Nach der Wahl in Griechenland: Eine wirtschaftliche Zukunft für syrische Flüchtlinge in Griechenland und der Türkei ist kulturell nachhaltiger.
Eigentlich ist es egal, mit wem Alexis Tsipras koaliert. Dass seine Syriza ohne die ganz Linken die Wahl gewonnen hat, bedeutet für die EU, sie hat es weiter mit ihm zu tun, wenn die nächste Runde der Griechenland-Rettung im Oktober eingeläutet wird. Die Konservativen in Hellas werden Jahre brauchen, um sich neu zu sortieren.
Schäuble und Brüssel sollten nicht einfach dort weitermachen, wo sie aufgehört haben. Die Maßgeblichen in der EU-Kommission und den Regierungen der Kernländer sollten ein neues Paket schnüren. Griechenland ist Ankunftsland Eins der Wanderungswelle nach Europa. In Griechenland und gegenüber in der Türkei kann die EU aus dem kleinen Plan vom Hotspot zur Vorklärung der Asylbewerber-Chancen das große Projekt der Ansiedlung einer wirtschaftlichen Infrastruktur für Millionen Syrer machen, die nur langfristig auf ihre Heimkehr hoffen können.
Mit demselben Aufwand von Geld, Expertise und Personal, der sich in Europas Mitte und Norden als nötig abzeichnet, ist in Griechenland und der Türkei ein Vielfaches an Wirkung zu erreichen – quantitativ und qualitativ. Was in der Region an nachhaltigen Strukturen entsteht, strahlt auf den Vorderen Orient insgesamt aus. Innenpolitik und Außenpolitik, Währungs-, Finanz- und Wirtschaftspolitik greifen hier ganz besonders ineinander.
Eine Sonderwirtschaftszone an der Südostgrenze der EU gäbe dem Griechenland-EU-Thema eine neue Dimension – und dem Umgang der EU mit der großen Wanderungsbewegung ein konstruktives Ziel: Deutschland kann sich dafür stark machen, die Chance der Krise entschlossen zu nutzen. Vielleicht ist Alexis Tsipras – noch – der bessere Partner für ein solches Unterfangen als die griechischen Parteien und Politiker, die jahrzehntelang ihre Klientel bei den kleinen Leuten und den Oligarchen bedient haben. An einer syrischen Brache mit und ohne IS können nur Zyniker der Macht interessiert sein und jene, die nicht sehen, was ihnen von dort selbst droht.
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