Ob Wokeismus oder Umweltfanatismus – immer mehr Unternehmen verschreiben sich nicht ihren Kunden, sondern der ideologischen Umerziehung. Damit folgen sie den Zwängen globaler NGOs, die mittels Ratings auch in Zukunft Investoren und Kredite versprechen und bei Verstößen mit Regularien drohen.
Dieser Tage knallen angesichts der gelungenen PR-Aktion „Wahre Preise“ wohl die Sektkorken im Kölner Sitz des Penny-Markts. Nicht nur, dass der Umsatz bei weitem nicht derart einbrach wie erwartet, der Auftritt der öffentlich-rechtlichen Verstärker vor ihrer eigenen Kamera brachte deutschlandweite Aufmerksamkeit. Doch wie kann es sein, dass ausgerechnet eines der Schmuddelkinder unter den Discountern nicht nur sein grünes Gewissen entdeckt, sondern dabei gleich den Vogel abschießt und sein primäres Geschäftsmodell – günstige Preise – ad absurdum führt?
Denn verblüffenderweise scheint dieses kontraintuitive Verhalten bei Konzernen Schule zu machen. Ein Discounter, der sich preislich gegen einkommensschwache Kunden richtet, ist so widersprüchlich wie ein Wirtschaftsminister, der …, aber lassen wir das. Penny steht mit dieser Unternehmenspolitik nicht allein da. Erst diese Woche berichtete TE von Costa Coffee und Doc Martens, die mit ihrer Werbung für Mastektomien (operative Brustentfernungen) selbst Boykottaufrufe in der Bevölkerung auslösten. Ein wirtschaftliches Erfolgsmodell dürfte dahinter wohl niemand erwarten, die Erscheinung „Get woke, go broke“ ist bereits längst von einer Theorie zu einem empirischen Tatbestand geworden. Und trotzdem entdecken bis heute Aufsichtsräte multinationaler Konzerne das Bedürfnis, ihre Unternehmen zur Feier der nächsten marginalisierten Minderheit wirtschaftlich in Grund und Boden zu rammen. Oder tun sie das wirklich?
Das Schmuddelkind bekommt einen grünen Neuanstrich
Zunächst ein paar Grundlagen: Penny ist Bestandteil der REWE Group, zu der neben dem namensgebenden Rewe und Penny auch die – hauptsächlich in Österreich beheimatete – Supermarktkette Billa und ihr Parfümerie-Pendant Bipa, sowie die Baumarktkette Toom und eine weitläufige Tourismussparte gehören. Alleine im Jahr 2022 erzielte das Unternehmen einen Gesamtaußenumsatz von rund 85 Milliarden Euro und verfügt über 380.000 Beschäftigte in 21 europäischen Ländern.
Die Discounterkette Penny ist nicht unbedingt eines der Aushängeschilder der Rewe Group. In Sachen Popularität und Umsatz liegt Penny nicht nur weit hinter den Giganten Aldi und Lidl, sondern mit 8,8 Milliarden Jahresumsatz auch noch deutlich hinter dem Konkurrenten Netto, der im Jahr 2021 16,3 Milliarden umsetzte. Lediglich Norma lag damals mit 4,2 Milliarden Umsatz hinter Penny in der Liste der Discounter.
Dann aber begann ein Transformationsprozess, der nicht nur den optischen Umbau der Penny Filialen weg von der Regalstruktur zum sogenannten „Markthallenprinzip“ beinhaltete, sondern auch eine inhaltliche Neuausrichtung zur Nachhaltigkeit mit einschloss. Für die Rewe Group dürfte Penny diesbezüglich einen guten Ort für ideologische Testballons darstellen. Bereits 2018 machte eine Penny-Filiale in Hannover damit Schlagzeilen, dass sie 60 Prozent der Produkte zeitweise aus den Regalen entfernte, um „eine Welt ohne Bienen“ zu simulieren. Bis auf den damaligen Werbewert ist aber kein struktureller Effekt übrig geblieben. Ähnliches könnte für die nun stattfindende Aktion mit den „wahren Preisen“ gelten.
