Karl Lauterbach gibt gerne Geld aus: Für Gesundheitskioske oder für Impfstoffe, die dann vernichtet werden müssen. Doch die Arztpraxen lässt der Gesundheitsminister sterben. Der große Verlierer sind arbeitende Menschen.
Arbeitnehmer kennen den klassischen Besuch beim Hausarzt, wenn die Grippesaison begonnen hat: Fieber, Husten und Gliederschmerzen. Diese drei Symptome aufzuzählen, kostet den Patienten zwischen einer halben und zwei Stunden. Wobei er die meiste Zeit davon im Wartezimmer verbringt. Den Arzt sieht er nur für wenige Minuten – eben um diese Symptome zu schildern. Wäre es nicht für den Krankenschein, würden sich viele Arbeitnehmer diese „Behandlung“ ganz sparen.
Dass die Situation in den Praxen so ist, liegt am deutschen Gesundheitssystem: Würde der Arzt den Patienten länger behandeln, ginge das von seinem Gehalt ab. Mitunter kosten ihn die drei Minuten für das Abfragen der Symptome und Ausstellen des Krankenscheins sogar eigenes Geld. Das kommt von den Fallpauschalen:
Für jede Behandlung kriegt der Arzt eine gewisse Summe von den Krankenkassen. Die bleibt gleich hoch, egal ob der Arzt den Grippepatienten schnell durchwinkt, oder ob er überprüft, ob sich hinter den Symptomen nicht doch etwas anderes, Schlimmeres verbirgt. Außerdem sind die Fallzahlen gedeckelt. Hat der Arzt mehr Grippepatienten behandelt, als die gesundheitliche Planwirtschaft vorgesehen hat, ist jede weitere Behandlung umsonst. Für die Krankenkassen. Denn dann bezahlt sie der Arzt – mit seiner Zeit und mit den Kosten für Miete, Gerät und Sprechstundenhilfen.
Dieses System ist unfair, klagen die Ärzte. Zudem ist die Höhe der Fallpauschalen nicht so stark gestiegen wie die Konjunktur und die Löhne in den Krankenhäusern. In der Folge gehe es den niedergelassenen Ärzten schlechter, als wenn sie als Oberarzt in einer Klinik arbeiten würden – und viele Praxen seien vom Aus bedroht. Deswegen haben die Ärzte an diesem Montag zu einem Streik aufgerufen und Praxen vorrübergehend geschlossen.
„Unseren Patienten drohen Wartelisten und der Arztberuf ist bedroht wie nie“, schildert der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands die jetzige und die kommende Situation. Die ambulante Versorgung der Patienten sei in „schwerem Fahrwasser“. Hinzu kämen strukturelle Probleme: Fachkräftemangel, die überbordende Bürokratie und eine Digitalisierungsstrategie, die Praxen mehr belaste, als schone. Der Spitzenverband spricht von einer „insuffizienten“ Strategie. Das heißt: Wäre die Digitalisierung in den Praxen ein Herz, wäre der Patient tot.
Lösungen für die strukturellen Probleme seien derzeit seitens der Politik nicht in Sicht, sagt Dr. Dirk Heinrich, Vorstandsvorsitzender des Spitzenverbandes: „Unser Arztberuf, insbesondere der in freier Praxis, ist bedroht wie nie. Und was macht die Politik?“ Aus dem Hause Lauterbach komme anstelle dringend benötigter Reformen und einer Stärkung der bestehenden Strukturen ein „Gesundheitsversorgungsgesetz“. Dieses sieht den Aufbau von Gesundheitskiosken vor. Die haben wiederum die Aufgabe, medizinische Leistungen zu Menschen zu bringen, die mit dem Besuch eines Arztes intellektuell überfordert sind. Karl Lauterbach (SPD) will tausend Kioske aufbauen – der Gesundheitsminister sieht also offensichtlich eine große Menge Menschen in Deutschland leben, die schon mit dem Besuch eines Arztes intellektuell überfordert sind.
Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung sieht in Lauterbach den Grund dafür, dass keine Besserung der Lage der Praxen in Sicht ist. „Mit der Fortsetzung der aktuellen Politik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wird es die qualitativ hochwertige haus- und fachärztliche Versorgung, die von allen wertgeschätzt wird, in der jetzigen Form nicht mehr lange geben“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Kassenärzte, Dr. Andreas Gassen. Als Beispiel nennt der Verband die Digitalisierung. Statt mit dieser die Praxen von der Bürokratie zu entlasten, drohe er diesen mit Sanktionen wie Bußgeldern, falls sie Lauterbachs Pläne nicht umsetzen, wie er das will.
