Wie der Ältestenrat Aydan Özoguz vor dem Fall rettete

Özoguz hat ihr Amt vorerst gerettet – aber die Kritik ebbt nicht ab. Der israelische Botschafter und eine jüdische Gemeinde fordern Konsequenzen. Nun kommen Details ans Licht, was im Ältestenrat wirklich geschah, um Özoguz zu retten. Eine pikante Rolle kommt offenbar Wolfgang Kubicki zu.

picture alliance/dpa | Jan Woitas

Es sind erstaunliche Erklärungen, die TE vorliegen, was am Freitag im Ältestenrat des Bundestags geschah. Zur Debatte stand das antiisraelische Posting von Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoguz. Die Sitzung fand auf Antrag der CDU/CSU-Fraktion statt. Wie TE erfahren hat, zeigte sich die Union dabei unversöhnlich. Sie forderte unmissverständlich den Rücktritt der ehemaligen Migrationsbeauftragten. Sie spreche, so heißt es aus gut unterrichteter Quelle, „nicht mehr für den Bundestag“.

In ihrem Plädoyer habe sich Özoguz nicht anders verteidigt als auch in ihren öffentlichen Stellungnahmen, die sie lediglich über Social Media und ihr Büro ausrichten ließ. Sie habe unterstrichen, dass sie Menschen zusammenführen und nicht spalten wolle. Der SPD habe diese Entschuldigung ausgereicht, die Grünen seien dem beigesprungen. Laut Bundestagspräsidentin Bärbel Bas sei „alles gesagt“.

Besonders pikant ist allerdings das Urteil von Wolfgang Kubicki (FDP), der in seiner Funktion als Bundestagsvizepräsident gesagt haben soll, dass das von Özoguz verbreitete Posting zwar „unappetitlich“ gewesen sei. Es falle aber unter die Meinungsfreiheit. Die Sache sei „erledigt“. Bei der CDU sorgte das für Empörung: Kubicki habe mit dieser Aussage alles noch schlimmer gemacht.

Eine antizionistische Vizepräsidentin?
Özoguz leistet sich antiisraelischen Ausfall
Zur Erinnerung: Özoguz hatte bei Instagram ein Bild mit einem Flammeninferno geteilt, auf dem „This is Zionism“ (Das ist Zionismus) gestanden hatte.

Stephan Brandner von der AfD warf ein, dass er sich als Ausschussvorsitzender auch entschuldigt habe, aber dennoch seinen Posten nach einem Abberufungsantrag habe räumen müssen. Eine Abwahl der Bundestagsvizepräsidentin sei aber nicht möglich, hieß es im Ältestenrat. Das habe jedoch für den Rechtsausschuss auch gegolten, dem der AfD-Politiker angehört hatte, entgegnete dieser – eine Abwahl müsse also möglich sein, wenn es keinen Rücktritt gebe. Hendrik Hoppenstedt (CDU) stimmte dieser Darstellung zu.

Laut Geschäftsordnung sind Bundestagspräsident und Stellvertreter für eine ganze Legislaturperiode gewählt. Das Thema bekam erst im letzten Jahr zusätzliche Brisanz, weil der Linkspartei im Bundestag mittlerweile der Fraktionsstatus fehlt. Diese hätte also bei einer Wahl im Bundestag kein Anrecht auf den Sitz des Vizepräsidenten. Bundestagsverwaltung und Ältestenrat unterstrichen aber den Passus, dass das Amt eine ganze Legislatur bei der Person verbleibt, womit Petra Pau im Amt verbleiben konnte.

Die Ältestenratssitzung hat Özoguz zwar überstanden. Doch die Empörung ebbt nicht ab. Auch Tage danach fordern immer neue Stimme ihren Rücktritt.

Allen voran geht der israelische Botschafter Ron Prosor. „Frau Özoguz will ‚Brücken in der Gesellschaft‘ bauen, aber im Netz macht sie Stimmung gegen den einzigen jüdischen Staat“, sagte Prosor der Bild-Zeitung. „Es wäre wünschenswert, wenn sie uns allen erklärt, was sie wirklich meint, wenn sie von Zionismus spricht. Nach ihren wiederholten Entgleisungen muss sie jetzt Farbe bekennen.“

Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Hamburg, Philipp Stricharz, bekräftigte die Kritik. Dem Hamburger Abendblatt sagte er: „Frau Özoguz betreibt gezielten Populismus, gerichtet an Wähler, die Israel hassen.“ Die Entschuldigung der Hamburger Bundestagsabgeordneten sei nicht glaubhaft. „In unseren diskriminierungssensiblen, woken, gendernden, klimafreundlichen und multikulti-bewegten Zeiten kaufe ich es Frau Özoguz nicht ab, dass es sich um ein Versehen handelt.“ Eine erneute Aufstellung als Bundestagskandidatin käme für ihn „nicht in Frage“.