Während ein Großteil Deutschlands sich über den „Fauxpas“ der öffentlich-rechtlichen Medien, die eine WDR-Praktikantin „zufällig“ im Supermarkt beim Lob auf die Aktion filmten, echauffiert, geht inhaltliche Kritik tendenziell unter. Marketing-Experte Hans-Willi Schroiff bezeichnete die Aktion dem Focus gegenüber als einen Versuch, sich zum „Advokaten der Wahrheit“ zu machen, und meinte, das habe „schon etwas von Klimakleben“. Noch eindeutiger fiel die Kritik von Bernhard Krücken, dem Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes aus, der die Aktion als „ein auf Kosten der Bauern ausgetragenes Greenwashing-Projekt eines Discounters, der sich ansonsten wenig für faire Bepreisung interessiert“ bezeichnete.
Dass der Moralismus bei Großkonzernen häufig zweckgebunden erscheint, zeigt sich auch daran, dass die Rewe Group einerseits 25 Millionen Euro in den NABU-Klimafonds zur Rettung der Moore steckt (mit der allerdings auch ein Rückgang der bebauten Ackerflächen einhergeht), aber andererseits keinerlei Skrupel hat, „Nostalgie-Produkte“ mit dem Logo der SED-Diktatur versehen ins Angebot zu nehmen. Wo keine (Ankündigung von) offiziellen Regularien, da keine Moral.
Mit McKinsey-Mitarbeitern klappt es auch mit dem ESG-Rating
Ein zentraler Schritt in dieser Neuausrichtung dürfte die Berufung von Stefan Görgens als neuem COO von Penny Deutschland im Oktober 2022 gewesen sein. Denn Görgens ist nicht im Lebensmittelhandel groß geworden, sondern war vor seinem Wechsel in die Führungsetage der Rewe Group 2017 bei der berühmt-berüchtigten Beratungsfirma McKinsey, zuletzt als „Associate Partner“ tätig. Wie bei vergleichbaren Unternehmensberatern sind die Anforderungen an Mitarbeiter bei McKinsey sehr hoch und erfordern eine fast schon religiöse Zugehörigkeit zur Firma. Da die Firma ein „up or out“ („rauf oder raus“)-Prinzip handhabt, werden Mitarbeiter, die nicht in regelmäßigen Abständen zur nächsten Stufe der Karriereleiter aufsteigen, nach einigen Jahren entlassen. Die durchschnittliche Anstellungsdauer beträgt folglich nur drei bis vier Jahre. Görgens war zehn Jahre bei McKinsey.
Viele Mitarbeiter nutzen ihre Zeit bei Beratungsfirmen wie McKinsey, aber auch KPMG oder Deloitte, zum Aufbau ihres Lebenslaufs. Nach einigen Jahren in diesen Firmen mit enormem Leistungsdruck ziehen viele von ihnen sich „aufs Altenteil“ der Privatwirtschaft zurück und landen dabei sanft auf gut bezahlten und vergleichsweise entspannten Vorstandsposten in der Privatwirtschaft. Ihre Netzwerke zu ihren ehemaligen Arbeitgebern in der Beratungsindustrie sind dabei ihr Kapital. Es darf dabei kaum verwundern, dass McKinsey 80 der 100 größten Unternehmen der Welt berät, darunter 70 Prozent der Fortune-100-Unternehmen, sowie eine Vielzahl von Regierungen, Banken und NGOs.
So brachte auch Görgens das in der Beratungsindustrie tief verankerte Bekenntnis zu Nachhaltigkeitsregularien zur Rewe Group mit. Bereits 2021 refinanzierte die Rewe Group 750 Millionen Euro einer syndizierten Kreditlinie in Höhe von 1 Milliarde Euro aus dem Jahr 2020 mit einer Kreditlinie, die sich erstmals am ESG-Rating der Ratingagentur ISS ESG orientierte. Stolz verkündete der Konzern damals, dass dieses „Sustainable Finance“-Instrument die Nachhaltigkeitsstrategie der Rewe Group somit erstmals auch auf den Finanzsektor ausweitete.
Damit einher ging eine positive ESG-Bewertung, die ISS-ESG bewertete die Rewe Group damals mit C+. Das reicht im Zeitalter aufmunternder Erziehung bereits für den Status „Prime“, zeigt aber auch, dass es noch reichlich Luft nach oben gibt. In der dazugehörigen Pressemitteilung zeigte sich der Finanzsprecher der Rewe Group, Christian Mielsch, begeistert ob des erreichten Ratings. Ach ja, auch Mielsch ist ein ehemaliger McKinsey-Mitarbeiter.
