Das gibt es immer wieder: Ein Unternehmen findet für seine Produkte immer weniger Abnehmer, Umsatz und Gewinn brechen ein. Der Chef kämpft, will keine Mitarbeiter entlassen. Die Folge: Seit sieben Jahren keine Gehaltserhöhung, der Tarifvertrag vor dreieinhalb Jahren vom Arbeitgeber einseitig gekündigt. Jetzt will die Belegschaft das nicht länger hinnehmen. Es kommt zu Protesten, zum ersten Warnstreik. Ende offen.
So etwas gibt es, aber nicht nur bei bösen Kapitalisten. Der Chef, um den es hier geht, ist der Vorsitzende des besonders linken SPD-Bezirks Hessen-Süd, die betroffenen 60 Mitarbeiter sind alle Angestellte der SPD. Und fühlen sich von ihrem Arbeitgeber ungerecht und unsozial behandelt.
Natürlich will der Chef-Genosse seine Mitarbeiter nicht ausbeuten, sich nicht auf deren Kosten die Taschen füllen. Er versucht lediglich, in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation irgendwie zurande zu kommen. Denn immer weniger Wähler heißt immer weniger staatliche Wahlkampfkostenerstattung. Nur: Wenn andere Arbeitgeber so handeln, dann sind es SPD-Funktionäre wie dieser, die Arbeitgeber als raffgierige Ausbeuter beschimpfen, eine menschenwürdige Behandlung der Arbeitnehmer anmahnen und ganz laut nach „fairen“ Löhnen rufen.
Wenn linke Sozialdemokraten zusammen mit den Linke-Genossen unser Wirtschaftssystem mehr oder weniger ablehnen, den Aktionsradius von Unternehmern noch mehr einschränken möchten und das Heil in noch mehr staatlicher Regulierung suchen, dann halte ich das für gefährlich; aber ich respektiere diese wirtschaftspolitische Einstellung. Aber dass Sozialdemokraten es als Chefs völlig anders halten, als sie reden, halte ich für eine unerträgliche Doppelzüngigkeit. An Euren Taten kann man Euch erkennen, Genossen!
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