Neue Hilfszusagen für die Ukraine fallen auf fast Null

Die Ukraine erhält aus dem Westen kaum noch neue Hilfszusagen. Die großen europäischen Länder wie Deutschland, Frankreich oder Italien haben im Juli keine nennenswerten Militär- oder Finanzhilfen angekündigt.

IMAGO / Andreas Beil
Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr

Der politische Wille zur materiellen Unterstützung des Abwehrkampfes der Ukraine gegen die russische Aggression scheint deutlich abzunehmen. Jedenfalls erhält die Ukraine aus dem Westen kaum noch neue Hilfszusagen. Insbesondere die großen europäischen Länder wie Deutschland, Frankreich oder Italien haben im Juli keine nennenswerten Militär- oder Finanzhilfen angekündigt. Das meldet das Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW) im Rahmen seines Projektes „Ukraine Support Tracker“.

Im nun zusätzlich für den Ukraine Support Tracker erfassten Zeitraum (2. Juli bis 3. August) sind als neue Zusagen lediglich rund 1,5 Milliarden Euro an Unterstützungszusagen hinzugekommen. Das ist ein Bruchteil dessen, was etwa im April oder Mai zugesagt wurde. Der größte Teil der neuen Zusagen kommt zudem aus einem Land, Norwegen, in Form einer Finanzhilfe von 1 Milliarde Euro. Insgesamt sind jetzt Unterstützungszusagen von 84,2 Milliarden Euro erfasst.

„Im Juli haben die Geberländer vor allem Zugesagtes geliefert und wenig Initiativen für neue Hilfen angestoßen“, sagt Christoph Trebesch, Forschungszentrumsdirektor am IfW Kiel und Leiter des Teams, das den Ukraine Support Tracker erstellt. So hat Deutschland im Juni und Juli kaum neue Waffen zugesagt, jedoch einige bereits zugesagte Waffensysteme geliefert. „Noch immer liegt die finanzielle wie militärische Unterstützung deutlich unter dem Bedarf der Ukraine. Sie bleibt auch klein im Verhältnis zu dem, was die Geber zum Teil in ihren eigenen Ländern zur Krisenabwehr mobilisieren“, sagt Trebesch.

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 Von Umfang und Konstanz her zeigen sich die USA, die EU-Kommission und Großbritannien als verlässlichste Unterstützer der Ukraine, urteilt das IfW. So hätten die Amerikaner vor allem im März und Mai große Pakete beschlossen, die seitdem in Tranchen abgerufen werden. Die Briten sind im Länderranking hinter den USA auf Platz 2 und haben mittlerweile doppelt so hohe Hilfen zugesagt wie Deutschland, das mit Kanada und Polen in etwa gleichauf liegt. Bemerkenswert ist die Konstanz der Hilfen aus angelsächsischen Ländern. „Die EU-Kommission setzt sich regelmäßig für größere Hilfspakete an die Ukraine ein. In der Umsetzung kommt es aber auf Ebene der Mitgliedsländer immer wieder zu Verzögerungen. Für ein Land in einer Kriegssituation sind jedoch neben dem Umfang vor allem Verlässlichkeit und Vorhersagbarkeit der Hilfe entscheidend“, sagt Trebesch. Bedeutende EU-Länder wie Frankreich, Spanien und Italien leisten bislang wenig Unterstützung oder bleiben intransparent, was ihre Hilfen angeht.

Der Ukraine Support Tracker erfasst und quantifiziert militärische, finanzielle und humanitäre Hilfen, die der Ukraine seit dem 24. Januar 2022 zugesagt wurden. Seit dem Update am 18. Mai 2022 sind 37 Länder berücksichtigt, spezifisch die EU-Staaten, die weiteren Mitglieder der G7, Hilfszusagen der EU-Kommission und der Europäischen Investitionsbank sowie Australien, Südkorea, Türkei, Norwegen, Neuseeland und die Schweiz. Erfasst sind Zusagen, die diese Regierungen oder Institutionen der ukrainischen Regierung gemacht haben; private Spenden oder solche internationaler Organisationen wie des IWF sind in der Hauptdatenbank nicht enthalten. Ebenso nicht mitgezählt sind Hilfen an Nachbarländer der Ukraine wie Moldawien oder andere Länder – etwa für die Aufnahme von Geflüchteten.

