Merkels Zufriedenheit

Am Ende ihrer Kanzlerschaft kennt Angela Merkel keine Parteien mehr. Sie kennt nur noch sich selbst. Aber daran lässt sie uns bei einem Auftritt im Düsseldorfer Schauspielhaus teilhaben.

IMAGO / Achille Abboud
Angela Merkel

Am Mittwochabend saß eine gut gelaunte und mit sich zufriedene Angela Merkel auf der Bühne des Schauspielhauses in Düsseldorf neben der nigerianischen Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie – deren Bücher sie, wahrscheinlich, ohne sie gelesen zu haben, als hilfreich empfindet –, der Publizistin Miriam Meckel und der Journalistin Léa Steinacker. Merkel spricht darüber, dass sie „als Kind mit geistig Behinderten zusammen aufgewachsen“ ist und daher „keine Furcht und Berührungsängste hatte.“ Gern hätte man an dieser Stelle von ihr erfahren, zu wem sie außerdem keine Berührungsängste hatte. Sie spricht über den Tod der Mutter, wie sieht es aber mit den politischen Ansichten des Vaters aus? Merkel spricht über den Kampf um die Experimentiertische gegen die männlichen Kommilitonen. Nun dürfte sie, die sich in Düsseldorf eine Feministin nennt, es allen Männern gezeigt haben, wie man eine Partei und einen Staat herunterwirtschaftet. 

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Womit ist Merkel eigentlich zufrieden? Mit der Masseneinwanderung in die deutschen Sozialsysteme? Mit einer erhöhten Terrorgefahr? Mit dem Anstieg von Mord, von Vergewaltigung, wozu auch im besonderen Maße Gruppenvergewaltigungen gehören? Kann man damit als Feministin zufrieden? Mit einem zutiefst gespaltenen und in sich verfeindeten Land? Mit dem Ende der Diskussionskultur und den Einzug von Cancel Culture und Deplatforming? Mit dem Wiedereinzug eines neuen, alten Geistes der Verächtlichmachung, der Intoleranz, der Denunziation, der Markierung von Bürgern? Mit den höchsten Energiepreisen in Europa, mit denen wir, so der Spott aus Prag, das tschechische Rentensystem stützen?  Und als deutsche spottfreie Ergänzung hierzu, das tun, während wir dabei sind, unser Rentensystem an die Wand zu fahren?

Man droht den Jungen damit, dass sie die Renten für die große Zahl der Babyboomer zu finanzieren hätten. Das ist eine hinterhältige, unanständige Argumentation, denn die Babyboomer haben das Rentensystem am Laufen gehalten und tun es immer noch durch überhöhte Beiträge, die auch aufgrund der Nullzins-Politik der EZB benötigt werden. Auch für Ansprüche von Leuten, die entweder gar nicht oder nicht im erforderlichen Maße in die Rentenversicherung eingezahlt haben. Eins ist jedenfalls sicher, die Babyboomer werden nicht einmal einen Bruchteil von dem wiedersehen, was sie eingezahlt haben. Irgendwann wird man einmal eine drakonische Rentenreform machen müssen, die zu Lasten der Jüngeren und der Babyboomer gehen wird, da hilft es, vorsorglich beide Gruppen der Betrogenen gegeneinander auszuspielen. 

Womit ist Angel Merkel eigentlich zufrieden? Mit dem Verdrängen aller wichtigen sozialpolitischen Entscheidungen und Reformen für die schon länger hier Zahlenden? Schmeichelt sich die Bundeskanzlerin damit, dass sie das Inflationsziel von um die 2 % der EZB mit aktuell 3,9 % in Deutschland überboten hat. Tendenz steigend. Ein Treiber – und damit kann die Klimakanzlerin sehr zufrieden sein – ist die CO-2 Bepreisung. Und weil damit der Staat so schön Kasse machen kann auf Kosten der schon immer hier Zahlenden, wollen die Grünen, demnächst zu Merkels voller Zufriedenheit in der Regierung, die CO-2-Bepreisung weiter nach oben treiben, und damit natürlich die Inflation. Man kann diese Politik auch einen Raubzug nennen. Aber die Einführung einer kommunistischen oder sozialistischen oder klimaneutralen Gesellschaft kostet immer Opfer und führt zu immer weiteren Opfern, zu Umverteilungen bis nichts mehr da ist, was man umzuverteilen kann.

