Milchkuh des Staates

Der Staat bereichert sich immer mehr an den Bürgern. Heute ist Steuerzahlergedenktag für den „Durchschnittshaushalt“, Singles arbeiten aber noch bis Samstag für alle, außer sich selbst. Die Abgaben steigen immer weiter, auch die Steuern müssen folgen.

IMAGO / Steinach

Ab Mittwoch arbeiten die Bürger für sich selbst; so lautet die Meldung des Bundes der Steuerzahler. Alles Geld, das der Bürger bis zum 12. Juli verdient hat, hat der Staat dem Bürger in Form von Steuern und Abgaben abgenommen. Von jedem Euro, den der Bürger verdient, gehen durchschnittlich 52,7 Cent an den Staat.

Der Bund der Steuerzahler geht dabei von einem monatlichen Durchschnittseinkommen von 4.737 Euro aus: 56.844 Euro pro Jahr. Dabei handelt es sich um das Arbeitgeber-Brutto, das der Arbeitnehmer einen Arbeitgeber kostet. Denn die „paritätische Aufteilung“ der Sozialabgaben, für die sich die Politik gerne rühmt, ist nichts als eine Verschleierung der wahren Sozialabgaben, die dem Arbeitnehmer aufgebürdet werden. Das vertraglich vereinbarte Arbeitnehmer-Brutto sind dabei 3.849 Euro. Dazu kommt ein Einkommen von 68 Euro aus selbstständiger Arbeit oder Vermögen.

Nach den direkten Steuern und Abgaben bleiben dem Modell-Arbeitnehmer 2.509 Euro. Schon jetzt bleiben dem Arbeitnehmer nur 53 Prozent seines Einkommens übrig. Der Bund der Steuerzahler errechnet diese Belastungen auch anhand der Daten, die Vergleichshaushalte zur Verfügung stellen: Steuererleichterungen durch absetzbare Kosten sind damit schon in dieser Belastung verrechnet.

Der Bund der Steuerzahler errechnet aus verschiedenen Studien des Statistischen Bundesamts und den Haushaltsbüchern befragter Haushalte eine weitere Steuerbelastung der Bürger von 382 Euro in Form von indirekten Steuern und Abgaben im Monat. Diese deckt ab:

  • Mehrwertsteuer auf gekaufte Waren und Dienstleistungen
  • Energiesteuern (Kraft- und Heizstoffe inkl. CO2-Abgabe)
  • Tabaksteuer
  • Grunderwerbssteuer
  • Grundsteuer
  • Versicherungssteurer
  • Kfz-Steuer
  • Rennwett- und Lotteriesteuer
  • Erbschaft- und Hundesteuer
  • Vergnügungssteuer und übrige Gemeindesteuren
  • Kaffeesteuer (fällig auf das Rösten von Kaffeebohnen)
  • Alkoholsteuer
  • Biersteuer
  • Sektsteuer
  • Luftverkehrssteuer
  • Stromsteuer
  • Strom-Umlagen
  • Rundfunkbeitrag
  • Von Unternehmen in Verbraucherpreise überwälzte indirekte Steuern

Unter Beachtung all dieser Steuern kommt der Bund der Steuerzahler zum Schluss, dass ein Single-Haushalt mit 53,7 Prozent seines Einkommens den Staat unterhält; Mehrpersonen- und Familienhaushalte haben unwesentlich geringere Abgaben. Der 12. Juli ist daher der Steuerzahlergedenktag für den „Durchschnittshaushalt“ von 2,3 Personen – Familienhaushalte hatten ihn einen Tag vorher, Singles arbeiten noch bis zum 15. Juli für den Staat.

Wie sind die Sozialabgaben aufgeschlüsselt?