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Kommentare ( 33 )

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Ruhrler
2 Jahre her

Das war doch zu erwarten. Nach dem überraschenden Durchhalten der Ukrainer (und der Sanktionen) war man sich sicher das Russland bis zum Sommer pleite wäre und die Welt geschlossen gegen den Aggressor steht. Das dem nicht so ist und Russland im Gegenteil seine Verbindungen ausbaut war so nicht geplant. Und jetzt zeichnet sich ab das die Sanktionen unsere Wirtschaft in eine tiefe Rezession treiben und das Potential haben unsere Gesellschaft zu zerstören. Gleichzeitig wird klar das dieser Krieg noch lange dauern wird, die Waffenlieferungen ziehen den Krieg in die Länge, können ihn aber nicht entscheiden. Und es sieht im Moment… Mehr

wackerd
2 Jahre her

Endlich! Es wird Zeit, an den Verhandlungstisch zu gehen und den Krieg zu beenden. Das Interesse der USA an einer wie auch immer gelagerten Niederlage sollte uns nicht beeinflussen. Das ist nicht unser Krieg. Zumindest vernünftige Politiker (nicht die rot-grüne Sozialistenkamarilla) sollten schnellstens an Deutschland und seine Bürger denken. NSII auf, Gasversorgung gesichert. Dann AKW wieder in Betrieb nehmen etc.

Weiss
2 Jahre her
Antworten an  wackerd

Ich glaube, dass angesichts des erfolgreichen und stetigen Vorrückens russischer Truppen im Donbass in einigen europäischen Hauptstädten längst Panikstimmung ausgebrochen ist ? Wie will die BRD-Obrigkeit das den Deutschen vermitteln ? Noch im März / April 2022 konnte man vielfach in der Presse nachlesen, dass den Russen die Munition ausgehen würde… Ein polnischer General erklärte, dass der Sieg für die Ukraine sicher sei, weil Chaos in der russischen Armee herrsche… Dann wurde von einer ukrainischen Großoffensive im August gesprochen… Von alledem ist nix übrig geblieben. Niente ! Bin mal gespannt, wie die Propaganda der BRD das der Bevölkerung im Herbst… Mehr

Waldorf
2 Jahre her

Das „Hurra“ ist leiser geworden, was wenig verwundert. Die Ukraine hatte militärisch nie eine Option auf „Sieg“ gegen Russland, im kommenden Winter sowieso nicht. Der Westen ist international eben nicht auf große Unterstützung getroffen, insb China, Indien, Brasilien, Türkei und selbst Israel machen bei den Sanktionen gegen Russland nicht mit. Damit wird immer offensichtlicher, dass die Ukraine ein Stellvertreterkrieg USA-Russland ist, in dem Russland aber direkt Partei ist, auch wenn er nur „Sonderoperation“ genannt wird. Der globale Wille, für die USA Kriege zu führen ist offensichtlich stark geschrumpft, der alte Westen hat seinen Zauber und seine Anziehungskraft massiv eingebüßt –… Mehr

Holger Lundstrom
2 Jahre her
Antworten an  Waldorf

Dass von den B(R)ICS-Staaten keine Unterstützung gegen Russland kommt, ist klar und war auch schon im Vorhinein klar. Durch Selbstverblendung und Bürokratieverblödung haben das unsere „Verantwortungsträger“ aber nicht verstanden, denn sie halten Mitteleuropa mit den paar mickrigen Einwohnern für das Zentrum der Erde.

