Die oberste Wind- und Solar-Lobbyistin erklärt Atomkraftwerke ernsthaft für „antiquierte Dampfmaschinen“. Ein genauerer Blick zeigt: Hinter der vermeintlich wirren Rhetorik steckt Methode.
Simone Peter gilt als oberste Lobbyistin für Wind- und Solarenergie in Deutschland. Bis 2018 saß sie den Grünen vor – dann wechselte sie auf den einträglichen Präsidentinnen-Posten des Bundesverbandes Erneuerbare Energien. In dieser Funktion verkündet sie zum Jahresende 2022 Erstaunliches: Atomkraftwerke, so Peter, seien „antiquierte Dampfmaschinen“. Also selbst im Vergleich zu Dampfmaschinen des 19. Jahrhunderts uralt und überholt. Denn das erste dampfbetriebene Gerät baute bekanntlich der Schotte James Watt im Jahr 1776.
Ihr alternatives Technikwissen reicherte Peter mit einer bemerkenswerten Begründung an, warum die drei verbliebenen Kernkraftwerke Deutschlands besser heute als morgen verschwinden sollten. „Schade, dass manche noch nicht wissen, dass Atomkraftwerke als antiquierte Dampfmaschinen mit 7000–8000 Volllaststunden einfach nicht in ein modernes, erneuerbares Energiesystem passen. Im Gegenteil, AKW & Fossile verzögern die dezentrale Energiewende.“
— Simone Peter ? #Erneuerbare (@peter_simone) December 26, 2022
Bekanntlich zählt das Jahr 8760 Stunden. Bei Volllaststunden handelt es sich um die rechnerische Zahl von Stunden, an denen eine Anlage Energie entsprechend ihrer installierten Leistung liefert, also ihre technischen Möglichkeiten ausschöpft. Windanlagen im deutschen Binnenland schaffen im Schnitt gerade 1800 Volllaststunden. Nur Anlagen an der windigen Küste stehen mit 3200 Volllaststunden etwas besser da. Das Maximum der Windenergieerzeugung liegt bei 4500 Volllaststunden, die nur an einigen idealen Standorten auf hoher See erreicht werden. Solaranlagen bewegen sich im deutschen Schnitt noch deutlich darunter: Sie kommen auf 800 bis 900 Volllaststunden.
Mit anderen Worten: Laut Peter liegt der Fehler der Kernkraftwerke darin, dass sie kontinuierlich und zuverlässig Energie liefern, und damit die Grundlast abdecken, die selbst an verbrauchsarmen Tagen bei mindestens 30 Gigawatt liegt. Auch im Jahr 2022 erzeugten die Anlagen, für die Peter lobbyiert, nur 47 Prozent des Stroms in Deutschland, und deckten noch nicht einmal 20 Prozent des Primärenergieverbrauchs ab. Im stilltrüben November und Dezember erzeugten die drei verbliebenen Kernkraftwerke an vielen Tagen mehr Strom als alle Offshore-Anlagen zusammen.
Trotz dieser Zahlen kann Pater mit ihrem politischen Wirken für 2022 durchaus zufrieden sein.
Zurzeit liegen die Börsenstrompreise oft über den garantierten Vergütungen, weswegen Wind- und Solaranlagenbesitzer ihren Strom lieber an der Börse vermarkten. Sollten die Preise dort aber wieder fallen, steht ihnen ab 2023 eine höhere Mindesteinnahme zu. Umgelegt werden die Rechnungsposten über die Netzbetreiber auf die Stromkunden. Fallen die letzten Kernkraftwerke und bis 2030 auch die Kohlekraftwerke weg, dürfte das den Börsenstrompreis an den meisten Tagen des Jahres hochhalten. Unter den Bedingungen von Vermarktungsmöglichkeit bei staatlicher Preisgarantie wird Windkraft wieder zum guten Geschäft – selbst an Standorten mit wenig Luftbewegung.
