Das hat es bislang noch nicht gegeben: Die feinen Pinkel des Transportgewerbes, die Lufthansa-Piloten, machen gemeinsame Sache mit dem irdischen Prekariat der Lokführer und streiken gemeinsam. Und in ebendiese Tage fällt das Verbot der halbprivaten, erschwinglichen Taxi-Dienste per Internet. Das ist eine Art systematischer Zufall: Ein Land gerät in den Würgegriff von Kartellen, die ihre Macht zu Lasten der Konsumenten ausnützen.
Nun kann man nicht mit dem Taxi dahin fahren, wohin einen die Lufthansa streikbedingt nicht fliegt. Und auch die S-Bahn ist kein Ersatz für Fernflüge. Aber der Vorgang zeigt: Deutschland gerät zunehmend in den Würgegriff von Kartellen. Das Taxi-Kartell wehrt sich gegen günstigere und weniger verdreckte Konkurrenz (siehe auch Uber-Fahrt scheitert am Stinke-Taxi); die Lufthansa-Piloten wollen ihre 250.000-€-Gehälter bei vollbezahlter Frühverrentung verteidigen und die Lokführer im Dauerstreik-Einsatz fordern zusätzliche freie Tage auf Kosten der Kunden. Im Hintergrund lauert der Deutsche Beamtenbund: Beamte dürfen zwar nicht streiken; aber unter dem Dach des Beamtenbundes hat sich auch die sonst zu kleine Lokführergewerkschaft eingenistet und profitiert von den Beamten-Funktionären. Und weil Lokführer und Piloten mit ihrer Streicherei mittlerweile in der Bevölkerung verhasst sind und die Unternehmen wie Fahrgäste allmählich Ausweichstrategien gefunden haben, um trotz Streik ans Ziel zu gelangen, deshalb haben sich die beiden Mini-Gewerkschaften verbündet.
So bilden sich Kartelle oder Räuberbanden zu Lasten der Konsumenten.
Irgendwie erinnert das an das Großbritannien der 60er Jahre; damals haben die Gewerkschaften die einst mächtige Industrienation in Grund und Boden gestreikt. Das Thema ist grundsätzlich: Darf man die Wirtschaft eines Landes solchen hässlichen Kartellen überlassen? Und es geht ja weiter. Aus lauter Angst vor Google, Amazon und Facebook beginnt Deutschland sich zum eigenen Nachteil einzuigeln – alte Geschäftsmodelle sollen geschützt, die Konsumenteninteressen mit Füssen getreten werden.
Es gibt allerdings auch eine Gegenbewegung: Fernbusse. Seit einem Jahr rollen sie über die Autobahnen; sie fahren etwas langsamer als die Bahn – aber zu einem Bruchteil von deren überhöhten Fahrpreisen und in der Regel mit weniger Verspätung; auch deshalb, weil da nicht gestreikt wird. Zumindest noch nicht. Es ist ein gelungenes Beispiel für Wettbewerb. 60 Jahre lang hat sich die Bahn dagegen gewehrt. Es ist das Verdienst des früheren Verkehrsminister Peter Ramsauer, der diese Reform durchgedrückt hat.
Übrigens: So etwas nennt man Liberalisierung. Es ist das Unwort für Fortschritt. Wenn wir mehr davon hätten, ginge es uns allen besser. Aber das darf man nur noch im Flüsterton sagen.
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