Missstand bei Staatsmonopolisten

Die GVL hortet etwa eine Milliarde Euro, die eigentlich Künstlern zusteht. Vor dem Bundestag-Kulturausschuss räumte sie nun gravierende Probleme ein.

In einer Anhörung des Bundestags-Kulturausschusses am Mittwoch beschäftigten sich Abgeordnete zum ersten Mal mit den Missständen bei der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL). Das Thema war auf Antrag der AfD auf die Tagesordnung gesetzt worden. Die GVL verfügt in Deutschland über das Monopol für Rechts-Wahrnehmung von etwa 180.000 Musikern und Bühnenkünstlern gegenüber den Verwertern, etwa Radio, TV und Veranstaltern. Das Problem: seit 2010 laboriert die GVL an der Umstellung auf die digitale Meldung und Zuordnung der Zahlungen. Sie bunkert deshalb Gelder, die nicht ihr, sondern eigentlich den Künstlern gehören und längst hätten ausgezahlt werden müssen.

Nach ihrer eigenen Buchführung hatte die GVL deshalb schon 2017 Rückstellungen von 621 Millionen Euro gebildet. Im Jahr 2016 lag die Summe bei 495 Mio. Euro.
Das bedeutet: hochgerechnet sitzt die Gesellschaft mittlerweile auf etwa einer Milliarde Euro, von denen der größte Teil schon an die Rechteinhaber hätte fließen müssen.

Weil die Zurückhaltung der Gelder mutmaßlich die Tatbestände von Veruntreuung und Sozialbetrug erfüllen, sind nun mehrere Klagen von Musikproduktionsfirmen gegen die GVL anhängig.

In der Bundestagsanhörung räumten Vertreter der GVL Probleme ein, und versprachen Besserung. „Wir werden das Problem weiter verfolgen“, kommentierte der kulturpolitische Sprecher der AfD-Fraktion Marc Jongen. Auch die Abgeordneten der anderen Parteien sehen die Arbeit des Monopolisten GVL kritisch.

Teil der Kritik von AfD-Abgeordneten und anderen Parlamentariern sind auch die Gehälter der beiden GVL-Geschäftsführer. Sie liegen über dem Gehalt der Bundeskanzlerin.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 9 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

9 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Bummi
4 Jahre her

Nun ja, das Gehalt der Kanzlerin ist doch eher lächerlich. Das entspricht noch nur dem Gehalt eines Chefs eines größeren Wasser- oder Stadtwerks in der Provinz.

Protestwaehler
4 Jahre her

Das ausgerechnet die AfD die Interessen der „Kulturschaffenden“ vertritt…

Ralf Poehling
4 Jahre her
Antworten an  Protestwaehler

Bei weitem nicht alle Musiker und Künstler ticken auf Regierungslinie. Nur diejenigen, die sich davon einen Werbeeffekt versprechen. Ich bin selbst Musiker. Und AFD Mitglied. 😉

F.Peter
4 Jahre her
Antworten an  Protestwaehler

Vielleicht stehen die zurückgehaltenen Geldern solchen Künstlern zu, die nicht auf Mainstreamlinie liegen! Was man damit wohl bezwecken könnte?????

Wolfsohn
4 Jahre her
Antworten an  Protestwaehler

Der AfD geht es um die Einhaltung von Recht und Gesetz. Das betrifft sowohl ihre Wähler als auch die, die ständig gegen sie mobilisieren, denn: Jeder ist vor dem Gesetz gleich.

Genau das ist es auch, was die AfD zur Besonderheit im politischen Filz macht und weshalb sie von den Alt-Parteien so heftig angegriffen wird.

Max Media
4 Jahre her

Ich bin mir sicher, der GVL „Judaslohn“ an Grönemeyer, Lindenberg, feine Sahne
Fischfilett und die roten-toten Hosen sind rechtzeitig ausgezahlt worden…

Dr. Michael Kubina
4 Jahre her
Antworten an  Max Media

Media: Ich glaube, Sie haben nicht so wirklich verstanden, was die GVL ist. Sie zahlt keine Löhne aus, subventioniert auch keine „Kunst“, sondern verteilt nach einem festgesetzten Schlüssel Nutzungsgelder, die Medien, Discotekenbetreiber oder Vereine etc. für das öffentliche Abspielen von Musik an die GVL zahlen, an die Künstler, vergleichbar mit der „VG Wort“ für „Schriftschaffende“. Worüber hier berichtet wird, ist schlicht Unfähigkeit (und Selbstbedienung ggf. bei den Gehältern). Die Kunst, für die hier Nutzungsentgelder gezahlt und von der GVL verteilt werden, ist an keinerlei Qualitätsstandards gebunden. Wer Töne erzeugtbzw. aufschreibt, die andere wiedergeben, erhält Geld, etwas verkürzt gesagt

Ralf Poehling
4 Jahre her
Antworten an  Max Media

Viele Showgrößen verdienen ihr Geld mitnichten nur über die Rechteverwertung. Im Gegenteil: Immer mehr Geld fließt direkt über den Verkauf von Merchandise Artikeln. Oder den direkten digitalen Verkauf der eigenen Musik. Und da kommt dann die geschickte Eigenwerbung ins Spiel. Mit einer Neuauflauge der „Sportpalastrede“ kommt man ins Gespräch und mobilisiert potentielle Kunden. Wenn Musik nicht mehr nur der Unterhaltung dient, sondern politische Zwecke verfolgt um damit aber letztlich nur den eigenen Ertrag zu erhöhen, wird es gefährlich. Irgendwer hat nach Band Aid in den 80ern offenkundig bemerkt, dass (vorgeblich) politisches und soziales Engagement auch Geld abwirft und nicht nur… Mehr

AlNamrood
4 Jahre her

Kunst und Kultur in Deutschland? Kann weg. Zwischen biederer moralinsaurer Mainstreamkunst und pseudo-independent ebenfalls moralinsaurer aber vulgärer Kleinkunst gibt es da nichts.