Exklusiv: CDU, SPD und BSW einigen sich in Sachsen

In Sachsen haben sich CDU, BSW und SPD auf ein Papier mit gemeinsamen Positionen geeinigt. Tichys Einblick liegt es exklusiv vor. Es zeigt: Bis auf Schein-Eingeständnisse beim Thema Migration setzt sich in Sachsen linke Politik durch.

picture alliance/dpa, IMAGO - Collage: TE

Knapp sechs Wochen nach den Wahlen in Sachsen veröffentlichen CDU, SPD und BSW ein gemeinsames Papier, das eine Regierungsbildung vorbereiten soll. Es liegt der Reaktion vor. Dass die CDU eigentlich angekündigt hatte, auf Bundesebene nicht mit dem BSW zusammenarbeiten zu wollen, ist dabei nicht so wichtig; wenn Michael Kretschmer die Brandmauer zur AfD halten soll und trotzdem Ministerpräsident einer Regierung mit Parlamentsmehrheit werden will, muss er mit Sahra Wagenknechts Partei und der SPD koalieren.

Ziel: Umbau der Gesellschaft

Die Zielrichtung der Politik ist klar. Schon in der Präambel des Dokuments wird als erste Priorität formuliert: „Die Wahrung des Friedens in Europa, die Sicherung unseres Wohlstands und die Gestaltung des strukturellen Wandels von Wirtschaft und Gesellschaft, insbesondere mit Blick auf die Folgen der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine.“

Nun ist Außenpolitik, das heißt die Friedenswahrung in Europa, Primat der Bundesregierung. Doch das BSW definiert sich vor allem auch als Partei, die den Krieg in der Ukraine beenden will – und auch Kretschmer ist schon nach Moskau geflogen, um sich als Außenpolitiker zu versuchen.

Doch auch die Berufung auf die „Gestaltung des strukturellen Wandels von Wirtschaft und Gesellschaft“ muss aufhorchen lassen. Hiermit reiht sich die Sachsen-CDU in die planwirtschaftlichen Träumereien linker Parteien ein. Die Parteien erklären, sie finden sich „mit der noch immer bestehenden Lohnlücke zwischen Ost und West sowie zwischen Männern und Frauen nicht ab“. Konkret bedeutet das: Die Politik will in Zukunft in Tarif- und Gehaltsverhandlungen eingreifen. Werden Löhne dann zum politischen Spielball? Der Mindestlohn ist es schon. Hier wird ein weiterer Schritt hin zu Planwirtschaft vollzogen.

Die Schuldenbremse braucht die CDU nur in der Opposition

Dass die CDU auf Bundesebene an der Schuldenbremse festhält, ist wohl auch nicht dem Interesse einer nachhaltiger Finanzpolitik geschuldet, sondern dem Wunsch, der Ampel Wahlgeschenke zu verwehren. In Sachsen hingegen soll der „Einsatz von Sondervermögen vom Bund und vom Freistaat zur Unterstützung der Infrastruktur sowie der Kommunen“ geprüft werden. Und außerdem: „Bestehende infrastrukturelle Werte müssen erhalten und regelmäßig erneuert oder ausgebaut werden.“ Auch Initiativen zur Errichtung von Windkraftwerken sollen geprüft werden.

Keine Begrenzung der Migration in Sicht

Noch weniger konnte sich die CDU gegen BSW und SPD im Thema Migration durchsetzen. Doch ist das BSW nicht eigentlich migrationskritisch? In der Außenwahrnehmung vielleicht, aber das Papier lässt etwas anderes vermuten. Man trete für das Asylrecht ein, wolle aber „irreguläre Migration wirksam begrenzen“. Wenn jeder, der Asyl beantragt, bleiben darf, selbst wenn sein Antrag abgelehnt wird, wie soll das funktionieren? Lösungen bietet das Papier nicht an. Ein konsequenter Einsatz von Sachleistungen wird jedenfalls als „strittig“ angesehen und ist damit wieder vom Tisch. Man konnte sich auf diesen Satz einigen: „Asylbewerber im Verfahren sollen regelmäßig gemeinwohlorientierte Tätigkeiten übernehmen“. Aber was heißt das schon? Sollen sie Abfälle in Parks aufsammeln oder Straßen bauen?
Eine Möglichkeit: Illegale Migration in legale verwandeln. So sollen „Gruppen Geduldeter mit Bleibeperspektive“, „mehr Arbeitsmarktintegration … als Alternative zur Beschäftigungslosigkeit“ angeboten werden.

Auch was die Bekämpfung von Kriminalität angeht, kann man sich vor allem auf Floskeln verständigen. So soll „die Strafe der Tat noch schneller auf dem Fuß“ folgen. Und weiter wird „Konsequente Strafverfolgung durch verstärkte Nutzung des Instruments der beschleunigten Verfahren“ angekündigt.

Wen diese beschleunigten Verfahren dann genau betreffen sollen (so sie denn jemals kommen), macht schon der nächste Stichpunkt klar: „Wir gehen konsequent gegen alle Feinde unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung vor, seien es Rechtsextremisten, Linksextremisten oder religiöse Extremisten. Dazu gehört bspw. Das Gesamtkonzept gegen Rechtsextremismus und das Programm „Weltoffenes Sachsen“ weiterentwickeln“

Eine Regierung CDU, SPD und BSW will also die Verfolgung nicht-regierungskonformer Meinung unter dem Deckmantel des „Kampf gegen Rechts“ ausweiten. Denn genau dafür stehen Programme wie „Weltoffenes Sachsen“.

