Söder spielt Corona-Tote gegen ungehorsame Bürger aus

Er dreht sich und dreht sich immer schneller, übertreibt und übertreibt immer mehr, redet zweimal, bevor er einmal denkt - und findet sich toll im Wettbewerb um den härtesten Lockdowner.

imago images / Metodi Popow
Markus Söder

Inzwischen kann man von der nach unten offenen Söder-Skala sprechen angesichts dessen, was der fränkische Bayern-Ministerpräsident so in flotter Folge in die Landschaft setzt. Besonders wählerisch ist Söder nicht. Als selbst heimlicher Kanzlerkandidatenkandidat sagte er in NRW, um den dortigen Laschet zu übertrumpfen: „Corona ist wie die Pestilenz. Sie kriecht in jede Ritze.“ In diese Kategorie gehört auch, was Benedikt Brechtken kommentiert:

Aus der bayrischen Regierungswirklichkeit passt dazu diese Meldung auf Welt online:

In Bayern kamen für den Transport des Biontech-Impfstoffes Kühlboxen zum Einsatz, die dafür nicht geeignet waren. Dadurch kam es zu Pannen bei der Kühlung von mehr als 1000 Impfdosen. Das berichtet der „Spiegel“. Demnach bestätigte das bayerische Gesundheitsministerium die Verwendung der unqualifizierten Kühlboxen erst nach mehrfacher Anfrage.
Im oberfränkischen Kulmbach und weiteren bayerischen Landkreisen hatten sich Ärzte und Landräte zum Impfstart nach Weihnachten geweigert, die Impfdosen zu verabreichen, weil Messgeräte Temperaturen außerhalb des erlaubten Bereichs von zwei bis acht Grad anzeigten. Für die Bereitstellung der Transportboxen war das bayerische Gesundheitsministerium verantwortlich gewesen.

„Ausgerechnet Söder, der bisher eher mit harten Worten als richtigen Entscheidungen aufgefallen ist, sollte zunächst auf seinem eigenen Hof kehren, bevor er anderen Menschen moralische Ratschläge erteilt“, schreibt Wolfgang Kubicki, „Gott schütze Bayern – und uns vor Söder.” Ab und zu wird bei Kubicki sichtbar, dass es in der FDP mal um Liberales ging.

„Ernste Sorgen muss man sich um Markus Söder machen. Seine Polizisten lässt er Kinder vom Schlitten ziehen und Winterspaziergänger auseinandertreiben …”, schrieb Stephan Paetow gestern.

Laut Welt online sagte Söder im Interview mit der Welt am Sonntag, »es bestehe die Gefahr, dass sich aus dem Umfeld der AfD heraus „in Deutschland ein Corona-Mob oder eine Art Corona-RAF bilden könnte, die zunehmend aggressiver und sogar gewalttätig werden könnte“.«

Dass er damit sogar die Wahrheit berührte, merkt Söder sicher nicht: Ein erheblicher Teil des von ihm Corona-Mob titulierten Spektrums der Kritiker und Gegner der Corona-Politik sind linksgrüne Traditionswähler. Ob sie geistig bis zur RAF reichen, beschäftigt Söders Koalitions-Wunschpartner Grüne sehr.

Aus demselben Interview berichtet n-tv.de: »“Aus bösen Gedanken werden böse Worte und irgendwann auch böse Taten“, warnte Söder. „Deswegen müssen wir auch in Deutschland nicht nur die Sicherheitsmaßnahmen für die demokratischen Institutionen verbessern, sondern grundlegend die sektenähnliche Bewegung der ‚Querdenker‘ und anderer vergleichbarer Gruppierungen in den Blick nehmen.“ Es bestehe die Gefahr, dass sich „aus größeren Bewegungen kleine Protestgruppen entwickeln, die am Ende einen radikalen Kern bilden, der zu einer Terrorzelle werden kann“. «

Söders Satz, für den er kein Copyright hat, „Aus bösen Gedanken werden böse Worte und irgendwann auch böse Taten“, verspottet Tom Bohn treffend.

Die Serie der mal eben so hinausgeschossenen Wortkaskaden von Markus Söder ließe sich täglich mehrfach verlängern. Hinter der politischen X-Beliebigkeit des Franken Söder verschwindet sogar die ebenfalls sehr stark ausgeprägte des Bayern Seehofer. Mit den politisch fahrlässigen Sprüchen Söders kann Seehofer sowieso nicht konkurrieren. Doch bei jemand wie Söder ist auf eines Verlass. Er scheitert am Ende an sich selbst. Wer so ist wie Söder, braucht dazu keine Feinde.

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