Der Evakuierungsflug mit nur sieben Menschen in einer Maschine der Bundesluftwaffe zeigt das ganze Ausmaß der Unfähigkeit der deutschen Regierung, die offensichtlich keinen Schimmer hatte von dem, was in Afghanistan passierte. Ein planmäßiges Retten der Ortskräfte ist nun nicht mehr möglich.
„Wir alle haben die Lage falsch eingeschätzt“, sagte Heiko Maas (SPD) am Montag. Das gelte „für die Bundesregierung, die Nachrichtendienste, die internationale Gemeinschaft“. Wie katastrophal muss die Bundesregierung und deren Geheimdienst unterrichtet sein, dass diese riesige Fehleinschätzung tatsächlich passieren konnte?
Die Ereignisse rund um den Evakuierungseinsatz in Afghanistan kommen einem einzigen großen Versagen der Regierung gleich! Sie rechnete anscheinend überhaupt nicht damit, dass die Taliban jede Minute den Flughafen von außen kontrollieren können. Mittlerweile ist es nahezu unmöglich geworden, dass afghanische Ortskräfte, die für den Westen arbeiteten, aufs Gelände des Flughafens gelangen – es wird auf sie geschossen! Erst jetzt erhalten deutsche Staatsbürger E-Mails, in denen steht, sie sollen umgehend zum Flughafen kommen. Wieso konnte das Auswärtige Amt dies nicht einen Tag vorher tun? Stattdessen konnten nur sieben Menschen bisher gerettet werden, und zwar nur weil sie sich auf dem Gelände befanden.
Maas dachte mit Drohung der Geldstreichung verhindert er das Kalifat
Bundesaußenminister Heiko Maas ist wohl der größte Versager in dieser Geschichte rund um den Taliban-Einmarsch in Kabul. Er warnte die Islamisten letzte Woche noch via ZDF-Morgenmagazin davor, in Afghanistan ein Kalifat zu errichten und drohte damit, deutsche Entwicklungshilfezahlungen (rund 430 Millionen Euro pro Jahr) einzustellen. Wäre die Situation nicht todernst, könnte man laut lachen. Wieso sollten die Taliban sich von einem Heiko Maas bedrohen und erpressen lassen? Was interessiert schon die mittelalterlichen Taliban Geld für Entwicklungshilfe? Als ob sie wegen eines Heiko Maas ihren Traum vom Kalifat aufgeben.
Maas wollte offenbar vorerst den Ortskräften kein Visum geben
In dem ZDF-Interview ging Heiko Maas davon aus, nur die Menschen zu holen, die für die Bundeswehr gearbeitet haben (2.500 Menschen, davon sind 1.900 bereits in Deutschland). Die Moderatorin musste erst nachhaken, wie viele Ortskräfte denn insgesamt geholt werden müssten. „Mal unabhängig davon, wie das gehen soll…“, sagte Maas und verriet damit zugleich, dass dies wohl niemals das Vorhaben der Regierung war, sowie dass komplette Ahnungslosigkeit über solch eine große Rückholaktion herrscht. „Das müssten mehrere 10.000 Menschen sein“, entgegnete er dann. Die deutsche Regierung und ihr Außenminister dachten, die gesamten afghanischen Ortskräfte wie NGO-Mitarbeiter könnten in Afghanistan ihre Arbeit ungestört fortführen – sie allesamt zurückzuholen war also bis mindestens zu diesem Zeitpunkt, dem 12. August, nie geplant!
Um davon etwas mitzukriegen, musste man nur afghanische Journalisten auf Twitter verfolgen, die in Zeitlupe darüber berichteten, welche Städte und Provinzen Stunde für Stunde von den Taliban übernommen worden waren. Bereits am 12. August, jenem Tag, an dem Heiko Maas zuversichtlich im besagten ZDF-Interview saß, brach bereits große Panik in Herat, der zweitgrößten Stadt Afghanistans, aus, weil die Terror-Miliz diese eroberten. Die Taliban erschossen dort innerhalb einer halben Stunde unzählige Zivilisten. Und am selben Tag marschierten die Taliban bereits in Kandahar ein, der drittgrößten Stadt. Man musste wirklich kein Geheimdienstbeamter sein, um diese Dynamik bereits am 12. August erkennen zu können!