Der Bund der Steuerzahler weist Sozialabgaben in Höhe von 1.529 Euro aus – pro Monat.
Dabei müssen die Bürger abführen:

  • 14,6 Prozent Krankenkassenbeitrag
  • 1,6 Prozent durchschnittlicher Krankenkassenzusatzbeitrag
  • 18,6 Prozent Rentenversicherungsbeitrag
  • 2,6 Prozent Arbeitslosenversicherung
  • 3,4 Prozent Pflegeversicherung
  • 0,6 Prozent Pflegeversicherungsaufschlag für Kinderlose, seit Juli 2023
  • Unfallversicherung – diese ist abhängig von der Höhe der im Jahr ausgezahlten Versicherungsprämien und vom Arbeitsplatz des Arbeitnehmers, denn Büroarbeiter sind zum Beispiel weniger gefährdet als Stahlarbeiter. Der Bund der Arbeitgeber schätzt diese Belastung aber auf durchschnittlich 1,14 Prozent.

Dabei sind in diesem Jahr die Versicherungsbeiträge gleich zweimal gestiegen. Um die großzügigen Kurzarbeiterzahlungen der letzten Jahre zu finanzieren, stiegen die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung um 0,2 Prozentpunkte – 92 Euro im Jahr. Die Beiträge zur Pflegeversicherung wurden um 0,35 Prozentpunkte erhöht und der Zuschlag für Kinderlose auf 0,6 Prozent fast verdoppelt. Die Mehrbelastung beträgt gut 277 Euro im Jahr.

Sinkende Steuerlast

Laut Steuerzahlerbund sank die Steuerbelastung im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht, um 0,2 Prozentpunkte. Aber das ist eine Scheinentlastung, die zum Beispiel dadurch zustande kommt, dass die EEG-Umlage auf Strom nicht mehr direkt vom Bürger bezahlt werden muss, sondern aus dem Bundeshaushalt. Also, statt diese Umlage auf der Stromrechnung zu sehen, wird die Umlage nun aus den anderen Steuern indirekt finanziert. Erhoben wird sie trotzdem noch.

Auch hatte die Bundesregierung den Abbau der kalten Progression als großen Erfolg gefeiert. Der Punkt, ab welchem Einkommen welcher Steuersatz anfällt, sowie die Freigrenzen, wurden um 5 Prozent nach oben verschoben. Nur wuchsen in der selben Zeit die Einkommen um mehr als 5 Prozent, um die Inflation wenigstens teilweise auszugleichen. Die kalte Progression wurde nicht abgebaut, nur um ein Jahr verlangsamt.

Gleichzeitig diskutiert die Bundesregierung immer neue Steuererhöhungen. Da die FDP ihr Wahlversprechen, die Steuern nicht zu erhöhen, nicht brechen will, werden diese Erhöhungen mit anderen Begriffen kaschiert. Wie oben beschrieben stiegen die Sozialversicherungssätze.

Gleichzeitig will die Bundesregierung ab nächstem Jahr die CO2-Abgabe, die auf Öl, Gas und Treibstoffe anfällt, stark erhöhen: Von bisher 35 Euro pro Tonne CO2 auf 45 Euro. Das wird sich über steigende Transportkosten auf die Preise für Waren auswirken, was wiederum in einem höheren Mehrwertsteueraufkommen für die Bundesregierung resultiert: Der Fiskus kassiert gleich zweimal. Auch müssen die Bürger für Heizung, Transport usw. mehr an den Staat abgeben. Die SPD will das Ehegattensplitting von Einkommen abschaffen und versucht dies als „Subventionsabbau“ zu rechtfertigen.

Denn die Steuern müssen steigen. In den vergangenen Jahren wurden Milliarden um Milliarden kurzsichtig ausgegeben: 100 Milliarden für die Bundeswehr, Wumms und Doppel-Wumms von Kanzler Scholz, der steuerfinanzierte Dornröschenschlaf der Wirtschaft während Corona. Weltweit steigen wieder die Zinsen, folglich haben sich die Aufwendungen für die deutsche Zinslast im vergangenen Jahr verzehnfacht, von fast vier auf bald 40 Milliarden Euro. Und die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr geschrumpft, wird in diesem Jahr nur noch einmal schrumpfen.

