Statt klassischen Werten nachzueifern, die das Land groß gemacht haben, verwässern Politakteure Stück für Stück alles, was Wert hat: als Anbiederung an einen verfehlten Zeitgeist. Eine Wutrede von Sebastian Antrak.
Schwierige Zeiten kündigt der Leitantrag für den CDU-Parteitag in Essen an. Wir sollen uns einstellen auf ein weiteres Durcheinander und Augen-Zu-Und-Durch. Weitere Jahre unter einer Regierung voller Pappnasen, die uns nichts mehr zu bieten haben. Mit Köpfen, die opportun nicken, statt selbst zu denken und das Mundwerk zu benutzen. Versager, die in geistiger und moralischer Verwahrlosung leben.
Ausgerechnet diese Nichtskönner-Nervensägen ziehen in einem ihrer ersten zu Papier gebrachten Sätze über all jene her, denen das alles stinkt. Es ist eine Ohrfeige für eine schweigende Mehrheit, die sich nicht mehr verstanden und mitgenommen fühlt. Modernisierungsverlier. Das klingt nicht nur nach den Dummen, die die Verfasser gleich im nächsten Satz bei den Populisten von links und rechts verorten, sondern es ist auch so gemeint: Hey, seht ihr nicht die vielen goldenen Früchte, die da vom Baume hängen? Ja, wer so völlig entrückt von der Wirklichkeit agiert wie unsere Berliner Nieten wird sich diese Fragen wohl tatsächlich stellen. Der wird wohl tatsächlich denken, es ist doch alles viel schicker und zeitgemäßer.
Statt einem türkischen Diktator einfach mal die Daumenschrauben anzuziehen belehrte man lieber einen frisch gewählten US-Präsidenten. Statt die Lehren aus der Abwahl einer abgehobenen Kaste in Amerika zu ziehen, klüngelte man in Hinterzimmern der Macht einen Bundespräsidenten aus, um danach rotzfrech zu verkünden, es sei der Präsident der Bürger.
Statt klassischen Werten nachzueifern, die unser Land groß gemacht haben, verwässern Politakteure Stück für Stück alles, was den Verunsicherten Halt geben würde. Kurzum: Fortschritt als Anbiederung an einen verfehlten Zeitgeist. Wer sich davon inzwischen abgestoßen fühlt, das alles weder schick, hip und trendy findet, sondern sein Land zurück haben möchte, in dem er frei, unbekümmert, gelassen und ohne Ängste in die Zukunft blicken kann, ist also ein Abgehängter.
Die Wahl dieses Wortes kumuliert alles Desinteresse, das die Politikspitzen momentan gegenüber dem Souverän so aufbieten können. Nichts von dem, was die letzten zwei Jahre passierte, war ein Fortschritt, hat uns weiter gebracht oder zufriedener gemacht. Es hat nur dazu geführt, dass die Kluft zwischen Volk und Politik auf lange Sicht nicht mehr zusammenfügbar sein wird und beide Seiten inzwischen mit völliger Verachtung auf ihr Gegenüber schauen. Wenn dieses Deutschland, wie wir es jetzt vor unserer Türe finden, ein modernisiertes sein soll, müsste die Antwort lauten: abreißen und neu bauen.
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