Mit JP Morgan endet der Traum vom grünen Wirtschaftswunder

Der Wokeismus befindet sich im Niedergang. Eine kleine, wenn auch gewichtige Meldung belegt das: Die Großbank JP Morgan steigt aus ihren Klima-Selbstverpflichtungen aus. Der deutsche Traum von der Vorreiterrolle ist ausgeträumt.

IMAGO / ZUMA Press Wire

Wer eine Historie des Wokeismus schreiben will, wird im Kapitel „Niedergang“ nicht am 7. Januar 2025 vorbeikommen. Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Ankündigung von Facebook, künftig auf Faktenchecker verzichten zu wollen. Das war ein großes Thema für seriöse, neutrale und kritische Medien, aber auch für die Tagesschau. Ein wenig unter ging daher eine Meldung, die mindestens genauso viel Sprengstoff für den Wokeismus enthält:

Die Bank JP Morgan verlässt die „Net Zero Banking Alliance“. Ein Bündnis, dessen Mitglieder sich selbst verpflichtet haben, keine „klimaschädlichen“ Unternehmen zu finanzieren. Mit JP Morgan hat die letzte der sechs amerikanischen Großbanken diese Art von Bündnissen verlassen. Statt der politischen Botschaft stellen sie künftig das Geldverdienen ins Zentrum ihrer Aktivität.

Wobei schon der letzte Satz dem woken Framing auf den Leim geht. Denn Banken wie JP Morgan haben nie etwas anderes getan, als das Geldverdienen ins Zentrum ihrer Aktivität zu stellen. Im Zeitalter des Wokeismus bedeutete das halt, den Rücken zu beugen und nach den Regeln der Woken zu tanzen. Jetzt befindet sich dieses Zeitalter im Niedergang und die Banken reagieren. Über Wirtschaft sollte man nicht philosophieren, man sollte sie lieber verstehen. Und eigentlich ist das gar nicht so schwer – wie im Fall von JP Morgan.

Deutsche Energiewende
Nach der Dunkelflaute kommt die gefährlichere Hellbrise
Nicht nur die Banken haben den Rücken gebeugt. Auch andere Konzerne wie McDonald’s haben nach den Regeln der Woken getanzt und kündigen nun an, damit aufzuhören. Niedergang und so. Wiederum andere haben mit der woken Ideologie Vermögen verdient. Etwa die Solarbranche. Niemand weiß, ob deren Verantwortlichen je geglaubt haben, eine Industrienation wie zum Beispiel Deutschland könnte ihre Versorgung alleine auf erneuerbare Energien aufbauen. Es ist auch egal. Entscheidend für sie war, dass sie wussten, dass sie mit dieser Behauptung Milliarden verdienen konnten. Zumindest wenn die verantwortlichen Minister eines Landes im Kopf schwach genug waren, ihnen zu glauben, die Versorgungsstrukturen anderer Energieträger zu vernichten und Steuer-Euro für Steuer-Euro für die Förderung von Solaranlagen auszugeben. Am Ende geht es in der Wirtschaft ums Geldverdienen – auch und gerade im Klima-Business.

SPD und Grüne haben sich und Deutschland als Vorreiter gewähnt, als sie trotz Ukraine-Kriegs aus der Atomkraft ausgestiegen sind. Die FDP hat mitgespielt. Kanzler Olaf Scholz (SPD) kündigte ein grünes Wirtschaftswunder an, weil bald alle Nationen in den Klimaschutz investieren würden und Deutschland dann als Vorreiter fett im Geschäft sein würde. Jetzt steigt JP Morgan als letzte der amerikanischen Großbanken aus dem Klima-Business aus. Wer wird vor der Geschichte recht behalten? Die Banker, die jedes Jahr Milliarden Dollar an Gewinnen erwirtschaften? Oder doch der deutsche Verwaltungschef, der seinen Bürgern Jahr für Jahr eine Billion Euro an Steuern abpresst, damit aber immer noch nicht zurecht kommt und deswegen Neuschulden in der gleichen Höhe aufnehmen will?