Während es bei den Ampelpartnern Grüne und FDP zumindest ein paar kritische Stimmen gibt, halten sich die Sozialdemokraten bedeckt. Von den Parteispitzen Saskia Esken und Lars Klingbeil gibt es immer noch kein Statement. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz schweigt wie so häufig. Dafür meldete sich SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich.

Anti-Israel-Statements werden salonfähig
Özoguz wird zur Nagelprobe
„Ich bin sehr froh, dass Frau Özoguz sich so schnell und so deutlich vor dem Ältestenrat des Deutschen Bundestags, aber unter anderem auch beim Zentralrat der Juden, dessen Präsidenten Josef Schuster und auch der Öffentlichkeit für das Teilen dieses Instagram-Posts entschuldigt hat“, erklärte Mützenich gegenüber der Augsburger Allgemeinen.

„Diese Entschuldigung war auch dringend nötig, weil man nicht auf das Leid der Zivilbevölkerung in Gaza mit einer Darstellung hinweisen darf, die von einer rassistischen und antisemitischen Seite kommt, die immer wieder Hass schürt“, so Mützenich. „Das war ein Fehler und dazu hat sich Frau Özoguz auch bekannt.“

Damit bildet Mützenich die offizielle SPD-Position ab. Es gibt nichts mehr zu sagen und zu tun, Frau Özoguz hat sich schließlich entschuldigt. Im Umkehrschluss muss man konstatieren: Wenn sich die SPD hinter Özoguz stellt, dann muss sie sich auch die Kritik gefallen lassen, die Özoguz trifft.

Etwa, dass sie islamisches Gedankengut duldet, und antiisraelische Äußerungen ein Kavaliersdelikt sind. Dass sie antiisraelische Ausfälle in den eigenen Reihen ohne Konsequenzen verstreichen lässt. Und dass sie sich deshalb den Vorwurf gefallen lassen muss, dass die Solidarität mit Israel bei ihr machtpolitische Verhandlungssache ist. Wie hatte noch ein führender SPD-Politiker einst gesagt: „Der Kampf gegen Antisemitismus ist Aufgabe einer jeden und eines jeden in Deutschland. Viel zu leicht wird heute gesagt, der Antisemitismus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz.“

Der SPD-Politiker war Bundeskanzler Olaf Scholz. In seiner eigenen Partei wird mit zweierlei Maß gemessen. Oder der Kanzler hat auch diese Aussage wieder längst vergessen.

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Kommentare ( 12 )

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Kassandra
1 Stunde her

Als mit Geburt Unterworfene „duldet“ sie wohl islamisches Gedankengut nicht nur – wiewohl es hier mit deutschem Recht und Gesetz nicht im Geringsten vereinbar ist. Und zwar nicht nur hinsichtlich der Schwertverse und der islamischen Kampfbefehle.
Die im Bundestag wissen das alle – denn die wissenschaftlichen Dienste halten dort jederzeit über diesen Sachverhalt einsehbare Dossiers bereit.

flo
1 Stunde her

„dass das von Özoguz verbreitete Posting zwar ‚unappetitlich‘ gewesen sei. Es falle aber unter die Meinungsfreiheit. Die Sache sei ‚erledigt‘.“ Sollte Wolfgang Kubicki sich wirklich so geäußert haben, hat er wohl nicht begriffen, dass Özuguz nicht irgendein kleiner Social-Media-Hansel ist, sondern als Person eine der wichtigsten Funktionen im Staat bekleidet. Dass die SPD ihrem Parteimitglied aufs Wort glaubt, sie wolle doch bitte Menschen zusammenführen und nicht spalten, überrascht nicht. Die ganze Affäre wird m. E. aber nicht dazu beitragen, dass Bürger die konkret erlebte Demokratie ungemein wertschätzen. Man stelle sich mal vor, ein AfD-Mitglied hätte Gleiches getan. Da stünde wohl… Mehr