Obwohl die Praxen nach Auskunft der Ärzte unterfinanziert sind, kommen auch die Krankenkassen nicht mit ihrem Geld aus. Die Innungskrankenkassen (IKK) gehen von einer weiteren Welle an Beitragserhöhungen zum Jahresanfang aus. Die Mitgliederversammlung des IKK-Dachverbands hat daher eine Resolution verabschiedet: Der „Reformstau im Gesundheitswesen“ müsse beendet werden. Die Ampel müsse nun endlich die Projekte angehen, die sie in ihrem Koalitionsvertrag festgelegt hat.
„Mir ist unbegreiflich, warum die vom Gesetzgeber im Rahmen des GKV-Finanzstärkungsgesetz geforderten Eckpunkte für eine stabile Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung dem Parlament noch immer nicht vorliegen“, sagt der Vorstandsvorsitzende des IKK-Dachverbandes, Hans Peter Wollseifer. Als einen wesentlichen Grund dafür nennt Wollseifer die „versicherungsfremden Leistungen“. Also Kosten, die die Kassen tragen, obwohl dahinter gesellschaftliche Aufgaben stehen.
10 Milliarden Euro hat der Staat im vergangenen Jahr zum Beispiel zu wenig für die Gesundheitsversorgung der Menschen bezahlt, die Transfergeld von ihm erhalten. Also vor allem Bürgergeld. Wie hoch die Summe dieses Jahr sei, wollte TE von dem Dachverband der gesetzlichen Krankenkassen wissen. Das stehe noch nicht fest, wich der aus. Die Zahl scheint unbequem hoch zu sein.
Die Hintergründe bringen gesellschaftlichen Sprengstoff mit sich: Die arbeitenden Menschen zahlen für nichtarbeitende Menschen nicht nur die komplette Wohnung und das „Bürgergeld“, das die Ampel innerhalb eines Jahres um 25 Prozent erhöht hat. Sie übernehmen mit ihren Kassenbeiträgen auch noch deren Gesundheitsbehandlung. Dafür müssen sie sich im Gegenzug an den Kosten von eigenen Behandlungen beteiligen. Die Menschen, die arbeiten, wohlgemerkt. Die Menschen, die nicht arbeiten, müssen das nicht.
Die Versorgung wird sich weiter verschlechtern, warnt der Spitzenverband der Ärzte. Gehe Lauterbach nicht auf ihre Forderungen ein, werde es Zukunft nicht möglich sein, eine „zeit- und wohnortnahe Versorgung von Patientinnen und Patienten zu gewährleisten“. Für Termine bei Fachärzten müssten Arbeitnehmer mit langen Wartezeiten rechnen. Neue Patienten würden die Praxen nicht mehr annehmen. Stattdessen gibt es dann Lauterbachs Gesundheitskioske für Menschen, für die der Besuch eines Arztes bisher eine nicht zu bewältigende intellektuelle Leistung bedeutet.
Der Weg zum Krankenschein wird für kranke Arbeitnehmer weiter. Um drei Symptome schildern zu können, werden sie dann bald vier Stunden oder mehr warten müssen. Wenn sie überhaupt noch eine Praxis aufnimmt. Im Gegenzug dürfen sie dann zum Jahresbeginn schon wieder höhere Beiträge zahlen. Unter der Verantwortung der Ampel – vor allem unter der von Karl Lauterbach – sind arbeitende Menschen die großen Verlierer.
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Hat der Merz doch irgendwie recht gehabt. Auch wenn er das so gar nicht gemeint hat. Aber der Vorsitzende im Ärztebund hat doch gesagt, es ist alles prima. Keine Überlastung, gute Versorgung, rosarote Welt.
Alle Jahre wieder kommt das Ärztegeschrei, dass man doch zu wenig verdiene. Seltsam, dass die meisten Jachten im Sportboothafen in der Nähe Ärzten und Rechtsanwälten gehören. Wie kommt das bloß? Ich halte mal fest: Während Corona hat man blendend verdient an PCR und sogenannter Impfung. Jetzt wieder Jammern. Stichwort Fallpauschalen und Abrechnungen. Lässt sich alles mittels Software optimieren und wird auch gemacht. Die Wartezeiten in der Sprechstunde resultieren halt an absolut ineffizientem Management der Praxis. Musste als Kind zum Kiefernorthopäden und das Wartezimmer war immer brechend voll, 20-25 Kinder, weil alle die gleiche Uhrzeit bekamen, der Mann der Ärztin hatte… Mehr
Einige Daten aus dem Patientennahen Umfeld in Niedersachsen im Jahr 2023…mit dem besten Gesundheitsminister (und Vorgänger) aller Zeiten.