Doch wie die Diskussionen um die Begrenzung des Elterngeldes für hohe Einkommen zeigen: Leistungsabsenkungen des Staates sind nicht zu machen. Wenn weniger Geld da ist, aber nicht weniger ausgegeben werden soll, müssen die Steuern steigen. Bis auch der letzte Steuerzahler die Arbeit niederlegt und Bürgergeld bezieht.

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Kommentare ( 33 )

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K. Sander
1 Jahr her

Da gibt es dioch auch eine andere Frage. Das habe ich mal vor Jahren im Internet gefunden: Die Tabaksteuer wird immer erhöht, um das Rauchen zu verhindern. Wie sieht es dann mit der Lohnsteuer aus? ;-)))

K. Sander
1 Jahr her

Bei den 53% hat man bestimmt einiges übersehen. Vor etwa 10 Jahren hat ein Anwalt im Internet berechnet, dass es über 72% sind, die der Staat wegnimmt. Den Link finde ich jetzt nicht mehr so schnell. Neben den Steuern kommen noch weitere Versicherungsbeiträge, Umlagen und andere Gebühren hinzu. Es wurde in dem Beitrag schon vieles erwähnt, aber wie sind nur die 53% entstanden. Dazu kommen auch noch LKW-Maut, Verpackungsgebühren, Elektronikschrottgebühren usw. die auf die Preise aufgelegt werden müssen. Und wenn man mal z.B. einen neuen Ausweis oder Führerschein braucht, muss man dafür zusätzlich bezahlen. Gewerbesteuern müssen auch auf die Preise… Mehr

Orlando M.
1 Jahr her

Deutschland braucht dringend Fachkräfte, steht aber bei den gesuchten Fachkräften auf Platz 47 oder 48 der Wunschliste von 53 Ländern, also fast ganz am Ende. Diese Fachkräfte haben eben Verstand und von daher keine Lust, sich für den deutschen Sozialfaschismus erbarmungslos missbrauchen und verheizen zu lassen. Das kann ich gern noch einmal wiederholen: dieses Land ist in den Sozialfaschismus abgeglitten, in dem die Arbeitnehmer und Unternehmer nur noch Werkzeuge für den Übersozialstaat sind und gnadenlos verzweckt werden. Das ist nach meiner Definition Faschismus, die Menschen zu ihrem Nachteil zu verzwecken! Ausbeuterei, egal von wem und wofür ist Verzwecken, Verzwecken ist… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Orlando M.
giesemann
1 Jahr her

Jeder gute Hirte weiß: Ist die Kuh nicht trächtig, dann gibt sie keine Milch.

Mausi
1 Jahr her

Und dann wird jetzt auch noch die Abschaffung des Splittingtarifs diskutiert. „Kindergrundsicherung“ wird beworben. Dieser Ausdruck soll uns suggerieren, dass Kinder gegenüber dem Staat einen eigenen Anspruch haben. M. E. die Vorbereitung für die Forderung, Kinderrechte ins GrundG aufzunehmen. Was spricht dagegen, für jeden Kopf im Haushalt den einkommensteuerlichen Grundfreibetrag zu gewähren? Das wäre vermutlich auch mit weitaus weniger Verwaltungsaufwand verbunden. Das gesamte Steuerrecht ist nicht auf das ausgerichtet, was mit den Änderungen immer beworben wird: Steuer-„Erleichterung“, „Gerechtigkeit“ (ohne Definition des Begriffs. Schaut man hinter die Worte, geht immer mehr Entgelt für Arbeitskraft des Bürgers und auch der Unternehmen an… Mehr

puke_on_IM-ERIKA
1 Jahr her

Leistungsabsenkungen des Staates sind nicht zu machen“ – das ist leider falsch:
Am maroden Strassennetz, den Schulen und der exponentiell steigenden Kriminalität dank der Shithole-Bewohner-Importe zeigt sich, dass der Staat sich seit x Jahren bei den Leistungen massiv zurückgezogen hat. Dafür ist er bei Mehrung der Staatsangestellten und der Bürger-Gängelung ganz weit vorne.
Und Herr Wüst möchte zukünftig auch kein Geld für Abschiebungen mehr ausgeben, damit sich die Invasoren völlig unbehelligt ihrem kriminellen Tun hingeben können.

