Merkel kündigt ihr eigenes Dogma von der Untrennbarkeit von Kanzlerschaft und Parteivorsitz

Kanzleramt und Parteivorsitz in einer Hand war für Merkel alternativlos - bis gestern. Welche Alternativlosigkeiten folgen morgen und übermorgen?

Tobias Schwarz/AFP/Getty Images

Wer schon bisher schrieb, dass es Frau Merkel noch nie um etwas anderes ging als ihr Amt, hat kein Problem, ihre Ankündigung zu erklären, nicht mehr für den Parteivorsitz zu kandidieren. Das ihr Wichtigste, das Kanzleramt, ist Frau Merkel jedes Opfer wert. Und es ist erneut Taktik, nicht Strategie, so zu handeln, wie es bei jeder Entscheidung von Frau Merkel war. Taktik ohne Strategie heißt aber, die Richtung jedes Schrittes ist purer Zufall: segeln auf chronisch begrenzte Sicht.

Robin Alexander weist auf das Risiko hin, das Taktik ohne Strategie mit sich bringen muss. Was Frau Merkel mit AKK vereinbart hat, braucht selbstverständlich Dritte nicht zu kümmern.

Und so folgt die BILD-Exklusivmeldung wie aus dem Lehrbuch der Strategie auf dem Fuße: Friedrich Merz soll zur Kandidatur bereit sein.

Jenen Journalisten, die nun unausweichlich schreiben werden, wenn Merz antritt, gewinnt er, empfehle ich, tiefer in die Innereien der CDU zu schauen. Da gibt es erstens viele, die sagen, wenn Frau Merkel freiwillig geht, wollen wir ihre Kandidatin wählen. Und zweitens haben in der CDU nicht wenige Rechnungen mit Merz offen, freundliche wie diese und unfreundliche.

Da habe ich dann auch noch einen Hinweis. Verliert Merz gegen AKK, hat er Frau Merkel einen Bärendienst getan. Das Mäntelchen der funktionierenden inneren Demokratie der CDU (die es noch nie gab) als verschönernde Tarnung ihres unfreiwilligen Teil-Rückzugs in den innersten Verteidigungsring ihrer Macht, das Kanzleramt. Dem Abgang Teil eins folgt trotzdem Abgang Teil 2. Die Lawine rollt unaufhaltsam.

Die Abschiedsgesänge beginnen:

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