Die finanzielle Wohltat für Wind- und Solaranlageneigner erfolgte offenbar auch deshalb in aller Stille, weil sie schlecht zu der ständigen Behauptung grüner Politiker und Lobbyisten wie Peter passt, „die Erneuerbaren“ seien schon jetzt „die günstigsten Energien“. Die politische Begründung für die Vergütungssteigerung lautete, damit sollten mehr Investoren für Windräder und Solarparks gewonnen werden. In der Vergangenheit endeten viele Ausschreibungen nämlich unterzeichnet: Es fanden sich nicht genügend Interessenten für die angeblich effizientesten und zukunftsträchtigen Erzeugungsarten. Mit der finanziellen Nachhilfe hofft beispielsweise der grüne Klimaminister von Niedersachsen Christian Meyer auf einen „Windkraft-Turbo“.
Dabei weiß Meyer, dass es bis jetzt weder die Trassen gibt, die den Windstrom aus seinem Land in andere Regionen abtransportieren sollen, noch Speicher, um etwas mit den Überschüssen anzufangen. Im Jahr 2022 zahlten die deutschen Verbraucher insgesamt die Rekordsumme von 800 Millionen Euro für nicht erzeugten Strom von Windparks, die abgeregelt werden mussten, weil Leitungskapazität und Speicher fehlten, und der Bedarf an vielen windigen Tagen unter dem lag, was die Windkraftanlagen theoretisch hätten erzeugen können.
Auch das Handelsblatt trommelt, wegen einer drohenden „Stromlücke“ müssten bis 2029 in Deutschland jeden Tag sechs neue Windräder errichtet werden. Nur: Selbst wenn sich die Zahl der Windkraftanlagen in Deutschland verdoppeln sollte – in der Dunkelflaute liefern auch 100 Prozent mehr Turbinen etwa das Gleiche wie jetzt. Spätestens ab April 2023 fehlen dank Lobbyisten wie Peter dafür weitere 4,2 Gigawatt an grundlastfähiger Stromerzeugung.
Die Grundlinien der grünen Energiepolitik fasste die Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl schon 2021 in einer Bundestagsrede einprägsam zusammen: „Die Zukunft wird flexibler sein, ja, auch spannender. Nicht mehr nachfrage- sondern angebotsorientiert.“
Grundlast, so Kotting-Uhl, sei “so etwas von gestern“. Offenbar ähnlich wie die Atom-Dampfmaschinen, die laut Peter endlich den hocheffizienten Windmühlen weichen müssen.
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Eigentlich schon erstaunlich, dass soviele grüne Wähler, die doch eher der gehobenen Mittelschicht zugeordnet werden, eine Partei wählen, die soviele fachliche Nullen in ihrem Führungskader haben.
Eigentlich schon erstaunlich, dass soviele grünene Wähler, die doch eher der gehobenen Mittelschicht zugeordnet werden, eine Partei wählen, die soviele Nullem in ihrem Führungskader haben.
Grundlast, so Kotting-Uhl, sei “so etwas von gestern“ Für Kotting-Uhl ist „Grundlast“ offensichtlich nicht mehr als ein inhaltsleeres Schlagwort, stammend aus der Welt der verhassten fossilen Energien. Nicht nur Kotting-Uhl ignoriert vorsätzlich und … ich fürchte: böswillig … den mit „Grundlast“ umschriebenen, zwingenden Sachverhalt: Grundlast ist eine Verbrauchsangabe. Die Art der Energieerzeugung (fossil, atomar, „erneuerbar“ oder was auch immer) ist davon völlig unabhängig. Grundlast kann immer ermittelt werden — einfach in einer Jahresgrafik eine parallele Linie zur Grundlinie (X-Achse) ziehen, und zwar auf Höhe des niedrigsten Punktes der Jahreskurve. Grundlast markiert damit den Wert an, der zu keinem Zeitpunkt des… Mehr
Oh weia. Wenn der Chef-Windbeutel der steinzeitlichen Windmühlen-Bauern über antiquierte Dampfmaschinen schwadroniert… Die schickt ihre Pressebelehrungen auch per Brieftaube in die Welt und hält das für zeitlich überlegene Luftpost. Da ist der Strom noch bunt in den Leitungen und fließt nur bergab.
Herrje. Wenn der Wind immer dann wehen würde, wenn die Industrie ihn braucht, dann hätte NIE NIE NIEMAND die Dampftmaschine erfunden. Dann hätte man einfach weiterhin Windräder aufgestellt. Nur weil das nicht so ist, wurde die Dampfmaschine überhaupt erfunden.