SPD und Grüne sehen Deutschland als Vorreiter einer Wirtschaftsordnung, in deren Mittelpunkt der Klimaschutz steht. Doch Deutschland ist nicht der Anführer eines großen Reiterfeldes. Es ist das Kind, das sich allein im Wald verirrt hat und jetzt merkt, dass die Dämmerung einsetzt. Irgendwo zwischen Verhungern oder Vom-Wolf-gefressen-werden wird auch den hartnäckigsten Grünen und Sozialdemokraten klar, in welche Lage sie sich und das Land gebracht haben.

Der Großgrüne Habeck:
Wann kommt das Brandenburger Tor dran, Herr Habeck?
Der „Wirtschaftsminister“ ist Kanzlerkandidat der Grünen. Immerhin stellen sie im Bundestag die drittgrößte Fraktion und in den Umfragen liegen sie auf Platz vier. Doch genau ein Thema spart der „Wirtschaftsminister“ in diesem Wahlkampf aus: richtig, die Wirtschaft. Bei allen Schwächen in seinem Denken, in all seiner Langsamkeit im Erkennen ist auch Robert Habeck mittlerweile klar geworden, dass es ihm nicht hilft, wenn die Wähler all zu viel über die deutsche Wirtschaft reden, lesen oder nachdenken. Schließlich ist nicht jeder Wähler unkritisch und selbstvergessen genug wie öffentlich-rechtliche Redakteurinnen, um angesichts des Glanzes von Roberts Augen über dessen Politik hinwegzusehen.

Wie bitte? Es sei respektlos, die Grünen-Wähler auf Menschen zu reduzieren, die sich von Äußerem ablenken ließen? Also bitte, pardon, aber genau darauf zielt Habecks Wahlkampf doch ab: Robert Habeck überlebensgroß – und illegal – auf dem Münchener Siegestor. Robert Habeck überlegensgroß und legal an der Fassade der Bundesgeschäftsstelle mit Blickrichtung Invalidenstraße. „Ein Mensch, ein Wort“, lautet sein Slogan. Das ist auch besser so. Denn wenn der „Wirtschaftsminister“ all zu viele Worte aneinanderkettet, müssen öffentlich-rechtliche Redakteurinnen danach ganz viel erklären, wie es der Robert eigentlich gemeint habe, und dass diese böse Hass-und-Hetze-Gesellschaft außerhalb der Blase ihr Idol immer bewusst falsch verstehen würde.

Die woke Politik ist gescheitert. Kaum ein anderes Land hat sie – den Grünen sei dank – derart in die Irre geführt wie Deutschland. Ein Land sitzt im Wald und steht vor dem schweren Schritt, zugeben zu müssen, dass es sich verirrt hat und nun den Rückweg antreten muss. Oder halt vom Wolf gefressen wird, der im richtigen Leben hierzulande auf Betreiben der Grünen wieder angesiedelt wurde. Aber das nur am Rande.

Unter Donald Trump kehren die USA wieder zu einfachen Wahrheiten zurück: Ohne bezahlbare Energie kann eine Industrienation keine Industrienation bleiben. Im Geschäftsleben zählt der Gewinn und nicht die Haltung. Unternehmer treffen bessere unternehmerische Entscheidungen als der Staat. Solche Wahrheiten sind vielleicht nicht so komplex wie die Gedankengänge von Robert Habeck, aber dafür führen sie zum Ziel und nicht in den Wald. Dass der „Wirtschaftsminister“ im Wahlkampf daher nicht mehr auf seine Gedanken, sondern auf sein Gesicht setzt, ist vielleicht seine beste Idee seit drei Jahren.

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Kommentare ( 31 )

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ceterum censeo
12 Stunden her

Irgendwo zwischen Verhungern oder Vom-Wolf-gefressen-werden wird auch den hartnäckigsten Grünen und Sozialdemokraten klar, in welche Lage sie sich und das Land gebracht haben.“ DAS bezweifle ich aber stark, Herr Thurnes! Jeder, der ansatzweise die Grundrechenarten beherrscht, hat gleich gesehen, dass die sog. Energiewende in einer phänomenalen Katastrophe enden wird. Nur ideologische Beton- und Schwachköpfe beharren auf den Ausbau von Wind und Solar. Resistent gegen Fakten, die immer offenbarer werden, nur dass dieses enorm dicke Brett der Ideologie komplett die Sicht auf die Fakten versperrt!