Die SBTI: Der neue it-Klub für Konzerne
Zumindest der Vorstandsvorsitzende der Rewe Group, der Franzose Lionel Souque, ist in der Lebensmittelindustrie groß geworden. Das aber hält ihn nicht davon ab, im Vorwort zum Nachhaltigkeitsbericht 2022 der Rewe Group ebenso das Hohelied politischer Modethemen zu singen. Krieg, Pandemie, hohe Energiekosten – alles schön und gut, aber vergessen wir nicht die „existenzielle Bedrohung“ der Klimakrise, denn diese ist „längst kein abstraktes Zukunftsszenario mehr“, so der Rewe-Chef. In Folge verkündet Souque den Beitritt von Rewe und Penny zur „Science Based Target Initiative“ (kurz SBTI). 2022 befand man sich in der Registrierungsphase, die bis zum Herbst 2023 abgeschlossen sein sollte.
Während Otto-Normalverbraucher wohl noch nie von der SBTI gehört haben, sind viele Großkonzerne längst Mitglied, darunter auch die eingangs erwähnten Costa Coffee und Doc Martens. Die Mitgliedschaft bei der SBTI ist (scheinbar) freiwillig und besteht darin, dass Firmen sich eigene „wissenschaftsbasierte Ziele“ setzen, um das 1,5-Grad-Klimaziel des Pariser Abkommens zu erreichen. Diese selbstgewählten Ziele werden dann zwar vom SBTI abgesegnet und zur Belohnung darf man dann den eigenen Stakeholdern mitteilen, in welche Richtung die Reise geht und über die Fortschritte zum Ziel peinlichst genau Buch führen und rapportieren. Das Angebot richtet sich dabei sowohl an große, als auch an kleine Firmen aus den unterschiedlichsten Sektoren. Worin besteht aber der Nutzen für die Firmen, mal abgesehen vom guten grünen Gewissen? Denn Emissionen sparen könnten die Firmen ja auch, ohne Mitglied in diesem Klub zu werden.
Nun, wie die Webseite des SBTI angibt, das Ganze ist „wirtschaftlich sinnvoll“, denn es macht „Wachstum zukunftssicher, spart Geld, verleiht Widerstandskraft gegen Regulierungen, befeuert das Selbstbewusstsein der Investoren, regt Innovation und Wettbewerb an“. Was sich auf den ersten Blick wie reines Marketingsprech liest, enthält jedoch einige wichtige Informationen. Denn das Versprechen, sich durch eine Mitgliedschaft beim SBTI gegen zukünftige Regulierungen abzusichern, erinnert entfernt an die bekannte Drohung der Mafia, es handle sich um einen schönen Laden, den man da habe, es wäre doch schade, wenn ihm etwas zustöße.
Die selben Organisationen, Beraterfirmen und ihre endlosen Netzwerke, die dafür verantwortlich sind, dass Druck auf Regierungen ausgeübt wird, um Klimaschutzregularien auch mit Zwang durchzusetzen, bieten hier den Firmen im Gegenzug „die sanfte Tour“. Die SBTI bewirbt dies auch ganz offen damit, dass Firmen, die sich freiwillig den Regularien der SBTI unterwerfen, sich dadurch gegenüber der Konkurrenz vorzeitig profilieren können und den zwingenden Regularien zuvorkommen. In einer hauseigenen Studie des SBTI gaben 79 Prozent der teilnehmenden Firmen außerdem an, ihre Marke durch die Mitgliedschaft gestärkt zu sehen, und 55 Prozent meinten daraus einen Wettbewerbsvorteil zu ziehen.
Von Investmentbankern, Philanthropen und alten Bekannten der Agora-Affäre
Fast schon beiläufig stellt man fest, dass die Liste der Förderer des SBTI-Projekts wieder einige übliche Verdächtige beinhaltet: Der Bezos Earth Fund, die IKEA Foundation, Bloomberg Philanthropies, Climate Arc – Rockefeller Philanthropy Advisors, so nur einige der prominentesten Sponsoren der SBTI. Wie ebenfalls üblich stellt man aber auch hier fest, dass die SBTI nicht alleine agiert, sondern Teil eines größeren Netzwerks ist. Neben United Nations Global Compact sind das vor allem das „World Resources Institut“ (WRI) und „CDP“.