Peter Schewe
1 Stunde her

Was erwartet man denn anderes von einer Frau türkischer Herkunft? Muslimen wurde der Judenhass doch schon mit in die Wiege gelegt. Daran ändert alles Entschuldigen und Bedauern nichts. Übrigens das mit dem Entschuldigen läuft völlig daneben. Ich kann mich nicht meiner eigenen Schuld selbst entledigen, ich kann nur den anderen darum bitten, es für mich zu tun, mir die Schuld abzunehmen. Aber das scheint nur noch wenigen geläufig zu sein, weshalb es immer wieder zu dieser leeren Worthülse “ ich entschuldige mich“ kommt. Gerade Politiker meinen, mit dieser dahergesagten Wendung davonzukommen. Unverständlich auch, warum es ihnen damit von den anderen… Mehr

Ohanse
1 Stunde her

„Unappetitlich“ ist insbesondere die Laxheit, mit der Kubicki diesen Skandal unter den Teppich kehren möchte. Bei Lichte betrachtet kann man hier durchaus von Komplizenschaft sprechen.

Last edited 1 Stunde her by Ohanse
Spyderco
1 Stunde her

,,Zur Debatte stand das antiisraelische Posting von Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoguz. Die Sitzung fand auf Antrag der CDU/CSU-Fraktion statt…. Sie forderte unmissverständlich den Rücktritt …“

Interessant. Als Özoguz die deutsche Kultur,,jenseits der Sprache“negierte und damit dem Volk,das sie genährt hat und das sie ,als Bundestagsvizepräsidentin,vertreten sollte,streng genommen das ,,Menschsein“absprach,war ein ähnliches Engagement der Union nicht festzustellen.

Last edited 1 Stunde her by Spyderco
Martin Mueller
1 Stunde her

Eine offensichtliche Antisemitin und wohl auch Deutschenhasserin als Bundestagsvizepräsidentin…

Und niemand packt sie beim Schopf und schmeißt sie raus?

Wahrscheinlich kann Frau Özugus nichts dafür, dass sie eine Antisemitin ist, schließlich liegt dieses Böse in ihrer Familie und in ihrer kulturellen Herkunft verankert.
Frau Özuguz zeigt uns, wie einfach es ist, uns mit einer Fassade zu täuschen, um politische Karriere machen zu können. Wie viele Politiker in unseren Parlamenten aus der islamischen Hemisphäre täuschen uns noch?

Ferdi Genuege
1 Stunde her

Man kann „sich“ nicht entschuldigen, nur um Entschuldigung bitten. Im Übrigen ist Frau Ötzogutz m. E. nicht sehr glaubhaft in ihren Aussagen.

Nibelung
1 Stunde her

Stefan Brandners Name ist leider verdächtig deutsch und da müßte man schon Özoguz heißen um mit blauem Auge davon zu kommen, mal ganz von dem abgesehen, daß die Parteien schon so unterwandert sind von unseren Zugereisten, wo man so manches des eigenen Nachteils wegen durchgehen lassen muß, auch wenn es gegen die Staatsräson geht, die bei Abweichung nur für Nazis gilt, nicht aber für „ehrenwerte“ Verteidiger des Staates Israel, der sogar noch selbst zur Auslegungssache wird, seit die Muslime mitten unter uns weilen.

Bonzo der Grosse
1 Stunde her

Wann lernen sie es endlich: Man kann sich nicht bei jemandem entschuldigen, das wäre ja auch sehr billg, weil man sich dann unabhängig von demjenigen, den man geschädigt/beleidigt hat von seiner Schuld befreien kann. Man kann also bei jemandem um Entschuldigung bitten. Der andere hat dann die Möglichkeit die Bitte um Entschuldigung anzunehmen oder eben abzulehnen. Nur so geht es! Özoguz hat sich also damit „entschuldigt“, dass sie sagte, sie habe es nicht so gemeint. Fein! Die Bigotterie in diesem Parlament, dass alljährlich zur Befreiung von Auschwitz mit Trauermienen und pathetischen Worten das Lebensrecht des jüdischen Volkes zur deutschen Staatsräson… Mehr

Biskaborn
1 Stunde her

Wir können dieses Thema , genau wie Corona übrigens, abhaken, hier wird definitiv nichts mehr passieren!