Der Bericht macht eine Verfälscher-Werkstatt zweiter Klasse auf, wenn es da heißt, es würde sich dabei ausdrücklich nicht um Fälschungen, sondern in der Regel um „Verfälschungen“ handeln.
Es war zu befürchten, aber das es so schlimm kommen könnte, haben wohl selbst die ärgsten Kritiker des Hamburger Wochenblattes „Der Spiegel“ nicht gedacht: Die Frage ist nicht mehr, ob es weitere Fälscher gab, die Frage lautet seit gestern – seit der Veröffentlichung eines Abschlussberichtes einer Wahrheitskommission, die fünf Monate an eben diesem gearbeitet hatte – wer eigentlich nicht verfälscht hat.
Beim Spiegel der Verfälschung überführt wurden weitere Autoren, möglicherweise ist das noch lange nicht das Ende der Fahnenstange, wenn besagte Kommission zwar zunächst befindet, dass Relotius eine Art Einzelfall war, dann aber so etwas wie eine Verfälscher-Werkstatt zweiter Klasse aufmacht, wenn es da heißt, es würde sich dabei ausdrücklich nicht um Fälschungen, sondern in der Regel um „Verfälschungen“ handeln:
„Allerdings hat die Kommission im Lauf der vergangenen Monate etliche Hinweise erhalten (von außen und aus dem Kollegenkreis), dass manche Spiegel-Kollegen in ihren Texten nicht immer journalistisch korrekt arbeiten. Es handelt sich dabei ausdrücklich nicht um Fälschungen, sondern in der Regel um Verfälschungen.“
Die Wahrheitskommission betont hier ausdrücklich, dass die Verfälschungen eher die Regel waren als die Ausnahme:
„Die Kommission hat bei ihren vielen Gesprächen mit Redakteuren, Dokumentaren und Justiziaren den Eindruck gewonnen, dass es sich hier nicht nur um gelegentliche Ausreißer handelt …“
Dann folgen quasi exemplarisch vier Artikeln, in denen man eben solche Verfälschungen festgestellt hat. Mal von Einzelautoren, mal von einer Gruppe von Autoren geschrieben. Die Autoren allerdings werden in dem Abschlussbericht nicht genannt. Es ist allerdings für jeden ein Leichtes, diese Autoren wieder ihren Artikeln zuzuordnen.
Nach dem Fälscher Relotius wurden folgende Autoren von der Wahrheitskommission beim Spiegel exemplarisch der Verfälschung bezichtigt:
Verfälscht wurde im Spiegel 43/2012 der Artikel „ Asadullahs Spiel“ https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-89234392.html
Autor: Guido Mingels
Verfälscht wurde im Spiegel 27/2014 der Artikel „Ich bin Tatunca. Punkt“ https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-127862088.html
Autor: Alexander Smoltczyk
Verfälscht wurde im Spiegel 29/2017 der Artikel „Lasst es krachen“ https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-152163672.html
Autoren: Melanie Amann, Laura Backes, Tobias Becker, Fiona Ehlers, Markus Feldenkirchen, Moritz Gerlach, Ann-Katrin Müller, Tobias Rapp, Katja Thimm und Claudia Voigt
Verfälscht wurde im Spiegel 42/2004 der Artikel „Schlangen und Gespenster“ https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-32428341.html
Autor: Dirk Kurbjuweit
Noch einmal mit einem besonderen Geschmäckle versehen, ist hier die Verfälschung von Dirk Kurbjuweit, wenn ausgerechnet er im Kommissionsbericht damit zitiert wird, er hätte im Fall Relotius schon mehrfach „leise Zweifel“ gehabt. Weil er selbst wusste, wie man verfälscht, wie die Wahrheitskommission des Spiegel nun exemplarisch herausgearbeitet hat?
