Mittelstand kritisiert Pachtprofite bei Windkraft

Die Initiative „Energie‑Klartext“ protestiert vor den Wahlen in Niedersachsen, Mecklenburg‑Vorpommern und Thüringen gegen hohe Pachtzahlungen und wirtschaftliche Interessen hinter der Energiewende. Bei einer einzelnen Windkraftanlage flössen Summen von bis zu 300.000 Euro pro Jahr.

picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON

Kurz vor den Bundestagswahlen hat die Mittelstandsinitiative „Energie‑Klartext“ in Niedersachsen, Mecklenburg‑Vorpommern und Thüringen eine Kampagne gestartet, die vor allem die finanziellen Verflechtungen beim Ausbau von Windkraftanlagen in den Blick nimmt. Die Organisatoren monieren, dass trotz umstrittener technischer und landschaftlicher Herausforderungen vor allem ökonomische Interessen und hohe Renditen einer kleinen Zahl von Akteuren im Vordergrund stehen. Das Motto lautet: Rotlicht, Drogen, Windkraft.

Nach Angaben der Initiative erzielen Landbesitzer bei einer einzelnen Windkraftanlage Pachtzahlungen von rund 300.000 Euro pro Jahr – im Falle mehrerer Anlagen können monatliche Beträge von bis zu 75.000 Euro erreicht werden. Vertreter der Kampagne betonen, dass solche finanziellen Vorteile kontrastieren zu den steigenden Energiekosten, unter denen Bürger, Handwerker und mittelständische Unternehmen leiden. In einem an regionale Entscheidungsträger gerichteten offenen Brief wird auf diese Missverhältnisse hingewiesen, wobei auch auf Parallelen zur Finanzkrise verwiesen wird, in der Vermögenswerte neu verteilt wurden.

Die Initiatoren – darunter ein in Nordhessen tätiger Unternehmer und eine Bürgermeisterin aus Mecklenburg – kritisieren, dass die Energiewende trotz nachgewiesener Probleme wie unzureichender Speicher- und Leitungsinfrastruktur, Dunkelflaute und Landschaftsbeeinträchtigungen unvermindert vorangetrieben werde. Ihnen zufolge sei der Ausbau der Windkraft weniger Ausdruck eines rein ökologischen Anliegens als vielmehr das Resultat wirtschaftlicher Interessen, die mit hohen Profiten einhergehen. In einem offenen Brief an den Cuxhavener Landrat schreibt Nikolas Waechter als Vertreter von „Energie‑Klartext“ in Thüringen:

Einige wenige Firmen und Privatleute, namentlich Projektierer von Er-neuerbaren sowie Landbesitzer, verdienen fürstlich. 300.000 € Pacht pro Windkraftanlage und Jahr sind nachgewiesen, 400.000 € raunt man sich unter Insi-dern zu. Landbesitzer, auf deren Flächen 3 WKA Platz haben, kassieren jeden Monat 75.000 Euro, in Worten fünfundsiebzigtausend jeden Monat. Traumhafte Renditen, wie sie nur in ganz wenigen Branchen zu erzielen sind, prak-tisch im Schlaf. In demselben 75.000-Euro-Monat zittern im Dorf nebenan Mieter vor den Nebenkosten, Familien, Handwerker, Gewerbetreibende und viele Mittelständler vor der Stromrechnung. Besonders perfide: die Vielen bezahlen über die Höchst-preise die unständigen Profite der Wenigen.

Die Kampagne, die unmittelbar vor dem Bundestagswahltermin am 20. Februar gestartet ist, nutzt Großplakate und gezielte Schreiben an kommunale und regionale Entscheidungsträger, um eine intensivere öffentliche Debatte über die Förderpolitik und die Regelungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) anzustoßen. Die Initiatoren planen, ihre Aktionen auch über die Wahlen hinaus auf weitere Regionen auszuweiten und die dokumentierten finanziellen Zusammenhänge transparenter zu machen.

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Kommentare ( 23 )

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Biskaborn
1 Monat her

Jene Mittelständler die Front gegen die AfD machen, die gegen ausufernde Windkraftanlagen und dieser Lobby auftritt und diese Zustände kritisiert, sind vollkommen unglaubwürdig. Diese Mittelständler die im gleichem Atemzug für den Ausbau der Erneuerbaren unterwürfig eintreten und von der Klimarettung schwadronieren. Entweder sie ändern hierzu grundlegend öffentlichkeitswirksam ihre Haltung oder halten besser den Mund!