Atomkraftwerke als „antiquierte Dampfmaschinen“? Diese „Expertin“ sollte sich einmal nach Indien begeben. Dort laufen heute noch viele englische Dampflocks aus der Kolonialzeit, die teilweise über 100 Jahre alt sind. Wie lange hält dagegen der neumodische Kram? Ob sie schon mal ein Windrad brennen und umstürzen sah?
Nicht alles was neu ist ist gut, nicht alles was alt ist ist schlecht.
„Damals“ mussten die Sachen halten, leicht zu reparieren sein… ganz generell. Von der Lock, zum Auto, Spielzeug, zum TV.
Da ich in der Brange bin: „Früher“ waren 30-40 Jahre alte Schiffe nichts ungewöhnliches. Heute sind sie, besonders bei Containerschiffen, nach 10-15Jahren Schrott!
Schmeiß weg, kauf neu! & Save the planet!
Da die Subventionen für 20 Jahre gezahlt werden, muss der Mist auch nur 20 Jahre halten. Dann ab damit auf den Sondermüll, die zubetonierten Grundflächen bleiben natürlich erhalten und werden ggf. mit neuem, noch gigantischerem zukünftigen Sondermüll bebaut.
Sie sind es – sie sind es glauben sie mir. Schauen sie sich in ihrer Umgebung um. Spreche ich solche Themen an ist das freundlichste ein ungläubiges Kopfschütteln. Andere benutzen gerne Schlagworte wie Telegramkanäle Querdenker Verschwörungserzähler manchmal auch dummes Zeug und Spinner.
Am Ende sind wir jedoch alle die Dummen. Entweder weil wir alle um Energie betteln müssen oder weil wir nicht längst das Land verlassen haben.
Dass es vielleicht doch besser wäre sich in MINT-Studienfächer einzuschreiben (die Verteilung dort kann jeder selber in Erfahrung bringen), vorausgesetzt es besteht Hoffnung einen entsprechenden Abschluss auch zu schaffen. Das könnte eine (wenn auch möglicherweise politisch unkorrekte ??) Erklärung sein.
„Die Zukunft wird flexibler sein, ja, auch spannender. Nicht mehr nachfrage- sondern angebotsorientiert.“
Klingt nach einem Konzept, wenn es um das Bezahlen von Steuern, Abgaben und Gebühren geht. Sehen uns dann in der JVA.
Denn das erste dampfbetriebene Gerät baute bekanntlich NICHT der Schotte James Watt im Jahr 1776.
James Watt hat die Dampfmaschine gravierend verbessert (Patent von 1769). Davor war etwa die Maschine von Newcomen bereits vielfach im Einsatz. Die erste Newcomen-Maschine wurde 1712 in einem Kohlebergwerk in Staffordshire installiert.
Als erste wirtschaftlich nutzbare Dampfmaschine gilt die von Thomas Savery ab etwa 1698. Ähnliche Apparate finden sich noch früher. Etwa die Bergwerkspumpe des Spaniers Jerónimo de Ayanz y Beaumont um etwa 1606.
Dezentrale Energiewende? Grüne verstehen hinsichtlich physikalischer und wirtschaftlicher Zusammenhänge immer nur Bahnhof. Wir haben schon jetzt ein gewaltiges Steuerungs- und Kostenproblem in der Stromwirtschaft, weil einer periodisch schwankenden Industrie- und Privatnachfrage zunehmend ein stochastisches zufälliges Angebot aufgrund von Wind- und Solarenergie gegenübersteht. Das führt schon jetzt zu massiv steigenden Strompreisen, wobei Industriestrompreise durch zusätzlich überhöhte Preise für Private quersubventioniert werden müssen, um eine Abwanderung ins Ausland zu verhindern. Die Anpassungsreaktion der privaten (reichen) Haushalte wird der Aufbau privater Stromerzeugungskapazitäten sein. Für Private rechnet es sich aber nur, den eigenen stabilen Grundbedarf selbst zu erzeugen und die zufälligen eigenen Nachfragespitzen weiterhin… Mehr