Das WRI widmet sich dem obligaten Umbau der Gesellschaft in Zusammenarbeit mit „Regierungen, Konzernen, Forschungsorganisationen, zivilgesellschaftlichen Gruppierungen und anderen, um die richtigen Veränderungs-Bringer [sic!] zusammenzubringen“. Der CEO des WRI, Ani Dasgupta, landete nach einer Karriere bei der Weltbank beim WRI, flankiert wird er von den beiden Co-Vorsitzenden James Harmon, einem New Yorker Wall Street Broker und Investment Banker, und David Blood, der zuvor 18 Jahre bei Goldman Sachs arbeitete und unter anderem als CEO des Anlagenmanagements das finanzielle Zepter schwang.
Fun Fact: Erst im vergangenen Jahr machten McKinsey und Goldman Sachs im selben Atemzug Schlagzeilen, als ein Ex-Partner von McKinsey beim Insiderhandel erwischt wurde, nachdem er Goldman Sachs bei der Übernahme von GreenSky Inc. (einem Anbieter von Konsumentenkrediten für nachhaltige Investitionen) beraten hatte und dabei mit einem taktischen An- und Verkauf der Aktien innerhalb kürzester Zeit eine halbe Million Dollar für seine eigene Tasche generierte. Quod licet jovi …
Weitere erwähnenswerte Personalien des Vorstands des WRI sind zum Beispiel Pamela P. Flaherty, ehemalige Präsidentin und CEO der Citi Foundation, bei der sie das „mehr als nur Philanthropie“ Konzept etablierte, sowie Mitglied der Beratungsgremien der New York Green Bank und des bekannten Thinktanks „Council on Foreign Affairs“. Und eine letzte Dame des Vorstands sei noch erwähnt: Afsaneh Mashayekhi Beschloss, eine gebürtige Iranerin, die in den USA zunächst bei JP Morgan Karriere machte, bevor sie zur Weltbank wechselte, deren Schatzmeister und „Chief Investment Officer“ sie wurde. Zwischendurch machte sie 1994 Teil des „Global Leaders for Tomorrow“ Programms des WEF aus. Das ganz große Geld beschloss sie dann 2003 zu machen, als sie die Investitionsfirma RockCreek Group gründete, die sich als eine der ersten Firmen auf Investitionen rund um „environmental, social and corporate governance“, kurz ESG, spezialisierte. 2019 verwaltete RockCreek über 14 Milliarden Dollar an Investitionen.
All diese und noch viele mehr tummeln sich im Vorstand des WRI, das in engster Zusammenarbeit mit der SBTI Firmen dazu nötigt, sich den Zielen des Pariser Klimaabkommens freiwillig zu unterwerfen, bevor man sie dazu zwingt. Der Finanzbericht des Jahres 2022 des WRI ist beeindruckend. Aufgrund der gehandhabten Summen, wurden zwecks Übersichtlichkeit die letzten drei Nullen in den Tabellen gestrichen. Zählt man diese wieder hinzu, ergeben sich Einnahmen und Ausgaben von ca. 200 Millionen Dollar pro Jahr, sodass zu Jahresende noch 362 Millionen Dollar am Konto übrig waren. Artig bedankt sich die Stiftung in ihrem Jahresbericht auch bei einigen Großspendern. Bloomberg Philantrophies und die ClimateWorks Foundation waren mit 5 Millionen Dollar an Bord, die Children’s Investment Fund Foundation gar mit 8 Millionen Dollar, doch an der Spitze der großzügigen Spender taucht überraschenderweise (oder vielleicht gerade nicht überraschend?) das deutsche Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit von Steffi Lemke mit einem Beitrag von satten 22 Millionen Dollar auf. Die Damen und Herren Investmentbanker danken dem deutschen Steuerzahler freundlichst!
Aufmerksame TE-Leser werden hier hellhörig, denn bei der ClimateWorks Foundation und der Children’s Investment Fund Foundation läuten die Alarmglocken. Korrekt, es handelt sich dabei um zwei der zentralen Spinnen im Netz der Agora-Affäre. Die Children’s Investment Fund Foundation ist eine Gründung von Christopher Hohn, die ClimateWorks Foundation von Hal Harvey. Damit sind die drei größten Geldgeber des WRI im Jahr 2022 ein grünes Ministerium und zwei der wichtigsten Stiftungen in der Agora-Affäre.
Ein neues Rating braucht die Welt!
