Nach Querdenker-Demo: Kritik an Polizeiübergriffen wächst

Gewalttätige Ausschreitungen – renommierter Wissenschaftler fordert Untersuchung.

picture alliance / AA | Abdulhamid Hosbas

Nach dem Vorgehen der Berliner Polizei gegen die Demonstration von Corona-Maßnahmenkritikern und Impfgegnern in Berlin wächst die Kritik an dem Einsatz massiver Gewalt gegen Demonstranten. Die Demonstration war untersagt worden; das Land Berlin bot 2.200 Polizisten gegen etwa 5.000 Menschen auf, die sich nicht an das Verbot halten wollten. Es kam zu 600 Festnahmen.

Der renommierte Historiker und Autor Jörg Baberowski, Professor an der Humboldtuniversität, der selbst nicht zu den Demonstranten gehörte und der Querdenker-Bewegung auch nicht nahesteht, veröffentlichte auf Facebook in Bild und Text eine Schilderung eines Polizeiübergriffs, dessen Zeuge er zufällig geworden war:

Gut, dass er dagegen aufsteht.
Diese Polizisten haben in diesem Beruf nichts verloren. pic.twitter.com/wCiAHB595d

— Christian Horst (@chr_horst_hh) August 2, 2021

Baberowski schreibt: „Dieser junge Mann ist gestern vor meiner Haustür von völlig enthemmten Polizeibeamten ohne Anlass auf die Straße geworfen worden. Zwei Polizisten saßen auf seinem Rücken, ein dritter hat ihm ununterbrochen mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Der Mann blutete stark, wurde dann von den brutalen Schlägern sehr unsanft verbunden und mit Handschellen abgeführt. Offenbar sollte er daran gehindert werden, mit anderen Demonstranten die Straße zu überqueren. Ich habe die Szene gefilmt.

Sollte jemand den jungen Mann kennen, oder sollte er diese Nachricht selbst lesen: ich bin bereit, eine Zeugenaussage zu machen, damit diese Schläger ihrer gerechten Strafe zugeführt und aus dem Staatsdienst entlassen werden. In den Leitmedien erfährt man von solchen Übergriffen leider nichts. Was ich gesehen habe, ist beschämend, roh und abstoßend. Eines Rechtsstaats unwürdig.“

Die Berliner Polizei wies Vorwürfe exzessiver Maßnahmen von Polizisten zurück, räumte aber ein, mit Gewalt vorgegangen zu sein – wobei sie die Schuld den Demonstranten zuwies.

„Man begegnete uns mit Gewalt zu Teilen, so dass Kolleginnen und Kollegen auch Gewalt anwenden mussten“, sagte Polizeisprecher Thilo Cablitz dem Sender RBB. Auf zahlreichen Amateuraufnahmen sind allerdings Angehörige der Polizei zu sehen, die gegen Bürger vorgehen, ohne angegriffen worden zu sein. In den sozialen Medien war unter anderem eine Szene zu sehen, in der ein Polizist eine Frau mit Wucht zu Boden stößt.

Die meisten Medien verbreiteten vor allem Vorwürfe gegen die Demonstranten, hauptsächlich, weil einige Maßnahmen-Gegner, die sich dem Demonstrationsverbot widersetzt hatten, auch ihre Kinder mitbrachten.

Dass es ohne das umstrittene Demonstrationsverbot nicht zu den Szenen gekommen wäre, thematisierten sie nicht.

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