Wie der „Stern“ sich selbst entblättert

In einem - man kann es leider nicht anders sagen - zunehmenden Gegeifer über Monika Gruber vergaloppieren sich immer mehr Medien selbst. Mal wird Gruber angegriffen, dann plump diffamiert, als nächstes richten sich die Angriffe gar gegen Besucher ihrer Show. Aktuell hat der "Stern" dabei den vorläufigen Tiefpunkt erreicht.

IMAGO - Collage: TE

Die Kabarettistin Monika Gruber hat erst an diesem Wochenende ihre Rückzug kundgetan. Die 52-Jährige hat dabei klar gemacht, dass die Korridore des Sagbaren immer enger geworden seien. „Es gibt aktuell in Deutschland eine aggressive politische und mediale Minderheit, die für sich in Anspruch nimmt, die einzig gültige Wahrheit für sich gepachtet zu haben“, sagte sie der BILD-Zeitung. „Jeder, der auch nur im Geringsten von dieser Ideologie abweicht, wird sofort diskreditiert, diffamiert und als Demokratiefeind gebrandmarkt.“

Dabei habe sich die veröffentlichte Meinung so nach links verschoben, dass jeder, der sich der bürgerlichen Mitte zugehörig fühle, unmittelbar beschuldigt werde, rechts oder gar rechtsextrem zu sein. Und als ob es dafür eine Bestätigung brauchte, keilte der durchgegrüne „Stern“ mit einem Artikel aus der untersten Untergeschoß gegen die Satirikerin. Titel: „Was Monika Gruber verbreitet, ist kein Spaß. Es ist tiefbrauner Dreck“.

Hintergrund: Gruber hatte einen Rechtsstreit gegen eine Bloggerin gewonnen, welche ihr Rassismus vorwarf. Dieser Sieg Grubers sei „eine Niederlage“ kommentiert das Blatt. Kunst- und Redefreiheit seien ein hohes Gut, urteilte das Gericht. Gruber hatte den Namen der Bloggerin verballhornt. Der Stern rüffelt: „Aber nicht alles, was man nach den Buchstaben des Gesetzes darf, muss man auch tun.“

Die Gesinnung erinnert frappierend an Äußerungen von Familienministerin Lisa Paus, die sich darüber empört hatte, das viele Aussagen im Internet unter der Strafbarkeitsgrenze lägen und von Feinden der Demokratie benutzt würden, um Hass zu säen. Ein ähnliches Muster wird im Stern-Artikel verwendet. De facto erklärt der Artikel Gruber zur Fremdenfeindin, ihre Aussagen zum „tiefbraunen Dreck“ und damit zu genau dem, was Gruber auch gegenüber der Bild konstatierte: zur Rechtsextremistin.

Angriffe wie diese stehen stellvertretend nicht nur für die Humorlosigkeit der woken Szene, für die jeder Gag zu viel einen möglichen Verstoß gegen die Verfassung bedeutet. Sie zeigen auch, dass man ihr in der Szene immer noch nicht ihren politischen Einsatz gegen ein Projekt verzeiht, das sie aus guten Gründen ein „Unsinniges Heizungsgesetz“ nannte.

Der Artikel im Stern, der unter der Last seines eigenen Hasses in sich selbst zusammenbröselt, sorgte für viel Erheiterung in den sozialen Medien – und für weitere Buchbestellungen und Sympathiebekundungen gegenüber Gruber.

Das leistet keine noch so professionell aufgestellte PR-Agentur.


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Kommentare ( 67 )

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BJO
9 Monate her

es gam mal eine Zeit die ist aber schon lange her da gehörten die genannten Blätter zu meiner Pflichtlektüre wenn ich beim Supermarkt an der Kasse auf meine Frau warten mußte. Die Blätter sind nicht mehr das Papier Wert auf dem sie gedruckt wurden.

Sabine W.
9 Monate her

Meine persönlichen Erfahrungen mit dem ‚Stern‘ (natürlich nicht repräsentativ): War mal ganz okay für meine damals noch regelmäßigen Zugfahrten zwischen NRW und HH (irgendwann zwischen 2000 und 2007). ‚N bisschen blättern, ’n bisschen rätseln, ’n bisschen lesen. Die Zugfahrten fielen irgendwann weg und danach kein Bedarf mehr nach ICE-Lektüre. Dann ein Fahrrad-Platter im Urlaub 2013, LG holt deswegen das Auto vom Campingplatz, Wartezeit ca. 3 Std. zwischen Café und Löcherindieluftstarren. Notfall-Lektüre vom Provinzkiosk (nach ca. 6 Jahren ‚Abstinenz‘): Der ‚Stern‘. Danach nie wieder. Keine Ahnung, wer den schon damals überhaupt noch gekauft hat, und das ist immerhin über 10 Jahre… Mehr

humerd
9 Monate her

der Stern ist mir nur noch durch Blamage mit den gefälschten Hitler Tagebüchern in Erinnerung. Das sagt alles über dieses Blatt aus.

Juergen P. Schneider
9 Monate her

Der Stern besitzt natürlich einen gewissen Wert als zuverlässiger Detektor für links-grünen Schwachsinn. Wer wissen will, was den woken Deppen aktuell so durch die Birne rauscht, der sollte dieses Pamphlet beim Arzt im Wartezimmer einmal durchblättern. Allerdings dürfte das Ergebnis der anschließenden Blutdruckmessung sehr beängstigend sein.

Teiresias
9 Monate her

Wird der Stern überhaupt noch von Lesern gekauft, oder wird er nur noch über „Lesezirkel“ und ähnliche Vertriebswege an Arztpraxen, Friseure und Bibliotheken verteilt?

Ralph Martin
9 Monate her

In der Servus TV Mediathek gibt es eine sehenswerte Reportage über die Dame.
Ohne Framing, Geschwurbel oder Adjektive. Man lässt sie einfach reden. so geht Journalismus.

K.Weber
9 Monate her

Mit wenigen Ausnahmen, wie eben z.B. Monika Gruber, machen die feigen und angepassten Kulturschaffenden z.Zt. ihren Vorgängern aus der NS- und DDR-Zeit alle Ehre. Ich kann nur noch Verachtung empfinden.

Gottfried
9 Monate her

Dieses Kleeblatt liest doch eh kaum noch wer. Ich nehm‘ s nicht mal mehr beim Arzt im Wartezimmer in die Hand.

kasimir
9 Monate her
Antworten an  Gottfried

Da kann man auch das „Goldene Blatt“ lesen. Da gibt es wenigstens noch ein paar brauchbare Kochrezepte…

DeaExMachina
9 Monate her

Der Stern…
Naja, dass es dieses muffige und eklige, rot grüne Drecksblatt noch gibt, ist tatsächlich eine Überraschung!
Nur mal so. Als Kritik der Kritik an Satire

Johann P.
9 Monate her

Ich sag’s ja: Einfach köstlich, zuzuschauen, wie sich die gesamte woke Szene langsam, aber sicher selbst zerlegt. Das wird noch lustig, versprochen…