Auf einen früheren Beitrag von TE erreichte uns folgende Klarstellung des SPIEGEL:
Präzisierung der Vorwürfe durch den SPIEGEL
Nach Veröffentlichung bittet die Leitung der Abteilung „Kommunikation und Marketing beim Spiegel“ TE um eine „unverzügliche Klarstellung“, dass von dem Autoren-Kollektiv „Lasst es krachen“ ausschließlich die Autorin Fiona Ehlers im Artikel verfälscht hätte und nicht die anderen Autoren. „Wir bitten Sie um entsprechende unverzügliche Klarstellung, wir müssten sonst zum Schutz der betreffenden Kollegen formal Unterlassungs- und Richtigstellungsansprüche geltend machen.“
Dem so energisch vorgetragenen Wunsch und der mitgelieferten Präzisierung kommen wir gerne nach: Tatsächlich kommen die Namen nicht im Abschlussbericht der Wahrheitskommission vor, ebenso wenig, wie die Spiegel-Autoren von drei weiteren von der Kommission als „verfälscht“ deklarierten Artikel genannt werden. DER SPIEGEL benennt die Artikel, aber nicht die Autoren.
Drei der verfälschten Artikel wurden von Einzelautoren geschrieben, einer von der genannten Autorengruppe. Wir haben in einem Folgebericht bereits die verfälschten Artikel den Verfälschern beim Spiegel ordentlich zugeordnet :
Verfälscht wurde im Spiegel 43/2012 der Artikel „ Asadullahs Spiel“ https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-89234392.html
Autor: Guido Mingels
Verfälscht wurde im Spiegel 27/2014 der Artikel „Ich bin Tatunca. Punkt“ https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-127862088.html
Autor: Alexander Smoltczyk
Verfälscht wurde im Spiegel 29/2017 der Artikel „Lasst es krachen“ https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-152163672.html
Autoren: Melanie Amann, Laura Backes, Tobias Becker, Fiona Ehlers, Markus Feldenkirchen, Moritz Gerlach, Ann-Katrin Müller, Tobias Rapp, Katja Thimm und Claudia Voigt
Verfälscht wurde im Spiegel 42/2004 der Artikel „Schlangen und Gespenster“ https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-32428341.html
Autor: Dirk Kurbjuweit
Es braucht hier allerdings nur einen Recherche-Klick, um die Autoren den genannten Artikeln zuzuordnen. So bittet uns die Leitung der Kommunikation und Marketing des Spiegels auch gar nicht darum, nicht mehr zu behaupten, dass Guido Mingels, Alexander Smoltczyk oder Dirk Kurbjuweit Verfälscher wären. Sie sind hiermit zumindest indirekt als Verfälscher bestätigt.
Der Spiegel bitten um Richtigstellung nur an der Stelle, wo zehn Autoren an einem Artikel geschrieben haben. Nun also aus dem Hause Spiegel die Zusatzinformation an TE, das ausschließlich die Autorin Fiona Ehlers im Artikel verfälscht hätte und eben nicht die anderen neun Autoren. Warum nun allerdings im Abschlussbericht die Rede von „der Autor“ ist, müsste die Wahrheitskommission noch klären, die so aufgeschrieben hatte. Weiterhin möchten wir aber darauf hinweisen, dass die Artikel der Spiegelautoren Guido Mingels, Alexander Smoltczyk und Dirk Kurbjuweit laut Abschlussbericht der Wahrheitskommission verfälscht sind. Ebenso ein Artikel, der von zehn Autoren geschrieben wurde, dessen verfälschte Teile aber laut Spiegel nur aus der Feder von „der Autor“ Fiona Ehlers stammen. Doch ist diese Aussonderung von Fiona Ehlers wirklich fair? Immerhin paßte ihr verfälschter Teil-Beitrag perfekt in das Gesamtbild des Beitrags, war eine wesentliche Bestätigung der Grundthese. Wer trägt nun die Verantwortung für dieses Gesamtbild? Einer der Autoren oder die Chefredaktion? Auf die vermeintliche Klarstellung folgen weitere Fragen.
Nun sind vier Artikel nicht nur vier verfälschte Artikel. Die Genannten wurden von der Wahrheitskommission nur exemplarisch ausgewählt, wenn es da weiter heißt:
„Die Kommission hat bei ihren vielen Gesprächen mit Redakteuren, Dokumentaren und Justiziaren den Eindruck gewonnen, dass es sich hier nicht nur um gelegentliche Ausreißer handelt …“
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„Wahrheitskommission“ – und täglich grüßt der Orwell.