Nach SBTI und WRI bleibt somit nur noch ein Blick auf die letzte Abkürzung: CDP. CDP steht für „Carbon Disclosure Project“ und wurde 2000 gegründet. CDP fragt Firmen, ihren klimatischen Fußabdruck offenzulegen und beurteilt das Ganze dann. Das verliehene CDP-Rating stellt also eine Detailaufnahme des ESG-Ratings dar, mit einem Fokus auf Klimathemen, wobei man nicht vergessen darf, dass all diese Themen natürlich fließend ineinander übergehen. Der Vorstand liest sich ähnlich schwindelerregend wie beim WRI. Vorsitzende Katherine Garrett-Cox ist CEO der Gulf International Bank in Großbritannien, einer Investmentbank mit Schwerpunkt auf „sustainable investment strategies“. Sie war Teil der Beraterkommission des britischen Premiers und „Young Global Leader“ des WEF, bei dem sie mittlerweile zum Kuratoriumsmitglied ernannt wurde. Bevor sie ihr Leben dem grünen Investment widmete, widmete sie es dem herkömmlichen Investment. In ihrer Zeit bei Aviva Investors verwaltete sie mehr als 160 Milliarden Pfund.
Verstärkt wird Frau Garrett-Cox von Leuten wie Jane Ambachtsheer, die sich als „Global Head of Sustainability“ bei BNP Paribas Asset Management ebenfalls um „sustainable investment“ kümmert. 2005 beriet sie die UNO bei der Entwicklung der Prinzipien für verantwortungsvolle Investitionen (PRI). Mike Human hingegen ist Direktor der Abteilung „Klimafinanzen“ der Children’s Investment Fund Foundation (da ist sie wieder!), die – wie oben angeführt – auch fleißig die eigenen Partner des WRI mitfinanziert. Unter den Beratern sticht vor allem Lord Adair Turner hervor, der im Zuge der Finanzkrise 2008 zum Vorsitzenden der Britischen Finanzdienstleistungsbehörde wurde und „eine führende Rolle bei der Neugestaltung der weltweiten Banken- und Schattenbankenregelung“ inne hatte. Mittlerweile ist er unter anderem Senior Fellow am von George Soros mitbegründeten „Institute for New Economic Thinking“.
Das Budget des CDP nimmt sich mit knapp 69 Millionen Dollar im Jahr 2022 noch recht bescheiden aus – zumindest im Vergleich zu den Kollegen des WRI. Dennoch scheinen auch hier namhafte Sponsoren auf. Neben den bereits erwähnten Stiftungen von Bezos, Bloomberg und altbekannten Agora-Förderern wie der ClimateWorks Foundation, dem Children’s Investment Fund Foundation, der Hewlett Foundation, der Packard Foundation, der Oak Foundation und The Pew Charitable Trusts, ist hier auch die Bank of America erwähnenswert, sowie die WHO, der WWF und der World Business Council for Sustainable Development. Daneben reiht sich eine lange Liste von Förderern, die offensichtlich besonders offenherzig sind und „enhanced disclosure“ (erweiterte Offenlegung) anbieten, darunter internationale Unternehmen von völlig unbekannt, bis hin zu Schmunzelmaterial wie der Walt Disney Company (dessen Erbe Tim Disney ebenfalls im Vorstand des WRI sitzt) und sogar Rothschild & Co.
Und wiederum stellt sich die Frage: Warum sollten Firmen diese erweiterte Offenlegung anbieten? Das beantwortet CDP selbst auf seiner Webseite. Stolz verkündet CDP, dass auf dem Markt eine große Nachfrage nach ökologischer Offenlegung besteht und diese ständig wächst. Angeblich 746 Investoren mit einem Marktvolumen von 136 Billionen Dollar erfragen die Offenlegung ökologischer Daten tausender Firmen über CDP. Für Firmen ergeben sich folglich „greifbare Vorteile“, so die Webseite. „Schütze und verbessere das Ansehen Deiner Firma“, „gib Deinem Marktvorteil einen Schub“ (damit einhergehend: „Zugang zu Kapital und gewinnbringenden Tendern“) und „sei den Regularien voraus“, denn „in einer Welt, in der verpflichtende Offenlegung an Fahrt gewinnt“, ist man mit CDP der Sache voraus. CDP bezeichnet sich selbst als „Goldstandard“ für „corporate environmental reporting“, also „Umweltberichterstattung von Unternehmen“.