(aus Mitte und bis Ende September 23):
Läuft, würde ich sagen! //Ende Sarkasmus.
Was wollen Sie mit dem Hautkrebs-Screening? Komplett evidenzbefreit das ganze. Schauen Sie mal in die Leitlinie.
Und hier sieht man auch das Grundproblem: Die Leute rennen wegen jedem Scheiss zum Arzt!
Kleiner Tipp. Nicht nur arbeitende Menschen, sondern auch nicht arbeitende wie Kinder oder Rentner, werden krank und müssen unter den genannten Umständen auf Termine warten. Warum werden hier so gerne die einen gegen die anderen ausgespielt. Wenn es um Ausländerzuwanderung geht, ist Ungarn das große Vorbild. Komischerweiser vergisst man zu erwähnen, dass dort auch nicht alles Gold ist, was glänzt. Dreimal höhere Inflation als bei uns wird zum Beispiel verschwiegen, viel höhere Neuverschuldung im hoch gepriesenen Land, wo man hier das Mantra der Schuldenbremse beschwört. Gestern noch waren die bösen Migranten die, die für ausbleibende Termine für Deutsche sorgen, heute… Mehr
Als Rentner muss ich mit Grippe nicht unbedingt zum Arzt, wenn ich aber den Zettel vom Arzt brauche, habe ich keine Wahl. Als (immer noch) arbeitende, tue ich mir meist das auch nicht an, in einer Praxis muss ich stundenlang sitzen. In meinem Kaff nicht weit weg von der niederländischen Grenze, muss man manchmal Wochen auf Termin beim Allgemeinarzt warten, hat mein Tochter erfahren müssen. Da hilft nur um Termin im Internet shoppen. Ob das immer vom Vorteil ist, jedes Mal zu einem anderen Arzt zu gehen, ist fraglich aber. Dazu die Kosten – die steigen so oder so. Wer… Mehr
„Gestern noch waren die bösen Migranten die, die für ausbleibende Termine für Deutsche sorgen, heute ist es die Regierung. Immer so, wie man meint es gerade zu brauchen.“
Nun, das eine bedingt doch das andere.
Aus eigenem Erleben: Kindersprechstunde beim Augenarzt – mit welcher Klientel waren wohl die beiden Wartezimmer besetzt?
Es ist die Regierung, die all‘ die nichtgeladenen Gäste gewähren lässt.
So wird ein Schuh aus Ihrer links-grünen Denkweise und so viel dazu, was die Leserschaft hier wohl denken mag, zumindest was ich denke und beruflich jeden Tag erlebe.
Mithin leben wir beide (?) bislang in Deutschland und nicht in Ungarn, oder?
Ungarn hat sich also, wie Griechenland an den Konvergenzkriterien vorbei in die EU gemogelt, wofür sie nach heutigen Kriterien des Eurozeitalters entsprechend dastehen.
Ein entsprechender Vergleich ist daher sinnlos und „zaubert“ Millionen von Kostgängern auch nicht wieder zurück in ihre Heimatländer.