Howard B.
1 Jahr her

Immer „der Staat“. „Der Staat“ ist letztlich die mit Macht versehene Verwaltungseinheit, die durch die jeweils herrschenden Interessengruppen genutzt wird. Was es braucht, ist ein Gleichgewicht der mittels „Staat“ handelnden Interessengruppen. Im Moment ist von einem Gleichgewicht nichts zu sehen. Wir nähern uns rasant dem Zustand der Postdemokratie mit Post-Parlamentarismus.

Last edited 1 Jahr her by Howard B.
elly
1 Jahr her

sämtliche Umlagen, CO2 Preis sind nicht als Steuern definiert, weshalb auf diese noch die MWSt aufgeschlagen wird.

Niklas
1 Jahr her

Es ist gar nicht mal die Steuerlast, die mich wütend macht, sondern die immer schlechter werdenden Leistungen, die man dafür vom Staat zurückbekommt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist einfach ka-ta-stroph-al! Ich bezahle für einen Ferrari und bekomme ein Fahrrad!
Beispiel Schule: Wer das Geld hat, rennt, rettet, flüchtet inzwischen in die Privatschulen und das aus gutem Grund.

Yani
1 Jahr her
Antworten an  Niklas

„…Wer das Geld hat, rennt, rettet, flüchtet inzwischen in die Privatschulen ..“ und wählt weiter borniert und gehässig Block. Denn das ist die erste Wahl der feigen Opportunisten. Und ein feiger Opportunist muss man, neben dem richtigen Stallgeruch (a.k.a. aus welchem Bundesland man kommt), in Deutschland sein um an die richtigen Positionen zu gelangen. Wieviele Ossis sind in einer führenden Position bei einem DAX Konzern, NGO oder Medien? Selbst beim MDR und RBB sitzen ausschliesslich Wessis in den Führungsetagen. Bei den Parteien und hohen Beamtenpositionen sieht es nicht besser aus. Soviel auch mal für die ganzen Kleinbürger, die immer behaupten, die… Mehr

HRR
1 Jahr her
Antworten an  Yani

Soviel auch mal für die ganzen Kleinbürger, die immer behaupten, die DDR hätte ihre geliebte Bonner Republik übernommen.“

Die Übernahme der „Bonner Republik“ durch eine Dame namens Merkel aus dem Osten war so durchsetzungsstark, dass ihre Politik heute noch – in gesteigerter Form – ausgeführt wird und niemand weiß, ob, ggf. wann sich Deutschland davon erholen wird!

Markus Gerle
1 Jahr her
Antworten an  Niklas

Das ist wirklich ein guter Punkt. Es wird immer kolportiert, wir bekämen für unsere Steuern eine Infrastruktur. Nun, eigentlich zahlen wir für alle Infrastrukturnetze mit Ausnahme des Schienennetzes, das in der Tat quersubventioniert wird, noch mal extra. Und der Zustand der deutschen Infrastrukturnetze ist eigentlich längst nicht mehr auf dem Stand eines entwickelten Landes. Dann wird behauptet, wir bekämen eine Justiz für die Steuern. Nun, das Geschäftsmodell der Justiz hätte ich auch gerne, wenn man mal schaut, was man an die Justiz bereits für einfache Tätigkeiten abdrücken muss, wenn man z. B. ein Haus kauft. Dann werden uns Leistungen als… Mehr

Thorsten Lehr
1 Jahr her

ich habe eine unheilbare Erbkrankheit, aufgrund derer ich seit einem Jahr in Frührente bin. Auch wenn ich darüber nicht erbaut bin macht mir eines mein Schicksal doch leichter, nämlich die Tatsache, dass ich mich von diesem System nicht mehr ausbeuten lassen muss. ? Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach´ Limonade draus.