Leroy
12 Stunden her

„Dass der „Wirtschaftsminister“ im Wahlkampf daher nicht mehr auf seine Gedanken, sondern auf sein Gesicht setzt, ist vielleicht seine beste Idee seit drei Jahren.“ – Nicht alles was 2 Backen hat ist ein Gesicht –

Paprikakartoffel
11 Stunden her
Antworten an  Leroy

Hängen Sie am besten schon mal den Bademantel griffbereit neben der Tür auf.

Leroy
11 Stunden her
Antworten an  Paprikakartoffel

Ich habe mir einen neuen zugelegt und will ihn mal ausprobieren.

Europafriend
12 Stunden her

„Olaf Scholz (SPD) kündigte ein grünes Wirtschaftswunder an …“
Und bekommen haben wir ein blaues Wirtschaftswunder.

Fieselsteinchen
13 Stunden her

Deutschland hat sich also mal wieder geirrt? Nun, ist auch nur das 3. Mal in knapp 100 Jahren, wenn wir mal 2015 und Corona sowie die DDR weglassen. Deutschland bzw. die Deutschen haben sich mehrheitlich von Kriminellen, Ideologen, psychopathologisch Auffälligen (gern auch in Personalunion) mit Hilfe der Medien und einer beeinträchtigten ungebildeten Schulschwänzerin hinters Licht führen lassen, weil sie zu faul zum Denken sind. Und teutonische Dummheit wird bekanntermaßen bestraft. Wer jetzt aber glaubt, daaa damit in Deutschland die CO2-Steuer fällt oder der Reinhardtswald keine Windmühlen verpasst bekommt, irrt gewaltig! Das läuft noch eine ganze Weile weiter, denn die Verantwortlichen… Mehr

Last edited 13 Stunden her by Fieselsteinchen
Nihil Nemo
13 Stunden her

Robert Habeck scheint mir auf schmerzhafte Weise von seiner eigenen Großartigkeit überzeugt, dass sich Vergleiche mit der deutschen Vergangenheit anbieten. Sachliche Kritik wird er möglicherweise gar nicht mehr wahrnehmen. Geht’s ins Persönliche kommt dann eine unvermutete Dünnhäutigkeit zu Tage.

gernot69gernot
14 Stunden her

Überlebensgroße Portait von Politikern findet und fand man im besonderen in vorzeige Demokratien wie Russland ,China, Irak, Iran Syrien und jetzt auch Deutschland mit seiner besonderen gestrigen Tradition.Habeck will nach meiner Meinung daran anknüpfen.NIE WIEDER !
Und das ist meine Meinung

Klaus D
14 Stunden her

Unternehmer treffen bessere unternehmerische Entscheidungen als der Staat….echt jetzt! Oft genug sind diese aber auch viel schlechter.

stefanvolker
14 Stunden her

Der Schweizer Carl J. Burckhardt sagte über die Deutschen bereits vor 1914: „Sie steigen zu hoch, sie fallen zu tief. Sie wollen in einer bedingten Welt Unbedingtes durchsetzen. – Sie denken ins Leere hinaus, ohne die Folgen zu bedenken.“

Paprikakartoffel
11 Stunden her
Antworten an  stefanvolker

Das gibt‘s auch kürzer, von einem meiner seligen Verwandten: „Der Deutsche weiß nie, wann ist genug!“

Teiresias
14 Stunden her

Das Leistungsbilanzdefizit der USA gegenüber Deutschland/Europa wurde umgekehrt. Aufgrund der nachhaltigen Zerstörung der Industrie wird es auf absehbare Zeit dabei bleiben. Im Ergebnis werden Schulden von den USA auf Europa übertragen bzw. amerikanische Inflation nach Europa exportiert. Einen anderen Sinn hat das ganze Klimagehampel m.E. nie gehabt. Jetzt wird Kurs genommen auf Kriegswirtschaft. Die NATO trommelt dafür (Rob Bauer!) – genau wie die Brüsseler „Eliten“. Am Ende wird es um China gehen. Die USA will unbedingt das geopolitische Zusammenwachsen Europas mit Asien zu einem gemeinsamen Wirtschaftsraum verhindern – anders ausgedrückt: Die Spaltung Asiens und Europas, die das britische Empire mit… Mehr

Last edited 14 Stunden her by Teiresias
Landgraf Hermann
14 Stunden her

Man sollte vielleicht den Habeck besser „Misswirtschaftsminister“ nennen. Der ist in keiner Weise ein Wirtschaftsminister.