Das absolute Versagen und die Folgen
„Wir werden nicht riskieren, dass andere Leute den Taliban in die Hände fallen“, sagte Maas der Bild am Sonntag, „wir sind für alle Szenarien vorbereitet“. Auch diese angebliche Vorbereitung entpuppt sich als einziges Versagen. Auf was die deutsche Regierung, aber auch nicht die US-Regierung, nicht vorbereitet war: dass die Taliban den Flughafen Kabul umzingeln würden. Man muss kein Experte sein, um vorherzusehen, dass die Taliban als nächstes versuchen werden, den Flughafen selbst zu kontrollieren – wieso sollten sie ihn dem Westen noch überlassen?
Die Taliban wollen nicht nur die vollständige Kontrolle erlangen, sondern auch Rache nehmen an Afghanen, die für den Westen arbeiteten. Doch der Westen war auf dieses Szenario nicht vorbereitet, die 5.000 US-Soldaten auf dem Gelände des Flughafens waren nur damit beschäftigt, die in Angst versetzte Menschen-Masse von der Stürmung von Flugzeugen abzuhalten – anstatt den Flughafen auch von außen zu sichern. Die Taliban errichteten sodann einen Ring mit Kontrollstellen um den gesamten Flughafen Kabuls herum. Sie verbieten seitdem Afghanen den Zutritt zum Flughafen. Dies macht nun die deutsche Evakuierung von afghanischen Hilfskräften nahezu unmöglich. Die Taliban schießen gezielt auf Afghanen, die versuchen, in irgendeiner Weise auf das Gelände zu gelangen.
Nur sieben Menschen evakuiert!
Gestern landete erst um 22:01 Uhr nach stundenlangen Warterunden aufgrund des dortigen Chaos der erste deutsche Airbus in Kabul. Doch nur sieben Personen wurden in diese Maschine gesetzt und evakuiert. Aufgrund von Sicherheitsvorgaben hätte das Flugzeug den Flughafen nach kurzer Zeit verlassen müssen. Wegen der chaotischen Zustände sei es in der Nacht nicht gewährleistet gewesen, dass Personen ohne Schutz der Bundeswehr Zugang zum Flughafen erhalten würden. Aufgrund der gerade abends und nachts äußerst gefährlichen Lage auf den Zufahrtswegen zum Flughafen wäre es ein untragbares Risiko für Leib und Leben der Menschen vor Ort gewesen, die zu Evakuierenden vor Erteilung der Landeerlaubnis und vor Sicherung des Zugangs durch Bundeswehrkräfte aufzurufen, sich zum Flughafen zu begeben.
Werden nur deutsche Staatsbürger gezielt informiert?
Erst in der Nacht wurde ein Rundschreiben nur an deutsche Staatsbürger geschickt, das der Bild vorliegt. In der Mail werden die Staatsbürger aufgefordert, sich umgehend zum Flughafen zu begeben. Wieso ist das Auswärtige Amt jetzt erst in der Lage, solch ein Schreiben rauszuschicken – und nicht schon einen Tag vorher? In der Mail heißt es außerdem, dass es im Einzelfall sicherer sein kann „in der häuslichen Umgebung zu verbleiben und nach Beruhigung der allgemeinen Sicherheitslage zu einem späteren Zeitpunkt auszureisen.“
Das Auswärtige Amt macht völlig fassungslos! Umso mehr Zeit vergeht, desto stärker wird der Flughafen von den Taliban kontrolliert. Die Lage vor Ort wird nicht sicherer, sondern zunehmend gefährlicher: für Deutsche und Afghanen, die für die Deutschen arbeiteten!