Waldorf
2 Jahre her
Antworten an  Holger Lundstrom

Das ist der Kern der sog „Wohlstandsverblödung“ Nur weil man reicher als viele ist, heißt das noch lange nicht, dass ärmere nicht auch was geistreiches zu bieten haben. Unsere extrem selbstgerechte Politiker und Medienblase hält sich tatsächlich für das klügste, weiseste, gerechteste etc auf der Welt, für eine moralische und soziale Elite in den wenigen Ländern der Welt, in denen frühere Generationen einen riesigen Wohlstandssockel aufgebaut haben, von dem die Kinder bzw Enkel heute noch zehren. Hochmut auf geerbten Wohlstand ist vermutlich das Dümmste was man anbieten kann, aber flächendeckende Realität in unseren, westlichen Ländern. Russland, China und andere scheinen… Mehr

Gruger1
2 Jahre her

Das wird auch Zeit das das endlich eingestellt wird! Deutschland und Frankreich waren Garantie Mächte für Minsk 2. Und was haben diese gemacht trotz ständiger Aufrufe Moskaus? Sie haben es begraben es sei nicht umsetzbar aus welchen Gründen auch immer. Genau das war der Grund warum Moskau eben auch diese diplomatische Kommunikation zum ersten mal offen gelegt hat um dem Westen den Spiegel für ihr Versagen vorzuhalten. Mit den Waffenlieferungen hat die Deutsche Politik auf ganzer Linie versagt und jede Chance auf Vermittlungen für Frieden vertan. Danke Frau Baerbock das Sie „Russland ruinieren“ werden wie man sieht. Diese Regierung gehört… Mehr

Teiresias
2 Jahre her

Ein Sieg der Ukraine – definiert als „Rückeroberung“ der abtrünnigen Gebiete in diesem Sezessionskrieg – kann zu keinem Zeitpunkt das strategische Ziel der USA + Satellitenstaaten gewesen sein. Dazu war die Unterstützung an Material und Geld niemals massiv genug. Man liefert nur so viel, daß der Krieg am laufen gehalten wird. Es geht darum, Russland eine langfristig blutende Wunde zuzufügen, Russland zu schwächen, nach Möglichkeit Putin loszuwerden, gegen einen aus US-Sicht „gefälligeren“ Präsidenten (wie Jelzin es war) zu ersetzen und im Idealfall Russland zu zerschlagen wie einst Yugoslavien. Die Soldaten, die dafür ihren Kopf hinhalten, werden von diesem Krieg nicht… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Teiresias
Thorsten
2 Jahre her
Antworten an  Teiresias

Soldaten sind immer die ersten Opfer im Krieg, genau wie deren Familien.

Bob Hoop
2 Jahre her

Ist ja phantastisch, dieser „Ukraine Support Tracker“. Schlüsselt der auch auf, in militärische, finanzielle und humanitäre Hilfen? Wenn ja, warum kann man das hier nicht lesen? Sind die humanitären Hilfen zu knapp ausgefallen? Wobei man ja die sogenannten „militärischen Hilfen“ eher als Schaden betrachten sollte, in diesem sinnlosen Abnutzungskrieg. Aber davon will man hier scheinbar nichts wissen…

nomsm
2 Jahre her
Antworten an  Bob Hoop

Nein. Es gibt eine Exceltabelle, die mal öffnen. Und dann mal selber recherchieren und dort anrufen. Ich Habe dort vor Monaten mal angerufen. Es werden für die Militärleistungen die verkündeten Zahlen einfach genommen und dann versucht einzelne Waffensysteme zu beziffern. Was nicht berücksichtigt wird: Sind es Geschenke oder Kredite (bei den USA zum Beispiel)? Waren die Waffen die jetzt geschenkt werden selber Geschenke oder wurden die sehr billig gekauft. Das bezieht sich zum Beispiel auf viele Waffen aus Sowjetzeiten. Die BRD hat die NVA—Bestände zum Teil verschenkt oder für billiges Geld rausgehauen. Das kann jeder prüfen. Im Ukraine—Tracker werden die… Mehr

