Softies verstehen Trump nicht

Die US knüpfen wieder bei ihrer "Politik der Stärke" an, die sie in Zeiten des Kalten Krieges als Strategie mit der UdSSR gemeinsam hatten - nun mit Putin.

© Chip Somodevilla/Getty Images

Die Berichterstattung über Donald Trump auf unserer Seite des Atlantiks trampelt auf zwei ausgetretenen Pfaden. Erstens, das aktuelle Thema gegen ihn ist nun aber wirklich sein Ende (das wievielte mal eigentlich?). Zweitens, was er da tut, ist unmöglich und folgt keinem Plan.

Im zweiten Trampelpfad steckt die Unfähigkeit der classe politique jemanden zu verstehen, der anders denkt als sie. Der anders handelt als sie. Ja, der überhaupt handelt. Die classe politique der EU hat einen Politikstil entwickelt und verfeinert ihn weiter, den sie von der UN und den anderen internationalen Institutionen gelernt hat. Und den die nationalen Regierungen inzwischen auch in ihrer Innenpolitik anwenden. Probleme werden nicht gelöst, sondern verwaltet. Neue Gesetze bedeuten nicht, dass sie durchgeführt werden sollen. Sie dienen nur dem Erwecken des Eindrucks, es würde etwas geschehen.

Der Iran-Deal Obamas ist ein Musterbeispiel dieser Gattung Politik. Er hat kein Problem gelöst, sondern das Problem Atommacht Iran im bestehenden Zustand eingefroren und ungelöst in die unbestimmte Zukunft verschoben. Die classe politique wird darauf antworten, das sei doch genau der Erfolg, zu verhindern, dass ein unerfreulicher Zustand noch unerfreulicher wird. As if nennen die Amerikaner diesen Stil, als ob.

Asien in Fahrt, EU im Stau
Wo sind die Antworten auf Trump in der Sache?
Meine Freunde in den U.S. sind nicht der gleichen politischen Meinung. Aber in einem stimmen sie überein. Ein zurück zum as if in der US-Politik wird es auch nach der Präsidentschaft Trump nicht geben. Die US knüpfen wieder bei ihrer „Politik der Stärke“ an, die sie in Zeiten des Kalten Krieges als Strategie mit der UdSSR gemeinsam hatten – nun mit Putin. In Wahrheit aber auch mit Chinas Xi, auch wenn er das in chinesischem Seidenpapier verpackt.

Trumps Charakter sind Bauch-Entscheidungen, kein Zweifel. Doch sie kommen aus seinem tiefen Gefühl, dass Amerika zu alter Stärke zurückkehren kann, wenn es denn nur will. America First ist eine Propagandaformel, doch Trump glaubt an sie. Auch wenn es ihnen an den Küsten und in den Penthouses anhanden kam, die Zahl der Amerikaner, die Trumps Gefühle teilen, ist hoch. Und nichts ist erfolgreicher als der Erfolg. Amerika rafft sich wieder einmal überraschend auf, diesen American Spirit sollte niemand unterschätzen.

«Trump has become increasingly confident in his gut-driven, out-of-the-box approach to international relations and dismissive of the warnings from establishment critics who told him he should stay in the Iran nuclear deal, keep the U.S. Embassy in Israel in Tel Aviv and tone down his bellicose language toward North Korea despite what he promised during the campaign, according to people familiar with some of the president’s recent conversations on those topics. The result is a foreign policy approach marked by Trump’s tough rhetoric — a break with conventions that his supporters hail as a refreshing change and that his detractors warn could have dire consequences for the United States and its allies.»

Trump, so sagen auch „meine“ Amerikaner, wird mit jedem Erfolg selbstsicherer in seinem Vetrauen auf seinen Bauch und sein bewusstes Nichthören auf die Ratschläge der Leute, auf die Obama stets gehört hat: auf das von Demokraten dominierte, aber weit hinein in die Republikaner reichende Establishment an beiden Küsten. Bringt er zusammen mit den Ostasien-Führern ein vorzeigbares Ergebnis in Korea zustande, wird ihn das in diesem Politikstil, der seinem Charakter voll entspricht, bestätigen. Die Amerikaner haben dafür ein altes Wort: No guts No glory.

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Kommentare ( 63 )

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63 Comments
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Ute Iwan
6 Jahre her

Der Obama-Deal (ein Deael ist in derPolitik immer sowas wie ein fauler Kompromiss) hat m.E. rein gar nichts eingefroren, sondern lediglich entschleunigt. Kaum ein Jahr später gab es bereits mehrere iranische Raketentests einer Mittelstreckenrakete. Trump hat nach vorangegangenen Warnungen Richtung Iran eines seiner Wahlversprechen und in seiner Erklärung sogar noch ein Hintertürchen offen gehalten. Und wer jetzt davon faselt, er hätte einen Vetrag gebrochen, sollte sich vor deartigen Aussagen erst einmal schlau machen, nicht wahr, Herr Berbner und Co. Das sich in Deutschland seitens der gesamtenPolitelite geradezu empört geäußert wird, nun ja. … lenkt es doch wunderbar von den eigenen… Mehr

The Saint
6 Jahre her

Am schönsten finde ich Merkels Aussage „Wenn jeder macht, worauf er Lust hat, ist das eine schlechte Nachricht für die Welt.“ Und wie war das mit der Grenzöffnung für alle und jeden, Madame?