Aber wenn es soweit ist, wenn die harten Verteilungskämpfe ausbrechen werden, wird die zufriedene Bundeskanzlerin i.R. der wahren Zufriedenheit frönen und dann Fragen wie diese beantworten: „Möchte ich schreiben? Möchte ich reden? Möchte ich wandern? Möchte ich zu Hause sein? Möchte ich in die Welt fahren? Und dazu, hab ich mir vorgenommen, mache ich eben erst mal nichts und warte mal, was so kommt. Und das, finde ich, ist sehr faszinierend.“ Warten kann sie wahrlich, denn wie die Intendanten des ÖRR, der „ideologischen Staatsapparate“, wie Althusser sie nannte, wird sie sich im Gegensatz zu den Babyboomern keine Sorgen um ihre Renten machen müssen. 

Frau Dr. Merkel wird für das von ihr angerichtete Desaster keine Verantwortung übernehmen müssen. Sie geht zur rechten Zeit. Sie ist fein raus. 

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Und weil wir schon einmal beim Geld sind. Zum Glück der Bundeskanzlerin gehört zudem, dass die Brüsseler Administration Milliarden Euro in Europa verteilen darf, so bspw. 200 Milliarden an Italien, die Draghi davor bewahren, von Salvini gestürzt zu werden, Coronahilfen, von denen der Hauptanteil an Überweisungen und Garantien für aufgenommene Schulden aus Deutschland kommt. Zufrieden darf die Bundeskanzlerin auch damit sein, dass die Hilfsgelder, von denen sie schwärmt, Polen und Ungarn nicht ausgezahlt werden, weil dessen Regierungen nicht nach Brüsseler Pfeife tanzen. Aber vielleicht ist Angela Merkel sogar ein ganz klein wenig damit zufrieden, dass den Ländern die Coronahilfen gesperrt werden, die so viel zum Sturz des Sozialismus beigetragen haben.

Zuweilen fragt man sich, ob Merkel wirklich so naiv ist oder nur so tut, wenn sie allen Ernstes behauptet, dass 2015 die Flüchtlinge plötzlich „vor der Tür“ gestanden hätten. Um dann ihre Entscheidung zum Schaden der deutschen Gesellschaft mit der scheinmoralischen Empörung zu rechtfertigen: „Und jetzt zu sagen: Passt mal auf, zurück übers Mittelmeer, das war für mich kein Weg.“ Wo sie doch schon einmal da waren – und auch die Bundeskanzlerin wusste nicht, woher die vielen Beladenen auf einmal kamen. Doch in Wahrheit standen die Migranten nicht einfach so vor der Tür. Statt die Grenze zu schließen, wie es eigentlich vorgesehen war, lud Angela Merkel Migrationswillige aus aller Welt in die deutschen Sozialsysteme ein. Die Tür, die Merkel geöffnet hat, wurde niemals wieder geschlossen. Auch wenn die Medien darüber nicht mehr berichten, hält der massenhafte Zuzug an. Gerade hat Heiko Maas, der heroische Kämpfer gegen rechts, Feminist wie seine Kanzlerin, eine weiteres Tor geöffnet. Das Tor heißt Ramstein.

Nachdem Angela Merkel die CDU heruntergewirtschaftet und alles für den Wahlsieg von Rotgrün getan hat, ist die letzte Sorge, die Angela Merkel umtreibt, ihr Bild in der Geschichte. Auch wenn die Medien und willige Journalisten als Panegyriker Merkels Interpretationen verbreiten werden, hat selbst sie ihr Bild in der Geschichte nicht in der Hand – und damit darf sie zur Abwechslung einmal unzufrieden sein. Auch wenn die desaströsen Folgen ihrer Politik zunächst ihren Nachfolgern zugerechnet werden, so ist die historische Perspektive eine längere, sie lässt sich nicht von Konjunkturen beeindrucken.


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Kommentare ( 59 )

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baul
3 Jahre her

„Die Ära Merkel“. einfach mal das Ganze betrachten. mit Merkel verschwindet nur eine (äußerst unsympathische, um es forentauglich zu formulieren) Person. Die Nachfolge steht fest, es sei denn, der kaum anzunehmende Fall tritt am 26.09. ein …

josefine
3 Jahre her

Es ist doch blendend gelaufen für Frau Merkel! Das Land, dem sie weder Sympathie noch Fürsorge widmete, ist kaputt. Die CDU, die ihr jahrelang zugejubelt hat, hat sie für lange Zeit unwählbar gemacht.
Die Medien werden weiterhin positiv über sie, die „mächtigste Frau Europs“, berichten.
Alles gut, Deutschland kaputt.