Worüber wir uns einig sind: Das System ist in Unordnung. Was sehr strittig ist: Die Ursachen! Mal ein paar Beobachtungen aus meinem Umfeld: Marina an der Ostsee, nahe Hamburg: Der Betreiber sagt, noch nie habe er solch einen Boom an Bootskäufen und Liegeplatzanfragen von Ärzten erlebt, wie in der Coronazeit. immer größere, nagelneue Schiffe, dank Corona Freundin in Großstadt (ngl. Allgem.-Med. / Allergologin/Impfärztin): weiß angabegemäß nicht mehr wohin mit dem Geld (Impfkampagne!) andere Freundin, ebenfalls Allgem.-Med., ngl.: Hat im Impfzentrum binnen 12 Monaten nahezu € 100.000 zusätzlich verdient. Freund (ngl. Kardiologe, Großstadt) hatte schon vor 10 Jahren > € 250.000,–… Mehr
Die Wahrheit ist wohl kompliziert. Ich kenne keine Ärzte die wenig verdienen. Das sieht man bei ihren Fahrzeugen und ihren Häusern und auch bei den Schulen ihrer Kinder. Die Wartezeiten in den Praxen sind aber die Tatsachen. Dass man selbst als Privatpatient auf Termine manchmal wochenlang warten muss, ist auch wahr. Ich vermute, dass das System korrupt ist – man braucht die Mengen um die Kassen zum Zahlen zu zwingen und vlt wie andere hier beschrieben haben, die Diagnosen an die zugelassenen Auszahlungen anzupassen um Gewinn zu generieren. Das war aber vor Corona schon so. Corona hat nur das System… Mehr
Danke für Ihren Kommentar. Grundsätzlich bin ich auch mit Ihnen einverstanden – allerdings: Es ist schon ein Unterschied, ob man sich einen Hetzer und Politclown leistet oder einen nach Hunderttausenden Ärzten zählenden Apparat ansieht. Bei letzterem müssen zwangsläufig volkswirtschaftliche und medizinökonomische Erwägungen angestellt werden, denn es geht um einen sehr hohen Milliardenbetrag und das Geld wächst ja bekanntlich nicht auf den Bäumen. Der erste Schritt wäre: Nutzer, die nichts im System zu suchen haben oder anderswoher bezahlt werden müssten, aus der kollektivvertraglichen Regelversorgung herauswerfen! Das betrifft insbesondere den gewaltigen Zustrom an Einwanderern, die höchst selten nur Beiträge zahlen, stets aber… Mehr
Mal was ganz Allgemeines:
Wenn ich z. B. Tichy lese, meine ich, bei d e n Lesernbriefen ganz zuversichtlich sein zu können. Schau ich mal über „unsere Blase“ hinaus, bin ich erschrocken, welcher Hass und welche Dummheiten dort aus den Äußerungen zu entnehmen sind. Da bekomme ich Angst, was ablaufen wird, wenn andere Parteien den Regierungsauftrag bekämen.
Er hat doch recht…das gibt Bürgerkrieg, die deichseln das schon hin.
Merkwürdig. Bei der quasi-industriellen „Durchimpfung“ der Bevölkerung mit einer noch nicht komplett zugelassenen, experimentellen Gentherapie hat das in den Praxen doch bestens geklappt. Da wurden Hunderte nebst intensiver Aufklärung über Chancen und unbekannte Risiken (?!) wie am Fließband abgearbeitet. Wenn da alles ganz korrekt gelaufen ist, dann sind unsere Arztpraxen doch hochleistungsfähige, wie ein Uhrwerk funktionierende Service-Stationen. Vor dem Hintergrund solcher Leistungsfähigkeit lässt mich der Artikel doch etwas ratlos zurück. 🙂
Wundert mich nicht, dass „die Ärzte“ sauer sind. Hatten sie doch Monate schwer gearbeitet die Patienten zu impfen, nicht nur „ gegen“ das Spikevirus, sondern auch # Gürtelrose#, Grippe, Hepatitis , Tetanus….usw. Da sind die Wartezimmer halt voll. Bei einem einmaligen Besuch meinerseits bei einem praktischen Arzt, hatten die Patienten „ das gelbe Heftchen“ an ihrem Körper regelrecht angeklebt. Wie haben wir früher nur überlebt, …mit den „normalen“ Impfungen? Außerdem war das Verhältnis der Patienten 70 % zu 30% …für unsere nichtzahlenden „Gäste“!
Der Vorort in dem ich wohne, hatte vor hundert Jahren ca. 5000 Einwohner und laut Adressbuch nur Einen einzigen Arzt.
Zahnarzt, Augenarzt, Urologe, Frauenarzt, Krankenhaus? Alles nur mit Kutsche in der grossen Stadt erreichbar. Für die meisten ohnhin unbezahlbar.
Wegen Fieber, Husten und Gliederschmerzen bin ich aber auch heute noch nie zum Arzt.
„Die „Arbeitenden“ übernehmen für nichtarbeitende Menschen mit ihren Kassenbeiträgen auch noch deren Gesundheitsbehandlung?“
„Arbeitende“ ist in diesem Zusammenhang leider irreführend unpräzise, handelt es sich doch ausschließlich um die Gruppe der gesetzlich versicherten Beitragszahler, die den Schwächeren solidarisch unterstützen sollen.
Für diese von den Politikern und Abgeordneten proklamierte Solidarität sind sie sich selbst zu fein, da – wie auch alle Beamten – Privatversichert.
Mit den Gesundheitskiosken wolle diese vielleicht einfach nur einen ordentliche Anzahl gesetzlich Versicherter aus dem Wartezimmer herauskomplementieren?