Donald G
6 Jahre her

Von Trumps Politikstil kann man halten was man will. Seine Gestik, seine Wortwahl, sein Auftreten erinnern eher an einen Spätpubertierenden als an einen elder Statesman. Andererseits hat dieses Gebaren auch etwas für sich. Der Mann sagt in der Regel was er denkt und tut was er sagt. Genau das Gegenteil der sich darüber echauffieren Staatenlenker, besonders auch hierzulande. Mit so etwas kommen verständlicher Weise weder unser Politdarsteller, geschweige denn unsere linksgrünen Leitmedien zurecht. Das weltpolitische Handeln der Vereinigten Staaten an sich hat sich aber nicht wesentlich verändert. In der außenpolitischen Darstellung galt schon immer america first. Nur eben verlogener. Da… Mehr

giesemann
6 Jahre her
Antworten an  Donald G

Da ist eine Menge dran, lieber Donald G, wir brauchen die EU und Andere mehr denn je, um uns den Ansturm der Archaiker vom Leibe zu halten, s, auch mein Kommentar gleich unten. „Spielwiese“ sind wir schon seit den Tagen des kalten Krieges – nur inzwischen sind auch andere Länder um uns herum dabei: Polen, das Baltikum, aber auch FR und Anrainer. Und die 140 Mio Russen sind ein Klacks verglichen mit den 1.400 Mio Moslems (ohne Indonesien). Zum Vergleich: Die EU hat ca 550 Mio Einwohner (mit GB).

benali
6 Jahre her

Es gibt ein Buch der Historikerin Barbara Tuchman: „Die Torheiten der Regierenden. Von Troja bis Vietnam.“ Dieses Buch ist weit mehr als lesenswert, und es müsste für Politiker zur Pflichtlektüre gemacht werden. Wenn man aber die europäischen Politiker und ihre Handlungen betrachtet, dann bekommt man eher den Eindruck, dass sie Torheiten um keinen Preis vermeiden wollen. Es scheint, als wären sie in einem Wettbewerb, die größte Torheit in der Geschichte der Menschheit zu begehen, damit sie nicht umsonst gelebt haben. Donald Trump trifft aus dem Bauch heraus eine richtige Entscheidung nach der anderen. Unsere EU Politiker rühmen sich, westliche Werte… Mehr

giesemann
6 Jahre her
Antworten an  benali

„Umsonst gelebt“ is‘ nich'“, denn bezahlen müssen wir den Irrsinn auf alle Fälle. Vielleicht meinen Sie „vergebens“?
Auch gut von Tuchman: „Der ferne Spiegel“, handelt vom 100-Jährigen 1350 bis 1450 so circa, Jeanne d’Arc und die Blödheit der französischen Ritterschaft damals – endete mit deren vollständiger Vernichtung. And the winner was: The Brits. Sollen wir auch exit? Na ja, lieber nicht, da kämen wir vom Regen in die Traufe.
Wir brauchen dringend Hilfe, um uns die Zumutungen der Moslems vom Leibe zu halten; mir ist da jeder recht, der Russe genauso wie Trump. Und vor allem die Europäer ringsum.

benali
6 Jahre her
Antworten an  giesemann

Giesemann, ich meine tatsächlich „umsonst gelebt“. Umsonst kann gratis, kostenlos oder kostenfrei bedeuten. Aber es kann auch vergebens, erfolglos, ohne Zweck oder grundlos bedeuten; letzteres habe ich mit „umsonst“ gemeint. Dass Sie die Frage für den Dexit stellen, halte ich für klug, weil auch Ihre Lektüre darauf hindeutet, dass Sie Dinge hinterfragen. Jeder Entscheidung – ausgenommen fight or flight Probleme – sollte eine gründliche Analyse des Ist-Zustandes vorausgehen. Danach sollten Ziele und eine Strategie zum Erreichen dieser Ziele klar definiert werden. Am Ende kann dann auch eine Bauchentscheidung. Wenn aber die Beschreibung des Ist-Zustands mit dem Bauch und fern aller… Mehr