Für mich sind die ganzen Erklärungen ein Witz. Da kam etwas ans Tageslicht wo es einer „vielleicht etwas übertrieben“ hat. Noch dazu haben Ihn dafür was er tat nicht nur einmal, sondern mehrfach serines Gleichen, der Berufsstand als großartig ausgezeichnet und geehrt. Im Grunde halten Die doch Alle dieses / solches Tun für gut und richtig. Das machen etwas weniger extrem doch fast alle dieses „Berufsstandes“. Man muß Haltung zeigen, lobt man sich selbst. Man wolle etwas ändern und wieder eher, dem eigentlichen „Auftrag“ gerecht werden, ist doch nur der Versuch um Glaubhaftigkeit und damit zahlende Kundschaft zurück zu gewinnen.… Mehr
Illner, Will, Maischberger und Lanz. Wer bezahlt die?
Dummerweise sind die Leser und Autoren und Verlage von Spiegel, Zeit, Tagesspiegel und einigen anderen, zusammen mit Politikern und Aktivisten am Hebel der Macht!
TE mag da ein Stachel in der ** sein, aber das ändert nichts!
diese Menschen hassen sich selbst und wollen das kompensieren, indem sie die Galaxis bekehren.
Bei der Tagesschau hat sich einer gewagt, die Wissenschaftler vom PIK als gefährliche Populisten zu brandmarken, trotzdem ändert das nichts, weil die FAZ lautstark die CO2-Steuer forderte und jetzt das PIK die Kanzlerin diesbezüglich berät.
Der erste Artikel von Herrn Wallasch zum Thema war überwiegend noch von leichtfüssig-„florettigem“ Sarkasmus geprägt.
Diesem zweiten (nach der Reaktion des SPIEGEL) ist deutlich der Furor anzumerken.
Den verstehe ich sehr gut, wenn ich alleine nur die Aussage der Kommission nehme:
„Es handelt sich dabei ausdrücklich nicht um Fälschungen, sondern in der Regel um Verfälschungen.“
Danke, Herr Wallasch, für Ihr Dranbleiben.
Weitere Wortvorschläge, angeregt von Paul J. Meier: „pilchern“, „verpilchern“, „Der PILCHER, das Rührgeschütz der Dämlokratie“.
Der Klarstellungswunsch der Redaktion des SPIEGEL ändert was an den Tatsachen? Nichts. Ein Aspekt, warum Spiegel-Online so erfolgreich ist, könnte übrigens die Selbstverstärkung durch pocket sein. Wer firefox installiert, muss pocket bewusst ausschalten – ansonsten kommen ständig die linksextremen Artikel von Spiegel, Zeit und Tagesspiegel als Empfehlung. Wer es nicht ausschaltet, wird zum Klicken verführt und Willkommen in der Welt „wie sich die Realität abgespielt haben könnte.“ Die Selbstbestätigung des eigenen Weltbildes fördert die drei Lebensfeinde Angst, Gewohnheit und Bequemlichkeit. Tichyseinblick ist ein guter Anfang – wir brauchen einen Fernsehsender mit eigenen Formaten in denen Fakten und Meinungen getrennt werden… Mehr
Ja, der Spiegel… vom Sturmgeschütz der Demokratie zur Zwille der linksextremen verkommen…
Sehr schön formuliert!
Bitte kein Neusprech verwenden! Nenne wie sie lieber die Abteilungen „Agitation und Propaganda“! 😉
Auch eine Konsequenz des unerbittlichen Gesinnungs-Journalismus: nachdem er aufgeflogen ist, darf er sich höchstselbst an den Tugend-Schandpfahl binden und seine Bußgeißelungen auch noch mit eigener Hand durchführen. Wenn beim Betrachten dieses (auch schon von Maos roten Kulturgarden virtuos eingesetzten) Buß-Schauspiels bei den Faktenjournos noch etwas anderes als bloße Genugtuung aufkäme, könnte ich das gut verstehen. Satzanfängen wie „Beim SPIEGEL der Verfälschung überführt wurden … “ geht dann eine, wenn auch erst unter Schluchzen und Tränen dem Bösen abgerungene Leichtigkeit des Schreibens nicht ab.