Dabei sein ist alles in der Klimazunft
Die Mitgliedschaften von Unternehmen in Verbänden wie SBTI und CDP werden so zum neuen Zunftwesen, in dem Mitglieder mittels Siegel ihre Zugehörigkeit vermitteln und den Zunftlosen das Handwerk erschweren. Zugehörigkeit zum SBTI wird somit zum Wettrennen, denn wer zu spät kommt, den bestraft das Leben … bzw. die auf Druck der Klimazünfte eingeführten Regularien.
Rewe steht damit im deutschen Lebensmittelsektor nicht alleine. Frenetisch tritt bei, wer kann. Aldi Nord trat der SBTI bereits 2020 zu, Lidl ebenfalls. Edeka zog 2022 nach. Dabei streben alle Konzerne danach, sich mit Superlativen voneinander abzuheben. Während die Rewe Group 2020 „erstmals“ ihre Kredite grün refinanzierte, prahlt Aldi damit, „der erste Discounter“ gewesen zu sein, der sich 2021 einer Initiative für Transparenz im Schokoladenhandel anschloss. Lidl hingegen verkündete 2021, dass die eigens gesteckten Klimaziele von der SBTI validiert wurden.
Ob WRI, CDP oder SBTI, sie alle vermitteln eindeutig, dass selbst das Erreichen der höchsten Bewertung innerhalb ihres Systems nicht das Ende der Fahnenstange bedeutet, der Kampf um den Platz an den Sonnepanelen soll immer weiter gehen. Es ist eine Übernahme des „up or out“ Prinzips von McKinsey auf Unternehmensebene. Denn auch der CDP-Score, der zunehmend für die Kreditwürdigkeit von Unternehmen herangezogen wird und womöglich schon bald die traditionellen Ratingagenturen ablösen könnte, beurteilt nicht so sehr, wie „grün“ ein Konzern bereits ist, sondern wie viel er Jahr für Jahr in die Offenlegung und Grünmachung investiert. Grenzen des Wachstums? Nicht, wenn es um Grünheit geht!
Begibt man sich von dieser Makroebene wieder zurück, zum Beispiel der Penny-Würstchen, so wird vieles deutlicher. Die grünen Werbeaktionen von Penny sind sehr viel mehr als nur ein Versuch, sich einer neuen Kundenzielgruppe oder den deutschen Medien anzubiedern, sie sind ein öffentlicher Kniefall vor den Augen neugrüner Milliardäre in der Hoffnung auf ein entsprechendes Rating. „Up or out“ heißt es auch da und wie es scheint, bewahrheiten sich hier sogar die finstersten Vorurteile über Milliardäre, wenn ein Anbieter günstiger Lebensmittel seine finanzschwache Kundschaft mit einer Preisverdopplung vor den Kopf stößt, um damit bei den finanziell Mächtigen dieser Welt einen guten Eindruck zu hinterlassen.
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Diese Woche wirbt Penny im Wochenprospekt mit: „Wir sind Preissieger“ und „Wer günstig will, muss Penny“ . Die ganze Werbewirtschaft ist nur noch VOLKSVERARSCHE.
WER ,mit Verlaub, der nicht mit dem Klammerbeutel gepudert ist, fällt auf „Werbung“ herein?
Jetzt begreife ich besser, wieso im Rewe Markt, diese nervende Gehirnwäsche Werbung abläuft, während des Einkaufs.
