Ralf Stegner fühlt sich bei Kritik an der SPD-Russlandpolitik an Nazi-Rhetorik erinnert

Wer Putin kritisiert, ist Nazi, findet Putin. Wer die SPD-Russlandnähe kritisiert, ist auch Nazi – so klingt zumindest die neueste Auslassung von Genosse Ralf Stegner.

IMAGO / Future Image

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner hat in einem Beitrag auf seiner Facebook-Seite den Diskurs rund um den Krieg in der Ukraine kritisiert. Er sieht in der aktuellen deutschen Debatte um die Russlandpolitik einen „rechthaberischen, besserwisserischen und unversöhnlichen Kulturkampfton“. Damit meint Stegner wohl die dezidierte Kritik an Russlands aggressiver Kriegs-und Expansionspolitik – insbesondere von der Seite, die nicht erst seit gestern vor Putin warnt. Weiter kritisiert er, dass man zu selten an die Zivilbevölkerung und die Leidtragenden vor Ort denke, die man wie „Schachfiguren“ behandele, und zu oft eine „komplette Versessenheit auf militärische Binnenlogik“ an den Tag lege.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Das alles erinnere Stegner an das 20. Jahrhundert. Er wolle „Haltung bewahren“, erklärt er in einem Facebook-Post. Was wohl bedeutet: sich in veralteten, falschen Positionen vergraben. Er kritisiert jene wie seinen Genossen Michael Roth, die „bislang nicht abgestimmte“ Positionen an die Öffentlichkeit tragen – diese teile er „ausdrücklich überhaupt nicht“. Gleichzeitig verbittet er sich Kritik an Genossen wie Schwesig und Scholz. In seinem Post greift der Schleswig-Holsteiner auch zu einem fragwürdigen historischen Vergleich: „Die Rhetorik erinnert manchmal erschreckend an Zeiten, die 80-108 Jahre zurückliegen.“ Kritik an der SPD-Russlandpolitik ist jetzt Nazi.

Stegner zieht die Nazikeule – aber das nicht etwa gegen den Staat, der gerade einen ethnonationalistischen Krieg führt. Sondern gegen jene, die dem entgegentreten wollen. Die „Entnazifizierung“ der Rhetorik, die Stegner offensichtlich vorschwebt, hat eine unfreiwillige Nähe zum Geschichtsbild der russischen Propaganda. Wer gegen Putin-Russland steht, ist Nazi.

Ein neuer Gipfel von SPD-Pannenkommunikation in der Ukraine-Frage ist erreicht – auch, wenn es jetzt nur ein Facebook-Post des notorischen Tonvergreifers aus Bordesholm ist. Stegner stört keine „Rechthaberei“ – ihn stört, wenn andere recht haben.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 42 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

42 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Alrik
2 Jahre her

Es wird Zeit das sich CDU & SPD von Russlandfreunden in der Partei trennen. Die SPD hat Sarrazin für seine Bücher aus der Partei ausgeschlossen, während Politiker die Deutschlands Energieversorgung privatisiert und an Russland verkauft haben weiterhin Mitglieder sind. Das gleiche gilt für Merkel und die CDU. Hier sollte die Werteunion Druck machen, oder eine eigene Partei gründen. Nachdem die AfD leider Putin unterstützt könnte eine neue rechte Partei die sich entschlossen gegen linke Parteien wie Grüne & SPD und Putin stellt mehr Erfolg haben. Putin und Russland können der deutschen Rechten nichts bieten, anders als die Osteuropäer die z.B.… Mehr

Ralf Poehling
2 Jahre her
Antworten an  Alrik

Ich nehme ihren Kommentar mal exemplarisch heraus: Kaum jemand begreift das eigentliche Problem und seine Dimension. Das unterschwellig stetig wachsende Problem ist nicht mehr über den Parteienapparat bzw. über einzelne Parteien zu lösen, nicht mal mehr über politische Lager, sondern nur noch über internationale Allianzen. Es geht hier nicht mehr um die nächste Regierung, die irgendwann einmal das Ruder herumreißen könnte. Das ist vorbei. Es geht nur noch darum, wer im Eskalationsfall in welche Richtung schießt. Innerhalb der EU sollten alle Nachbarn in der selben Allianz vertreten sein. Also Belgier, Niederländer, Franzosen, Deutsche, Polen, Ungarn, Litauer, Schweden, etc. Die Briten… Mehr

Alrik
2 Jahre her
Antworten an  Ralf Poehling

Russland als Bündnispartner?
Teile von Deutschland, Polen, die Baltischen Staaten, Ungarn, Tschechien, die Slovakei, Rumänien und Bulgarien sind schon einmal in einem Bündniss mit Russland gewesen.
Und ja, die Russen sind damals berechenbar gewesen, jedesmal wenn einer ihrer Bündnispartner aufgemuckt hat haben die Russen Panzer rollen lassen.
Aus irgendwelchen Gründen haben die ganzen Osteuropäer nach dem Untergang der UDSSR keine Lust mehr dieses Bündnis mit Russland weiter zu verfolgen.

Or
2 Jahre her

Der alte Pöbel Ralle.

Ich glaube es war Broder dem diese verblüffende Ähnlichkeit aufgefallen ist.