Konradin
2 Jahre her

Ich sehe in der Staaten-Liste des „Ukraine Support Tracker“ – surprise, surprise – nur die USA, deren Euro-Nato-Vasallen und das von diesen USA atomar teileingeäscherte, besiegte und abhängig gemachte Japan. Dreiviertel der großen weiten Weltgemeinschaft von Staaten und Nationen ist nicht de facto-Kriegspartei so wie die USA nebst Nato-Vasallen mit Multimilliarden Hilfspaketen im 4-Wochen-Rhythmus, Rüstungsgüterlieferungen, Aufklärungs- und ggf. gar Feuerleitunterstützung, Militär-„Beratern“ vor Ort, etc. pp. Eben weil sich die Weltgemeinschaft (in der Handlung – nicht verbal) neutral verhält und im Gegensatz zum US-geführten „Westen“ nicht eskaliert, kein Feuer ins Öl gießt und somit keine kaum einschätzbare und unkontrollierbare Ausweitung dieser… Mehr

Stefan Tanzer
2 Jahre her

Hört sich wohl eher so an, wie als wenn man möglichst schnell den Ukraine-Krieg im Schandhaufen der Geschichte begraben möchte, nachdem sich herausgestellt hat, dass diese ganze Sanktionierung völlig sinnlos war.
Ich bin mal gespannt, wann die nächsten Verhandlungen losgehen, dann urplötzlich wieder Gas fließt, und man zur Vernunft zurückkehrt.

Weiss
2 Jahre her
Antworten an  Stefan Tanzer

Im März 2022 hätte die Ukraine am Verhandlungstisch durchaus noch einiges erfolgreich herausschlagen können. Jetzt aber, wo wir schon auf den Herbst zusteuern, habe ich eher den Eindruck, dass Rußland die Vertragsbedingungen der anderen Seite diktieren dürfte ? Die Verhandlungsposition Rußlands wird sich mit der Beendigung von Phase 2 des Krieges weiter verbessern ( Eroberung des gesamten Donbass ), während die Ukraine immer stärker unter Druck geraten dürfte ? Auch wird sich mit der Verlängerung des Krieges der Zustand der ukrainischen Wirtschaft weiter verschlechtern… Dadurch wird Kiev weiter unter Druck geraten. Ich rechne nicht damit, dass Rußland das Donbass, die… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Weiss
Gerd07
2 Jahre her

Also alles wie immer: viele nord- und osteuropäische Staaten tun nach wie vor was sie können, die angelsächsischen Länder auch, während Deutschland und Co. weiterhin zögern und knausern.

Derweil geht die für drei bis fünf Tage geplante besondere Militäroperation in den sechsten Monat. Vormarsch findet fast nirgendwo mehr statt und wenn dann sehr kleinräumig mit einer Geschwindigkeit gemessen in Kilometer pro Monat.

Christian H.
2 Jahre her
Antworten an  Gerd07

Der letzte Teil ist einerseits wahr, andererseits hat Russland jetzt bei 20% Staatsgebiet der Ukraine etwa 80% der wertschöpfung in der Hand (Quelle Markus Reißner). Das bedeutet, dass der ukrainische Staat nicht mehr überlebensfähig ist und man ihn weitgehend aushungern kann. Andererseits war eine operative Pause zu erwarten.

stets_bemueht
2 Jahre her

Interessant: „Bedeutende EU-Länder wie … Spanien“. Ich erinnere daran, daß die Spanier sehr darauf gedrängt haben, den Leo 2 zu spenden, wohl wissend, daß Deutschland nein sagen wird. Ansonsten nichts selber liefern, aber PR auf Kosten Deutschlands betreiben „wir würden ja gerne“, das ist Hinterfotzigkeit deluxe.