Eine Anleitung zum Gelddrucken(oder vermehren): Gründe oder investiere in Unternehmen mit dem langfristigen Ziel deine Kelle in die allgemeinen, nationalen wie internationalen Geld und Wertströme zu halten und leistungslos hierüber einen monetären Abfluss(Gewinne) für Dich zu etablieren. Erschaffe ein paar neue/künstliche „KPIs“ (eher K“P“Is) Mach dich zum Herren über diese „KPIs“ in Definition und öffentlicher Wahrnehmung. Verpasse deinen „KPIs“ einen unverhandelbaren „wissenschaftlich-progressiven“ Anstrich bzw. ein durch eigens erzählte und in dauerschleife gesendete Narrative(Propaganda) und über allem erhabenes Hoheitsimage, z.B. mit der Drohung eines Weltuntergangs. Such dir jede Menge Idioten(kein Problem, gibt es so zahlreich wie kakerlaken, heute gerade an den… Mehr
Man könnte auf den Gedanken kommen, dass der Klimahype erfunden wurde, um ein System zu etablieren, mit dem die Hochfinanz ordentlich abkassieren kann. Das System funktioniert so: Den wohlstandsverwöhnten mit schuldgefühlen belasteten weissen Menschen aus dem Westen mit Klima Propaganda überziehen, die dazu führt, dass neue Grenzwerte von der Politik gesetzt werden. Durch diese sehen sich Firmen gezwungen, diesen Regularien entgegenzuwirken. Und wie oh Wunder, auf einmal gibt es NGO´s bzw. andere Firmen, bei denen man trotz der erschwerten Produktionsbedingungen (teurerer Strom usw.) Vorteile genießt, trotzdem noch weiterhin wettbewerbsfähig bleiben und gut verdienen zu können. Im Grunde ist dieses System… Mehr
Sehr geehrter Herr Tichy Wir möchten Ihnen und Ihrer Redaktion für diesen ausführlichen Beitrag sehr danken. Ich muss sagen, wir waren beim Lesen völlig erschüttert, was da im Hintergrund bei einem Lebensmittel- Vertriebskonzern läuft. Das ist Kollaboration mit den Feinden der Bürger, und den Feinden der Freiheit. REWE ist zu einem links- grünen Ideologiekonzern verkommen, alles auf Kosten der Bürger, die zahlen nämlich die Rechnungen. REWE, und solche Gruppen wie NABU, McKinsey, ClimateWorks Foundation, der Children’s Investment Fund Foundation, CDP, die Lobby Organisation Agora, die SBTI mit ihren unsäglichen Untergruppen, die WIR usw. torpedieren die Freiheit… Mehr
Ein kleiner Anfang:
https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/chef-weltklimarat-ipcc-jim-skea/
„….sie sind ein öffentlicher Kniefall vor den Augen neugrüner Milliardäre in der Hoffnung auf ein entsprechendes Rating.“ Sehe mich und meinen Kommentar kurz nach Antritt der Ampel bestätigt: Grün, ist nur die neue Farbe für das Mitspielen und Abkassieren in der globalen Finanzwelt – hat mit Umwelt und Klima herzlich wenig zu tun (was man ja tatsächlich an den widersinnigen politischen Entscheidungen erkennen kann!)! Das Lustige daran: Es gibt in diesem Spiel viele nützliche Idioten, mittlerweile in „fast“ allen Parteien und deren Wähler! Besonders erwähnenswert sind die „Klimakleber“, „Umweltschützer“ und Mitglieder diverser NGO’s – die Erfüllungsgehilfen im Kleinen für das… Mehr
Wieviele Lebensmittelkonzerne haben wir denn noch? Sind es 5? Die können als Monopol eigentlich tun was sie wollen aber ich glaube, 4 von ihnen werden jeweils den fünften zum Feind haben. Am Ende wird es noch einen einzigen geben, so träumt sich der eine einzige das aber vielleicht wird das nicht klappen. Das mit den Machtphantasien hat nie so geklappt.
Versuchsballon für anstehende Preiserhöhungen !
Die Supermarktketten suchen fieberhaft nach Möglichkeiten, die drastisch gestiegenen Kosten irgendwie an die Kunden weiterzugeben. Wer fängt an? Wer zu zeitig anfängt verliert Kunden und Gewinn, wer zu spät die Preise erhöht zieht ebenfalls die berühmte A-Karte. Man kann es ja mal mit grüner Farbe versuchen – primitiv.
Das ist Frankenstein-Kapitalismus oder -Sozialismus.
Das hässlichste aus beiden Welten.
Und es entbehrt nicht einer gewissen Ironie dass ausgerechnet der Pseudoästhet Habeck staatlicherseits direkt mit ihm im Bettchen liegt.
Baerbock & Co. sowieso.
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Kein Wunder; diese hirnlosen *** waren nie dem Inneren eines Maschinenraums( Realwirtschaft) ausgesetzt, geschweige denn haben sie einen gesehen und könnten etwas respektables damit anfangen.
Die Karrieristen bzw. Flachfeifen aka „Manager“/“Berater“/… von McKinsey & Co. ebensowenig.
Sehr geehrter Herr Boos,
Ihr Artikel ist eine Sternstunde des investigativen Journalismus.
Vielen Dank.