Ein Reförmchen für den mdr

Und damit sich auch bei der nächsten Wahl die linken Parteien wieder über rundfunkbeitrag-finanzierte Propaganda freuen dürfen, wird dem mdr seine Finanzierung gesichert. Dies mittels einer „umfassenden Reform des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks mit schlankeren, effizienteren Strukturen mit dem Ziel eines stabilen Rundfunkbeitrags für die nächsten Jahre“. Diese Reform kommt vermutlich am selben Tag wie die in Berlin schon oft angekündigte Entbürokratisierung.

Im Übrigen: Die Regierung Kretschmer ist nicht daran interessiert, die eigenen Fehler aufzuarbeiten. Eine Enquetekommission zur Corona-Pandemie wird im Dokument erwähnt, gilt aber als „strittig“.

Der Wähler muss sich am Ende nur fragen: Haben 34 Prozent der Sachsen tatsächlich Schwarz gewählt oder nicht doch Grün-Rot?

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 36 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

36 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
WGreuer
3 Stunden her

Dieses gemeinsame Papier bestätigt, was ich und viele andere schon lange vermuteten: das BSW ist nichts anderes als ein Feigenblatt für die Altparteien. Geschaffen einzig zum Zweck, die Wähler von der Wahl der AfD azuhalten. Ich glaube nicht, dass das noch einmal funktioniert.

Sam99
3 Stunden her

Das kennen die Sachsen doch schon aus der Vergangenheit. Egal, was man wählt, man bekommt immer den Sozialismus. Und Margot heißt jetzt Sarah.

Zum alten Fritz
3 Stunden her

Ist die CDU zu faul oder unfähig zu einer Minderheitsregierung?

Raul Gutmann
4 Stunden her

„Die Wahrung des Friedens in Europa, die Sicherung .. Wohlstands … Gestaltung des strukturellen Wandels von Wirtschaft und Gesellschaft, … Folgen von Corona und Ukraine-Krieges .“

Das nennt man Orwell-Sprech. Denn die Politik hierzulande bestand maßgebliche darin
a) den Krieg gegen Rußland zu forcieren, was die Wahrscheinlichkeit einer atomaren Auseinandersetzung erhöht
b) auf die russischen Energielieferungen zu verzichten, was für den hiesigen Wohlstand ein Tiefschlag bedeutet; hinzu kommen die anderweitigen Maßnahmen der Deindustrialisierung aus dem Wirtschaftsministerium.
c) mittels eines mittelmäßigen Grippevirus ein Corona-Repressionsmaßnahmen-Regime zu etablieren, dem die Freude über das Abwürgen von Wirtschaft und Gesellschaft aus allen Poren schwitzte.

Last edited 4 Stunden her by Raul Gutmann
Martin Mueller
4 Stunden her

Die CDU nur noch ein Schatten ihrer selbst.

Mit Kommunisten geht man nicht ins politische Bett!

Schon irre…

BK
4 Stunden her

Sehen wir dies als eine Bestrafung für die Sachsen und dass es nichts bringt, einer CDU sein Vertrauen zu schenken.

A. Griessmann
4 Stunden her

Ich übersetze mal:
Wir haben in Sachsen klar konservativ abgestimmt.
Das wird vom MP Kretschmer und seiner sächsischen CDU mit Füßen getreten.
ER legt sich mit den vereinigten Roten in die bequeme Mehrheitshängematte, statt sich als Landesvater (so sieht er sich ja selbst gern) einfach im Parlament als Minderheitsregierung seine Mehrheiten sachbezogen zu erarbeiten.
Und er selbst will sowieso ab 2025 im Bund als Minister in Berlin tätig sein.
Ich kann in Anbetracht dieser offenen Ignoranz der CDU nur sagen- Ihr wollt wirklich mit aller Macht verlieren. Und Ihr werdet verlieren, die Zeit wird kommen!

Rosalinde
4 Stunden her

Dieses Ergebnis war vorauszusehen.
Genauso wird es in den anderen Landtagen aussehen.
Die eigentlich dümmsten Wähler sind aber nicht die von CDU und SPD, sondern die der Einefraupartei.

andrea
3 Stunden her
Antworten an  Rosalinde

Nein, CDU. Mehr Etikettenschwindel – und das seit 20 Jahren- geht nicht.

Waldschrat
4 Stunden her

Tja, da kann man nur sagen: „Nur zu“. Die nächsten Wahlen, auch wenn das noch 5 lange Jahre dauert, werden dann eindeutiger ausfallen. Denn in dieser Legislaturperiode wird deutlich werden, dass sowohl CDU, als auch das BSW die Leute an der Nase herumgeführt haben, um das mal fein auszudrücken. Ich hoffe einfach mal, dass die Leute endlich aufwachen. Andererseits, Hoffen und Harren …. Außerdem zeigt sich, was die Worte von Merz wert sind, wenn es um die Linken geht. Merz hat sich klar gegen eine Koalition mit dem BSW ausgesprochen, blauer Dunst, Kretzschmer und definitiv auch dem Möchtegern-MP Voigt geht… Mehr

andrea
3 Stunden her
Antworten an  Waldschrat

Glauben sie ernsthaft, dass hier in 5 Jahren – wenn es so weiter geht- noch etwas zu retten ist? ich nicht.

Fred Schneider
4 Stunden her

Die CDU existiert nur noch mit ihrem Namen. Diese Gummimannpartei voller geschmeidiger Wendehälse ohne Unrechtsbewusstsein ist absolut unglaubwürdig geworden. Wer wählt die noch?! Wie kommen die im Bund in den Umfragen auf 30%?! Ich kann’s nicht fassen.