Er wird von Jahr zu Jahr vom Aussehen her, seinem Alter Ego – Mr. Beaker vom Mupped Labor – immer ähnlicher.

Datschi
2 Jahre her
Antworten an  Or

…der Wert seiner Aussagen sowie deren Inhalte kommen in der Tat nicht über die des Mr. Beaker hinaus…das stimmt auffällig! Insofern sollte man dieser pöbelnden Gestalt einfach nur die Aufmerksamkeit zukommen lassen, die ihr zusteht: nämlich keiner!

alter weisser Mann
2 Jahre her

Wo waren eigentlich die ganzen „heute alles besser Wisser“ der Rußlandpolitik in den letzten 25 Jahren abgetaucht? Ich kann mich echt nicht erinnern, dass es da so wie heute eine starke und medial beachtete Truppe gegeben hat, dieeine straffere Russlandpolitik gefordert hätten. Nur weil die Sozen mal ihr rotes Fähnchen nicht in den gedrehten Wind hängen, sind sie nicht für 16 Jahre Richtlinienkompetenz verantwortlich, gerade in der Zeit als Rußland die Krim besetzte. In der Zeit haben wir alle schön billig dort gekauft und uns als die Herren gefühlt, die Russen sind ja nur ne Tankstelle mit Atomraketen, hö hö… Mehr

zaungast
2 Jahre her

Ich habe mich schon gefragt, wo Pöbel-Ralle abgeblieben ist – in dem Scholz-Habückschen Dilettantenkabinett war wohl kein Posten mehr frei. Nun ist er halt wieder da! Achtung Ralle. Sie haben eine Nase, Hitler hatte auch eine Nase – was tun Sie dagegen? Kleiner Tipp; mal ein Lehrbuch der Logik lesen und vor dem Kehlkopf das Großhirn benutzen.

Ceterum censeo Berolinem esse delendam
2 Jahre her

Diese miesepetrige Elendsgestalt aus dem Land der 100.000 Windmühlen gibt’s auch noch? Ich vermute ja seit Jahren, dass der Stegner bei seinen winterlichen Spaziergängen unter nordischen Windmühlen zu oft von herabfallenden Eiszapfen am Kopf getroffen wurde.

Erinnert sich noch jemand daran, wie dieser eitle Trottel mal von einem Youtuber reingelegt wurde, der ihm am Telefon anbot, Olaf Scholz als Vizekanzler unter Merkel zu ersetzen? Stegner fühlte sich geschmeichelt und wollte vor der Zusage nur noch seine Frau fragen, ob sie damit einverstanden sei.

https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/SPD-Stegner-faellt-auf-Telefon-Streich-rein-und-will-Vize-Kanzler-Scholz-ersetzen-id56171041.html

Fred Katz
2 Jahre her

Vielleicht kann mir jemand beim Sortieren helfen?
Stegner vergleicht mit Stalingrad?
Aber, was genau vergleicht er?
Meint er, Kritik sei, wie damals, verboten?
Oder kritisiert er und die anderen sind wie Goebbels?
Ist Stegner einfach zu schlau für mich, dass ich es nicht verstehe?

jorgos48
2 Jahre her

Pöbel Ralle macht seinem Spitznamen alle Ehre. Das den noch jemand wählt ist erstaunlich. Die SPD befindet sich ihrem Alter entsprechend in Altersstarrsinn und fortschreitender Demenz. Das Ende ist Nahe. RIP

P.Reinike
2 Jahre her

Es ist ja kein geistiger Zufall, daß Stegners Feindmarkierung wiederum an den machtpolitischen Stalinsmus Putins erinnert. Die Denkmuster sind eben ähnlich, bei Putin nur radikalisierter und noch entrückter, und aus dieser Nähe entspringt auch das SPD Positionierungs-Problem im Kontext von Putins Überfall auf die Ukraine. Gestern spitzte sich das auch im Russischen Fernsehen weiter zu. Man müsse jedem Ukrainer sein Ukrainerseinwollen austreiben, mit allen Mitteln, eben auch mit allen stalinistischen . Und wer sich dem Aufgehen im großen Reich Putins mit kultureller Resilienz widersetzt, der ist ein Nationalist und bleibt er beharrlich, ein Nazi. Das ist mit leiserer Tonlage die… Mehr

Physis
2 Jahre her

Es ist natürlich (natürlich?) erschreckend, dass Putin in 2022 einen so dermassen trivialen Krieg führt! Aber ist es nicht erschreckender, dass man sich solche Wiedergänger, wie die solcher Blutsauger, namens Politiker ergeben muss, die sich auch noch Sozialdemokraten nennen? Ich frage mich deshalb lediglich, in welchem Schoss sich wohl dieser Mann, dessen Namen ich hier nicht erwähnen möchte, legen würde, wenn die „Russen“ vor seiner Tür stünden. Nun, zu diesem Zeitpunkt würde man bei mir ZUSAMMEN mit den Russen wohl Ваше здоровье sagen und das auch so meinen! Ich habe nämlich weder etwas gegen Russen, noch gegen Ukrainer, die wohl… Mehr

ludwig67
2 Jahre her

Ralle hat bekanntlich Nazi-Tourette, also sind seine Äußerungen nicht weiter verwunderlich. Er kann halt nicht anders und es hat bis hierhin gut für ihn funktioniert.