TE fragte das Auswärtige Amt an, ob das Schreiben nur an deutsche Staatsbürger gesendet wurde und ob nur deutsche Staatsbürger vorerst evakuiert werden würden. Bisher ist eine Antwort noch nicht erfolgt. In einer Pressemitteilung des Auswärtigen Amtes spricht man aber von: „deutsche Staatsangehörige und andere zu evakuierende Personen.“ Doch wie will das Amt überhaupt in der derzeitigen Lage gezielt afghanische Ortskräfte erreichen und zum Flughafen lotsen – ohne dass sie von den Taliban entdeckt werden? Aus einem internen Dokument des Verteidigungsministeriums, das der Nachrichtenagentur AFP vorliegt, geht hervor, dass die Bundeswehr mehr Soldaten an den Flughafen verlegen will.
Der nächste deutsche Flieger, ein Airbus A400M der Luftwaffe, landete heute um 13:20 deutscher Zeit in Kabul, um deutsche Botschaftsmitarbeiter und Staatsbürger zu evakuieren. Ob auch heute afghanische Ortskräfte wie NGO-Mitarbeiter oder Frauenrechtlerinnen gezielt evakuiert werden, wird sich zeigen. Immerhin hat die Luftwaffe Sonderflugregeln erlassen. Das bedeutet, dass so viele Menschen in das Flugzeug geladen werden dürfen, wie rein passen – also auch jedwede Zivilisten. Doch eben nur Leute, die es zum Flughafen schaffen! Die deutsche Regierung trägt für Jeden, der für sie arbeitete und nicht evakuiert wird, die Verantwortung.
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Deutsche Soldaten haben unter Einsatz ihres Lebens die afghanische Bevölkerung über viele Jahre vor den Taliban beschützt. Die Soldaten wurden dabei von einer Gruppe Einheimischer als bezahlte Dolmetscher, Fahrer, Wachleute, Handwerker etc. unterstützt. Dadurch mögen sie jetzt für die Taliban als Kollaborateure gelten – aber macht sie das automatisch zu besonderen Schutzbefohlenen? Fragen wir doch einfach unsere einschlägig bekannten weltoffenen Politiker*Innen und Kirchenvertreter*Innen, Journalist*Innen, NGOs usw, die unsere Demokratie in dieses von Stammesfürsten und Islamismus geprägte Land exportieren wollten: Also plädiere ich wie sie für Weltoffenheit, Buntheit und absolute Gerechtigkeit und fordere stattdessen Asyl- und Bleiberecht für ALLE unterdrückten Afghanen*Innen… Mehr
Es erinnert im Übermaß an Fontanes „Trauerspiel von Afghanistan“ „Wir waren dreizehntausend Mann, Von Kabul unser Zug begann, Soldaten, Führer, Weib und Kind Erstarrt, erschlagen, verraten sind.“ Statt Frauen-, Migranten- und LGBT-Quote oder Parteienproporz wäre doch nun mal als Konsequenz eine Kompetenzquote ganz nett und angebracht. So zur Lösungsorientierung. Allerdings wären dann einige Gänge von Behörden- und Amtsbauten leergefegt und einige Ministerien dunkel und verwaist, es würde unter Umständen zur Massenarbeitslosigkeit in Politik und vielen Medien führen. Wäre eben nicht ganz schlecht. Rücktritte wird es auch im größten Desaster nicht geben, verbal wird „Verantwortung“ deklariert wie in einer Thekenrede, Konsequenzen… Mehr
Liebe afghanische Ortskräfte. Leider ist unsser Botschaft geschlossen und kein Beamter zu Visaerteilung vor Ort. Weiterhin sind auch die Formule and notwendigen Stempel nicht mehr vorhanden. Es können also keine Visa und andere zur Einreise nach D notwendigen Dokumente mehr erstellt werden. Pech für euch. Ihr müst euch also vorschriftsgemäß von den Taliban meucheln lassen. Warum soll es euch denn besser ergehen als den Deutschen im Ahrtal, die sind ja gemäß den Vorschriften, nicht gewarnt worden. Und denkt daran: Am deutschen Wesen Bürokratie soll die Welt genesen, auch wenn es einige wenige Opfer kostet, denn wo gehobelt wird, da fallen… Mehr