josefine
3 Jahre her

Sie hatte 16 Jahre lang Narrenfreiheit in der CDU! Es gab keine Kritik nur Anbeten und Übernahme ihrer Vorstellungen. Die Medien machten willig mit, bogen ihretwegen nicht nur einmal die Wahrheit hin, wie sie es wollte. Wer nicht mitmachte, der hatte keine Chance mehr, sie erwartete Vasallentreue, und die CDU-Herrschaften machten bereitwillig mit. Frau Merkel war Garant für Wahlgewinne, und nur das zählte. Da konnte man schon mal die Faust in der Tasche machen, Hauptsache, man wurde bei der nächsten Wahl wieder aufgestellt. Jetzt ist ihre Zeit abgelaufen, und sie hinterlässt ein gespaltenes, verarmtes Land, das seiner wichtigsten Industrie, dem… Mehr

Thorsten
3 Jahre her

Das funktioniert nicht, wenn zuviel Geld falsch investiert wird, dann kann die Wirtschaft nicht mehr im globalen Wettbewerb mithalten.

Thorsten
3 Jahre her

schon die nächste Regierung könnte zu einem Kassenstirz gezwungen werden, wenn die Inflation sich nicht beruhigt.

Thorsten
3 Jahre her

 kennt Angela … keine Parteien mehr“ kommt mir irgendwie bekannt vor. Waren das nicht Parolen der Mächtigen vor den Weltkriegen.
Die Ergebnisse sieht man ja auf den Landkarten. Ist dies der „3. Karthagische Krieg“ Deutschlands …

Klaus Tro Phobie
3 Jahre her

Wenn ich mir Merkels Leistung so anschaue und die ihres Kabinetts (und anderen Partien im Feminismus- Gleiochschaltungs- Bevorzugungs- und Genderwahn), falle ich nurmehr in Sarkassmus: Einem Amazonenzirkus in führender Position folgten Schlappschwänze in Schlepptau mit.

Kokoschka
3 Jahre her

Normalerweise muss ich nie um Worte oder gar meine Fassung ringen. Und von Merkel dachte ich, schon alles an Kummer gewohnt zu sein. Bis zu ihrer „Abschiedsrede“ im Bundestag, den sie doch tatsächlich als „Herzkammer der Demokratie“ bezeichnete. Ich traute meinen Ohren nicht. Ausgerechnet Merkel! Niemand anders seit 1949 hat diese Herzkammer so sehr geschädigt, gar pervertiert, wie sie! Statt Gesetze im Bundestag zu beraten, setzt Merkel auf undurchsichtige und undemokratische Kungelrunden wie die Ministerpräsidentenkonferenz oder das „Corona-Kabinett“. Völlig am Grundgesetz vorbei. Dazu ihre ständigen globalistischen Hirnblähungen und ihr ins Fanatische gehender Multilateralismus. Wenn sie nicht mit ihren deutschen Kungelrunden… Mehr

Thorsten
3 Jahre her
Antworten an  Kokoschka

Merkel ist so aus der DDR sozialisiert. Da wurden auch alle Beschlüsse von oben nach unten zum Abnicken durchgereicht.
Die CDU hat sich da ein Kuckucksei ins Nest geholt und VERSÄUMT es rechtzeitig wieder loszuwerden. Unter maßgeblicher Mitarbeit der CSU (Stoiber) übrigens.

Odysseus JMB
3 Jahre her

…die sich in Düsseldorf eine Feministin nennt... Unter dem denkbar größtmöglichen Widersinn „outet“ Merkel wohl nichts. Wie passt das Feministin-Sein denn zum Slogan „der Islam gehört zu Deutschland“, dem sie ja durch ihren Gehülfen Ch. Wulff so nachhaltiges Ansehen verliehen hat? Wie hat muss man sich dieses Sowohl-als-auch logisch vorstellen? Ist Merkel eine Anhängerin der dreiwertigen Logik, die jede Form politischer Verantwortung schon im Ansatz unmöglich macht? Hat das „sozialistische EU-Milchmädchen“, mit den höheren Weihen durch Klaus Schwab und seinem WEF ausgestattet, eigentlich eine Ahnung, wie konträr sich die genannten Positionen Feminismus und Islam sind? Die „Geschichten aus 1000 und… Mehr

Last edited 3 Jahre her by Odysseus JMB
Montesquieu
3 Jahre her

Merkel erinnert mich in den letzten Monaten zunehmend an den Typus gealtertes Mauerblümchen, das als späte Identität stiftende Rolle die „Feministin“ in sich entdeckt zu haben glaubt und dieses öffentlich zelebriert.
Wären Merkel mehr Facetten der menschlichen Existenz zugänglich gewesen, wäre uns vermutlich vieles erspart geblieben.