Waterkant
1 Monat her

Alle Erneuerbaren sind maximal so viel wert, wie der eingesparte Brennstoff. Dies sind bei KKWs weniger als 0,5 ct / kWh, das ist so unschlagbar wenig, daß diese Erzeugungsart unbedingt in die Luft gesprengt werden musste, denn sonst liesse sich das Grüne Nirwana noch schlechter verwirklichen.
In Spanien gibt es Standorte, von denen aus zur Netzparität (also ohne Subvention) eingespeist wird. Wenn die Erneuerbaren alle ihre Kosten tragen würden, wäre nicht gegen sie zu sagen.

Meyer
1 Monat her

Ich habe schon von angekündigten Pachtzahlungen in Höhe von 40.000€ pro WKA im Monat gehört! Diese skandalösen, sittenwidrigen Zahlungen auf Kosten des Steuerzahlers werden wie Anderes oft erst (zu?) spät bekannt, weil die genauen Zahlen von der Politik bewußt verschleiert werden. Z.B. wer Genaueres über das Emissionshandelssystem ETS2 erfahren möchte, findet im Internet… nichts! Nur ein „Euro Truck Simulator 2“ wird durch die Suchmaschinen angezeigt. Gerade in Wahlkampfzeiten wäre es für die eh schon genervten etablierten Politiker auch sehr ungünstig, wenn sich Bürger über diese rot-Grün-Schwarze-Abzocke ab 1.1.2027 informieren könnten. Daher nannte man das Horrorgesetz nicht ETS2 sondern ETSII. Und… Mehr

Wuehlmaus
1 Monat her

Die Windkraftanlagen geben 100kg Ewigkeitsgiftstoffe pro Anlage und Jahr ab. Was kostet die Sanierung der Umgebung nach 20 Jahren? Dafür kommt doch hoffentlich der Verpächter auf, oder?

Schwabenwilli
1 Monat her

Nicht nur für Windkraft Anlagen.
Meine Kumpels würden ihre Äcker und Wiesen auch lieber an Solarfeld Betreiber verpachten als die Flächen mühsam zu bewirtschaften.
Dazu noch ein kleiner Nebenjob und das Leben ist schön.

Das Essen für Deutschland kann ja Polen und später die Ukraine herstellen.

Last edited 1 Monat her by Schwabenwilli
Grandler
1 Monat her

Und wohl nicht eingerechnet sind die enormen Rückbaukosten von im Boden verbliebenen Betonsockeln etc. der später (nach 20 Jahren) in die Insolvenz gegangenen Betreiber. Diese werden dann wie üblich von Steuermitteln getragen.

Werner Geiselhart
1 Monat her

Ich vergleiche das auch mit den Hotelbesitzern, die ihre heruntergekommenen Zimmer zu Mondpreisen an den Staat vermieten, um dort neu Hinzukommenden eine Bleibe zu verschaffen.
Die ganzen Traumtänzerprojekte halt, die der Bürger über horrende Abgaben zu finanzieren hat.
Aber anscheinend wird dieser Bürger immer noch nicht schlau draus, wie wir heute Abend sehen werden.

Rob Roy
1 Monat her

300.000 Euro Pacht für ein Windrad? Wenn das stimmt, dann erklärt das natürlich die Windkrafthysterie, die nicht einmal vor Naturschutzgebieten und Urwäldern Halt macht.
Ich hätte gedacht, ein Verpächter erhält ein paar tausend Euro im Jahr plus eine einmalige Entschädigung, da während der Dauer des Aufbaus des Windrads die Fläche nicht wirtschaftlich nutzbar ist.
Wenn ich jetzt an so einem Windpark mit 10, 20 oder 30 Rädern vorbeikommen, werde ich mit nochmals anderen Augen betrachten.

Last edited 1 Monat her by Rob Roy
Ronaldo
1 Monat her

Und diese Profite werden praktisch auf Jahrzehnte garantiert. Was bei der Windkraft-Förderung abgeht, ist aus meiner Sicht eine Riesensauerei. Cum ex war im Vergleich ein Pappenstiel.

Edwin
1 Monat her

Warum gehen die Schreiben nur an die korrupten oder begangenen kommunalen und regionalen Entscheidungsträger? Dort versickert es. Die Schreiben müssen an alle privaten Haushalte und Unternehmen gehen. Die Empörung und der Druck müssen von unten, vom Verbraucher, kommen.