Rettungsaktion läuft! Und zwar geradezu vorbildlich! https://www.24matins.de/topnews/eins/bundeswehr-fliegt-weitere-139-menschen-aus-kabul-aus-265319 Die Bundeswehr hat am Dienstagabend weitere 139 Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul ausgeflogen. An Bord des dritten Evakuierungsflugs befanden sich „deutsche, andere europäische und afghanische Staatsbürger“, wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes erklärte. Also mit dem DRITTEN Evakuierungsflug wurden sage und schreibe 139 Menschen ausgeflogen. Ist das nicht eine tolle Leistung? Gut, man könnte jetzt darauf hinweisen, dass allein die Amerikaner und die Briten in jeweils einer einzigen Maschine die vier- bis fünffache Anzahl an Menschen gerettet haben, aber wer wird denn so kleinlich sein? Immerhin flog die erste deutsche Maschine nur… Mehr
Die Bundesregierung hat versagt? Da muss wohl schnell irgendein afghanischer Landrat zurücktreten.
Wir müssen davon ausgehen, dass eine gewaltige Mehrheit nicht so leben will wie der Westen.
Das ist ihr Recht, und wir haben nicht das Recht, ihnen diese Lebensweise abzusprechen.
Heiko Maas ist sicher kein Sympathieträger. Er ist eine legendäre Fehlbesetzung, ein Lübke im Auswärtigen Amt sozusagen. Aber, nennen wir das wahre Problem beim Namen: Die grüne Kasner. Die alte DDR-Soze aus dem Bundeskanzleramt ist die zynischste und verantwortungsloseste Person die in Deutschland frei herumlaufen darf. Sie ist die eigentliche, epische Fehlbesetzung, der schlechteste Kanzler seit 1945. Die Deutschen sind auf eine Blenderin maxima hereingefallen, eiskalt, und narzisstisch bis in die Haarspitzen. Sie ist von mächtigen Gönnern und Alt-68er-Hippies genau da gehalten worden, wo sie deutschland- und europaweit ihr Zerstörungswerk entfalten konnte, und zwar nachhaltig. Wenn diese Unperson im Kino… Mehr
Nochmal zu den Worten von Karl Marx: „Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.”
Merkel IST die Farce.
Weder die BW noch die zuständigen Ministerien, noch die in Afghanistan arbeitenden NGOs haben eine Liste über die zuarbeitenden Ortskräfte. Geschweige denn eine Gesamtübersicht. Wie will man da feststellen, wer mit seiner Familie evakuiert werden soll? Auch haben die meisten noch nicht einmal einen Reiseausweis. Am Flughafen haben sich ja – nach den zur Verfügung stehenden Bildern zur urteilen – mal wieder hauptsächlich junge Männer versammelt. Aus unseren Versäumnissen, unserer Nachlässigkeit, daraus ergibt sich folgendes Problem: jeder der jetzt ruft- ich habe für Euch gearbeitet und Euch geholfen – wird mitgenommen. Und dann wird mit viel Geld und guten… Mehr
Ortskräfte = Kollaborateure ?? Wieder so eine Sprachschöpfung, bei der ich das Sternchen vermisse.
Verwunderlich genug, dass nicht die NATO die afghanische Hauptstadt als ganzes besetzt gehalten hat, bis alle verbündeten Staatsbürger sowie Ortskräfte ausgeflogen werden konnten.
Dann hätten wir Berlin 2.0 bekommem