wenn eine Bevölkerung permanent in Alarmmodus gehalten wird (Feinstaub, Klima, Corona etc.), stumpft sie ab und nimmt nichts mehr wirklich ernst. B) Die Menschen verfügen nicht mehr über das Grundwissen, wie noch vor 50 Jahren, also, was ist zu tun z.B. bei Starkregen, woran erkenne ich die drohende Gefahr etc.? C) Warnungen vor „Starkregen“ erfolgen gefühlt alle drei Wochen. Wenn ich nicht dazu sage, was genau zu befürchten ist, kann das niemand einordnen.D) Strukturen, in denen Menschen Wissen der Region austauschen (Vereine, Kirchgemeinde etc.) gehen seit Jahren kaputt. E) In der Verwaltung sitzen immer… Mehr
Genau so, wie der Klimaschutz uns nicht vor dem Klima schützen soll, schützt uns der Katastrophenschutz neuerdings nicht mehr vor Katastrophen. Der linkslastige ÖRR erweckt den Eindruck, eine ‚ungeliebte‘ Regierung schlecht aussehen zu lassen, indem man erst auf Warnungen nicht reagiert und den Bürger wortwörtlich ‚im Regen stehen lässt‘, um im Nachhinein das politische Versagen auszuschlachten, als Ursache den Klimawandel zu präsentieren und damit Wasser auf die Mühlen einer rot-rot-grünen Wunschregierung zu lenken. An den Spitzen der Verwaltung sitzen Leute, die selbst durch das Peter-Prinzip nicht zu stoppen waren, sondern durch ständig wiederkehrende Aktionen, wie etwa die „Operation Abendssonne“, dorthin… Mehr