Harry W
6 Jahre her

Bei Putin erfolgt genau das Gegenteil
Aber das ist sicherlich in Ordnung für Sie , ansonsten würden Sie nicht so reden. Nehmen Sie bitte den Balken vom linken Auge.
Liebe Grüße

giesemann
6 Jahre her
Antworten an  Harry W

@ Harry W: Falls Sie meinen sollten, Putin sei „links“, dann kann ich auch nicht mehr weiter helfen … . Und Putin weiß, wie man sich Moslems vom Leibe hält, s. Tschetschenien. Bashar Hafiz ist alles, bloß kein Moslem, sondern Alewit – seine Todfeinde sind die Sunniten dort in Syreien – daher der Bürgerkrieg seit ca 5 Jahren. Und dem ist sogar Iran mit seinen Mullah-Schiiten als Helfer recht, wenn es um’s Überleben seiner 10/20%igen Minderheit geht. Die Russen waren willkommene Hilfe dabei – mit dem Wunsch, auf alewitischem Gebiet an der Mittelmeerküste ihren Flottenstützpunkt behalten und ausbauen zu können,… Mehr

Jasmin
6 Jahre her

Trump beherzigt lediglich einen der Leitsätze aus dem NLP: Wenn das eine nicht funktioniert, dann tue etwas anderes! Ob das, was er jetzt tut, gut wird, wird die Zukunft zeigen. Aber er verändert die politischen Rituale, die gerne Diplomatie genannt werden, aber eine Eskalation, so sie denn nicht nur als Drohpotential aufrecht erhalten wird, auf „morgen“ verschoben. Manchmal muss man es krachen lassen, damit sich was verändert!

Birgit
6 Jahre her

Fakten sind out !? Mir, als ZUNEHMEND NICHT eingeweihte Normalbürgerin, die sich nicht mal mehr auf die Neutralität ihrer informierenden 4. Gewalt verlassen kann, fällt es immer schwerer, überhaupt eine auf FAKTEN beruhende, sachlich begründete EIGENE Meinung zu entwickeln. Gegenseitig unterstellte Fake News sind mittlerweile probates Mittel. Die Konsequenz: Ob Trump ehr ‚good‘ or ‚bad Boy‘ ist, kann ich – obwohl ich wählender und mitverantwortlicher Teil-Souverän (!) bin – mangels vertrauenswürdiger Wahrheit kaum noch einschätzen und beurteilen. Dafür machts‘ der Bauch !? Artikel-Zitat: „Trumps Charakter sind Bauch-Entscheidungen, kein Zweifel.“ Maybe…, obwohl die aufgeklärte Welt eigentlich nicht von den (potentiell vielleicht… Mehr

Andreas Bartholomaeus
6 Jahre her

Sehr geehrter Herr Fritz Georgen, in der Nacht zum 14. Juli 2015 wurde nach 13 Jahren Atomstreit eine Einigung verkündet. Am 16. Januar 2016 trat sieben Monate nach dem Atomvertrag von Genf, das Iran Atomabkommen von Wien in Kraft und die westlichen Sanktionen wurden aufgehoben. Bereits im März 2016 folgten mehrere Raketentests der ballistischen Mittelstreckenrakete des Typs „Chorramschahr“, dessen Entwicklungsprogramm vorher seitens des Iran vehement abgestritten wurde. Die fundamentalistisch-panarabistischen Hardliner in Teheran pinseln bei Tests mitunter Texte auf ihre Raketen, so auch geschehen während des Besuchs von US-Vizepräsident Joe Biden im März 2016, war dort auf Hebräisch die Aufschrift zu lesen:… Mehr

giesemann
6 Jahre her

Als Geschäftsmann weiß Trump eben sehr genau: Da draußen sind keine Feingeister zugange und es ist safer, dem Gegenüber mindestens so viel Schurkereien zuzutrauen wie sich selbst. Motto: So primitiv wie du bin ich schon lange und bevor ich ein Magengeschwür bekomme, kriegst du es. Der größte Fehler ist, einen „guten“ Menschen sehen zu wollen, wo eben nur ein Gauner sitzt. Exemplarisch dafür sehe ich sein Verhalten anläßlich seines „Besuchs“ bei der NRA (= national rifle association) ganz kürzlich, die Morde an der Schule hin oder her. (What is the best to have against a bad guy with a gun?… Mehr

Judith Hirsch
6 Jahre her

Wäre nicht Trump im Amt, sondern eine schwarze Lesbe US-Präsidentin, die genauso regieren würde wie Trump, würde man sie medial glorifizieren und von ihrer Stärke, Konsequenz und Weitsichtigkeit fabulieren. Der Krieg von TV und Presse gegen Trump ist vor allem ein hysterischer, dümmlicher, aggressiver und undemokratischer Kampf für den Feminismus und gegen den gesunden Menschenverstand. Ich bin bestimmt kein Trump-Fan, aber aus guten Gründen bin ich dafür, dass er all die Angriffe gegen seine Person abwehrt und wiedergewählt wird.